1984

Rezensionen zu "1984"

  1. Eine zeitlose Dystopie

    „Die besten Bücher […] sind solche, die dir sagen, was du ohnehin schon weißt.“ (S. 245)

    Gibt es passendes Wetter zum Verfassen einer Rezension zu einem Buch, das man schon etliche Mal gelesen hat? In diesem Moment öffnet der Himmel seine Schleusen, Wasser kommt in rauen Mengen daraus hervor und es ist stockdunkel – und ich schreibe eine Rezension zu einer von etlichen Neuübersetzungen von „1984“ von George Orwell; in diesem Fall die aus dem dtv-Verlag. Ich weiß gerade nicht, was ich davon halten soll…:-)

    Allerdings passt das Wetter perfekt zu der im Roman transportierten und vorherrschenden Stimmung. Auf den Inhalt gehe ich hier nicht großartig ein; der sollte hinreichend bekannt sein. Selbst Menschen, die den Roman noch nicht gelesen haben, werden mindestens einen Satz daraus kennen: „Big Brother is watching you.“ Wenn George Orwell zudem wüsste, was für ein TV-Trash nach seiner erfundenen Figur benannt wurde…Okay, lassen wir das.

    Die Ausgabe des dtv-Verlags wird eingeleitet von einem Vorwort von Robert Habeck. Kleiner Tipp für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben: lest das Vorwort als Nachwort; es wird (leider) viel vom Inhalt vorweggenommen, was ich äußerst schade finde. Diese „Praxis“ erschließt sich mir auch nicht ganz und ist eigentlich das Einzige, was mich hier wirklich gestört hat. Man kann zu Robert Habeck stehen wie man will – seinem Einleitungssatz „George Orwell ist der Analytiker des Totalitarismus“ (S. 5) muss man zustimmen.

    Außerdem gibt es nach dem für mich recht drögen und somit auch verzichtbaren Anhang des Romans „Die Grundlagen von NeuSprech“ ein recht informatives Nachwort des Übersetzers Lutz-W. Wolff, eine umfangreiche Liste an Anmerkungen, die das gelesene sehr gut ergänzen sowie eine ausführliche Zeittafel von George Orwells Leben.

    Alles in Allem hat der dtv-Verlag eine lohnens- und lesenswerte Neuausgabe der Mutter aller Dystopien herausgebracht, die ich mit dem größten Vergnügen mit 5* auszeichne.

    ©kingofmusic

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  1. Erschreckend aktuell

    Erschreckend aktuell

    1984 ist ein erstaunlicher Roman. Tatsächlich findet jeder, auch in der heutigen Zeit, zig Jahre nach dem das Buch erstmalig erschien, erschreckende und aktuelle Paralllelen. Bei jedem dürfte der Schwerpunkt etwas anders anders liegen, dennoch wird es keinen Leser kalt lassen. Egal ob das beklemmende Gefühl sich bei der Vorstellung einstellt, dass man immer und überall überwacht wird, oder bei der, dass ein Krieg strategisch eingesetzt werden könnte, um den Großteil der Bevölkerung unten zu halten.

    In 1984 wird dem Leser genau dieses System durch den Protagonisten Winston Smith, Mitglied der Staatspartei, näher gebracht. Nichts scheint Orwell dabei dem Zufall überlassen zu haben, auch den Namen seines Hauptcharakters wählte er mit bedacht.
    Winston wohnt in London, eine der größten Metropole Ozeaniens. 4 Ministerien sind dort dafür verantwortlich, dass das totalitäre Regime funktioniert. Ein Staat der überwacht, kontrolliert, und alles und jeden aufeinander aufhetzt.
    Eltern werden von ihren eigenen Kindern bespitzelt, denunziert, so dass man sich nirgendwo wirklich frei fühlen kann.
    Freiheit ist, wo 2+2 gleich 4 ist. Eine Erkenntnis, die Winston im Buch noch teuer zu stehen kommen wird. Winston versucht sich daran, eigenes Denken zuzulassen. Beim lesen spürt man förmlich, wie dieser Charakter versucht sich von dieser Kontrolle zu lösen. Für kurze Zeit ist im ein Gefühl von Freiheit und Liebe gestattet, aber Big Brother is watching you!

    Prinzipien wie Neusprech und Doppeldenk, die im Roman eine große Rolle spielen, sind ganz klar am Sozialismus angelehnt, und lassen immer wieder Parallelen zur deutschen Geschichte erkennen. In einem Interview sagte Orwell seiner Zeit, dass er seinen Roman als Satire sieht, dies lässt sich für mich, wahrscheinlich wegen dieses Hintergrundes, nicht so leicht nachvollziehen.
    Dies kräftigt meine persönliche Einstellung, dass jeder was anders mitnimmt während des Lesens. Jeder Leser wird seine eigenen Ängste bestätigt finden, seine Befürchtungen nicht mehr als unrealistisch ansehen.
    Ich empfinde 1984 definitiv als zeitlosen Klassiker, der sicher immer aktuell bleibt. Er kann zu jeder Zeit zum nachdenken anregen, daher hoffe ich, dass er weiterhin oft gelesen wird.
    Die Aufmachung der Ausgabe gefällt mir obendrein wirklich sehr gut, so dass ich gerne bereit bin, diesem Werk die volle Punktzahl zu geben.

