Die Welten des Mittelalters

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Welten des Mittelalters' von Michael Borgolte
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Welten des Mittelalters"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:1102
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406784460
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Rezensionen zu "Die Welten des Mittelalters"

  1. 3
    20. Jun 2023 

    Massiv, imposant, komplett.

    In diesem eintausend Seiten starken Werk wird die Geschichte der gesamten Welt akribisch und umfassend dargestellt, von 500 u.Z. bis 1500, von Europa über Afrika nach Asien, aber auch die Amerikas und die Welten des Pazifik. Da es dem Autor aber hauptsächlich darum geht, die mittelalterliche Globalisierung darzustellen, Beziehungsnetze und Kommunikationsräume, liegt der Schwerpunkt auf dem trikontinentalen Bereich Eufrasien, zwischen Schwarzafrika und Arktik. Einer Ereignisgeschichte der Teilgebeite folgt eine Religionsgeschichte und schließlich die Beschreibung des Fernhandels.
    Das Problem mit diesem Buch ist, dass es zu detailverliebt ist, ein endloser Schwall an Daten und Namen. Daher ist das Buch eigentlich nur geeignet für Personen mit einem fundierten geschichtlichen Vorwissen, um sich mithilfe ihrer mentalen Landkarte nicht zu verlieren. Grundsätzlich enthält das Werk aber ein vorbildliches Register, wodurch sich einzelne Personen, Orte und Aspekte leicht wieder auffinden lassen.
    Fazit: Kann gelesen werden, wenn man sich wirklich für das Thema interessiert.

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Spazierenschwimmen zwischen Rax und Semmering

Buchseite und Rezensionen zu 'Spazierenschwimmen zwischen Rax und Semmering' von Wilma Pfeiffer
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Spazierenschwimmen zwischen Rax und Semmering"

Format:Taschenbuch
Seiten:240
EAN:9783702510817
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Rezensionen zu "Spazierenschwimmen zwischen Rax und Semmering"

  1. Eine Kulturreise auf höchstem Niveau

    Dieses Buch erzählt aus der österreichischen Region Sax und Semmering. Zu Beginn konnte ich dieses Buch nicht richtig einem Genre zuordnen. Ist es ein Sachbuch oder eher ein Geschichtsbuch oder doch schon eher ein Bildband mit viel Kultur darin? Meiner Meinung nach ist von allem etwas dabei und da geht es zurück bis ins Jahr 1874. Es wird von den ersten Badeanstalten berichtet dann geht es zu einer bedeutsamen Pilgerregion, das Preiner Gscheid, ein etwa 1000 Meter hoher Pass oder zum Payerbacher Hof in dem der Komponist Arnold Schönberg mehrere Sommer verbrachte aber auch Kaiserin Sisi war dort zu Besuch - und da gibt es einiges über sie zu lesen. Die Geschichten waren für mich persönlich interessant weil viel von der damaligen Prominenz in Anekdoten, Erinnerungen und Erzählungen mit dabei sind. Zu diesen Geschichten gibt es einiges an Kultur zu lesen und jeweils im Anschluss gibt es noch z. B. weiterführende Informationen wie Wanderwege oder Radwege aber auch Übernachtungsmöglichkeiten. Hervorragend vermischen sich dabei Historie mit unserer heutigen Zeit. Meiner Meinung nach ist dieses Buch mit seinem Hochglanzpapier sehr opulent gestaltet. Die Bilder sehen sehr schön aus und wecken die Neugier auf diese Region. Der Schreibstil war dabei für mich nicht ganz so leicht zu lesen dafür ist er sehr bildhaft. Ich war sogleich begeistert von diesem beeindruckenden Buch und seiner Zeitreise über viele Epochen hinweg. Ich vergebe daher sehr gerne fünf Sterne.

