Konstantinopel – Istanbul
Voker Ulrich beschreibt in "Acht Tage im Mai" die letzte Woche des Dritten Reiches, wobei der Fokus auf der Regierung Dönitz liegt, die nach dem Selbstmord Hitlers im Führerbunker, mit dem das Buch auch beginnt, von Norddeutschland aus die Geschicke des untergehenden Staates lenken sollte. Deren Plan war es, möglichst viele Zivilisten und Soldaten vor der vorrückenden Roten Armee zu retten, weshalb man die Kampfhandlungen im Westen einstellen wollte, Optimsten rechneten sogar damit, dass die westalliierten sich zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Kommunismus gewinnen lassen würden. Doch, oh Wunder, die Briten und die US-Amerikaner spielten nicht mit. Sie bestanden auf einer Gesamtkapitulation. Die Regierung Dönitz unterlief dies teilweise durch Teilkapitulationen einzelner Heeresgruppen und spielte auf Zeit, allerdings davon überzeugt, dass sie auch nach der Kapitulation weiterhin die legitime deutsche Regierung sein werde. Himmler bot gar an, seine SS in den dienst des kommenden Staates zu stellen. Diese paar Schlaglichter sollen verdeutlichen, wie realitätsblind die Dönitz-Regierung und viele andere Deutsche waren. Die Verbrechen wurden mit keinem Wort erwähnt, im Gegenteil, man begann sofort an der Legende von der sauberen Wehrmacht und der bösen SS zu stricken, die für fast 40 Jahre Anerkennung fand. Aber die Darstellung bietet nicht nur diese Sicht, im Gegenteil, sie ist ein Panoptikum verschiedener Sichtweisen, es kommen ebenso die einfachen Menschen, Widerständler, KL-Insassen, gegnerische Soldaten zu Wort, die angesprochenen Ereignisse sind vielfältig, seien es der Massenselbstmord von Demmin, die Todesmärsche oder die Massenvergewaltiigungen im Osten.
Das alles ist nicht wirklich neu, aber Ullrich gebührt das Verdienst, es unternommen zu haben, das Kriegsende auf anschauliche und multiperspektivische Art zu veranschaulichen.
Nachdem ich letztens das großartige Buch zur Geschichte Burgunds gelesen habe, war ich hochmotiviert weiter in die Geschichte einzutauchen und habe dann hier zugegriffen, ein Buch über meine alte Heimat. Ein Buch, welches die gesamte Geschichte dieser Region umfasst, hatte ich leider noch nie in der Hand, habe ich mir aber schon lange gewünscht. Also die perfekte Gelegenheit.
Als ich das Buch hier dann begann, kam jedoch die Ernüchterung. Während nämlich das Buch zu Burgund einen tollen literarischen Stil hatte, ist das hier halt sehr nüchtern und sachlich gehalten. Das ist nicht schlecht, man muss sich halt anpassen. Und da kommt leider das eigentlich Problem zum Tragen: Dem Autorenteam fehlt ein drittes Mitglied. Mazohl ist Expertin für österreichische Geschichte und Steininger für Zeitgeschichte. Und daher sind die drei Anfangskapitel, die mich persönlich am meisten interessiert hätten, nämlich Urgeschichte, Römerzeit und Völkerwanderung, leider sehr spärlich und überhastet ausgefallen. Ein dritter Autor, ein Experte für diese Zeit, hätte hier sicherlich gut getan. Nichtsdestotrotz wird das Wesentliche berichtet und ab dem vierten Kapitel, Karl dem Großen, wird das Buch dann richtig tief, ausführlich und detailreich. Man merkt, dass da nun die Autoren zuhause sind. Ab da ist das Buch dann auch richtig spannend zu lesen, mit vielen interessanten Begebenheiten und Informationen.
Obwohl ich Südtirol als meine „alte Heimat“ bezeichne, hatte ich leider nie ein klares Bild über die lokale Geschichte im Kopf. Viele Namen, viele Orte, viele Begebenheiten, aber kein roter Faden. Und daher bin ich diesem Buch sehr dankbar, denn genau das erhält man hier. Außerdem gibt es im Anhang sechs tolle Karten. Was fehlt, ist eine Zeitleiste. Für viele mag das egal sein, aber mir persönlich ist das schon wichtig, weil ich diese immer gerne parallel zur Lektüre studiere und auch später immer wieder gerne darin schmökere, um mein Wissen aufzufrischen. Auch Bilder gibt es keine. Das ist natürlich eine Kostenfrage, aber ein paar Fotoseiten in der Mitte des Buches wären schon schön gewesen.
Insgesamt finde ich das hier ein sehr gelungenes Buch, das die Geschichte Tirols allgemein und Südtirols speziell schön darstellt und auch hilft aktuelle Situationen ins korrekte Licht zu rücken.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Obwohl ich ein durchaus großes Geschichtswissen habe, gibt es dennoch einige weiße Flecken in diesem und ich ergreife immer freudig jede Möglichkeit, diese mit Farbe zu füllen. So habe ich eben auch ohne zu zögern hier zugegriffen, um endlich das berühmte Burgund kennen zu lernen. Da ist es natürlich schön, wenn der Autor einen tollen Schreibstil hat und sich das Buch somit angenehm liest. Außerdem finde ich, dass Geschichte die besten Geschichten schreibt und die 1.111 Jahre von Burgund fallen definitiv in diese Kategorie.