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  1. Zeitlos!

    1984, die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht. Drei große Machtblöcke, Ozeanien, Eurasien und Ostasien stehen in ständigen Krieg gegeneinander. Ozeanien ist ein totalitärer Überwachungsstaat. Winston Smith, der dort in Airstrip One (ehemals London) lebt ist Mitglied der äußeren Partei. An seinem Arbeitsplatz im Ministerium für Wahrheit berichtigt er Tag für Tag Zeitungsberichte, um die Vergangenheit den gegenwärtigen Zuständen anzupassen.

    In Winston Smiths Welt ist nichts privat. Jeder Vorgang wird über allgegenwärtige Teleschirme beobachtet. Der Große Bruder sieht alles, hört alles. Und doch kann er sich seinen Erinnerungen nicht entziehen. Er beginnt an der Partei, am Programm zu zweifeln. Er beginnt heimlich, in einem toten Winkel, Tagebuch zu führen. Er fängt eine verbotene Liebesbeziehung zu Julia an, will sich mit ihr einer Untergrundbewegung anschließen. Winston fasst Vertrauen zu O’Brien, einem Mitglied der inneren Partei.

    „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ „Unwissenheit ist Stärke“
    Euphemistische Parolen beeinflussen das Denken. Schon der Wunsch zum Widerstand ist ein Gedankenverbrechen.

    „Es gab kein Entrinnen. Nichts gehörte einem, bis auf die paar Kubikzentimeter im eigenen Schädel.“

    Doch Schlafanzug, Isolationshaft, Dauerverhöre, physische und psychische Folter können auch dieses Innerste nehmen.

    1984 war die erste Dystopie, die ich vor Jahrzehnten, noch zu Schulzeiten gelesen habe, und sie hat bis heute – selbst beim dritten Mal lesen - nichts an ihrer Aktualität verloren. George Orwell hat dieses Werk schon Ende der 1940er Jahre geschrieben und schon damals wie heute bleibt 1984 ein eindringliches Gleichnis und Mahnmal gegen Diktatur und Überwachung. "Damals" also in unseren 1980ern, in Friedenszeiten geboren und aufgewachsen - auf einer Insel der Seligen – hatten die Schreckensszenarien einer Diktatur nichts mit meinem eigenen Leben zu tun. Der Vergleich zu der Sowjetdiktatur drängte sich auf, der Kalte Krieg war aktuell. Aber wir haben das alles nur aus den Nachrichten erlebt.

    Beim heutigen Lesen ist aber das Szenario gar nicht so weit weg, unsere Überwachung schaffen wir uns größtenteils selbst. Die Veränderung von Nachrichten, Fake News, Lügenpresse, Manipulation (echte wie verschwörungstheoretische), alles täglich zu lesen.

    "Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Und wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit."

    Geschichte schreibt immer der Gewinner, wer die Macht hat kontrolliert die Information. Auch in scheinbar gefestigten Demokratien, wie wir es ganz aktuell in allen möglichen Staaten beobachten können.

    , „Neusprech“, „Doppeldenk“, die Veränderbarkeit der Vergangenheit sind nicht unbedingt Erfindungen Orwells, rhetorisch bestens geschulte Demagogen, die neue Wahrheiten schaffen, gab es und wird es immer geben. Heute hören wir Begriffe wie „alternative facts“ und „fake news“. Die neuen Medien, sozialen Netzwerke und das Leben in der Blase bieten dafür eine hervorragende Spielwiese. Wer an lautesten schreit, hat recht.

    Hervorheben will ich an dieser neuen Auflage in neuer Übersetzung den informativen Anhang und eine Zeittafel zu George Orwell, die sehr zum Verständnis und Interpretation des Romans 1984 beitragen.

