Sprechen lernen: Erzählungen

Buchseite und Rezensionen zu 'Sprechen lernen: Erzählungen' von Hilary Mantel

Inhaltsangabe zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
EAN:9783832168162
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Arresting God in Kathmandu

Buchseite und Rezensionen zu 'Arresting God in Kathmandu' von Samrat Upadhyay

Inhaltsangabe zu "Arresting God in Kathmandu"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:210
Verlag: Mariner Books
EAN:
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Aus der Zeit fallen

Buchseite und Rezensionen zu 'Aus der Zeit fallen' von David Grossman
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Aus der Zeit fallen"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Taschenbuch
Seiten:128
EAN:9783596031535
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Rezensionen zu "Aus der Zeit fallen"

  1. Ein Meisterwerk trotz seiner Tragik!

    !ein Lesehighlight 2023!

    Klappentext:

    „Totenklage und Hymnus auf das Leben zugleich

    Ein Mann streift klagend durch die Stadt, trauernd um seinen toten Sohn. Andere Leidtragende schließen sich ihm an. Zusammen bilden sie einen vielstimmigen Chor, der all die Fragen besingt, mit denen Verstorbene ihre Angehörigen zurücklassen. David Grossman, einer der bedeutendsten Autoren Israels, legt einige Jahre nach dem Tod seines eigenen Sohnes im Libanonkrieg sein wohl persönlichstes Buch vor.“

    Ein kleines Buch mit einer gewaltigen Geschichte die einen berührt und unweigerlich gefangen nimmt. Grossmann erzählt hier seine ganz persönliche Geschichte und ja, sie ist mehr als schwer erträglich. Wer sich mit Trauerbewältigung ein wenig auskennt weiß, man muss diesem ganzen Elend Luft machen und es von der Seele lassen. Entweder schreiben, heraus brüllen oder mit jemanden sprechen der Ahnung von der Materie hat. Grossmanns Geschichte ist unglaublich berührend und durch seine lyrische und poetische Sprache einfach ein Genuss trotz der traurigen Hintergrundes. Grossmann und seine Familie sind nicht allein mit der Trauer und genau das erzählt er brillant mit dem Auftritt des Chors. Ein Buch bei denen mir die Worte förmlich fehlen….

    Als Fazit kann ich klar sagen: es ist mir unbegreiflich wieviel Emotionen, sprachliche Brillanz und dieses bittere Thema Tot in dieses dünne Büchlein passte. Dieser Autor hat ein Meisterwerk verfasst, welches eine Art Umarmung an alle ist, die einen geliebten Menschen verloren haben. Wenn ich könnte, würde ich gern mehr als 5 Sterne vergeben.

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Männer in Kamelhaarmänteln

Buchseite und Rezensionen zu 'Männer in Kamelhaarmänteln' von Elke Heidenreich
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

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Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
EAN:9783596706211
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Rezensionen zu "Männer in Kamelhaarmänteln"

  1. 4
    22. Nov 2020 

    Erstaunliche Bandbreite...

    Elke Heidenreich kennt sich aus, mit Jacke und Hose, Rock und Hut – vor allem aber mit den Menschen. Gut aussehen wollen alle, aber steckt nicht noch viel mehr dahinter? Warum sind einem die Jugendfotos im Faltenrock so peinlich? Warum kauft man sich etwas, was einem weder passt noch steht? Wenn Elke Heidenreich von Kleidern erzählt, dann erzählt sie vom Leben selber: von sich mit sechzehn, von Freundinnen und Freunden, von Liebe und Trennung, erzählt Geschichten, komisch und traurig wie nur sie es kann, in denen jeder sich wiedererkennt: sei‘s in ausgeleierten Jeans, sei’s in der wunderbaren Bluse, die schon keine Farben mehr hat, oder schlimmstenfalls im Kamelhaarmantel.

