Karl IV. Der europäische Kaiser.
Klappentext:
„...Die Wikinger gelten als wilde, barbarische Seekrieger, die im Mittelalter aus Skandinavien über die Dörfer und Städte Europas hereinbrachen. Sie raubten der Bevölkerung ihren Besitz und plünderten Kirchen und Klöster. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit....“
Wenn man im Norden wohnt, begegnen einem die Vermächtnisse immer wieder, manchmal sieht man sie, manchmal nicht. Die Zeichen der Wikinger sind überall verstreut. In diesem Buch von Archäologe Matthias Toplak erfahren wir Leser kurz und bündig auf wenigen Seiten das Wichtigste was wir wissen müssen zum Thema. Toplak untermalt sehr viel mit Bildern und lässt seine Worte damit wunderbar aufzeigen. Schnell merkt man aber, das Toplak viele Dinge hinterfragt und er als Forscher die Dinge gern auch aufklären und belegen will. Zudem nimmt er sich den Mythos vor, Wikinger seien die „bösen Männer aus dem Norden“, grobschlächtig, gewaltbereit und furchteinflößend. Was ist dran?
Dieses Buch beinhaltet sehr viel Wissen über Waffen, Schiffbau und Co. und wenn man sich die Fundorte verschiedener Dinge genauer betrachtet, lohnt eine Reise in die dortigen Museen um ein weiteres.
Die Wikinger waren ein „Völkchen“ für sich und Toplak zerpflückt dieses Volk sehr unterhaltsam und kurzweilig - ein sehr informatives Buch in dem nur ein begrenzter Teil Wissen steckt, dieser aber dafür wunderbar recherchiert. Ich vergebe 4 von 5 Sterne!
Barbara Edelmann-Singers "Das Römische Reich von Tiberuis bis Nero" bietet eine knappe, aber gute Darstellung der ersten vier Nachfolger Augustus' aus dem julisch-claudischen Kaiserhaus. Angeregt durch die Biographie des Tiberius, die ich letztens gelesen habe, bin ich auf dieses Buch aus der Reihe "Geschichte kompakt" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt gestoßen und habe den Kauf nicht bereut. Die Reihe verspricht "Studienwissen kompakt" mittels einer übersichtlichen und lesbaren Darstellung und einem kommentierten Literaturverzeichnis, was zumindest für diesen Band auch zutrifft. Der Leser findet Kurzbiographien der vier Kaiser Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, die alle auf irgendeine Art und Weise mit Augustus verwandt waren, ein deutliches Indiz dafür, dass die Erblichkeit des Princeps-Amtes von diesem durchdacht vorbereitet war, denn jedesmal, wenn ein Kaiser starb, kamen nur Kandidaten aus dieser Familie in Betracht, was Augustus' ständiger Beteuerung, sich nur als "primus inter pares" zu sehen, der die Gesetze der römischen Republik achte, zu reiner Kaschierung seines Machtanspruchs macht. Nun gut, das ist beileibe keine neue Erkenntnis, wird aber eben noch einmal gebündelt feilgeboten.
Interssant ist, dass alle Nachfolger, die es per se schwer hatten, aus dem Schatten ihres prominenten Vorfahren herauszutreten, von den wenigen überlieferten Quellen in ein eindeutig negatives Licht gerückt werden, einerseits deshalb, weil die Autoren der Quellen entweder dem faktisch entmachteten Senatorenstand entstammten oder sich andererseits als Speichellecker der folgenden Kaiser ihre Meriten, sprich ihr Ein- und Auskommen sichern wollten. So ist selbst das völlig einseitige Nero-Bild, das bis ins 20.Jahrhundert hinein auch durch Filme wie "Quo vadis?" tradiert worden ist, berechtigterweise in Frage zu stellen. Dass der Brand Roms wohl kaum auf seine Verantwortung geht, ist mittlerweile unumstritten, ja selbst die drakonischen Strafen, die sich gegen die Christen als "Bauernopfer" richteten, waren die im antiken Rom üblichen für Brandstiftung und Aufruhr.
Zusammenfassend kann man für den behandelten Zeitraum festhalten, dass in den ersten gut 70 Jahren nach der Zeitenwende wichtige Grundlagen für das Fortdauern des Imperium Romanum gelegt wurden, seien es die eingeführten Regelungen zur Verwaltung der Provinzen, zur Vergöttlichung der Herrscher, des Einflusses von bisher in der römischen Geschichte eher bedeutungslos gebliebenen Frauen oder die Bedeutung der Herrscherfamilie (die nachfolgenden Kaiserhäuser erhielten sich durch die Adoption fähiger Militärführer) gelegt worden sind.