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  1. 5
    15. Feb 2021 

    1984 ist heute, ist morgen, ist immer

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der für Großbritannien zwar mit einem Sieg endete, aber nichtsdestotrotz verheerende Folgen für das Land und seine Bewohner hatte, waren Zukunftsaussichten wohl weit entfernt von rosig und hoffnungsvoll. Doch was der Engländer George Orwell im Jahr 1948 dann für eine Zukunft in seinem Roman 1984 entwarf, das übersteigt wohl Vieles, was auf den ersten Blick vorstellbar erscheint. Oder nein! Hat er nicht nur ein wenig das weitergedacht, was die Bevölkerung der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts miterlebte?! Nämlich das Leben und Leiden unter sehr extremen diktatorischen Regimen. Von rechts aufgebaut in Deutschland, von links aufgebaut in der Sowjetunion. In ihren leidvollen Folgen für die Bevölkerung beide wohl ähnlich unvergleichlich! In dieser Gemengelage wagte Orwell einen Blick in die für ihn noch ferne Zukunft des Jahres 1984 und konnte für dieses Jahr literarisch nur eine Zukunft entwerfen, die die Erfahrungen mit den Diktaturen weitergesponnen und weiter radikalisiert hat.
    Den Lesern der 50er bis frühen 80er Jahre stand damit immer eine Zukunft vor Augen, fest verbunden mit dem Jahr 1984, die Drohung und Warnung in einem war. Auch ich gehörte damals in meiner Jugend zu den geschockten, bewegten und gleichwohl begeisterten Lesern, denn selten hat ein Buch das Blut in den Adern mir so gefrieren lassen und gleichzeitig die Freude am Leben in einer freiheitlichen Gesellschaft so angefeuert.
    Das Jahr 1984 liegt inzwischen weit in der Vergangenheit und auf den ersten Blick mag so die Thematik damit erledigt sein. Denn bei der Lektüre des Buches muss man nun die real in der Vergangenheit liegende Welt in eine Zukunft projizieren, ein Gedankenspiel, das sich Orwell und sein Verleger bei der Auswahl dieses Buchtitels so sicher nicht bewusst gemacht haben. Die Frage „Hat sich der Roman nach 1984 überlebt?“ liegt auf der Hand und musste auch von dem dtv-Verlag gestellt werden, der in diesem Jahr eine neue Übersetzung und Auflage herausgebracht haben.
    Als Antwort darauf bietet der Verlag ein Vorwort von Robert Habeck an, das eine – aus meiner Sicht – intelligente Einordnung des Romangeschehens in die Gegenwart und unsere aktuelle Zukunftsbetrachtung bietet. Ungern lese ich im Normalfall eine solche Interpretation eines Werkes im Vorhinein, nutze so etwas lieber als Nachbetrachtung in Gegenüberstellung und Konfrontation mit der eigenen Einschätzung über das Gelesene. Hier aber, denke ich, macht es ausnahmsweise auf Grundlage des oben ausgeführten Spannungsfeldes einmal Sinn, diesen Essay dem Roman voranzustellen und den Buchstoff gleich in die Zeit nach dem magischen Datum 1984 hinein zu holen. Dass der Verlag dtv damit aber nicht alle glücklich machen konnte, zeigen die Rezensionen, die zB bei amazon veröffentlicht sind und sehr weitgehend parteipolitische Frustrationen zeigen, die eigentlich mit dem Werk, das hoch politisch, aber sicher nicht parteipolitisch ist, nichts zu tun haben.
    Aber es hätte für mich der Einleitung durch Robert Habecks auch nicht bedurft, um mich auch bei dieser neuen Lektüre wieder zu packen. Was da im ersten Teil über den beruflichen und privaten Alltag des Protagonisten Winston Smith ausgeführt wird, das bedeutet die Schaffung eines dystopischen Gemäldes, wie es ausdrucksstärker wohl nicht sein kann. Die so komplett strukturierte Vereinnahmung des Individuums durch einen Staatsapparat, der ein nicht zu hinterfragendes Regime errichtet hat und dessen Weiterfunktionieren sichern möchte, das dem Leser einfach die Luft wegbleibt und eben das Blut in den Adern gefrieren lässt. Vor allem, weil ich bei dieser Lektüre aus der aktuellen Sicht auch erkennen musste, dass vieles von den staatlichen Tricks und Regeln auch in unserer gegenwärtigen Welt eine Rolle spielen. Alle Lebensbereiche, von der Sprache über die Freizeitgestaltung, von der Kindererziehung bis zur Geschichtsschreibung: alles bekommt ideologische Bedeutung und kann deshalb nicht losgelassen und dem Einzelnen überlassen werden, sondern muss komplett staatlich bestimmt und gleichgeschaltet werden. Das ist von Orwell herausragend erdacht, gestaltet und geschrieben!
    Wenn im zweiten Teil dann Winston immer mehr die Grenzen des Systems auszutesten und in die Bereiche von Widerstand vorzudringen beginnt, dann nimmt so langsam das Übel seinen Lauf. Es kann einfach kein gutes Ende nehmen. Der Staat in 1984 ist einfach zu optimal aufgestellt, um den Einzelnen unterdrücken und besiegen zu können. Um dieses staatliche „Optimalsystem“ zu verdeutlichen, nutzt Orwell den Kunstgriff eines „Buchs im Buch“, mit dem dem Leser die theoretischen Grundlagen des Sprachsystems im 1984-Staat dargelegt wird. Ob es dieses Kunstgriffs wirklich bedurfte, dazu habe ich eine eher skeptische Haltung. Ich halte die fiktionale Darlegung des Systems inklusive seiner Sprachpolitik im Roman schon für so ausdrucksstark, dass diese ausführliche Einlage verzichtbar gewesen wäre.
    Im dritten Teil dann kommt es, wie es kommen musste: der Sieg des Staates bedeutet eine Form der Auslöschung von Winston, wie sie stärker nicht sein kann.
    Mein Fazit: 1984 war und ist ein ungemein weitsichtiges Buch, das auch noch dem Leser von heute gekonnt vor Augen führt, was wir zu verlieren haben, wenn wir uns einem allmächtigen Staat überantworten und ihn diktatorisch gewähren lassen. Seine Möglichkeiten der Einflussnahme sind ja auch alles andere als kleiner geworden gegenüber einer Zeit, in der Orwell diese vorausschauende Dystopie entworfen hat.
    So wichtig wie nur eh und je. Dank an den dtv-Verlag für diese Neuausgabe, für die ich nicht anders kann als 5 Sterne zu vergeben, denn „JEDER LESE 1984!“

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  1. Big Brother is watching you

    Winston Smith arbeitet beim Ministerium für Wahrheit und schreibt dort die Geschichte zugunsten der Partei um. Doch sein innerer Widerstand gegen das totalitäre System voll strengster Regelungen wächst. Dann verliebt er sich verbotenerweise.