    Eine Sammlung von Kurz- und Kürzestgeschichten präsentiert Elke Heidenreich hier, viele nicht länger als ein oder zwei Seiten. Untergliedert sind sie nach Farbbegriffen (Rot - Gold - Grün - Schwarz - Weiß...) und werden so grob zu Gruppen geordnet. Dabei erschloss sich mir die Zuordnung der einzelnen Geschichten zu den Farben nicht immer - klar, ein rotes Kleid gehört in die Rubrik 'Rot', aber bei anderen Erzählungen sah ich den Zusammenhang nicht wirklich. Das aber nur mal nebenbei...

    Hier auf einzelne Geschichten einzugehen, halte ich für müßig - dafür sind es einfach zu viele. In jedem Fall ist es beeindruckend, auf welch unterschiedliche Weise man sich der Thematik 'Kleidung' nähern kann. Und wie viel Persönliches hier einfließt. Das gefiel mir besonders gut, auch die Ergänzung mit den Fotos, die oftmals die Autorin selbst darstellen. Mode ist irgendwie nichts, was ich mit Elke Heidenreich in Verbindung gebracht hätte. Und doch hat sie dafür ein besonderes Faible, eine eigene Note, zu einigen Stücken gar eine große Liebe und Verbundenheit. Das ist irgendwie schön zu lesen.

    Ob einen selbst das Thema 'Mode' nun interessiert oder nicht - hier erhält man einfach einen kleinen Einblick in das Leben und Denken der Elke Heidenreich, und alleine das ist interessant und macht Spaß. Ob es nun ihre Erlebnisse bei öffentlichen Auftritten sind, ihre 'modischen Verirrungen' in der Jugendzeit, ihre zahlreichen Lieben, Freundschaften, Begegnungen - sie weiß immer etwas Interessantes zu erzählen. Unterbrochen werden die persönlichen Einblicke durch Anekdoten, die nichts mit der Autorin zu tun haben oder durch biografische Einsprengsel anderer Berühmtheiten. So wird beispielsweise der berühmten Frida Kahlo eine längere Erzählung gewidmet - und die mexikanische Malerin ist es tatsächlich auch, die das Cover ziert. Das war für mich zumindest eine riesige Überraschung.

    Wirklich eine bunte Mischung von Erzählungen, die hier präsentiert werden. Nicht alle sprachen mich an, aber das ist bei solchen Geschichten-Sammlungen ja typisch. Mir gefiel hier vor allem der persönliche Einblick, den Elke Heidenreich gewährt, aber auch ihr Augenzwinkern und ihr Witz in einigen Erzählungen. Selbst weniger schöne Erinnerungen werden mit dem Abstand zum Erlebten mit einer gewissen Distanz angerissen, und im Zusammenhang mit dem Thema Mode erhält auch Dramatisches eine ganz eigene Note. Ich denke da beispielsweise an ein spezielles Kleid in Verbindung mit Elke Heidenreichs berühmten Kater Nero Corleone...

    Der letzte Abschnitt ('Coda') hat mir nicht ganz so zugesagt , in dem es um berühmte Filmkostüme geht. Das war zwar ganz unterhaltsam, aber mir haben die persönlicheren Erzählungen einfach besser gefallen. Vor allem, da die Autorin ausreichend Einblicke gab, dass man den Eindruck erhielt, sie ein wenig besser kennenzulernen, dabei aber keine Nabelschau betrieb.

    Alles in allem jedoch eine schöne Mischung an Erzählungen, die teilweise auch eigene Erinnerungen ans Tageslicht fördern!

    © Parden

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  1. Schmunzeln garantiert...

    Die Autorin ist mir noch ein Begriff von ihren Nero Corleone Büchern, die ich als junge Frau sehr geliebt habe. Bei diesem Buch habe ich mir kurzweilige Unterhaltung gewünscht und so viel mehr bekommen.

    In dieser Geschichtensammlung findet man alles Erdenkliche zum Thema Kleidung, vom Papierkleid, über einer magischen grünen Lieblingsjacke bis hin zu Männern in Kamelhaarmänteln.

