GUY'S GIRL: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'GUY'S GIRL: Roman' von Emma Noyes
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "GUY'S GIRL: Roman"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:400
EAN:9783423263658
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Das Land der Anderen: Roman

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Rezensionen zu "Das Land der Anderen: Roman"

  1. Ein Leben in der Fremde

    Leïla Slimani ist eine französisch-marokkanische Schriftstellerin und Journalistin. Bereits mit ihrem ersten Roman „Dans le jardin de l'ogre“ errang sie 2014 in Marokko den Prix de la Mamounia. Der Thriller „Chanson douce“ (dt. Dann schlaf auch du), der zwei Jahre später erschien, wurde zum internationalen Bestseller und mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet.
    „Das Land der Anderen“ ist der erste Teil einer autobiografisch angehauchten Familientrilogie. Das Buch erzählt die Geschichte der jungen Elsässerin Mathilde und des Marokkaners Amine, der während des Zweiten Weltkriegs für die französische Armee kämpfte. Sie verlieben sich, heiraten und ziehen 1947 nach Marokko, wo Amine ein Stück Land geerbt hat. Marokko ist französisches Protektorat, die Unabhängigkeit wird erst 1956 nach heftigen Kämpfen und blutigen Auseinandersetzungen erreicht. Bis dahin sind die Marokkaner Untergebene in ihrem eigenen Land, dürfen sich nicht uneingeschränkt bewegen und sind täglichem Rassismus ausgesetzt. Mathilde und Amine sind durch ihre abgelegene Farm nicht direkt im Kreuzfeuer, aber das gemischt-ethnische Ehepaar ist beiden Seiten ein Dorn im Auge. Auch die kleine Tochter Aïcha , die in der nächstgelegenen Stadt auf eine katholische Mädchenschule geht, ist Opfer dieser Ausgrenzungen.
    Das Buch hat keine fortlaufende Handlung im klassischen Sinn. Es erzählt vielmehr chronologisch vom Leben der Familie, den harten Bedingungen, der Geldknappheit, aber auch den kulturellen Unterschieden der Ehepartner und den daraus folgenden Auseinandersetzungen, die durchaus mit Brutalität geführt werden. Gewalt gegenüber Frauen war eine Selbstverständlichkeit und selbst für westlich denkende und aufgeklärte moderne Marokkaner war es völlig normal, die eigene Ehefrau zu verprügeln und im Haus einzusperren.
    Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn es kein 5 Sterne-Highlight war, dazu war mir der Erzählfluss nicht stringent genug. Aber es war interessant, etwas über das Leben in Marokko zu der damaligen Zeit zu erfahren, besonders im Hinblick auf das Leben der Frauen und ihre Unterdrückung und den Aufständen der Nationalisten, die die Unabhängigkeit von Frankreich forderten, weswegen ich auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann.

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  1. Die Früchte des Zitrangenbaums

    Beim Gastlandauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse 2017 war die französisch-marokkanische Autorin Leїla Slimani mit ihrem Buch "Nun schlaf auch du", für das sie 2016 den Prix Goncourt erhielt, eine bereichernde Entdeckung. Ihr dritter Roman, "Das Land der Anderen", ist der erste Band einer Trilogie nach Motiven ihrer eigenen Familiengeschichte.

    Leїla Slimani wurde 1981 in Marokko geboren, dem Land, in das ihre Großmutter, genau wie die Romanfigur Mathilde, einwanderte. Mathilde folgt ihrem Mann Amine Belhaj, einem marokkanischen Offizier der französischen Armee, den sie bei Kriegsende in ihrem elsässischen Heimatdorf kennenlernte und aus Liebe, Abenteuerlust und Sehnsucht nach Veränderung überstürzt heiratete. Bei der Landung in Rabat am 1. März 1946 dominiert Beklommenheit:

    "Trotz des hoffnungslos blauen Himmels, trotz der Freude, ihren Mann wiederzusehen, und des Stolzes, ihrem Schicksal entronnen zu sein, war ihr plötzlich mulmig geworden. […] Ihr Mann, dem die Blicke der anderen Passagiere nicht entgingen, küsste sie auf die Wangen. Er packte ihren rechten Arm in einer zugleich sinnlichen wie drohenden Geste. Es schien, als wolle er sie im Zaum halten." (S. 15/16)