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Das Jahrhundert meines Vaters

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Jahrhundert meines Vaters' von Geert Mak

Inhaltsangabe zu "Das Jahrhundert meines Vaters"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:576
EAN:9783570552636
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Diesseits der Mauer

Buchseite und Rezensionen zu 'Diesseits der Mauer' von Katja Hoyer
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Diesseits der Mauer"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:592
EAN:9783455015683
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Rezensionen zu "Diesseits der Mauer"

  1. Zehn Kapitel DDR-Geschichte. Eine Einführung.

    Kurzmeinung: Es gibt Historiker, die nicht nur denken, sondern auch schreiben können.

    In zehn Kapiteln, die immer damit beginnen, dass eine Einzelperson ins Visier genommen wird „als Peter Claussen in der ostdeutschen Hauptstadt ankam, um seinen Posten … anzutreten (Kapitel 10)“, „Der 24jährige Berliner Erwin Jöris wurde in eine kleine Zelle gestoßen“ (Kapitel 1) – um sich von der individuellen Momentaufnahme alsbald zu lösen und das Ganze in den Blick zu nehmen, erzählt Katja Hoyer den Werdegang der Deutschen Demokratischen Republik vom allerersten Anfang an bis zu ihrem Ende. In Großbritannien ist „Beyond the wall“ ein großer Erfolg. Dies mag unter anderem daran liegen, dass sich Katja Hoyers Tonfall und ihre Schreibweise angenehm von der anderer Historiker unterscheidet.

    Es gibt keine Bandwurmsätze, keinen Nominalstil, keine quälenden Daten. Wer öfters historische Sachbücher liest, kennt das: jeder Pieps, jedes Zettelchen wird mit Datum, Jahr, Monat, Tag, Seitenangabe, manchmal sogar mit Uhrzeit, Ort und Autor versehen, selbst wenn es sich um völlig unerhebliche Aktenzettelchen handelt, so was gehört in Fussnoten. Wer was wann wo unterschrieben hat, mit welcher Tinte, interessiert den Historiker, mich jedoch nicht. Es ist ja nicht so, dass Katja Hoyer ohne Daten arbeiten würde, dies würde auch nicht funktionieren, aber es hält sich alles im Rahmen und geht nicht auf Kosten der Verständlichkeit. Auch mit reinen Fachbegriffen wirft Hoyer nicht um sich. Denn sie schreibt nicht für ihre Fachkollegen, sondern für uns Leser. Und das merkt man. So mancher renommierte Geschichtswissenschaftler kann sich bei ihr einiges abschauen!

    „Diesseits der Mauer“ ist eine Einführung in die Materie „Leben in der DDR“, die im Prinzip alle Aspekte des dortigen Lebens erfasst. Man wirft der Autorin hierzulande gerne eine Verharmlosung der Diktatur vor, weil das Leben in der Diktatur nicht ihr Thema ist, sondern das Leben in der DDR. Das ist etwas anderes. Trotzdem lässt sie weder die umfassende Bespitzelung durch die Stasi aus noch die Problematik der Grenzsoldaten, sie erzählt von der Militarisierung des Staates und der Gängelung der Staatsführung durch die Sowjetunion. Wenn man Hoyer überhaupt etwas vorwerfen könnte/wollte, dann eventuell eine gewisse Vereinfachung. Aber man muss sich eben entscheiden, ob man das große Ganze in den Blick nimmt oder sich in den Verästelungen komplizierter Details verfängt - derartige Publikationen gehören dann in die entsprechenden Fachzeitschriften.

    Am eindrücklichsten für mich sind die Schilderungen der Zwänge, die von Anfang an vorherrschten: die Wirtschaft wurde durch anhaltende Reparationsforderungen der Sowjetunion und die Ausplünderung und Verschleppung fast sämtlicher lohnender Industriekomplexe über Jahre hinaus gelähmt; eine eigenständige und unabhängige Politik zu entwickeln war auch ideologisch unmöglich. Davon abgesehen waren die Überlebenden der von Stalin durchgeführten „großen Säuberung(en)“, also die aus Moskau zurückgekehrten politischen Akteure, Walter Ulbricht und Konsorten abgebrühte, hartgesottene, machtbesessene und skrupellose Menschen geworden.