    Die Geschichten sind sehr vielfältig, so dass jeder interessierte Leser sich damit identifizieren können wird. Ich hatte so viele Aha- Momente, man denkt an die Großeltern, die Eltern und die eigene Kindheit und was einen dort kleidungstechnisch geprägt hat.

    Zudem bekommt man über diesen Erzählband auch einen Einblick in das Leben der Autorin, welches alles andere als langweilig ist. Ihre Liebeleien beneide ich sogar.

    Abgerundet wird das Ganze durch Fotos, vor allem von Frau Heidenreich. Da bekommt man direkt Lust in seinen eigenen Fotoalben zu stöbern und über die Kleidung dort zu sinnieren.

    Meine Lieblingsgeschichten: "Branding" (gewusst wie), "Kurze Hosen" (ich habe lauthals gelacht, das hätte ich bei meiner Scheidung tun sollen) und "Second Hand" (das grüne Kleid hätte ich definitiv behalten).

    Fazit: Selten haben mich Kurzgeschichten so amüsiert und schon lange konnte ich mich mit keinem Buch mehr so identifizieren wie hier. Klare Leseempfehlung!

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Der Freund und der Fremde: Eine Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Freund und der Fremde: Eine Erzählung' von Uwe Timm
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:176
EAN:9783423135573
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Rezensionen zu "Der Freund und der Fremde: Eine Erzählung"

  1. Über die Freundschaft zu Benno Ohnesorg

    S. 56: „Wir, damals Jean-Paul Sartre lesend, waren der Überzeugung, dass man – paradox – zur Freiheit verdammt ist, die jedoch auch die Wahl zuließ, einen anderen aus dem zu machen, der aus einem gemacht worden war und den man aus sich selbst gemacht hatte.“

    Uwe Timm verarbeitet in diesem Buch rund 40 Jahre später den Tod von Benno Ohnesorg und erinnert sich an die gemeinsame Zeit. Vieles kommt mir aus „Alle meine Geister“ bekannt vor, sofern es Timms eigene Jugend betrifft. Das Buch ähnelt einem Tagebuch, die Aufzeichnungen – manchmal nur ein einziger Satz – springen in Zeit und Raum hin und her. Timm hat bei seinen Recherchen auch Freunde, Weggefährten, den Sohn von Benno Ohnesorg und die Frau auf dem berühmten Foto, die Ohnesorgs Kopf hält, gesprochen.

    Benno Ohnesorg war das, was man damals gemeinhin eine „linke Socke“ nannte, aber das waren in dieser Zeit viele aus Rebellion gegen ihre reaktionären Väter. Und er war ein feinsinniger, vielseitig künstlerisch interessierter Mensch. Beide, Timm und Ohnesorg, hatten erst handwerkliche Berufe gelernt und darin jahrelang gearbeitet, sich aber später entschlossen, das Abitur nachzuholen, um studieren zu können. Sie trafen sich Anfang der 1960er Jahre auf dem Braunschweiger Studienkolleg und wurden über die Literatur und gemeinsame Lektüren Freunde.

    Timm gelingt es sehr gut, die Stimmung dieser Jahre zu zeichnen und die Atmosphäre zu vermitteln. Er beschreibt den Kontrast zwischen der Enge dieser Zeit und der eigenen gedanklichen und künstlerischen Freiheit, den Werdegang als Schriftsteller, den Übergang vom Handwerksberuf zum Literatischen.
    Und hier noch ein letztes Zitat, das ich bezeichnend finde:
    S. 159: „Es war zunächst einmal ein Versuch, dieses brav Einvernehmliche zu überwinden, das mich oft am Widerspruch hinderte. Ein Versuch, den viele machten, das Brave, Gehorsame, das uns anerzogen worden war und das wir verinnerlicht hatten, abzulegen. (...) Mir ist es nicht gelungen, das Gefühl der Peinlichkeit, was denken andere über mich, abzulegen. Es begleitet mich bis heute. Wahrscheinlich ist es Voraussetzung für ein rücksichtsvolles Umgehen miteinander.“
    Wie wahr.

    Ich gebe gute 4 Sterne. Für den fünften fehlt mir der rote Faden, mir war das Buch etwas zu sprunghaft.

