3. Leseabschnitt: Kapitel Acht bis Zehn (Seite 109 bis 157)

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.572
9.718
49
53
Mainz
Das Buch hat mich dermaßen gefesselt, dass ich es noch gestern beendet habe.
Zunächst bekommen wir so eine Art Gesellschaftsportrait. Auf dem Schifff tausch man sich rege darüber aus, was passiert ist und warum es so lange nicht bemerkt wurde. Sogleich beginnt die Suche nach Gründen. Während der Kapitän ärgerlich umdreht, beginnen auf dem Achiff die Spekulationen über die Hintergründe eines vermuteten Selbstmords.
Seit nunmehr 13 Stunden schwimmt der Gentleman nun auf dem Meer. Er sinniert über dies und das nach, malt sich aus, wie er ggfs. für seine Ausdauer und seinen Überlebenskampf gefeiert werden würde, Er verliert aber zusehends an Kraft, v.a. der Durst macht ihm auch sehr zu schaffen. Als er beschließt unterzutauchen und etwas vom Meer zu trinken, scheint dies der Anfang vom Untergang. Seine Gedanken werden zunehmend düsterer. Standish ergibt sich in sein Schicksal.
Ich fand das Buch sehr fesselnd und konnte mich mit dem Lesen dieses Mal nicht zügeln. Sorry, dass ich soweit vorgeprescht bin.
Auch das Nachwort fand ich übrigens sehr informativ und hilfreich.
Nun warte ich auf Euch und Eure Leseeindrücke und bin gespannt, ob ihr ähnlich angetan seid von Lewis Werk, das nun endlich entdeckt wurde.
 