    Geplatzte Träume
    Amine ist in Marokko ein anderer. Zwar liebt er Mathilde und billigt ihr eine andere Stellung als seiner Mutter Mouilala zu, einer streng-traditionellen Muslimin, doch duldet er keinerlei Kritik an heimischen Traditionen und Bräuchen:

    "„So ist das hier.“
    Diesen Satz würde sie noch oft hören. Und genau in dem Moment begriff sie, dass sie eine Fremde war, eine Frau, eine Ehefrau, ein Mensch, der der Gnade der anderen ausgeliefert war.“ (S. 19)

    Auch als sie 1949 ein ererbtes Stück Land beziehen und Amine wie ein Besessener – und zu Beginn mit wenig Erfolg – auf seiner Farm arbeitet, bleibt das Verhältnis zwischen den beiden kulturell grundverschiedenen Partnern angespannt. Die 1947 geborene Tochter Aїcha und der jüngere Sohn Selim wachsen im Dauerstreit der Eltern auf und erleben Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter und seiner jüngeren Schwester Selma.

    Niemand fühlt sich zuhause
    Nicht nur die französischen Siedler, jeder scheint in diesem Roman im fremden Land zu leben: Mathilde gehört weder zu Marokko, noch zu den Kolonialisten. Bei einem Heimatbesuch 1954 ist sie auch dort eine Fremde. Amine wird für seine Kriegsteilnahme von den eigenen Nationalisten verachtet. Besonders aber leidet Aїcha mit dem blonden Wuschelkopf unter Spott und Quälereien im französisch-katholischen Pensionat:

    "Denn Aїcha war weder wirklich eine Einheimische noch eine dieser Europäerinnen […]. Sie wusste nicht, was sie war, also blieb sie allein […]." (S. 84)

    Symbolhaft ist der Orangenbaum, in den Amine einst einen Zitronenzweig setzte:

    "„Wir“, sagte er, „sind wie dein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite. […] Während er leise auf den Flur trat und die Tür schloss, dachte er, dass die Früchte des Zitrangenbaums ungenießbar waren." (S. 370/71)

    Eine Welt im Untergang
    Aus vielerlei Grünen habe ich den Roman überaus gern gelesen und freue mich auf die Fortsetzung. Zum einen sind es die nüchterne, wertfreie Erzählweise, das Einfühlungsvermögen Leїla Slimanis in unterschiedlichste Figuren und die immer wieder wechselnde Perspektive, mit der sie allen gerecht wird. Die Themen Fremdheit und Einsamkeit, männliche Unterdrückung, Gewalt, Emanzipation, Liebe,unerfüllte Träume, Trennendes und Verbindendes, Scham, Hilflosigkeit, Rassismus und koloniale Überheblichkeit lösten abwechselnd Mitgefühl und Wut in mir aus. Die Verbindung aus Einzelschicksalen und dem marokkanischen Unabhängigkeitskampf, der 1956 zur Loslösung von Frankreich führte, ist ausgezeichnet gelungen.

    Der Roman endet 1955, als Aїcha ungerührt dem Untergang einer Welt zusieht.

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24 Wege nach Hause: Roman

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Rezensionen zu "24 Wege nach Hause: Roman"

  1. Roman an der Zuckergrenze

    Jenny Fagerlunds Roman ist nett, das kann man nicht anders sagen. Ihre Hauptfigur Petra ist nett, weil sie sich nach dem Krebstod ihrer Schwester um ihre Teenie-Nichte Charlie kümmert, die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch durchaus nette Seiten zeigt. Passend dazu landen Petra und Charlie, da sie Stockholm u.a. aus finanziellen Gründen den Rücken kehren müssen, im netten Dorf Nyponviken, finden bei der netten Gärtnereibetreiberin Viveka und ihren netten Angestellten Holger und Maja eine neue Heimat. Erleichtert wird ihnen das Einleben dort auch durch den netten Hund Joschi, der ihnen zuläuft. Für ein paar nette Herzklopfen sorgt der nette Freund Nick, den Petra aufgrund eines Missverständnisses verlassen hatte. Darüber hinaus wird "24 Wege nach Hause" mit einem netten Touch Mystery angereichert, denn vor Petras Tür steht an einem Dezembermorgen ein Adventskalender, der ihr das Dörfchen Nyponviken richtig schmackhaft machen soll. Warum und wieso erfährt man dann im Verlauf des Romans.

    Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich das Wort "nett" hier bereits überstrapaziert habe, so gibt es im Deutschen wirklich kein anderes Wort, das diesen Roman besser beschreiben könnte. Nett, aber leider auch überaus vorhersehbar wird sich in Nyponviken durch die Weihnachtszeit gebacken, missverstanden, enthüllt, geklagt, bedauert und verstanden. Das ist alles sehr beschaulich, gemütlich und voller Wohlfühlmomente, aber so richtig begeistern konnte mich der Roman nicht. Zwar hat mir das Handlungsgerüst, das sich um die 24 Türchen rankt, durchaus gefallen, aber die Figuren waren mir viel zu simpel konstruiert, nichts am Verlauf des Geschehens überrascht oder verursacht Spannung und es ist einfach ein wenig ermüdend, wenn man als Leser ständig den Figuren nicht nur einen, sondern schon zwei Schritte voraus ist.

    Mir fehlte es an Esprit, an Innovation und vor allem auch an Humor. Der Roman ist recht behäbig und fast ein bisschen schwerfällig, nimmt sich selbst sehr ernst und will Tiefgründigkeit und ein Auseinandersetzen mit Gefühlen suggerieren, während er eigentlich nur eine sehr gefällige und leicht zu konsumierende Adventsgeschichte ist. Mit seinem Drang zur wohlgefälligen Auflösung aller Probleme, der überbordenden Hilfsbereitschaft aller Beteiligten und seinen zahlreich eingestreuten Erwähnungen weihnachtlichen Gebäcks und winterlicher Getränke ist mir der Text viel zu nah an der Zuckergrenze. Außerhalb der Weihnachtszeit ist der Roman daher eher nicht zu empfehlen, wenn man allerdings das richtige vorweihnachtliche Mindset mitbringt, kann er durchaus zu einer gehörigen Portion Weihnachtsstimmung beitragen. Man muss dann jedoch darüber hinwegsehen können, dass die Handlung eher gemächlich durch die Tage plätschert, alle Probleme eigentlich gar keine sind und die einzige Tragik letztlich in dem furchtbar frühen Tod der Schwester Alice besteht. Der andere Tod im Roman erfährt meiner Meinung nach leider keine rechte Aufklärung und dass, obwohl "24 Wege nach Hause" für jede andere Figurant schon zwanghaft eine zufriedenstellend Lösung sucht.

    Für mich ist der Roman ein netter Adventsroman für leichte Lesestunden, besonders geeignet für Inga-Lindström-Fans, mehr aber leider nicht.

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Weihnachten in der kleinen Dorfbäckerei

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Rezensionen zu "Weihnachten in der kleinen Dorfbäckerei"

  1. nice

    Dies ist die Fortsetzung des Buches "Die kleine Dorfbäckerei". Das Buch spielt wieder im Dorf Honeybourne und die Atmosphäre ist wieder fantastisch eingefangen. All die kleinen und großen Probleme, die das Zusammenleben in einem so kleinen Dorf mit sich bringt, sind sehr gut ausgearbeitet und spannend beschrieben. Wenn man den ersten Teil gelesen hat, ist es wirklich ein bisschen wie nach Hause kommen. Mit einem guten Tee und einem Stück Kuchen...
    wie bei Millie, die sich sehr gut eingelebt und die Liebe ihres Lebens gefunden hat. Sehr schön fand ich die Fortführung der Erzählstränge aus dem ersten Band. Millie und Dylan haben sich nachvollziehbar weiterentwickelt und ihre Probleme drehen sich nun mehr um Kindererziehung und berufliche Stabilität. Millies Cousine Darcie ist immer noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und diese Suche ist sehr gut in die Geschichte integriert. Im Mittelpunkt stehen Spencer und Tracy, die ebenfalls auf der Suche sind. Nach einem Versteck vor den jeweiligen Schwiegereltern und nach einem neuen Lebensmittelpunkt. Wird es England oder Amerika sein? Um diese Frage ranken sich viele Probleme und Missverständnisse, die natürlich im Pub von Honeybourne offen diskutiert werden.
    Der Schreibstil ist ganz zauberhaft, alle Protagonisten sind sehr unterschiedlich gezeichnet und die Spannung entsteht aus dem Zusammenleben - Wollen in einem kleinen Dorf. Und natürlich den vielen ungesagten Sätzen und Geheimnissen. Und den Schwiegereltern.
    Im Gegensatz zu "Die kleine Dorfbäckerei", die eine empfehlenswerte Sommerlektüre ist, eignet sich dieses Buch hervorragend zur Einstimmung auf das bevorstehende Weihnachtsfest.
    Kleiner Wermutstropfen: Ich hätte mir einen längeren Epilog gewünscht, könnte mir aber vorstellen, dass die Autorin diese losen Enden für eine mögliche Fortsetzung offen halten möchte.