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Hässlichkeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Hässlichkeit' von Moshtari Hilal
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783446276826
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Rezensionen zu "Hässlichkeit"

  1. Gedichte. Informationen. Erfahrungen.

    Kurzmeinung: Geht schon unter die Haut, irgendwie.

    „Hässlichkeit“ von der Autorin und Künstlerin Moshtari Hilal, ist ein verstörendes Buch. Um einen Roman handelt es sich keinesfalls und ein Sachbuch ist es ebenfalls nicht. Essay trifft es als Gattung wohl am ehesten; obwohl es künstlerische Anteile hat, Fotografien, lyrische und bildgebende Werke der Künstlein herself. Die Gedichte und die Fotos sprechen mich gleichermaßen leider nicht an bis auf eine kleine Fotoreihe mit Selbstbildnissen der Autorin, sozusagen „frühe Automatenfotos“, für die sie in ihrem Umfeld mit "Pferdefresse" beschimpft wird.
    Die Autorin geht von eigenen diskriminierenden Erfahrungen bezüglich ihres Äußeren, also ihrer Körperbeschaffenheit aus; sie wurde schon als junges Mädchen verspottet wegen einer großen Nase und zu starker dunkler Körperbehaarung. Allerdings, das ist Fakt, hänseln Jugendliche einander immer wegen irgendwas.
    Ich mag den Dialog im Buch:
    Junger Mann: „Du hast Haare in der Nase.“
    Junges Mädchen: „Du auch“.
    Freilich geht der Dialog unerfreulich weiter: „I c h bin ein Mann“.
    Davon handelt der Essay. Davon, wie das Aussehen von Frauen durch Männer festgelegt wurde und wird, die Frau ist ein Objekt männlichen Begehrens und männlicher Gestaltungsmacht. Das Buch handelt davon wie Frauen zu sein haben, um dem männlichen Auge zu gefallen. Und wie doof das ist. Nein, wie schlimm das ist. Wie entwürdigend das ist. Und wie sehr wir Frauen uns dies bewusst machen sollten und uns von dem Zwang „schön sein zu müssen“ befreien sollten. Aber nein. Davon handelt der Essay leider gar nicht. Letztgenanntes sind nur die Schlussfolgerungen, die aus Vorgenanntem zu ziehen wären, die die Autorin aber gar nicht zieht, im Gegenteil, sie unterwirft sich dem gängigen Schönheitsideal, eifert ihm nach mit allerlei kosmetischen Hilfsmitteln und leidet darunter, dass sie diesem Ideal nicht entspricht. Jedenfalls in ihrer Jugend, heute mag das anders aussehen!
    Die besagten Automatenfotos zeigen nämlich ein dunkelhaariges junges Mädchen mit markantem Profil, sehr attraktiv, sehr apart, aber nicht hübsch im landläufigen Sinne. Nicht puppenhübsch, Hilal ist keine Barbie. Aber wer will eine Barbie sein? Wieso haftet ein so entfremdetes Selbstbild an der Autorin, wieso glaubt eine so offensichtlich aparte Erscheinung an die eigene Hässlichkeit? Wem glaubt sie, was ihre Person angeht? Wieviel Druck auf den weiblichen Körper übt die kapitalistische Gesellschaft aus? Wer definiert eigentlich, was Schönheit und was Hässlichkeit ist? In Hilals Fall ist es sogar die eigene Familie, die Druck ausübt, weil sie die Puppenschöheit als Ideal verinnerlicht hat.
    Im Einzelnen und Besonderen geht es um Diskriminierung wegen einer zu großen Nase und starker dunkler Körperbehaarung. Fände man die Thematik lustig und denkt man, hei, vielleicht ist die junge Frau ein wenig zu sensibel, vergeht einem das Lächeln, wenn die Autorin in sachbuchartigen Anteilen über ihre eigene Geschichte hinaussieht und den Blick des Lesers in die Historie lenkt. Die Geschichte der Medizin, also die Medizinhistorik ist voller grauenhafter Vorkommnisse. Die Geschichte der Gesichtsplastik also der Wiederherstellungschirurgie und der Schönheitschirurgie ist davon nicht ausgenommen. Auch darüber schreibt die Autorin. Anekdotenhaft. Nicht repräsentativ. Trotzdem erschütternd. Skandalös.
    Zudem informiert der Essay über die Ausbeutung der Frauen durch die Kosmetikindustrie, des weiteren über Ausgrenzung wegen Krankheit, über Ausgrenzung wegen Sterbens und der Einsamkeit des Todes. Und über die Ausnutzung und Ausbeutung des Körpers über den Tod hinaus, den Voyeurismus an den Toten im Dienste von Kunst und Wissenschaft.