Eulenhaus

Aktives Mitglied
13. Juni 2022
329
1.549
44
Durch eine Häufung unglücklicher Umstände, von Lewis geschickt inszeniert, kehrt das Schiff erst nach 13 Stunden um. Der Matrose Bjorgstrom fühlt mit Standish und erkennt, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gibt. Er sinniert darüber, dass das Meer unberechenbar ist und jeder Zeit seine Opfer fordert. Crew und Passagiere vermuten Selbstmord. Besonders ein Seitensprung der Frau wird als wahrscheinlichste Ursache angenommen.
Nach 13 Stunden im Wasser gibt Standish auf. Ein seltsamer innerer Friede breitet sich in ihm aus. Das letzte Erleben stellt der Autor einerseits dunkel - katzenartige Schicksalsgöttinnen,die ihm Muskelkrämpfe bescheren - andererseits Meerjungfrauen und ein Feuerwerk. Gute Idee!
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Durch eine Häufung unglücklicher Umstände, von Lewis geschickt inszeniert, kehrt das Schiff erst nach 13 Stunden um. Der Matrose Bjorgstrom fühlt mit Standish und erkennt, dass es für ihn keine Hoffnung mehr gibt. Er sinniert darüber, dass das Meer unberechenbar ist und jeder Zeit seine Opfer fordert. Crew und Passagiere vermuten Selbstmord. Besonders ein Seitensprung der Frau wird als wahrscheinlichste Ursache angenommen.
Nach 13 Stunden im Wasser gibt Standish auf. Ein seltsamer innerer Friede breitet sich in ihm aus. Das letzte Erleben stellt der Autor einerseits dunkel - katzenartige Schicksalsgöttinnen,die ihm Muskelkrämpfe bescheren - andererseits Meerjungfrauen und ein Feuerwerk. Gute Idee!
Das haben wir auch gelesen. Was fandest du bewegend, gab es jemanden an Bord, mit dem du dich soldarisieren würdest? Wie würdest du dich verhalten als Passagier, wenn so etwas passiert?
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Ich mochte es, wie der Autor sich die logistischen Schwierigkeiten wegschreibt: es gibt keine große Sicherungen, weil es sich um einen Frachter handelt, es gibt keine Haie, weil wir uns in einem besonderen Abschnitt der Gewässer befinden, seine Abwesenheit fällt nicht früher auf, weil .. die Gründe habt ihr gelesen!
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.572
9.718
49
53
Mainz
@Wandablue Stimmt; besonders die Erklärung, warum keine Haie zu fürchten seien fand ich interessant. Wusste ich gar nicht.
Logistische Schwierigkeiten werden zwar "weg geschrieben", aber letztlich endet all dies ja nichts am Ausgang des tragischen Ausrutschers.
Hast Du eigentlich mit einer Rettung gerechnet? Und ist das Ende so für Dich befriedigend?
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Nun ja, ich habe genau das gemacht, was das Nachwort prophezeite; ich fand eine Rettung kitschig, also wollte ich keine. Aber als die Arabella zurückfuhr, hätte ich es schon gut gefunden, er hätte wenigstens gesehen, dass sie wieder auftaucht. M.a.W. man will keine Rettung, weil es das Buch verdirbt, aber man kann nicht umhin, zu hoffen.
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
2.572
9.718
49
53
Mainz
Nun ja, ich habe genau das gemacht, was das Nachwort prophezeite; ich fand eine Rettung kitschig, also wollte ich keine. Aber als die Arabella zurückfuhr, hätte ich es schon gut gefunden, er hätte wenigstens gesehen, dass sie wieder auftaucht. M.a.W. man will keine Rettung, weil es das Buch verdirbt, aber man kann nicht umhin, zu hoffen.
Das hast Du schön und zutreffend formuliert.
Eine Rettung hätte nicht zur Geschichte gepasst.
Ich bin auch skeptisch, ob die Wahrnehmung des sich nahenden Schiffes der Geschichte gut getan hätte. Dann hätte es ja wieder Grund zu hoffen gegeben, so aber fügt der Gentleman sich in sein Schicksal.
Faktenchek. Ich glaubs nicht ganz. Es gibt sicherlich Meergebiete, wo die Viecher selten sind, aber im Prinzip sind sie überall.
Das hätte ich auch gedacht. Ich habe mich bei der Lektüre gefragt, ob die Informationen wirklich stimmen? Wenn so etwas geschrieben wird, würde ich eigentlich voraussetzen, dass hierzu gründlich recherchiert wurde. Aber gut: Man wüsste wohl tatsächlich selbst mal dazu recherchieren...
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Das hast Du schön und zutreffend formuliert.
Eine Rettung hätte nicht zur Geschichte gepasst.
Ich bin auch skeptisch, ob die Wahrnehmung des sich nahenden Schiffes der Geschichte gut getan hätte. Dann hätte es ja wieder Grund zu hoffen gegeben, so aber fügt der Gentleman sich in sein Schicksal.