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Winterküsse in Funkelstein

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Rezensionen zu "Winterküsse in Funkelstein"

  1. Ein Kuss sagt mehr als tausend Worte

    "Küssen; so süß ist das, wie wenn man nie mehr die Lippen wegnehmen könnte von dort, wo sie sind." (Charles-Ferdinand Ramuz)
    Nie hätte Daniela vermutet, dass sie einmal glücklich in einer WG mit zwei schwulen Männern leben würde. Doch ihr Sohn Felix freut sich, den nun hat er nicht nur einen, sondern gleich zwei Papas. Außerdem ist sie froh, dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein. Denn dies war der eigentliche Grund, warum es sie nach Funkelstein verschlagen hat. Da kommt es auch gar nicht ungelegen, dass Felix Cousin Siegmar Flink noch eine Stelle in seiner Tischlerei frei hat. Doch warum hat Daniela das Gefühl, als ob er sie gar nicht anstellen möchte? Allerdings, nachdem ein weiterer Arbeiter ausfällt, wird Daniela dringender gebraucht als gedacht. Jetzt kann sie Siegmar beweisen, auch eine Frau kann zupacken.

    Meine Meinung:
    Gerade dieses schöne winterliche Cover hat mich neugierig auf diese Geschichte gemacht. Dass es von Funkelstein noch mehrere Bücher gibt, tat der Geschichte keinen Abbruch. Denn es geht ja schließlich in jedem dieser abgeschlossenen Bücher immer um ein Liebespaar. Auch wenn dies mein erstes Buch über diesen schönen Ort ist, bin ich sofort von der Herzlichkeit der Menschen und dem Dorf selbst verzaubert. Besonders angetan hat es mir die Familie Flink, die in Funkelstein sehr zahlreich vertreten sind und wirklich zusammenzuhalten. Daniela hat es wegen ihrer überraschend schweren Erkrankung und der Ungewissheit des Ausgangs auf der Suche nach Felixs Vater dort hin verschlagen. Inzwischen ist sie angekommen und fühlt sie sich sehr wohl in Funkelstein. Für den Lebensunterhalt jedoch braucht die gelernte Tischlerin dringend einen Job. Zum Glück kann sie bei Siegmar anfangen, auch wenn dieser beim Vorstellungsgespräch nicht gerade vor Freude in die Luft springt. Was für ein Problem hat er mit Frauen? Denkt er, eine Frau kann nicht zupacken? Daniela wird ihm das Gegenteil beweisen. Der Zusammenhalt und die Herzlichkeit der Bewohner ist auf jeder Seite dieses Buches zu spüren. Lediglich der etwas griesgrämige Siegmar scheint da eine Ausnahme zu sein. Doch kommt sein Unmut gegenüber Frauen nicht von ungefähr, den er ist ein gebranntes Kind. Allerdings imponiert ihn seine neue Mitarbeiterin und kann bei ihm das erste Eis brechen. Dieser wundervolle Liebesroman nimmt uns mit dem fantasievollen Plot in den winterlichen fiktiven Ort Funkelstein. Begeistert war in natürlich von Patrick und Christian, über deren Liebe es ebenfalls ein Buch gibt. Gut dargestellt finde ich die Kinder, was ansonsten nicht bei allen Geschichten, die ich kenne, der Fall ist. Ich konnte mich sofort in Daniela hineinversetzen und die Geschichte genießen, sie hat mich mit ihrer Wärme auf jeden Fall auf Weihnachten eingestimmt. Funkelstein ein Dorf zum Wohlfühlen. Ich kann gut verstehen, warum dieser Ort die Autorin nicht mehr loslässt. Von mir bekommt das Buch 5 von 5 Sterne.