    Auch die Mangelwirtschaft ist Thema. Die Landumverteilungen. Die Enteignungen. Die Probleme der Bauern. Andererseits gab es keine Arbeitslosigkeit und die DDR-Bürger waren in der Regel samt und sonders gut ausgebildet. Der Blick auf die DDR ist facettenreich.

    Katja Hoyer behauptet und mit dieser Behauptung wird sie nicht falsch liegen, dass die DDR für die Mehrzahl ihrer Bürger Heimat gewesen ist, oft eine unbequeme, oft eine gehasste, aber dennoch eine Heimat. Eine Heimat, auf die man stolz war. Eine Heimat mit sozialistischem Grundgedanken, den man prinzipiell bejahte; wenngleich dieser Sozialismus manchmal lächerliche Züge annahm. Und manchmal brutale.
    Die DDR war eine Heimat, aus der man nicht weg wollte, die man jedoch gerne verändert und verbessert hätte. Niemand wünscht sich die DDR so zurück, wie sie gewesen ist. Auch nicht Katja Hoyer. Dennoch war die DDR ein Staat, in dem sich die meisten Menschen eingerichtet hatten, so gut es eben möglich war. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

    Fazit: „Diesseits der Mauer“ ist ein verständlich geschriebener 500seitiger Abriß über die Geschichte der DDR und das Leben in diesem Staat. Katja Hoyers Sicht ist eine völlig legitime, ihr Anliegen ist es, das ganze Leben in der DDR abzubilden, ihr Fokus liegt nicht auf dem Leben in einer Diktatur. Ihr Buch ist gerade wegen seiner Verständlichkeit hervorragend, sollte jedoch durch andere Sachbücher zum Thema ergänzt werden.

    Kategorie: Sachbuch. Geschichte.
    Verlag: Hoffmann & Kampe, 2023

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Ein Hof und elf Geschwister

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Hof und elf Geschwister' von Ewald Frie
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Hof und elf Geschwister"

Die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen, anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen, zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste. Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof einträglich bewirtschaftet von Eltern, Kindern und Hilfskräften. Das bäuerliche Leben der Fünfzigerjahre scheint dem Mittelalter näher als unserer Zeit. Doch dann ändert sich alles: Einst wohlhabende und angesehene Bauern gelten trotz aller Modernisierung plötzlich als ärmlich und rückständig, ihre Kinder riechen nach Stall und schämen sich. Wege aus der bäuerlichen Welt weist die katholische Kirche mit neuer Jugendarbeit. Der Sozialstaat hilft bei Ausbildung und Hofübergabe. Schon in den Siebzigerjahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: "Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert." Ewald Frie hat seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Sein glänzend geschriebenes Buch lässt mit treffsicherer Lakonie den großen Umbruch lebendig werden.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:191
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406797170
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Rezensionen zu "Ein Hof und elf Geschwister"

  1. Ein Hof und elf Geschwister

    Ich komme selbst von einem Bauernhof, auch aus einer kinderreichen Familie, und finde das Buch über das bäuerliche Leben der Familie Frie sehr gelungen. Der Deutsche Sachbuchpreis ging kürzlich an den Autor.
    Sachlich, mit historischen Kenntnissen, berichtet er vom Leben mit elf Geschwistern. Der Vater ist Rinderzüchter und von schwerer Arbeit gezeichnet. Er wünscht seinen Kindern ein besseres Leben, besonders die Mutter legt Wert auf Bildung, auch für Mädchen, was in der damaligen Zeit nicht immer üblich war.
    Bauernfamilien, einst angesehen, erleben den Niedergang und den Strukturwandel der bäuerlichen Gesellschaft.Sie gelten jetzt als ärmlich, der Kinderreichtum wird belächelt.
    In Gesprächen mit seinen zehn Geschwistern befragt er sie nach ihren Erinnerungen und ihrem Werdegang, über den Wandel von der harten bäuerlichen Arbeit zur technologisierten Landwirtschaft. Die kleinen Betriebe verschwinden, es erfolgt eine Spezialisierung auf einen Bereich mit größeren Flächen. Hilfskräfte sind nicht mehr bezahlbar, dafür verzehnfacht sich die Zahl der Trecker von 1949 - 60 allein in Westfalen.
    Die Landflucht der Kinder, ihre Berufsausbildungen und die Bevorzugung des Stadtlebens schildert er treffend, wie ich es aus eigenem Erleben bestätigen kann.
    Mit Respekt und Dankbarkeit blickt Frie auf das Leben seiner Eltern. Ihre Arbeit ordnet der Autor als ebenbürtig mit anderen beruflichen Tätigkeiten ein. Ein berührendes, schlaues Buch auf weniger als 200 Seiten.