    Dieser Roman von George Orwell ist bereits sehr viele Jahre alt und wurde mit dieser Ausgabe neu übersetzt. Obwohl ich schon viel darüber gehört hatte, kannte ich den Roman bisher nicht und war deshalb sehr gespannt.
    Der Schreibstil ließ sich gut und zügig lesen und war leicht verständlich. Auch konnte ich mir die Szenen, die Personen und die ganzen Umstände bildhaft vorstellen.
    Die Charaktere wurden prima dargestellt. Winston war sehr sympathisch und ich konnte mich hervorragend in ihn hineindenken. Es war super interessant, ihn in seinem Leben zu begleiten und dabei seine Gedanken zu verfolgen. Auch die weiteren Personen waren super beschrieben und sie haben mich teilweise sehr zweifeln lassen, ob sie für oder gegen die Partei waren.
    Die Story wurde erstmals 1949 veröffentlicht und spielt im Jahr 1984. Diese Zukunftsvisionen dürften damals bereits ziemlich erschreckend gewesen sein. Aber auch heute haben sie nichts an Aktualität verloren. Ich fand die Erzählungen sehr bedrückend. Die Menschen sind aufgeteilt in drei Gruppen, nämlich die innere Partei, die äußere Partei sowie die Prolls. Die Einschneidungen, die die Partei den Menschen auferlegt, sind sehr hart. Die Vorstellung, unter diesen Bedingungen leben zu müssen, war sehr erschreckend. Deshalb lässt einen dieses Buch definitiv nachdenken und so manches Regime in der Vergangenheit und der Gegenwart mit neuen bzw. anderen Augen sehen. Wirklich erstaunlich, dass ein so alter Roman nichts an Aktualität verloren hat. 
    Das Ende war heftig und ließ mich absolut hoffnungslos und deprimiert zurück. Doch das passte einfach hervorragend zu dem Buch.

    Ein nachdenklich stimmender Roman, der wohl nie an Aktualität verlieren wird. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. 5
    13. Feb 2021 

    DoppelDenk

    Im Jahr 1984 ist Winston Smith gerade noch 39 Jahre. Er arbeitet im Ministerium der Wahrheit, wo er Berichte aus der Vergangenheit so anpasst, dass sie den Gegebenheiten der Gegenwart entsprechen. Winston weiß, was er tut und er macht es trotzdem. Schließlich ist es sein Job. In der Zeit der totalen Überwachung auch durch den TeleSchirm, der in seiner Wohnung hängt, wagt es Winston nicht, zu widerstehen. Aber Winston erinnert sich noch an die alte Zeit, bevor der große Bruder alles sah und alles wusste. Seine kleine Rebellion besteht darin, ein Tagebuch zu führen und sich seine Gedanken nicht immer vorgeben zu lassen.

    „1984“ ist sicherlich das bekannteste Werk von George Orwell. Beinahe prophetisch erscheint die Beschreibung eines totalitären Staates. Der Protagonist Winston Smith wirkt wie ein Hoffnungsträger, einer der Wenigen, die sich gegen das System stellen, wenn auch nur im Verborgenen. Langsam nimmt er sich größere Freiheiten heraus und fühlt sich erstmal gut. Ein Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als eine junge Frau, die er flüchtig kennt, sich ihm anschließt. Teilt sie seine Überzeugungen? Oder geht es ihr mehr um eine Liebesbeziehung? Am liebsten möchte Winston die Zeit mit ihr einfach nur genießen.

    Egal, ob man das Buch in Jugendjahren schon einmal gelesen hat oder ob man Winston Smith zum ersten Mal begegnet, dieser Roman hat nichts von seiner Wirkung verloren. Gerade in der heutigen Zeit, wo manipulative Kräfte in sogenannten sozialen Medien wirken und Wahrheiten nicht beschrieben, sondern kreiert werden, überkommt einem bei der Lektüre ob der Weitsichtigkeit, sei sie beabsichtigt oder nicht, des Autors das Gruseln. In einer Ära, in der vieles gespeichert werden kann und die Information durch Algorithmen gelenkt werden, sollten Romane wie dieser eine Pflichtlektüre sein, um wenigstens die aufzuwecken, die dafür offen sind. Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit und sie muss sich wehren können und dürfen. Kaum zu glauben, dass der Autor schon vor siebzig Jahren viel zu früh verstorben ist.

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  1. Gänsehaut pur

    „Es war ein heller, kalter Apriltag. Die Uhren schlugen dreizehnmal.“ (S. 21) Ein erster Satz, der wachrüttelt.
    Wer kennt sie nicht, die bereits 1949 erstmals erschienene Dystopie? 1984 ist Kult, will mir scheinen: „George Orwell ist der Analytiker des Totalitarismus.“ (S. 5 aus dem Vorwort von Robert Habeck). Schön früh schrieb Orwell die Utopie eines Überwachungsstaates, der seine Bevölkerung unterdrückt, bis ins Kleinste kontrolliert und die Meinung gleichschaltet. Als Vorbild dienten ihm die Diktaturen in Sowjetrussland und Nazideutschland. Trotzdem ist 1984 nach wie vor hoch aktuell – alleine weil der technische Fortschritt Überwachungsmaßnahmen wesentlich einfacher macht.