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We Are Water

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Rezensionen zu "We Are Water"

  1. Familienroman out of the box.

    Ich weiß noch, wie begeistert ich war ...

    Während Annie Oh in New York sitzt und sich auf die Hochzeit mit Viveca vorbereitet und Orion Oh auf dem Weg nach North Truro ist, lassen beide, unabhängig voneinander ihre 27jährige Ehe Revue passieren.

    Familienromane sind nicht so leicht zu schreiben, obwohl ich sie immer für das Leichteste hielt, was ein Autor aufs Papier bringen kann, denn Familie hat schließlich jeder und von daher kann ein Autor aus dem Vollen schöpfen. Aber so ist es dann doch nicht. Denn von den sogenannten Familienromanen, die mir in der letzten Zeit untergekommen sind, war einer schrecklicher als der andere, ein furchtbarer Murks und Sybil Volks „Wintergäste“ war ein besonderer Lesetiefpunkt, ein Knock-out sozusagen.

    Da geriet Wally Lamb auf meinen Tisch. Glücklicherweise. Wally Lamb hat mich darin bestätigt, dass ich von einem guten Schriftsteller mit Fug und Recht eine gut durchdachte Geschichte mit komplexen, individuellen, vielschichtigen, originellen Protagonisten verlangen kann, die gerade deshalb stimmig sind, weil mit einigen Widerhaken und Widersprüchen oder Brüchen versetzt. Denn genau so sind Menschen, weit entfernt davon, nur schablonenhafte Informationsträger zu sein wie zum Beispiel in A. Gesthuysens letztem Roman "Sei mir ein Vater", aber auch wie in vielen anderen, meiner Meinung nach hingeschluderten Romanen. Ein guter Autor entwirft überdies einen Handlungsaufbau, der über Hunderte von Seiten hinweg, Logik, Spannung und Überraschung hoch hält, einschließlich eines Endes, an dem jedes Puzzleteil schließlich da ist, wo es hingehört. Und dies alles in passabler Sprache.

    Was heißt, Wally Lamb ist ein sehr guter Schriftsteller, der mit „We are water“ einen phantasievollen und komplexen Familienroman geschrieben hat, sozusagen einen Familienroman out of the box.

    Annie ist eine Künstlerin, die ihren Weg macht. Ihre Anfänge in der Malerei und Bildenden Kunst sind aggressiv und doch zaghaft, ihre Collagen von verstörender Kraft. Orion Oh ist Psychologe, erfolgsgewöhnt, doch bekommt er zunehmend Probleme in seiner Welt, seine Karriere stockt, bröckelt. Gibt es irgendetwas zu retten oder ist tatsächlich alles verloren, einschließlich seiner Ehe?

    Wir begegnen in „We are water“ faszinierenden Persönlichkeiten. Nicht nur die Eheleute, auch deren erwachsene Kinder haben eine Stimme. Bis in die zahlreichen Nebenfiguren hinein, hat Lamb ungewöhnliche Details investiert und ein Gesamtbild von gewaltiger Suggestion geschaffen. Sex wird nicht ausgespart, da er zum Leben gehört, doch verhält es sich damit grundsätzlich so: Es gibt Schriftsteller, die darüber schreiben können und es gibt solche, die können es nicht. Die letzteren sind in der Mehrzahl und sollten es lassen. Lamb schreibt über Sex, reichlich sogar, nicht um besser zu verkaufen, obwohl er den Effekt sicherlich erfreut zur Kenntnis nimmt, sondern, er benutzt Intimität, um etwas zu illustrieren, u.a. Leid und tiefe Verletzungen, aber auch Vertrautheit und Zärtlichkeit.

    Für meinen Geschmack gab es insgesamt einen Hauch Drama zu viel, doch alles in allem ragt der Roman weit über alles hinaus, was ich in letzter Zeit im Genre gute Unterhaltung oder Familenromane las. (Das ist jetzt allerdings schon wieder ein paar Jahre her). Fest steht, dass Wally Lamb einer der wenigen, wirklich begnadeten Erzähler unserer Zeit ist. Es könnte aber natürlich auch sein, dass die amerikanischen Schriftsteller einfach besser sind als unsere.