Auf diesen 577 Seiten findet sich wirklich alles, was es über Burgund zu berichten gibt, inklusive schönem Bildmaterial und einer ausführlichen Zeitleiste im Anhang. Einzig ein paar mehr Karten hätte ich mir gewünscht, aber das ist ein minimales Detail. Man könnte dies hier also problemlos als das definitive Werk über die Ereignisgeschichte Burgunds bezeichnen. Es ist nicht einfach nur ein knapper Überblick, sondern eine ausführlicher Schmöker. Doch gleichzeitig ist dies hier in keinster Weise eine trockene Lektüre, sondern angenehm flüssig und liest sich beinahe wie ein spannender historischer Roman.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Obwohl ich ein durchaus großes Geschichtswissen habe, gibt es dennoch einige weiße Flecken in diesem und ich ergreife immer freudig jede Möglichkeit, diese mit Farbe zu füllen. So habe ich eben auch ohne zu zögern hier zugegriffen, um endlich das berühmte Burgund kennen zu lernen. Da ist es natürlich schön, wenn der Autor einen tollen Schreibstil hat und sich das Buch somit angenehm liest. Außerdem finde ich, dass Geschichte die besten Geschichten schreibt und die 1.111 Jahre von Burgund fallen definitiv in diese Kategorie.
Auf diesen 577 Seiten findet sich wirklich alles, was es über Burgund zu berichten gibt, inklusive schönem Bildmaterial und einer ausführlichen Zeitleiste im Anhang. Einzig ein paar mehr Karten hätte ich mir gewünscht, aber das ist ein minimales Detail. Man könnte dies hier also problemlos als das definitive Werk über die Ereignisgeschichte Burgunds bezeichnen. Es ist nicht einfach nur ein knapper Überblick, sondern eine ausführlicher Schmöker. Doch gleichzeitig ist dies hier in keinster Weise eine trockene Lektüre, sondern angenehm flüssig und liest sich beinahe wie ein spannender historischer Roman.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
In diesem Buch erklärt der Autor auf einfache und prägnante Weise, warum die Berge aussehen, wie sie aussehen, warum die Flora und Fauna ist, wie sie ist, und warum die Menschen leben, wie sie leben. Es ist keine Ereignisgeschichte, sondern eine Natur- und Kulturgeschichte. Warum gibt es genau diese Art von Architektur? Wie ist die Almwirtschaft entstanden? Diese und viele weitere interessante Fragen werden in diesem Buch beantwortet.
Wer schon immer einmal einen allgemeinen Überblick über die Alpen bekommen wollte, sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Speziell den Alpenbewohnern selbst empfehle ich das Kapitel über Volksmusik und Trachten.
Sehr gut gemacht finde ich am Ende seine Ausführungen zur Problematik des Klimawandels und der Skipisten-Ausbauten. Was wollen wir eigentlich schützen? Unser Bild von den Alpen oder die Natur an sich?
Das Buch ist flüssig geschrieben mit vielen interessanten Details und spannenden Informationen.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Portrait einer echten Weltstadt
Malte Fuhrmann, Historiker mit Schwerpunkt Stadtgeschichte, hat einen faszinierenden Überblick über die Stadt auf zwei Kontinenten geschrieben, die von Justinians Konstantinopel bis zum modernen Istanbul 2019 reicht. Dabei ist das Buch keine reine Erzählung geschichtlicher Fakten, sondern hat immer einige Fragen als roten Faden: Wie wird die Geschichte einer Stadt geprägt im Zusammen- oder Gegenspiel der herrschenden Personen zu den verschiedenen sozialen Gruppen in der Stadt? Auf weiche Weise bildet sich in unterschiedlichen Epochen Widerstand gegen herrschende Strukturen? Wie beeinflusst die Entwicklung eines Reiches/Staates konkret die Entwicklung einer solchen Stadt und wie vielleicht auch umgekehrt? Dabei greift Malte Fuhrmann auf den Begriff "Recht auf Stadt" von Henri Lefebvre, und auf Thesen des mittelalterlichen Theoretikers
Muhammed Ibn Khaldun (1332-1406) über die Gesetzmäßigkeiten vom Aufstieg und Untergang von Städten zurück und gewinnt damit eine Klammer, die eben dazu führt, dass das kein rein chronologischer Parforceritt durch über 1600 Jahre Geschichte wird, sondern eine grandiose Betrachtung einer außergewöhnlichen Stadt. Es gibt wahrscheinlich neben Rom keine Stadt mit einer so wechselhaften Vergangenheit. Das klingt zu theoretisch? Auf keinen Fall!
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