Die deutsche Journalistin und Historikerin Maren Gottschalk zeigt in diesem Buch den Lebensweg der Galionsfigur des kaum vorhandenen Widerstands während der Nazizeit nach. Mit vielen Tagebucheinträgen und Briefen zeigt sie uns ein Bild der jungen Sophie Scholl, die sich zunächst auch von der Nazipropaganda einfangen lässt und ein begeistertes und engagiertes Mitglied der deutschen Hitlerjugend, bzw. dem weiblichen Pendant Bund Deutscher Mädel wird. Auch ihr Bruder Hans, ebenfalls Mitglied der "Weißen Rose", war zu Beginn ein überzeugtes HJ-Mitglied und Gruppenführer. Aber so nach und nach rebellieren die Geschwister gegen diese starre und unnachgiebige Autorität, die selbstständiges Denken und Handeln unterdrücken möchte. Spätestens mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs geht Sophie Scholl in die Meinungsopposition, auch wenn sie diese zunächst nur im engsten Freundes- und Familienkreis äußert. Aber ihre inneren Widerstände gegen das Unterdrückungsregime werden immer größer und so zögert sie kaum, der Gruppe der "Weißen Rose" um ihren Bruder Hans beizutreten und sie tatkräftig zu unterstützen. Die "Weiße Rose" war keine militante Widerstandsgruppe, sie hatte nur versucht, eine andere Meinung oder Wahrheit zu verbreiten, in der Hoffnung viele Menschen zu motivieren es ihnen gleichzutun. Es erforderte viel Mut aller Beteiligten und leider haben sechs junge Menschen diese Kühnheit mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Der Schreibstil des Buchs ist sehr nüchtern und sachbuchartig, aber trotzdem konnte ich es zum Ende hin kaum aus der Hand legen, obwohl mir der Ausgang der Geschichte natürlich schon bekannt war.
Am 9. Mai 2021 wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden. Sie wurde im Alter von 21 Jahren von den Nazis ermordet, weil sie so mutig war, in dieser Zeit der Unterdrückung und Gewalt, ihre Meinung laut zu äußern. Wir sollten Sie und ihre Mitstreiter niemals vergessen!
Dieses Buch ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch der fantastischen Beck-Wissen-Reihe manchmal Fehlgriffe passieren. Was mich hier am meisten stört, ist, dass dieses Büchlein eigentlich nur eine Ereignisgeschichte mit Fokus auf der Abfolge von Schlachten, Kämpfen und Kriegen ist, während hingegen Militärtechnik, Strategien, Logistik und all die anderen Dinge viel zu kurz kommen. Meine persönliche Erwartungshaltung wurde somit nicht erfüllt, aber vielleicht gibt es ja Leser, die genau das wollen.
Mein zweiter Kritikpunkt betrifft die geographische Eingrenzung. Ich finde es sehr schade, dass der Fokus auf Frankreich, England, Deutschland und Italien beschränkt wurde, wobei England und Italien auch noch sehr kurz kommen. Statt einer trockenen Ereignisgeschichte hätte ich mir einen größeren geographischen Blickwinkel gewünscht mit eben der militärischen Differenzierung. So aber habe ich das alles als relativ uninteressant empfunden.
Fazit: Nicht zu empfehlen, außer man interessiert sich für genau dieses spezielle Thema.
Malte Fuhrmann, Historiker mit Schwerpunkt Stadtgeschichte, hat einen faszinierenden Überblick über die Stadt auf zwei Kontinenten geschrieben, die von Justinians Konstantinopel bis zum modernen Istanbul 2019 reicht. Dabei ist das Buch keine reine Erzählung geschichtlicher Fakten, sondern hat immer einige Fragen als roten Faden: Wie wird die Geschichte einer Stadt geprägt im Zusammen- oder Gegenspiel der herrschenden Personen zu den verschiedenen sozialen Gruppen in der Stadt? Auf weiche Weise bildet sich in unterschiedlichen Epochen Widerstand gegen herrschende Strukturen? Wie beeinflusst die Entwicklung eines Reiches/Staates konkret die Entwicklung einer solchen Stadt und wie vielleicht auch umgekehrt? Dabei greift Malte Fuhrmann auf den Begriff "Recht auf Stadt" von Henri Lefebvre, und auf Thesen des mittelalterlichen Theoretikers
Muhammed Ibn Khaldun (1332-1406) über die Gesetzmäßigkeiten vom Aufstieg und Untergang von Städten zurück und gewinnt damit eine Klammer, die eben dazu führt, dass das kein rein chronologischer Parforceritt durch über 1600 Jahre Geschichte wird, sondern eine grandiose Betrachtung einer außergewöhnlichen Stadt. Es gibt wahrscheinlich neben Rom keine Stadt mit einer so wechselhaften Vergangenheit. Das klingt zu theoretisch? Auf keinen Fall!
Ein Zeitdokument
Klappentext:
„... Das 14. Jahrhundert war geprägt von Pest, 100-jährigem Krieg und dem Abendländischen Schisma, der zeitweiligen Spaltung der Kirche. Vor diesem Hintergrund wirken der Lebenslauf Karl IV, seine lange Herrschaft und die Spuren, die er in Europa hinterließ, umso beeindruckender. Er schrieb nicht nur die einzige Autobiographie eines mittelalterlichen Herrschers und gründete die Karls-Universität in Prag. Die von ihm 1356 veröffentlichte Goldene Bulle behielt als einzige mittelalterliche „Verfassung“ bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ihre Gültigkeit und prägte das politische Denken Europas....“
Ich bin Karl dem IV. bereits in mehreren historischen Romanen begegnet, dennoch würde ich nicht behaupten ihn gut zu kennen. Abhilfe schafft da diese Biografie von Pierre Monnet. Seine Worte wählt Monnet mit Bedacht und schaffte dadurch ein Werk das man gern und mit Interesse liest. Ich will hier nicht weiter auf den Inhalt eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen, aber für eine Biografie eines Herrschers, der in einer furchtbaren Zeit regierte, ist dies ein sehr gutes Zeitdokument. Hier und da gab es ein paar Längen und ich hätte mir noch mehr Bilder gewünscht als ohnehin schon im Buch zu finden sind. Aber alles in allem ist dies eine sehr lesenswerte Biografie. Quellen- und Literaturangaben machen danach jedenfalls weiter Lust sich auf den Spuren Karls IV. umzusehen....4 von 5 Sterne.
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