    Fazit: Empfehlenswert.

    Kategorie: Gute Unterhaltung
    Verlag: Harper Collins, 2013

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Weihnachtsglanz: Strandkorbzauber auf Rügen

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Rezensionen zu "Weihnachtsglanz: Strandkorbzauber auf Rügen"

  1. Mit der Vergangenheit aussöhnen

    "Versöhnung ist die Kunst, den Zauber eines Neuanfangs ein zweites Mal zu spüren." (Stephan Sarek)
    Wieder einmal steht der alljährliche Weihnachtsmarkt Strandkorbzauber vor der Tür. Annrike Kassner hat ihren Buchladen "Erlesen" längst schon auf Weihnacht eingestimmt und dekoriert, denn sie liebt diese Jahreszeit. Bei ihrem Stand wird sie nicht nur Geschenkartikel und Bücher, sondern genauso viel Selbstgebasteltes aus alten Buchseiten anbieten. Dann allerdings erfährt sie von Freundin Sybille, dass Keno Siebeneicher neben ihr die Apotheke seines Großvaters übernehmen wird. Ausgerechnet ihr alter Freund Keno, der vor 12 Jahren einfach ihre Liebe per SMS beendet hat. Wie bitte soll Annrike das ertragen, ihm womöglich jeden Tag über den Weg zu laufen? Eigentlich dachte sie, längst über ihn hinweg zu sein. Eines Tages dann stehen sie sich gegenüber und erneut flammt die Liebe wieder auf. Doch will Annrike das wirklich? Außerdem wäre da noch etwas, das Keno noch immer mit sich herumträgt.

    Meine Meinung:
    Es gibt ein Wiedersehen in Meeresruh mit dem neuen dritten Band der Strandkorbzauber-Reihe. Auch dieses Mal nimmt mich der unterhaltsame, lockere Schreibstil von Nele Blohm mit an die Ostsee auf die schöne Insel Rügen. Sofort habe ich das Gefühl, in einer ganz anderen Region zu sein, höre förmlich das Meeresrauschen und spüre die Kälte des Winters. Bei der ausführlichen Beschreibung des Buchladens "Erlesen" würde ich gerne sofort dort stöbern, ein Buch aussuchen und bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen lesend in Annrikes gemütlicher Caféecke sitzen. Außerdem gefällt mir gut, wie Annrike sich liebevoll um ihre Kundschaft kümmert und dafür sorgt, dass sie sich bei ihr wohlfühlen. Spaßig ist es, als unser altbekanntes Schaf Rudolph Annrikes Buchladen ebenfalls aufsucht und dabei fast für ein gründliches Chaos sorgt. Diesmal steht der Zauber des Weihnachtsmarkts weniger im Fokus, dafür spielt das Setting der Strandbar 43 direkt am Meer eine größere Rolle. Bei Karaoke und Partys mit Freundin Sybille kann sie sich ganz fallen lassen und die Sorgen in Sachen Keno fast vergessen. Denn selbst 12 Jahre später tut es noch immer weh, dass er sich per SMS von ihr getrennt hat. Nicht nur Annrike, sondern ebenso Keno finde ich im Grunde auf Anhieb sympathisch. Selbst bei dem kleinen Malheur mit der Umbaufirma wirkt er auf mich zwar entsetzt, jedoch immer noch souverän und charmant. Ganz anders dagegen Annrike, ihr scheint das ganze immer mehr zuzusetzen. Erwartungsvoll fiebre ich Kenos Geheimnis entgegen, was damals dazu führte, mit Annrike Schluss zu machen. Ob er wohl die Gelegenheit bekommt, alles aufzuklären? Mit viel Liebe zum Detail ist auch der weitere Band dieser Buchreihe wieder empfehlenswert. Inzwischen habe ich schon das Gefühl, auf Rügen zu Hause zu sein, so gut gefallen mir die einzelnen Geschichten rund um Meeresruh und deren Bewohner. Schade nur, dass sie immer so schnell beendet sind. Von mir gibt es erneut 5 von 5 Sterne.