    Ich selbst kannte den Roman nur vom Hörensagen. Insofern war die sehr ansprechend gestaltete Neu-Übersetzung des dtv Verlages eine willkommene Gelegenheit, den legendären Roman selbst zu lesen. Da Habeck in seinem Vorwort auch auf inhaltliche Zusammenhänge eingeht, empfehle ich, es erst im Anschluss an den Roman zu lesen.

    Zum Kerninhalt:
    Der Globus hat sich in drei Weltmächte aufgeteilt: Eurasia, Ostasia und Ozeania. Das ehemalige London ist Teil Ozeanias und Schauplatz der Geschichte. Das Land wird von der Partei des Großen Bruders beherrscht, die es in einen Überwachungsstaat umfunktioniert hat. Die Menschen werden rund um die Uhr mit TeleSchirmen bis hinein in ihre Wohnungen überwacht. Nachrichten, Kriegsgeschehen sowie geschichtliche Ereignisse werden regelmäßig verändert und an aktuelle Notwendigkeiten angepasst, denn „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: Und wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit (S.58).“ Hauptfigur Winston Smith ist für diese Tätigkeiten im Ministerium der Wahrheit (!) zuständig. Er sorgt dafür, dass alles zusammenpasst, er macht die Lüge zur Wahrheit. Winston gehört zum sogenannten äußeren Zirkel der Partei, aber er hat Zweifel. Im Gegensatz zu seinen Kollegen verfügt der Enddreißiger über Erinnerungen aus der Zeit vor der Revolution, die nicht zu den Proklamationen der Partei passen. Er sieht die Widersprüche und hinterfragt das System. Obwohl er weiß, dass er sich mit diesen „GedankenVerbrechen“ dem sicheren Tod ausliefert, kauft er ein Notizheft und beginnt ein Tagebuch zu schreiben. „GedankenVerbrechen führen nicht etwa zum Tod; GedankenVerbrechen sind schon der Tod.“ (S. 51) Das Schreiben wird nicht sein einziges Vergehen bleiben. Er verliebt sich, findet in Julia eine Mitstreiterin. Beide wollen sich der sogenannten Bruderschaft anschließen, um gegen den totalitären Staatsapparat anzukämpfen…

    Von der ersten Seite an ist man gefesselt. Man begleitet Winston in seinem Arbeitsalltag, erlebt, wie die Belegschaft beim Zwei-Minuten-Hass aufgepeitscht wird oder wie Kinder die eigenen Eltern bespitzeln. Menschen werden vaporisiert, das heißt, sie verschwinden einfach, als hätte es sie niemals gegeben. Angst, Folter, Gehirnwäsche sind die Mittel, um Delinquenten gefügig zu machen. Niemandem kann man trauen, es herrscht eine Atmosphäre aus Argwohn und Kälte, persönliche Beziehungen sind unerwünscht. Permanenter Krieg überzieht das Land, Not und Elend der einfachen, nicht in der Partei organisierten Bevölkerung (der Prolls, die rund 85% ausmachen) werden nicht nur billigend in Kauf genommen, Hunger und Mangel sind Mittel der Unterdrückung.

    Der gesamte Roman ist sehr deprimierend. Orwell schont seine Leser nicht, sondern macht sehr deutlich, was es für den Einzelnen heißt, in solch einem System zu leben und die Obrigkeit in Frage zu stellen. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete, es hat mich an mehreren Stellen kalt erwischt. Trotzdem – oder gerade deswegen – halte ich das Buch für zeitlos lesenswert. Eben weil es so drastisch ist, eben weil es auch in heutigen Diktaturen und Unrechtsstaaten genau so oder ähnlich zugeht. Auch in Europa werden unliebsame Dissidenten über Jahre hinweg in Gefängnisse oder Arbeitslager geschickt, um ihre politische Brisanz zu brechen. Selbst der amerikanische Präsident kann bewiesene Wahrheiten als Fake-News abtun; Millionen von Menschen glauben ihm dennoch und wählen ihn trotzdem. China kontrolliert seine Bevölkerung mit modernsten Methoden weit stärker, als wir uns das vorstellen können. In vielen Ländern Afrikas und Vorderasiens herrscht Krieg: während die Bevölkerung hungert, schwelgen die Machthaber im Luxus. Hierzulande schaffen sich Menschen sprechende Multifunktionsgeräte an, die man bei unsachgemäßer Programmierung spielend als Überwachungstechnik nutzen könnte.

    Insofern ist 1984 gar nicht so weit weg. Es ist eine Warnung, den Anfängen zu wehren und genau hinzuschauen. Die vorliegende Neuauflage ist sprachlich ansprechend gestaltet. Lutz-W. Wolff hat etliche Anmerkungen zur Übersetzung im Anhang ergänzt, die dem Verständnis zu Gute kommen. Ebenso findet sich eine Zeittafel zu Leben und Werk George Orwells, die ich als sehr informativ empfunden habe.

