Also ich habe das Nachwort noch nicht gelesen.
Im letzten LA hat mich Lewis voll gepackt! Wie er den Sterbeprozess Standishs mit dessen Gedankenwelt verknüpft und mit dem Gebahren der Passagiere auf der Arabella kontrastiert, das ist der Wahnsinn!
Lange wurde Standish von der Hoffnung und seiner Lebenskraft über Wasser gehalten. 13 Stunden im Meer bei gleißender Sonne ohne etwas zum Festhalten - das ist schon was. Man kann nicht ewig "Toter Mann" spielen, man muss die Lage wechseln. Die Haut verbrennt, die Augen verbrennen, der Durst, der Schmerz... Alles nimmt langsam zu, bis es zuviel wird, bis das von vorn herein Unvermeidliche eintritt. Diese Beschreibungen sind total traurig, aber grandios und vor allem absolut glaubwürdig.
Mir war klar, dass die Arabella ihn nicht retten könnte.
Ob ein Kapitän nach über 12 Stunden wirklich umkehren würde? Die Wahrscheinlichkeit, einen Menschen im Ozean zu finden, der Wellengang und Strömungen hat, liegt doch bei null, oder? Diese Umkehr würde ich eher ins Reich der Fiktion stellen, aber sie war wichtig für die Dramaturgie des Romans
Die Scheinwerfer haben den Nutzen eines Pappzündhölzchens, das man ins Antlitz der Sonne schnippte. 116
Tatsächlich entsetzt war ich von den Leuten auf der Arabella: alle haben Standish als korrekten, freundlichen Mann wahrgenommen. Nun gehen sie selbstverständlich von einem Selbstmord aus - etwas anderes kommt gar nicht in Frage! Auch der Kapitän glaubt das. Dann braucht er doch erst recht nicht umzukehren. Eine Leiche kann man nicht finden, weil sie untergeht...
Nat Adams ist der einzige, der Selbstkritik übt und Mitgefühl zeigt:
Man konnte nicht in einem Moment an diese unermessliche Weite denken und dann im nächsten Moment an ein kümmerliches Bündelung Menschlichkeit, das in ihrer Mitte verloren gegangen war. 119
Eine Kernaussage!