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  1. Von Viechern, dem Katholizismus und dem Landleben.

    Kurzmeinung: Von den 1950ern bis zur Jetztzeit.

    Die Fries gelten was in der Gegend um Nottuln herum, es sind freie Bauern, die erfolgreich wirtschaften. Warum die Bauernschaft und das Dorf, das Nottuln damals in den 1950ern war, zunächst kaum Berührungspunkte miteinander hatten, die Bauernschaft aber die Tonangebenden waren, weil sie wirtschaftlich die Oberhand hatten, und wie sich dann das Machtverhältnis, wenn man es so nennen will, allmählich umkehrte, davon erzählt Ewald Frie in seinem Buch, einer Mischung aus Erlebnisbericht und Sachbuch. Ein reines Sachbuch ist das Werk nicht mehr und ein Roman noch nicht.

    Der Kommentar:
    Das Büchlein liest sich leicht, ich mag es, und es erhielt aufgrund seiner Thematik den Deutschen Sachbuchpreis 2023. Dieser Preis existiert erst seit 2021, er war überfällig. „Ein Hof und elf Geschwister“ von Ewald Frie hat den Preis verdient, auch wenn ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Die Thematik ist wichtig und spannend und geht uns alle an, weil sie unsere Vergangenheit spiegelt, im deutschen Literaturraum wird das bäuerliche Leben unterbelichtet behandelt.

    Dennoch: als Sachbuch fehlt mir ein weiterer Blick in das Bauernwesen und als Roman ein tieferer Blick in das Geschwisterleben. Sehr schön herausgestellt ist, wie das Elternhaus seine Kinder loslässt und in die weite Welt hinaus freigibt; dass Eltern ihre Kinder dazu ermutigen, ihre eigenen Wege zu gehen, ist keineswegs selbstverständlich, um so mehr, wenn sie eigentlich zuhause gebraucht würden. Zu gerne hätte man aber mehr erfahren von den Geschwistern, es ist gut und schön, mitzuverfolgen wie ihre Berufswahl stattfand, aber sonst so? Insgesamt ist es doch magere Kost, was Ewald Frie liefert. Vielleicht ist er zu nah dran.

    Fazit: Leicht zu lesender, netter Erfahungsbericht darüber, wie sich eine bäuerliche Großfamilie verändert. Aber ein bisschen magere Kost ist das Büchlein schon. Ich will mehr.

    Kategorie: Sachbuch. Lebenswelten
    Sieger Deutscher Sachbuchpreis, 2023.
    Verlag: C.H. Beck, 2023

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Der Fluch des Imperiums

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Fluch des Imperiums' von Martin Schulze Wessel
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Fluch des Imperiums"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406800498
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Rezensionen zu "Der Fluch des Imperiums"

  1. Kopflastig. Unterkühlt. Weitausholend.

    Kurzmeinung: Hochschulprofessoren müssen sich mehr anstrengen, wenn sie nicht an der Uni Seminare abhalten, sondern fürs breite Publikum schreiben.

