Wilde Geschichten

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Rezensionen zu "Wilde Geschichten"

  1. Lesevergnügen! Auch für Nicht-Germanisten!

    Mein Lese-Eindruck:

    Kaum zu glauben: eine Werksammlung von Ludwig Tieck, dieses begnadeten Romanschreibers, Novellendichters, Lyrikers, Dramaturgen etc. und Übersetzers, steht immer noch aus. Umso schöner, dass Jörg Bong und Roland Borgards sich entschlossen haben, dem Meister ein besonderes Geschenk zu seinem 250. Geburtstag zu machen: die Herausgabe von 11 seiner frühen Geschichten.

    Tieck war ca. 20 Jahre alt, als er diese Geschichten schrieb und hatte sich nach Studienabbrüchen dazu entschlossen, das Schreiben zu seinem Beruf zu machen und davon zu leben. Liest man diese frühen Geschichten, mag man weder das junge Alter des Schreibers glauben noch das Alter der Geschichten: diese Erzählungen sind wunderbar erfunden und sie lesen sich schwungvoll und frisch.

    Die Herausgeber haben unterschiedliche Geschichten hier versammelt, die ich mit größtem Vergnügen gelesen habe. Schon diese frühen Erzählungen spiegeln die ganze Bandbreite von Tiecks Erzählkunst wieder. So lässt er einige seiner Geschichten alltäglich beginnen, z. B. ein Mann macht eine Reise und kommt in einer Stadt an, und in dieses Alltäglich-Bürgerliche schleicht sich nun das Fantastische. Eine kleine Beobachtung von etwas Merkwürdigem und Ungewöhnlichen kann das Einfallstor für Unheimliches und Schauerliches sein.

    Andere Geschichten wiederum vermengen die Realität mit Elementen einer Anderwelt, in der sich Raum und Zeit aufheben und neue Gegebenheiten schaffen. Sehr originell, fast schon modern, ist auch Tiecks Technik des mehrperspektivischen Erzählens, das er an einer Geschichte vorführt. Hier spricht einerseits ein verliebter, aber etwas linkischer Beamter, und auf der anderen Seite spricht eine lebenlustige junge Frau, der er den Hof macht und sie mit seiner Unterhaltung zu Tränen langweilt, die er aber wiederum für Tränen der Rührung hält.

    Mit dieser unterschiedlichen Sicht auf ein- und dasselbe Vorkommnis irritiert Tieck den Leser, der sich vor Widersprüche gestellt sieht und plötzlich die Relativität der Wahrheit erkennt.

    Besonders beeindruckend sind Tiecks Naturbeschreibungen, die sich nicht in der reinen Beschreibung erschöpfen, sondern immer ein Spiegelbild der seelischen Befindlichkeiten sind und Stimmungen wie Freude, aber auch Angst und Wahnsinn spiegeln. Tiecks Natur ist eine symbolische Seelenlandschaft. Die Wiedergabe von Gefühlen und Stimmungen zieht sich durch die ganzen Geschichten hindurch, und hier zieht Tieck alle Register: von Freude und Übermut angefangen bis hin zu Angst, Zweifel an der Realität, Schwindel, Wahnsinn, Grausen und Selbstverlust.

    Der Band ist originell gegliedert, indem auf jede Geschichte ein Kapitel der Herausgeber folgt, überschrieben mit „Tieck lesen“. In diesen kurzen Zwischenkapiteln weisen die Herausgeber auf literaturgeschichtliche Zusammenhänge hin (z. B. Tiecks Loslösung vom erbaulichen Erzählen der Aufklärung), sie erläutern Schreibtechniken Tiecks, sie bieten Interpretationsansätze an und verbinden die Geschichten miteinander.

    Ein großes Lesevergnügen!

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Heimatland

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COCKTAIL IN THE DARK

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Rezensionen zu "COCKTAIL IN THE DARK"

  1. Eine tolle und unterhaltsame Kurzgeschichte

    Liz wird ohne zu wissen von ihrer Freundin zu einem Dateexperiment angemeldet. Liz bleibt nicht's anderes übrig als mitzumachen und deshalb bekommt sie den Decknamen Sex on the Beach. Im Dunkeln kommt es dann zum Treffen. Aber bei einem der Männer, sein Deckname ist Long Island Ice Tea, kommt ihr die Stimme bekannt vor.

    Fazit: In dieser Kurzgeschichte ist die Atmosphäre sehr leicht und der Schreibstil dadurch fast schon locker und bildhaft.
    Diese Story ist meiner Meinung nach innerhalb einer Stunde locker durch zu lesen so dass der Leser die Story auch mal während einer Wartezeit lesen kann. Die Geschichte wird aus Sicht von Liz erzählt dabei kam sie mir sehr sympathisch vor. Ich konnte das Urlaubsfeeling fast schon spüren denn es geht für die zwei Freundinnen in den Urlaub. Die Story ist kurzweilig und unterhaltsam geschrieben und musste zwischendurch auch mal schmunzeln. Die Geschichte wird langsam zu einem Liebesroman der mich positiv überrascht hat. Es prickelt, knistert und die Story wird meiner Ansicht nach romantisch. Aber die Spannung kommt deswegen nicht zu kurz, ganz im Gegenteil.
    Ich persönlich finde dass zu diesem Buch hervorragend ein Drink passt und der Leser beide zusammen genießen sollte. Diese Kurzgeschichte hat mich auf jeden Fall überzeugen können und vergebe daher sehr gerne fünf Sterne.