    Der Kommentar:
    Die Mischung des Essays, Erfahrungsbericht, Sachbuchanteil, Fotos, Lyrik, macht das Ganze trotz des emotionalen Themas leicht zu ertragen, bewirkt aber auch Befremden, da man einerseits bei den Erfahrungen der Protagonistin bleibt (Nase, Haare), andererseits über sie als Person kaum etwas erfährt. Man will aber mehr erfahren. Was ist das für ein Mensch? Wie wird er fertig mit dem, was ihm widerfährt? Wie hält er stand oder bricht er? Diese Auseinandersetzung würde einen Roman ausmachen. Die bloße Aufzählung im Sachbuchbereich von Nase, Haare, Krankheit, Tod ist gelinde gesagt eine seltsame, willkürliche Auswahl. Was ist mit großen Füßen, mit Kleinwuchs oder Übergewicht? Was ist mit übermäßigem Schweißgeruch? Was ist mit Haarlosigkeit? Kleine Brüste, große Brüste, Magersucht?

    Dass Äußerlichkeiten der Anlaß für Ausgrenzung sind und sein können, ist wohl unbestritten. Alles, was anders ist, ist fremd. Und auf das Fremde reagiert man befremdet. Die Autorin verkürzt jedoch die Ursachen von Körperdiskriminierung auf das Erbe des Kolonialismus. Mit anderen Worten, „die Weißen sind schuld“. Oder der Westen. Dabei ist die Ursache wohl eher in weltweiter Misogynie zu finden. In China wurden den Frauen die Füße gebunden, in Afrika wurden/werden Holzteller in Lippen gesetzt und Halsringe verlängern einen weiblichen Hals wie den Hals einer Giraffe und dürfen zu Recht Folter genannt werden.
    Die Verkürzung darauf, dass an allem der Kolonialismus schuld sein sollte, ist schade und erinnert an die übliche Tirade "ihr seid die Bösen". Natürlich hatte der Kolonialismus seinen Anteil, denken wir an die Verpönung jüdischer Nasen. Aber auch irische Nasen standen nicht hoch im Kurs. Jede Nation hat einen anderen Schönheitskult! Schönheit/Hässlichkeit und sein gesellschaftlicher Kontext ist im weitesten Sinne immer auch eine politisch brisante Thematik. Wer und was prägt unser Selbstbild? Wer darf mein Selbstbild prägen und im weitesten Sinne mein Selbstwertgefühl? Es ist auch meine eigene Verantwortung, welchem Diktat ich mich unterwerfe, wem ich erlaube, Werte für mich zu setzen.

    Dennoch ist es wichtig, sich neu bewusst zu machen, welche Industrien an dem Körperbild der Frauen (aber heute nicht mehr nur der Frauen)
    herumwerkeln, wer verdient alles damit? Es dürften nicht wenige sein, nicht zuletzt sind sogar die Kunst und die Künstler mitverantwortlich, die alten Maler bildeten mit Vergnügen Nacktheit ab und setzten damit Standards, heute setzt die PornographieIndustrie frauenverachtende Bilder in die Köpfe der Gesellschaft, Frauen sind Objekte, ist ihre Wahrheit. Nicht, dass Pornografie Kunst wäre. Aber selbst mit toten Körpern kann man noch Geschäfte machen, z.B. kann man mit „Körperwelten“ gut verdienen oder Aufmerksamkeit erregen oder sehr bekannt werden wie Teresa Margolles, eine mexikanische Künstlerin, die mit Leichenresten arbeitet. Man mag es Auseinandersetzung mit dem Tod nennen, Aufklärung oder aber Toten- bzw. Leichenschändung.