    Der Autor dröselt die gesamte Geschichte Russlands auf, zwar (fast) immer im Hinblick auf Russlands imperiale Ansprüche, aber manches Mal ist dieser Zusammenhang nur immanent, nicht offensichtlich! Warum interpretiert der Autor nicht zwischendurch und macht dadurch seinen Standpunkt klar, seinen Fokus scharf?

    Ob es die Zaren waren oder die Sowjetunion, die russischen autokratischen (wechselnden) Regierungen Moskaus sahen ihre Sicherheitsinteressen nur dann gewahrt, wenn sie ihre Nachbarstaaten unter die Knute nahmen. Die Sowjetunion besteht/bestand aus vielerlei angegliederten Staaten mit russischer oder russischähnlicher Ethnie, Russland bezeichnet nur das Kernland selber; das im Prinzip groß genug wäre und prosperieren könnte, wenn sich die Regierung auf innere Angelegenheiten konzentrieren würde. Aber Russland will eine Hegemonialmacht bleiben und hat, aus diversen Gründen, seine Ansprüche darauf „das benachbarte Ausland“ in irgendeiner Weise unter die russischen Flügel zu nehmen, niemals aufgegeben.

    Besonders Polen hatte unter der russischen Vormacht-Vorrang-Ideologie zu leiden. Dreimal wurde es geteilt und zerstückelt und unter der „Heiligen Allianz“, bestehend aus Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. Die Außenpolitik Moskaus richtete sich lange Zeit daraufhin aus, mit Deutschland bzw. seinen Rechtsvorgängern gemeinsame Sache im Ostblock zu machen. Und heute noch, sagt der Autor, richtet sich die deutsche Politik lieber auf Moskau aus als zum Beispiel eine enge Zusammenarbeit mit Kiew und anderen Regierungen im slawischen Raum ins Visier zu nehmen und russische Interessen (weitgehend) unberücksichtigt zu lassen.

    Die Rolle Litauens, Schwedens und Polens vom 17. bis zum 20. Jahrhundert wird ins Zentrum des Textes gerückt. Deren Rolle im 19. Und 20. Jahrhundert ist bestimmt den meisten Lesern nicht präsent. Diese Staaten haben ein enormes Interesse daran, nicht wieder in den Einflussbereich Moskaus zu geraten; zu blutig haben sie für ihre Unabhängigkeit bezahlt.

    Der Kommentar:
    Erst auf den allerletzten paar Seiten geht der Autor direkt auf sein Thema und die Gegenwart ein. Diese paar Seiten sind sehr aufschlussreich und der Grund, warum ich das Buch lesen wollte. Mich vorher durch die gesamte Geschichte Russlands quälen zu müssen, ging aus dem Titel nicht hervor. Sicherlich braucht man ein gewisses Vorwissen, um zu verstehen, warum Russland/Moskau so vehement darum ringt – vielleicht bis zur Selbstaufgabe, - die Ukraine „heim ins Reich zu holen“. Paradox ist es, wie rassistisch und faschistisch das Denken in Russland ist; auch der Bürger, nicht nur der Regierung, in einem Land, das doch seine Kriege damit begründet, Antifaschistisches zu bekämpfen. Großrussen sind die Herrenmenschen; Kleinrussen stehen darunter, weitere nachfolgende Rangordnungen. Erinnert an den Nationalsozialismus.

    Der Stil
    Der Stil dieses Buchs hat mir indes nicht besonders zugesagt; er ist einerseits hochschulpofstyle, obwohl durch diverse Relativsätze Bemühen erkennbar ist, verständlich zu schreiben, andererseits unterkühlt und weit ausholend. Interpretation wagt der Autor erst am Ende. Und das ist zu spät. Warum nicht den Seminarton verlassen? Warum nur faktenlastig, warum so wenig Standpunkt?

    Was mir niemand erklärt, ist, wie sich die Russen denn von den Ukrainern unterscheiden. Ja, die Sprache. Aber inwieweit ist es eine andere Kultur? Keiner der sich mit dem Konflikt Russland/Welt beschäftigt, hat mir dies bisher erklärt.