    Das Buch ist ein Hammer. Kleine Schwachstellen ergeben sich für mich aus Redundanzen in Bezug auf das politische System und seine Werkzeuge. Da wäre für mich weniger etwas mehr gewesen. Nichts desto trotz ist 1984 ein besonderes Stück Literatur, das auch im 21. Jahrhundert unbedingt noch gelesen gehört.

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  1. Ein Klassiker, der wieder aktuell ist

    dtv hat den Klassiker, der bereits im Jahr 1949 zum ersten Mal erschienen ist, mit einem sehr ansprechenden Cover in einer neuen Übersetzung wieder aufgelegt. Neben der neuen Rechtschreibung sind auch die von Orwell erfundenen Begriffe wie "Neusprache" oder Zwiegedanke (alte Übersetzung) modernisiert worden: "NeuSprech" und DoppelDenk (neue Übersetzung).
    Warum sollte man diesen Roman heute (wieder) lesen?

    Das dem Roman vorangestellte Vorwort von Robert Habeck gibt eine Antwort darauf: "Georg Orwell ist der Analytiker des Totalitarismus" (5).

    Als ich selbst den Roman zum ersten Mal gelesen habe, Mitte der 90er, ging es mir so wie Habeck, es war "für mich eine Metapher für die totalitären Regime der dunkelsten Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, des Stalinismus und des Nationalsozialismus." (8) Aber auch wenn der real existierende Sozialismus gescheitert ist, gewinnen autoritäre Regime an Zuspruch, rechter Populismus erfährt neuen Auftrieb und der Überwachung der Gesellschaft stimmen wir freiwillig zu, indem wir unsere Daten und unsere Privatsphäre preisgeben. Gerade im Zuge der Corona-Krise nutzen totalitäre Systeme, und nicht nur diese, die Gefahr durch das Virus radikal aus. Wie weit sind wir noch vom gläsernen Menschen entfernt? Auch die Manipulation durch die Sprache, die Umdeutung der Geschichte, die Frage, was die Wahrheit angesichts von Fake News und manipulierter Bilder ist, stellt sich heute dringender denn je. Der Roman zeigt, "wie nicht mehr zwischen Lüge und Wahrheit unterschieden werden kann. Und wenn das passiert, dann ist Demokratie am Ende." (12) Habeck spricht auch die Filterblasen und Twitterwolken an, in denen sozial selektierte Gesellschaften entstehen und ein Bewusstsein für abweichende Meinungen verloren geht. Das kann man gerade in der Corona-Krise gut beobachten.

    Zum Inhalt

    Winston Smith lebt einem totalitären Regime, in dem die Partei IngSoc - English Socialism - die Macht inne hat. Die Partei hat einen totalen Überwachungsstaat aufgebaut, so ist sie in der Lage, die Menschen in ihren Wohnungen per TeleSchirm zu beobachten. Die GedankenPolizei überwacht die Mimik und versucht jeden Gedanken, der illoyal ist und die Liebe zur Partei nicht widerspiegelt, sofort zu ahnden.

    Es gibt die Innere Partei, die weniger als 2% der Bevölkerung ausmacht, die Äußere Partei, ca. 13%, zu der auch Winston gehört, und die sogenannten Prolls, die den Rest der Gesellschaft ausmachen und keine Aufstiegschancen haben und so davon beansprucht werden, ihren Alltag zu meistern, dass sie sich nicht erheben.

    "Prolls werden nicht in die Partei aufgenommen. Nur die Begabtesten unter ihnen, die vielleicht zu einem Unruheherd werden könnten, werden von der Gedankenpolizei identifiziert und eliminiert." (257)

    Die Erde ist unter drei Großmächten aufgeteilt, Ozeania, Euroasien und Ostasien, die permanent im Krieg miteinander liegen und um die verbleibenden Gebiete kämpfen. Der Krieg dient dazu Armut aufrechtzuerhalten, denn "langfristig konnte eine hierarchische Gesellschaft nur auf einem Fundament von Armut und Dummheit bestehen." (234)

    An allem herrscht Mangel, Lebensmittel, Konsumgüter und Luxusartikel sind allenfalls für die Innere Partei erreichbar, während das Ministerium der Fülle davon spricht, allen gehe es besser als vor der Revolution. Nur billiger, synthetischer Gin ist reichlich vorhanden. Um das Leben erträglicher zu machen?

    Aber es gibt keine Vergleichsmöglichkeiten, da zum System ebenfalls gehört, die Vergangenheit permanent umzuschreiben und der Gegenwart anzupassen. Werden Lebensmittel rationiert, muss die Ankündigung, diese würden erhöht, neu geschrieben werden. Hat sich ein Parteiglied gegen die Partei gestellt, wird seine Existenz vernichtet, alle Zeitungsartikel, in denen er erwähnt wird, müssen überarbeitet werden.

