Der Friedhof in Prag: Roman
Es sollte ein langer und blutiger Weg werden, ehe endlich Edward IV. die Krone erlangt - aber auch damit sind die Kämpfe und Intrigen noch nicht beendet... Julian of Waringham und seine Schwester Blanche, beide Außenseiter in ihrer Familie, schlagen sich durch ein England, das zwischen Chaos und Krieg zerrieben wird. Dabei steht Julian, der zum Earl of Waringham wird und sich zunächst auf die Seite des Hauses York schlägt, beispielhaft für die wechselnden Allianzen und Bündnisse dieser Zeit. Julian und Blanche müssen sich am Schluss gegen die Yorkisten zur Wehr setzen, und dann ist da noch dieser Junge in Wales, der die Karten im unerbitterlichen Machtkampf noch einmal völlig neu mischen könnte. Dabei hält sich Gablé weitgehend an das historische Personal, fügt ihm aber mit Julian of Waringham eine fiktive Hauptfigur hinzu. Da die historischen Figuren konsequent die Namen ihrer Väter/Mütter übernahmen, erdachte sich die Autoren klugerweise Spitznamen, um diese unterscheidbar zu machen.
"Das Spiel der Könige" - so wird gemeinhin das Schachspiel genannt. Und auch wenn wir es bei dem Rosenkrieg nicht mit einem nüchternen Strategieplan zu tun haben (auch Eifersucht, Jähzorn, Leidenschaft und Vergebung lernen wir kennen) - der Krieg der Könige macht England über 30 Jahre zu einem Schlachtfeld, auf dem Könige und Königinnen eine entscheidende Rolle spielten und Fußvolk, Bauern und Läufer gerne geopfert werden.
Bleibt die Frage, was eigentlich Rebecca Gablé von anderen Autoren unterscheidet, die sich zwar ähnlich erfolgreich, aber doch viel weniger überzeugend auf dem Markt der historischen Romane bemühen? Vielleicht ist es der fachliche Hintergrund der studierten Anglistin, Germanistin und Mediävistin. Vielleicht ist es auch die fundierte historische Recherche oder die sorgfältige Übersetzung mittelalterlicher Sprache für das Sujet Roman. Ganz sicherlich aber gehört auch ein besonderes Talent dazu, ein solch umfangreiches historisches Opus durchzukomponieren, einen kühn konstruierten Spannungsbogen durchzuhalten und am Ende wieder die richtige Mischung aus mittelalterlichem Drama, Abenteuer, Machtkämpfen, großen Gefühlen und einer Menge Ironie zu finden. Darüber hinaus ist Das Spiel der Könige ein prächtig ausgestatteter Schmöker von fast 1.200 Seiten. Da finden sich schon auf dem Vor- und Nachsatzpapier Karten der Handlungsorte, dazu doppelseitige Stammbäume der Häuser York, Lancaster/Tudor und Nevilles. -- Henrik Flor, Literaturtest
Armstrong House
Die Eheleute Nico und Susan Collins leben in Scheidung, alles soll einvernehmlich geregelt werden. Doch um den alten Familiensitz Nicos gibt es dann doch Streit. Ein Verkauf könnte alle Probleme regeln, es fällt Nico aber sehr schwer, sich von dem alten Gemäuer zu trennen. Wie mag es wohl vor über 150 Jahren gewesen sein, als Edvard Armstrong das Haus in einer ländlichen Gegend für seine junge Frau Anne erbauen ließ. Damals zur Zeit der Landbesitzer und Pächter, noch vor der großen Hungersnot.
Über mehrere Generationen hinweg erzählt der Autor die Geschichte von Armstrong House, das glückliche Zeiten sieht und auch weniger glückliche. Voller Vorfreude und Enthusiasmus beziehen die ersten Besitzer das Haus, um dann doch Enttäuschungen zu erfahren und Verluste, denn Mitte des 19. Jahrhunderts wütete in Irland die große Hungersnot. Auch das persönliche Leben der Einwohner verlief nicht so leicht wie zu Beginn erhofft.
Ein weiterer Teil beginnt kurz vor dem ersten Weltkrieg und wieder bezieht eine junge Frau voller Freude das Haus, ihr Mann, ein kaltherziger Despot, meldet sich freiwillig für den Kriegsdienst. So muss seine junge Frau mit seiner Schwester über das Haus wachen und erlebt nicht die Ehe, die sie erhofft und so voller Kraft und Liebe begonnen hatte.
Nach den Informationen, die der Klappentext anbietet, hat der Autor Geschichte studiert und das merkt man dem Roman auch an, denn die beiden Teile, deren Handlung in der Vergangenheit angesiedelt ist, sind mitreißend geschrieben. Geschichten, bei denen die Bilder vor den Augen des Lesers entstehen, man meint die Stimmung der damaligen Zeit wahrnehmen zu können. Man sieht die glitzernden Lichter der Ballsäle, die Menschen in den damals modischen Kleidern, man teilt ihre Sorgen und Nöte. Im letzten Teil allerdings, in dem die Gegenwart des Hauses und seiner Besitzer beschrieben wird, kann der Autor nicht überzeugen. Die Geschichte wirkt aufgesetzt und herbei geschrieben, es fehlt jegliche Realitätsnähe und Glaubwürdigkeit, die Romantik kann als geschauspielert empfunden werden. Dennoch wegen der beiden ersten Teile, die ein kleines, aber feines Zeitgemälde bilden, ein lesenswerter und liebenswerter Roman.
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