    Was besonders negativ zu Buche schlägt, ist das eigensinnige Beharren des Autors darauf, jeden Eigennamen, ob Ort oder Person mit den Akzenten und Satzsymbolen des Ursprungslandes zu schreiben; so erkennt man oft sogar bekannte Personen der Zeitgeschichte kaum mehr oder hätten Sie gewusst, dass Chruščev identisch mit Chruschtschow ist und man Oles Hončar als Oles Hontschar bei uns in den Lexika findet? Einzelne kann man erraten; aber es gibt eine Unzahl an Personen- und Ortsnamen - mit der Zeit wird das "Erraten- und Entziffernmüssen" von Orts- und Personennamen wirklich mühsam.

    Ich verstehe das Anliegen: Respekt. Aber wo bleibt der Respekt vor der deutschen Leserschaft, der man einen sowie so schon nicht leicht zugänglichen Text weiterhin erschwert? Sollen denn Menschen in Deutschland sämtliche Sonderzeichen aller Alphabete in der Welt beherrschen? Wüsstest ihr, was zum Bespiel Frankreich und die Türkei aus einheimischen Namen machen, werte Autoren, würdet ihr diesen Unsinn alsbald wieder lassen! Ärger!

    Fazit: Den Zusammenhang, Schweden, Litauen, Polen, Ukraine kannte ich nicht. Ich habe also etwas gelernt. Aber mehr noch habe ich mich geärgert. Über Unnötiges Erschweren der Lektüre. Gendern habe ich noch gar nicht erwähnt, und das nicht einmal konsequent, sondern beliebig. Ergibt insgesamt wegen des Fachwissens des Autors noch gute 3 Punkte.

    Verlag: C.H. Beck, 2023
    Kategorie. Sachbuch. Geschichte.

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Die Langobarden

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Langobarden' von Stefan Esders
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Langobarden"

Format:Taschenbuch
Seiten:128
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406800337
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Rezensionen zu "Die Langobarden"

  1. 5
    11. Apr 2023 

    Interessantes Buch über ein „kleines“ Volk.

    Obwohl die Langobarden historisch gerade Mal 200 Jahre relevant waren und da auch nur eher ein kleines Herrschaftsgebiet kontrollierten, sind sie dennoch eines der bekanntesten Völker der Spätantike. Dieses Büchlein vermittelt auf prägnante Art und Weise die Genese dieses Volkes und die historische Entwicklung des Langobardenreiches bis zu dessen Eingliederung ins Frankenreich.
    Da die Geschichte der Langobarden eben so kurz ist, war es dem Autor möglich in diesem Werk auf mehr Details und Randnotizen einzugehen, als es in anderen Bänden dieser Reihe typischerweise der Fall ist. Mir persönlich hat es gut gefallen, da tief in die Materie einzutauchen, war das Zeitalter der Langobarden doch turbulent und spannend.
    Religion und Kultur sind zwei weitere wichtige Themen, die hier behandelt werden.
    Ein Kritikpunkt muss aber schon abgebracht werden: Im Vorwort hebt der Autor nämlich die Aktualität der Langobarden hervor, im abschließenden Kapitel zur Nachwirkung und dem kulturellen Erbe wird das dann jedoch leider nur sehr spärlich behandelt. Aber das ist halt etwas, was mein persönliches Interesse trifft.
    Fazit: Sehr zu empfehlen.

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Geschichte Frankreichs (Beck'sche Reihe)

Buchseite und Rezensionen zu 'Geschichte Frankreichs (Beck'sche Reihe)' von Matthias Waechter

Inhaltsangabe zu "Geschichte Frankreichs (Beck'sche Reihe)"

Format:Taschenbuch
Seiten:128
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406800467
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Die Griechen: Eine Globalgeschichte

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Griechen: Eine Globalgeschichte' von Roderick Beaton
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Griechen: Eine Globalgeschichte"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:600
EAN:9783150110072
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Rezensionen zu "Die Griechen: Eine Globalgeschichte"

  1. Absolut lesenswert!

    Klappentext:

    „Die Geschichte der Griechen von der Antike bis Heute. Die Art und Weise, wie wir denken. Wie wir lernen. Wie wir regiert werden. Unsere Künste. All das hat seinen Ursprung vor mehr als 3000 Jahren am südöstlichen Rand Europas. Bis heute beruft die gesamte westliche Welt sich immer wieder auf Geistesgrößen wie Sokrates, Pythagoras, Sappho und Homer.Roderick Beaton legt auf eindrucksvolle Weise dar, welche Kontinuitäten die antike Welt um Athen und Sparta mit dem mittelalterlichen Byzanz, der griechischen Kultur im Osmanischen Reich und nicht zuletzt dem modernen Griechenland des 21. Jahrhunderts verbinden. Bis heute haben die späte Gründung des griechischen Staates und die damit verbundenen Identitätskonflikte Auswirkungen auf Europa. Doch auch Ideen der alten Griechen – wie das Alphabet und etliche wissenschaftliche Errungenschaften – haben wir uns über die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu anverwandelt.Eine epochenübergreifende Meistererzählung und ein lehrreiches Lesevergnügen.“

    Die komplette Geschichte der Griechen in einem Buch zusammen gefasst? Genau das hat knackig aber dennoch sachlich und fachlich genau beleuchtet Autor Roderick Beaton geschafft. In seinem Buch „Die Griechen - Eine Globalgeschichte“ zeigt er dem Leser auf wie groß der Einfluss aber auch ihr Tätigkeitsfeld weltweit war. Und wenn man sich in den Zeilen Beatons verloren hat, was recht schnell der Fall ist, wird deutlich: egal was uns heute irgendwie politisch oder kulturmäßig beschäftigt, alles hatte seinen Ursprung und die Griechen haben überall eine mehr als große Rolle dabei gespielt! Das Buch beginnt in der Zeit 1500 v.Chr. Und „arbeitet“ sich immer weiter hoch in der Zeitrechnung. Hier geht es um Legenden, um Homers Welt (um 1180 v.Chr. bis 720 v.Chr.), um die Erfindung der Politik und die Entdeckung des Kosmos (bis 494 v.Chr.). Weiter geht es dann mit den ersten großen Weltkriegen und der kulturellen Hauptstadt (404-322 v. Chr.). Die „Hellenisierung“ wird ausführlich betrachtet aber auch das griechische Reich Roms (27 v.Chr. - 337 n.Chr.) und natürlich auch die Christianisierung (337-630). Wir folgen Beaton weiter durch die Geschichte und enden mit ihm schlussendlich im Jahr 2021. Da staunen Sie, stimmts?! Die Forschung rund um die Griechen und ihre lange Geschichte wird bis heute unheimlich strikt verfolgt und es tauchen bis heute neue Erkenntnisse auf die immer noch die Forscher vor Rätsel stellt bzw. auch auf Fragen Antworten folgen. Deshalb ist auch der Anhang mit über 50 Seiten recht üppig aber auch das ist nur verständlich. Zu den Texten, Erzählungen und Schilderungen gibt es auch ein farbigen Bilderteil und jede Menge Karten für ein besseres Verständnis für die Ortung der Städte, Gebiete etc.. Beaton macht hier ein mehr als komplexes geschichtliches Thema greifbar und beschreibt unheimlich begeisternd und interessant. Man folgt ihm gern und wird zu keiner müde den Geschichten und Fakten zu folgen.

    Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und einer perfekten Bindung. Die Buchseiten sind von feiner aber griffiger Qualität und ein Lesebändchen in der selben Farbe wie der Einband lassen dieses Buch unheimlich wertig und edel erscheinen. Fazit: alles in allem ein absolut lesenswertes Buch mit enorm viel Wissen auf hervorragende Weise für den Leser verständlich und greifbar gemacht!

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'Along the color line'

Buchseite und Rezensionen zu ''Along the color line'' von  W. E. B. Du Bois
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "'Along the color line'"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:168
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406791543
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