Das hätte ich auch gedacht. Ich habe mich bei der Lektüre gefragt, ob die Informationen wirklich stimmen? Wenn so etwas geschrieben wird, würde ich eigentlich voraussetzen, dass hierzu gründlich recherchiert wurde. Aber gut: Man wüsste wohl tatsächlich selbst mal dazu recherchieren...
Recherche: es gab noch kein Internet.
ob man sich fügt oder nicht spielt doch keine Rolle. Lost in deep sea - der Tod ist unvermeidlich.
Ein Highlight ist es für mich doch nicht, irgendwas fehlt im letzten Teil - ich weiss nicht was ... aber 5 Sterne gibt es allemal. Vllt hat mir das Nachwort auch was verdorben, das mir vorschreibt, wie ich die Personen zu bewerten habe. Das Nachwort macht einen unmündig als Leser. Während die Infos zum Leben des Autors super sind.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Nach einem bisschen Zeit ist mir klar, was zum Jahreshighlight fehlt: das Entsetzen und Grauen. Nicht einmal beschäftigt sich der Autor mit der Tiefe, die sich unter dem Opfer befindet. Allein dieser Aspekt ist schon graueneinflössend, man kann nicht einfach mal die Füße auf Grund stellen, selbst dann nicht, wenn man taucht.
Die Beschäftigung mit dem voraussichtlichen Ende des Lebens in schon so jungen Jahren kam mir ebenfalls zu kurz. An der Sternebewertung ändert das nichts, aber zum Jahreshighlight reicht es deshalb doch nicht.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
2.129
8.841
49
Nach einem bisschen Zeit ist mir klar, was zum Jahreshighlight fehlt: das Entsetzen und Grauen. Nicht einmal beschäftigt sich der Autor mit der Tiefe, die sich unter dem Opfer befindet. Allein dieser Aspekt ist schon graueneinflössend, man kann nicht einfach mal die Füße auf Grund stellen, selbst dann nicht, wenn man taucht.
Die Beschäftigung mit dem voraussichtlichen Ende des Lebens in schon so jungen Jahren kam mir ebenfalls zu kurz. An der Sternebewertung ändert das nichts, aber zum Jahreshighlight reicht es deshalb doch nicht.
Mich stören weder die nicht vorhandenen Haie noch fehlendes Schwimmwesten; ich nehme das erzähltechnisch so hin. An die grauenvolle Tiefe habe ich auch nicht gedacht, aber du darfst nicht von dir aus gehen. Ich gehe auch nicht von mir aus, denn ich wäre schon längst tot gewesen, wahrscheinlich aus dem Grund, Panik vor der Tiefe und so. Der Autor hatte eben anderes vor zu zeigen, zu verdeutlichen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Mich stören weder die nicht vorhandenen Haie noch fehlendes Schwimmwesten; ich nehme das erzähltechnisch so hin. An die grauenvolle Tiefe habe ich auch nicht gedacht, aber du darfst nicht von dir aus gehen. Ich gehe auch nicht von mir aus, denn ich wäre schon längst tot gewesen, wahrscheinlich aus dem Grund, Panik vor der Tiefe und so. Der Autor hatte eben anderes vor zu zeigen, zu verdeutlichen.
stört mich nicht. aber ich bemerke es.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
2.129
8.841
49
Welch' krasser Gegensatz! Während der arme Gentleman noch nicht mal etwas zu trinken hat, schwelgen die Passagiere im köstlichen Essen (Koch von durchschnittlicher Begabung, tz!). Und dann ihre Reaktionen auf die Ankündigung des Kapitäns! Ich fand es bemerkenswert und ziemlich traurig, wie wenig die Menschen voneinander wissen und wie wenig sie aufeinander achten. Vielleicht war es u.a. Lewis Anliegen, das zu verdeutlichen. Jetzt entpuppen sich so einige: Dieses Missionarspärchen war ja von Anfang an unsympathisch dargestellt, aber dass gerade sie lügen … pfui Deibel! Auch die mir anfangs als patent erscheinende Mrs Benson verliert sich in widerlichem Klatsch und Tratsch und streut Gerüchte, die jeder Grundlage entbehren. Ich zähle jetzt nicht alle Reaktionen auf... einzig und alleine der Koch reagiert in meinen Augen normal: er schämt sich und ist traurig.

Es war eigentlich klar, dass es so enden musste. Alles andere wäre trivial gewesen. Man wundert sich sowieso schon, wie der 'Gentleman' das alles ertragen hat, wie tapfer er war – oder wie soll man das nennen? Ich finde es jedenfalls großartig, wie Lewis seine letzten Stunden und Minuten beschrieben hat, auch wenn es traurig und ziemlich unwahrscheinlich war. Ich wäre schon lange vor lauter Panik gestorben; der Gentleman hat noch wichtige Einsichten gewonnen, die ihm aber nichts mehr nützen. Aber uns, den Lesern! Vielleicht hat Lewis das deshalb so geschrieben.​
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.615
21.875
49
Brandenburg
Vielleicht solltest du es nicht so realistisch sehen? Es ist ja auch schon unwahrscheinlich, dass sich jemand so lange über Wasser halten kann.
what? aber ja klar doch. zunächst sehe ich alles realistisch. wenn es keine anhaltspunkte für anderes gibt. doch, doch, das ist schon vorgekommen. es gibt die unwahrscheinlichsten rettungsgeschichten.