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Bunny: Thriller

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Timos Baby

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Rezensionen zu "Timos Baby"

  1. Eine Familie die zusammenhält

    Dieser Roman umfasst 25 Kapitel und erzählt im Wechsel von Nora's, Timo's Mutter und ihm selbst. Die Handlung spielt sich 2022 ab als noch einige Coronabeschränkungen den Alltag beherrschten. Die Atmosphäre ist im ersten Teil meiner Meinung nach eher ruhig danach, im zweiten Teil, wird die Story spannend zu lesen fast schon wie bei einem guten Krimi. Die Autorin hat die Gefühle der Protagonisten gut herausgearbeitet so dass ich die sehr gut nachvollziehen konnte. Sie sind auch authentisch dargestellt. Jede der einzelnen Charaktere hat seine eigenen Schwächen und Stärken so dass sie dem Leser glaubwürdig erscheinen. Immer wieder gibt es Ausführungen/Erklärungen zu Nora's Großfamilie die Timo mit seinem Baby hilft und ihn unterstützt. Die Geschichte war für mich persönlich berührend, zuweilen dramatisch es gibt aber auch glückliche und freudige Szenen und Momente. Es ist eine Geschichte bei dem Verantwortung, Mut Zusammenhalt und vor allem die Liebe zu einem kleinen Baby an erster Stelle stehen. Der nicht leichte Alltag als alleinerziehender junger Vater steht hier im Vordergrund aber es gibt zum Glück eine große Familie die ohne Vorbehalte zu ihm steht. Dieser Familienroman hat mich zwar gut unterhalten aber mir persönlich hat dann doch das gewisse Extra gefehlt. Deshalb vergebe ich gerne vier Sterne.

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When The King Falls

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Rezensionen zu "When The King Falls"

  1. Klasse Spannung, zu wenig Worldbuilding

    Das Cover ist super schön geworden und passt mit der düsteren Stimmung und dem so fragil wirkenden Blümchen perfekt zum Inhalt des Buches. Auch die innere Gestaltung überzeugt auf ganzer Linie und macht den Roman rein optisch schon einmal sehr ansprechend. Einzigartig finde ich, dass die Playlist nicht einfach nur am Anfang platziert wurde, sondern dass die Kapitel dem konkret zugeordnet werden, sodass die Lieder in die Geschichte einbezogen werden.

    Hinsichtlich des Inhalts an sich gilt zu betonen, dass die Idee sehr spannend wirkt und ich diesbezüglich auch keineswegs enttäuscht wurde. Die ersten Kapitel werfen den Leser direkt in das Geschehen und bieten bereits die ersten spannungsgeladenen Momente, derweil es danach für ein paar Seiten ruhiger wird, aber definitiv nicht so, als dass man es als langatmig oder gar langweilig beschreiben könnte. Denn nach einem unerwarteten Vorfall droht eine durchgehende Gefahr für mehrere Charaktere und auch durch weitere, interessante Geschehnisse wird die Spannung aufrechtgehalten. Hinzu kommt Florences fortlaufende Zerrissenheit zwischen ihrer Pflicht und ihren Gefühlen, wobei man als Leser darum bangt, dass sie auf ihr Herz hört. Das Ende birgt einen absolut gemeinen Cliffhanger, dementsprechend konnte ich mich von den letzten Seiten kaum mehr losreißen und habe mit den Protagonisten mitgefiebert, wodurch definitiv ausreichend Interesse am zweiten Teil geweckt wird. Die Charaktere sind mit einer lebensfreudigen Lyra, einer zunächst eher abweisenden Bonnie und einem nicht immer so leicht durchschaubaren Benedict abwechslungsreich und tragen der Spannung dementsprechend auch bei. Florence selbst ist eine sympathische Protagonistin, auch wenn man ihr in der zweiten Hälfte einfach nur gerne mal einen Schups geben möchte, damit sie ehrlich zu sich selbst wird. Dennoch ist ihre anfängliche Angst gut ausgearbeitet und nachvollziehbar, wobei sie sich stets tapfer gibt und keineswegs anstrengend wirkt. Auch der Schreibstil konnte mich von sich überzeugen, da man mit dieser Leichtigkeit geradezu durch die Seiten fliegen und in einen richtigen Leseflow kommen kann.