    "Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Und wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit." (58)

    Das ist Winstons Beruf im Ministerium der Wahrheit (!), Zeitungsartikel umzuschreiben, die alten kommen in das sogenannte Erinnerungsloch und, weil es teilweise eine kreative Arbeit ist, empfindet Winston sogar eine gewisse Befriedigung dabei, obwohl er weiß, dass er dazu beigetragen hat, die Vergangenheit zu verfälschen.

    Umso revolutionärer ist es, dass er selbst beginnt, Tagebuch zu führen, seine geheimen Gedanken niederzuschreiben - in einem für den TeleSchirm unsichtbaren, winzigen Teil seiner Wohnung. Mit wem wird er diese Gedanken teilen können, für wen schreibt er diese nieder? Er glaubt, dass einer der Inneren Partei, O´Brien, ebenfalls selbstständig denkt. Ein beiläufig dahin gesprochener Satz vor einigen Jahren lässt ihn in diesem Glauben, er sei nicht der letzte Mensch in Europa - ein Titel, den Orwell zunächst für seinen Roman favorisierte.

    Sein "Freund" Syme hingegen ist ein Befürworter des Systems und arbeitet am endgültigen Lexikon von NeuSprech mit.

    "Verstehen Sie nicht, dass es beim NeuSprech vor allem darum geht, das Denken so zu verschlanken, dass GedankenVerbrechen gar nicht mehr möglich sind, weil es keine Wörter mehr gibt, um sie zu formulieren?" (S.78)

    Dadurch wird die "Reichweite des Bewusstseins" kleiner (78) und "das richtige Bewusstsein heißt Nichtdenken - gar nicht mehr denken müssen. Das richtige Bewusstsein ist die Bewusstlosigkeit." (79)

    Ein Zustand, von dem Winston weit entfernt ist. Seine verbotenen Gedanken kreisen darum, wie man sich in solch einem System Hoffnung auf eine Änderung bewahren und Kontakt zu denjenigen aufnehmen kann, die ebenso denken. Ob es möglich sein wird, Widerstand zu leisten und sich einen freien Willen zu bewahren?
    Orwells Dystopie gibt kaum Anlass zur Hoffnung, an der Situation könne sich etwas ändern.

    Fazit
    Auch wenn der Roman einige Längen aufweist, da Orwell in manchen Passagen zu viel erklärt, um sicher zu gehen, dass seine Botschaft verstanden wird, bleibt dieser Roman empfehlenswert und gehört für mich zu den Romanen, die man unbedingt gelesen haben sollte - gerade, weil er an Aktualität gewonnen hat!

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  1. Verstörende Vision

    Das Buch ist Weltliteratur. Big Brother ist in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen; sogar eine zweifelhafte Peepshow wurde nach ihm benannt. Siebzig Jahre nach dem ersten Erscheinen gibt es nun gleich mehrere Neuübersetzungen, darunter die sehr gelungene von Lutz-W. Wolff, die nicht nur die Tristesse und Ausweglosigkeit, sondern auch den poetischen Gehalt des Romans zur Geltung bringt.

    Im Jahr 1984, so Orwells Prämisse, gibt es nur noch drei Staaten auf der Welt, und in allen dreien wird mit Zwang und Überwachung regiert. Winston Smith, Bürger von Ozeanien und Londoner, ist Mitglied der regierenden (und einzigen) "Partei". Er muss es sein, denn die Nicht-Parteimitglieder - mit über 80 Prozent die große Mehrheit - werden im allgemeinen Sprachgebrauch nicht als Menschen betrachtet; sie sind sozusagen Verschleißmaterial für die grobe Arbeit. Schlecht versorgt und in Dummheit gehalten, genießen jene "Prolls" trotzdem eine gewisse persönliche Freiheit, während Parteimitglieder weder ein Privatleben haben noch überhaupt einen selbständigen Gedanken denken dürfen - ein unbedachtes Wort, ein Flüstern, sogar der falsche Gesichtsausdruck können zur Verhaftung führen. Winston Smith rebelliert im stillen gegen die Partei, versucht sich der Dauerüberwachung zu entziehen, führt heimlich Tagebuch und geht sogar eine streng verbotene Liebesbeziehung ein. Doch die Bedrohung ist allgegenwärtig, und in der düsteren Welt, die Orwell entwirft, gibt es kein Entkommen.

    Es ist schwierig, zu einem Buch, das einem so vertraut ist - ich habe "1984" in der alten Übersetzung ca. 1970, als Jugendliche, das erste Mal gelesen und später noch ein oder zwei weitere Male -, noch etwas Neues zu sagen. Aber erstaunlich ist nach wie vor die Aktualität dieser Schreckensvision; auch wenn wir zum Glück in einem Staat leben, der vom Einsatz einer Gedankenpolizei, staatlich verordneter Folter und Gehirnwäsche weit entfernt ist. Jedoch: Mit der Erfindung eines Gerätes, das es in fast jedem Haushalt gibt und das zugleich senden und empfangen kann, ist Orwell beängstigend nahe an unserer Realität - in meiner Jugend, als ich das Buch kennen lernte, noch reine Phantasie und eigentlich ein Alptraum -, heute ein normaler Gebrauchsgegenstand und meist freiwillig angeschafft. Die Verfälschung von Fotos und Filmen mit dem Ziel, die sichtbare Realität zu manipulieren, ist Bestandteil unseres Alltags, und "verordnete" Eingriffe in den Sprachgebrauch, auch der Alltagssprache, sind uns nicht fremd. Dass all dies derzeit ohne definiertes politisches Ziel geschieht, darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, welche Gefahr allein in der Gewöhnung an diese Mechanismen steckt. Der Übersetzer unserer Neuausgabe von "1984" weist in seinem Nachwort auf einige dieser Punkte hin. Sehr hilfreich ist übrigens auch der Anhang zum Buch, in dem einige wichtige Aspekte (z.B. die Verfügbarkeit von billigem Alkohol als politisches Mittel, die zitierten Kinderverse, die Topographie von London in Orwells Vorstellung der "Zukunft" u.a.) erklärt werden.