    Was ich in dem Essay insgsamt sehr vermisse, sind Wertungen über jene eine hinausgehend, dass das Erbe des Kolonialismus an allem schuld sei. Das stimmt einfach nicht. Man kann nicht ewig den Kolonialismus für alles verantwortlich machen, man muss dem entwachsen und selber Verantwortung übernehmen.
    Ich vermisse sowohl den Aufruf zum Widerstand wie eigene Reflexionen, Abgrenzungen, Perspektiven. Die Social Media, die Influencerszene, die gesamte Mode- und Kosmetikindustrie können doch nur leben, wenn „die Frauen“ mitmachen, die Wünsche des männliche Klientels bedienen und miteinander in Konkurrenz treten. Hier ist noch viel zu tun. Wer ist die Schönste im ganzen Land? Solange Frauen darum wetteifern, ein Schönheitsköniginnenkrönchen zu ergattern, weil man damit Gold scheffeln kann, solange also Frauen sich für ein gewisses Schönheitsideal verkaufen, solange wird sich gar nichts ändern. Wahrscheinlich kennt Hilal den legendären Disput zwischen Alice Schwarzer und Verona Pooth nicht. Frauen können Frauen in die Pfanne hauen. Aber Frauen haben es in der Hand. Werdet mündig, Frauen! Wehrt euch. Lasst euch nicht länger kaufen. Solche Aufrufe fehlen im Buch und kosten einen ganzen Stern.

    Fazit: Moshtari Hilal packt ein heißes Eisen an und bringt es in einen persönlichen Kontext. Auch wenn ich mit der Darstellungsweise, der Argumentation und einer gewissen Kurzsichtigkeit nicht immer einverstanden bin, ist doch die Thematik selbst viel zu wichtig, um das Buch nicht zu würdigen. Denn eigentlich müsste für das Gendern ein weiterer Stern verpuffen. So aber bleiben dennoch vier Sterne stehen für die Vermittlung von manch befremdlicher Information und für den gesellschaftlichen Input.

    Kategorie: Essay.
    Verlag: Hanser, 2023

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Miss Kim weiß Bescheid

Buchseite und Rezensionen zu 'Miss Kim weiß Bescheid' von  Nam-Joo Cho
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
Verlag: Argon Verlag
EAN:
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Rezensionen zu "Miss Kim weiß Bescheid"

  1. 4
    14. Okt 2023 

    Frauenleben in Südkorea...

    Nach ihrem feministischen Weltbestseller Kim Jiyoung, geboren 1982 widmet sich die koreanische Autorin Cho Nam-Joo weiterhin dem Schicksal von Frauen in ihrem Land, die unter den patriarchalen Strukturen leiden. Sieben Frauenleben werden beleuchtet und wieder gelingt es der Autorin, dass sich Frauen weltweit angesprochen fühlen. Miss Kim weiß Bescheid versammelt die Leben von sieben koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. Cho Nam-Joos meisterhaftes Können besteht in der glasklaren Sprache, in der sie ihre Prosa verfasst und gleichzeitig in dem genauen Blick auf die Ungerechtigkeiten Koreas, den sie mit nichts verschleiert, sondern im Gegenteil messerscharf zu Papier bringt. Wie schon bei Kim Jiyoung, geboren 1982 sind auch die Schicksale dieser sieben Frauen nicht annähernd so weit von uns weg, wie wir meinen und hoffen. (Verlagsbeschreibung)

    Auch in ihrem Erzählband stellt Cho Nam-Joo wie schon in ihrem Debütroman "Kim Jiyoung, geboren 1982" Mädchen und Frauen in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen. Aus Sicht der jeweiligen Ich-Erzählerin befindet sich der Hörer meist unmittelbar in der aktuell intensiven oder fordernden Phase ihres Lebens. Das Spektrum der Geschichten reicht von einer jungen Liebe zweier Schulkinder, die durch Covid-19 eine unerwartete Erschwernis erfährt bis hin zu einer hochbetagten Frau, die sich von ihrer sterbenden Schwester verabschiedet und dabei in Erinnerungen taucht.