    Nun aber zu dem Punkt, der mich doch zunehmend mehr gestört hat, denn so gut das Buch in allen anderen Aspekten abschneidet, wurde das Worldbuilding leider vernachlässigt. Man erfährt weder viel darüber, inwieweit sich die Vampire von den Menschen unterscheiden, noch wie Florences Training vor ihrem Aufenthalt im Schloss aussah oder gar, wie das Leben in der Gesellschaft gedacht ist. Der Streit zwischen Florence und Benedict hat mich somit auch nicht wirklich gepackt, da man keine Seite wirklich nachvollziehen kann. Oftmals werden kleine Andeutungen gemacht, doch eine konkrete Beschreibung bleibt aus und somit mangelt es einfach auch an Verständnis hinsichtlich Florences oder Benedicts Perspektive.
    Trotz allem ist der Roman allen Vampir- und Fantasyliebhabern zu empfehlen, da er sowohl hinsichtlich Idee, der Charaktere als auch dem Schreibstil überzeugt. Ich hoffe dennoch, dass im zweiten Teil ein wenig mehr über die Welt verraten wird, um Florences und Benedicts Meinungen besser nachvollziehen zu können.

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  1. Hat mir gut gefallen

    Ich habe ein kleines Faibles für Romantasy und auch wenn ich absolut nicht zur Hauptzielgruppe für dieses Buch gehöre, hatte ich damit ziemlich viel Spaß. Mir hat die Idee gefallen, dass die Dynastie der Tudors eigentlich Vampire sind, die seit Jahrhunderten in Großbritannien auf dem Thron sitzen, das Land regieren und alte Rituale am Leben erhalten. Wobei da auch schon mein erster Kritikpunkt ins Spiel kommt. Über die menschlich-vampirische Gesellschaft erfährt man als Leser sehr wenig. Hier hätte ich mir den einen oder anderen Exkurs ins historische gewünscht. Es muss absolut keine ausgeklügelte Welt wie bei Tolkien sein, aber ein bisschen mehr über das Drumherum hätte ich mir schon gewünscht.

    Florence ist mir als Hauptfigur durchaus sympathisch. Sie ist klug, schlagfertig und mitfühlend. Sie wurde von ihrer Familie ihr ganzes Leben lang auf diesen Racheplan eingeschworen. Jetzt stellt sie alles in Frage, was sie bislang über Vampire zu wissen glaubte. Wobei man auch sagen muss, der Plan ist aufgrund vieler fehlender Informationen nicht der ausgeklügelste. Kritikpunkt Nummer zwei: man erfährt als Leser auch nur sehr wenig über Florence Familie. Einzig ihr Bruder Valerian taucht in der Geschichte auf. Über ihre Eltern und ihr eigentliches Leben wird wenig erzählt. Auch warum die Rache grade jetzt so wichtig ist, wird nicht so richtig deutlich. Ja, es gibt einen Grund aus der Familiengeschichte heraus. Allerdings erscheint mir dieser für den betriebenen Aufwand und das schon fast fanatische Handeln von Valerian schon beinahe überzogen zu sein.
    Auch Benedict ist mir durchaus sympathisch. Man tendiert ja als Leser vorab schon ein kleines bisschen dazu auch "Nieder mit den Vampiren!" zu brüllen. Und muss dann feststellen, dass da nicht zwangsläufig das erwartete Monster auf dem Thron sitzt, sondern ein Mann, der mit seinem Job als König auch nicht immer wahnsinnig glücklich zu sein scheint. Der durchaus mitfühlend, verantwortungsbewusst und auch verletzlich ist, es aber niemals zeigen darf.

    Ein bisschen zäh gestaltet sich die Annährung von beiden dann gelegentlich dann doch und man möchte seufzen, dass man Florence' Gefühlschaos zwar verstehen kann, ihre Aufopferung für die größere Sache auch verstanden hat und man es nicht in (fast) jedem Kapitel wiederholt lesen muss. Wobei - ein wenig leid tut sie mir letztlich doch. Denn für ihre Familie scheint sie nur ein beliebiger Spielstein in ihrem Plan zu sein. Da meldet sich dann mein Gerechtigkeitsempfinden und Florence Familie sammelt an der Stelle jede Menge Minuspunkte bei mir.

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