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Dickens und Prince: Unvergleichliche Genies

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Rezensionen zu "Dickens und Prince: Unvergleichliche Genies"

  1. Zwei Ausnahmekünstler im Vergleich

    Mein Hör-Eindruck:

    Dickens und Prince? Eine erstaunliche Kombination! Was ist es, was diese beiden Künstler gemeinsam haben? Und über die Jahrhunderte hinweg verbindet? Eine Gemeinsamkeit haben sie auf alle Fälle: sie werden vom Autor verehrt, und zwar so sehr, dass ihre Portraits wie Ikonen über seinem Schreibtisch hängen, wie er am Schluss seines Essays zugibt.

    Hornby begibt sich quasi auf Spurensuche und stellt die beiden Ausnahmekünstler anhand von Schwerpunkten vor. Er hat penibel recherchiert und findet tatsächlich einige erstaunliche Parallelen. Er beginn bei der traumatischen Kindheit, die beide hatten: eine harte Jugend, die von bitterer Armut und Verlassenheit geprägt war. Beide waren gezwungen, früh auf eigenen Beinen zu stehen, und beide waren schon als junge Erwachsene sehr erfolgreich.
    Trotz oder wegen ihres außerordentlichen Erfolges hatten beide großen Ärger mit ihrem Agenten bzw. Verleger, der sie sehr verbitterte: Prince bekriegte sich jahrelang sehr plakativ mit seiner Plattenfirma Warners, während Dickens das Recht auf geistiges Eigentum einforderte und gegen seine Plagiatoren ausgiebig (und vergeblich) prozessierte.

    Interessant ist eine weitere Gemeinsamkeit, auf die Hornby ausführlich eingeht: Sowohl Dickens als auch Prince finden ihre Lösung darin, neue mediale Wege auszuprobieren. Dickens entscheidet sich für das Format der Fortsetzungsromane und Prince nutzt die medialen Möglichkeiten des Internets, und beide erkennen, dass es nicht ausreicht, zu komponieren und zu dichten, sondern dass sie ihre Werke entsprechend vorstellen müssen. Und so werden sie beide zu Performern: Prince in seinen aufwändigen Bühnenshows, und Dickens bei seinen theatermäßig gestalteten Lesungen, die ihm viel Geld einbrachten.

    Hornby hebt die unglaubliche und nie nachlassende Kreativität und Produktivität dieser beiden Künstler hervor, die allerdings v. a. bei Dickens auch auf wirtschaftlichem Druck beruhte. Trotzdem: beide sind ungeheuer fleißig, sie verbrennen quasi, und sie hinterlassen ein gewaltiges Werk.

    Was macht ein Genie zum Genie? Welche Eigenschaften sind es, die Dickens und Prince so erfolgreich machten? Hornby hat einige Ratgeber befragt und stellt fest, dass Dickens und auch Prince offenbar alles verkehrt gemacht haben. Sie haben nicht jahrelang geübt, und, ganz wichtig, beide hatten keine Zeit zum Perfektionieren ihrer Werke: sie „wollten kreieren, nicht grübeln.“

    Es geht aber nicht nur um Dickens und Prince, sondern Hornby räsonniert auch über sein eigenes Schaffen, und damit bekommt dieser Essay einen sehr persönlichen Anstrich.

    Der Essay wird eingelesen von Thomas Nicolai, und es gelingt ihm hervorragend, mit seiner modulationsstarken Stimme den Witz und Humor dieses launigen und kurzweiligen Essays wiederzugeben.

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Die acht Frauen des Grossvaters

Buchseite und Rezensionen zu 'Die acht Frauen des Grossvaters' von Salim Alafenisch

Inhaltsangabe zu "Die acht Frauen des Grossvaters"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
Verlag: Unionsverlag
EAN:9783293206823
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Der Weihnachtskarpfen: Erzählungen

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Glück und andere Erzählungen (insel taschenbuch)

Buchseite und Rezensionen zu 'Glück und andere Erzählungen (insel taschenbuch)' von Katherine Mansfield

Inhaltsangabe zu "Glück und andere Erzählungen (insel taschenbuch)"

Format:Taschenbuch
Seiten:244
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458358497
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Kathedrale: Erzählungen (Fischer Klassik)

Buchseite und Rezensionen zu 'Kathedrale: Erzählungen (Fischer Klassik)' von Raymond Carver

Inhaltsangabe zu "Kathedrale: Erzählungen (Fischer Klassik)"

Format:Taschenbuch
Seiten:272
EAN:9783596903894
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Ab morgen wird alles anders

Buchseite und Rezensionen zu 'Ab morgen wird alles anders' von Elke Heidenreich

Inhaltsangabe zu "Ab morgen wird alles anders"

«Wo, bitte, geht’s zum Paradies?» Den genauen Weg kennt die Bestseller-Autorin Elke Heidenreich nicht. Aber: 17 Jahre lang hat sie sich in der Zeitschrift «Brigitte» über all das Gedanken gemacht, was am Wegesrand liegt – Gedanken, die auch heute, 17 Jahre nach Erscheinen der letzten Kolumne, noch ihre Gültigkeit haben: über Literatur und Fensterputzen, über Zeitverschwendung und Grünkohl, aber auch über den Tod und das Glück. Mit klugem Witz und hinreißend bissiger Ironie enthüllt Elke Heidenreich die absurde Seite des Alltäglichen – und lässt den Leser so manches Mal mitten im Lachen überrascht und nachdenklich innehalten.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
EAN:9783499291272
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Muldental

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