    Man sollte aber über dieses finstere Buch nicht sprechen, ohne auch die besonderen stilistischen Aspekte zu erwähnen. Die leitmotivisch wiederkehrenden Kinderreime, die der Übersetzer im Anhang erklärt. Das überaus starke Bild der im Café sitzenden Dissidenten - wie ein Standfoto -, das sich am Ende fast exakt wiederholt. Die "kleinen Fluchten", die Winston Smith sich herausnimmt - sein gläserner Briefbeschwerer, Vogelgesang, seine Jugenderinnerungen, die quälend und tröstend zugleich wirken. Auch hier ist die Arbeit des Übersetzers hervorzuheben (ich habe eine alte Übersetzung zur Hand und finde vieles besser gelöst, auch die "neusprachlichen" Phrasen).

    Fazit: Ein unbedingt lesenswertes Buch in sehr ansprechender Neuausgabe!

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  1. Knallhart, verstörend zeitlos

    Es gibt Bücher, die zu Recht Klassiker geworden sind. „1984“ steht ganz oben auf dieser Liste. Ich habe es vor Jahren in der Schule gelesen und war gespannt, ob es mich noch genauso packen kann und ob diese Neuübersetzung ein Gewinn ist.
    Ich weiß noch, dass ich es damals fasziniert in einem Rutsch gelesen habe. Jetzt fesselt es genauso, eine tolle Mischung aus bösem Humor, krassester Satire und hoffnungsloser Tristesse.

    George Orwell hat 1949 einen Überwachungsstaat ersonnen, der uns heute noch befremdet und in vielerlei Hinsicht wachrüttelt. Man fühlt sich an das Naziregime erinnert, wenn Menschen, die gegen das Regime arbeiten, vaporisiert werden. Und wenn dann Regierung und Presse eigene Wahrheiten verbreiten, sogar widersprüchliche Belege aus der Vergangenheit vernichten, sieht man wohin Fake News führen können und ist erschüttert. Manch gruselige Einzelheit in diesem Buch gemahnt auch an höchst aktuelle Probleme.

    Dieser Gesellschaftsentwurf geht in vielerlei Hinsicht an die Grenzen und spielt auch den zynischsten Gedanken durch bis zur letzten Konsequenz. Das hat damals Aufsehen erregt und trifft auch noch heute.

    „Es ist ausgeschlossen, dass es in unserer Lebenszeit noch zu irgendwelchen wahrnehmbaren Veränderungen kommt. Wir sind die Toten.“

    Das ist knallhart, verstörend, und erbarmungslos. Ein Buch, das kein Blatt vor den Mund nimmt und einen umhaut.

    Ob es nötig war, den Text neu zu übersetzen, mag ich nicht beurteilen. Ich habe einige Textstellen verglichen und denke, das ist Geschmackssache. Optisch ist diese schön gestaltete Neuausgabe auf jeden Fall ein Gewinn. Umfangreiches Zusatzmaterial rundet das Leseerlebnis ab, wobei ich das kluge, erhellende Vorwort von Herrn Habeck lieber als Nachwort gelesen hätte. Es nimmt einiges vorweg, lesenswert ist es dennoch.

    „1984“ ist ein Buch mit Zündstoff, das offensichtlich zu jeder Zeit seine Wirkung entfalten kann, ein Buch, das man immer wieder lesen kann und sollte.

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  1. Genialer Klassiker

    George Orwell schildert spannend das Schicksal von Winston Smith im fiktiven totalitären Ozeanien. Winston Smith scheint sich anfangs mit dem strikten System arrangiert zu haben. Dass die Bürger Tag und Nacht überwacht werden (Teleschirm), es wird sogar rückwirkend die Geschichte umgeschrieben, denn wer die Gegenwart kontrolliert, kontrollliert gleichzeitig die Zukunft und Vergangenheit, Winston hat dies akzeptiert. Eine intensive Liebesbeziehung sorgt aber dafür das er ins zweifeln kommt.Er beginnt sich gegen dieses System aufzulehnen Die Konsequenzen seiner Auflehnung sind schliesslich brutal und endgültig. Nach monatelangen Folterungen ist Winston am Ende ein gebrochener Mann. Am ende glaub Winston sogar wieder selbst dass er den grossen Bruder Liebt.

    Ich habe das Buch in der Wühlkiste in meinem Lieblingsbuchladen gefunden und gleich durchgelesen
    momentan ist es aktueller den je wer auf Dystopien steht dem kann ich es sehr empfehlen.

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