    Das Leben als Frau in Südkorea - ein Spagat zwischen Erwartungshaltungen unterschiedlichster Art. Berufsleben, Leistungsdenken, Kindererziehung, Rollenzuschreibung - die Dienende, die selbstverständlich hinter Männern zurücksteckt, hinter der älteren Generation, benachteiligt auf vielen Ebenen. Gerade für junge Frauen ist es oftmals sehr schwer, Familie und Beruf zu koordinieren - lange Arbeitstage, keine zeitlich ausreichende Kinderbetreuung, und ohne die Großelterngeneration gäbe es häufig keine Lösung. Diese Aufgaben haben aber stets die Frauen zu stemmen.

    Man erhält durch die Geschichten einen guten Einblick in die patriarchalisch geprägte Kultur und Tradition südkoreanischen Lebens. Bildung steht hoch im Kurs, neben der Schule gibt es zahllose Nachhilfeinstitute, die der Verbesserung der Schulnoten dienen. Nur die Besten erhalten die begehrten Studienplätze und starten somit mit mehr Chancen ins Berufsleben. Fleiß, Ehrgeiz, Disziplin - alles Tugendenden, die hochgehalten werden. Doch hat eine Familie nicht das Geld, um alle Kinder studieren zu lassen, sind es stets die Mädchen, die zurückstecken und dazu noch durch ihre Arbeit für die Studiengebühren ihrer Brüder aufkommen müssen. Sexuelle Übergriffe werden häufig bagatellisiert oder gar vertuscht - es sei denn, sie wehren sich wie hier in einer der Erzählungen auf originelle Weise.

    Erzählt wird meist in distanziertem Stil, nahezu nüchtern, was die Empfindungen von Ungerechtigkeit beim Hören jedoch nicht unterdrückt. Leise Ironie und gelegentlich auch ein Blick auf die jüngere Generation, die zeigt, dass sich womöglich Denkweisen punktuell ändern könnten, sorgen für Auflockerung. Allen Geschichten gemein ist, dass jede der starken Frauenfiguren letztlich den Blick nach vorne richtet, egal wie schwierig die jeweilige Lebenslage ist.

    Man sollte sich hüten, diese Erzählungen lediglich als Einblick in eine fremde Kultur abzutun. Denn patriarchalisch geprägte Strukturen gibt es nach wie vor auch bei uns, vielleicht nicht in dem extremen Ausmaß, aber so wirklich fremd erschienen mir viele der angesprochenen Themen nicht.

    Christiane Marx und Sabine Arnhold sind die beiden Sprecherinnen des leider gekürzten Hörbuchs (6 Stunden und 42 Minuten). Ein angenehmes Hörerlebnis, das neugierig macht auf weitere Bücher von Cho Nam-Joo.

    © Parden

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Vier Frauen und eine SMS: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Vier Frauen und eine SMS: Roman' von Sissi Flegel

Inhaltsangabe zu "Vier Frauen und eine SMS: Roman"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:131
EAN:
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Die besten Geistergeschichten aus aller Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Die besten Geistergeschichten aus aller Welt' von Erich Ackermann

Inhaltsangabe zu "Die besten Geistergeschichten aus aller Welt"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:544
EAN:9783730613184
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Sonnenseiten: Street-Art trifft Solarpunk

Buchseite und Rezensionen zu 'Sonnenseiten: Street-Art trifft Solarpunk' von Tino Falke

Inhaltsangabe zu "Sonnenseiten: Street-Art trifft Solarpunk"

Diskussionen zu "Sprechen lernen: Erzählungen"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:288
EAN:9783756801879
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Seiten