Das ist mir sehr wichtig, dass Du das so siehst. Ich fand den letzten LA auch so großartig und hoffte, dass sich Deine Kenntnisse von dem Roman der Goncourts nicht negativ auf das Buch von Sulzer auswirken.dass meine kritischen Gedanken zum dritten LA gegenstandslos geworden sind. Wie die Brüder von Roses "Doppelleben" erfahren, ihr Erschrecken, ihre Nachdenklichkeit und die schlussendliche Entscheidung, ihr Leben und ihren Betrug zu schildern, dass erzählt Sulzer mit großartiger Einfühlsamkeit und innerer Logik.
Ah, Langohr, ich bin erleichtert. Wir schwingen mal wieder gleich. Ich weiß das im Moment besonders zu schätzen;-)Ich bin eben fertig geworden und muss schleunigst nachtragen, dass meine kritischen Gedanken zum dritten LA gegenstandslos geworden sind. Wie die Brüder von Roses "Doppelleben" erfahren, ihr Erschrecken, ihre Nachdenklichkeit und die schlussendliche Entscheidung, ihr Leben und ihren Betrug zu schildern, dass erzählt Sulzer mit großartiger Einfühlsamkeit und innerer Logik.
Auch Jules' Verlöschen und Edmonds Trauer, der ungeheure Druck, der entsteht, wenn man den Sterbeprozess eines geliebten Menschen über so lange Zeit verfolgen muss, das Schwanken zwischen Wut, Angst und Zweifeln bis hin zu Tötungsplänen - da ist keine Nuance ausgelassen und kein Ton falsch gesetzt. Chapeau! Ich zieh den Zylinder.
Wieso? Ja, sie hat geklaut. Aber sie hat ihnen auch gedient, ganz egal, wie es ihr gegangen ist. Rose hat sie zudem nie mit ihren persönlichen Belangen "belästigt". Ich sehe keinen großartigen Grund zum Verzeihen.obwohl sie allen Grund hätten, ihr zu grämen
Nein, sich wollte er es erleichtern. Dafür war er sogar bereit, zu sterben. Hätte er Jules was angetan, wäre ihm auch nichts anderes übriggeblieben, denn er war zu träge, um zu fliehen. Er wäre verhaftet und hingerichtet worden.Aber Edmont wollte es Jules wohl erleichtern. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hätte er sich danach selbst gerichtet.
Das bezog sich insbesondere auf die Entwendung des Geldes. Da könnten sie schon ätherlich sein, aber es hat wohl nicht so geschmerzt. Ansonsten sehe ich das grundsätzlich ähnlich wie Du. Zumal Rose ja nicht wissen konnte, dass sie möglicherweise bei den Brüdern auf Verständnis gestoßen wäre.Wieso? Ja, sie hat geklaut. Aber sie hat ihnen auch gedient, ganz egal, wie es ihr gegangen ist. Rose hat sie zudem nie mit ihren persönlichen Belangen "belästigt". Ich sehe keinen großartigen Grund zum Verzeihen.
Ganz bestimmt nicht.- ausser der Häsin, die alles kennt.
Für ihre Zeit waren sie "gute Menschen", sie haben nie absichtlich was Böses getan; aber Gleichgültigkeit ist eben auch keine besonders rühmenswerte Charaktereigenschaft.
Das ist tatsächlich extrem egoistisch von ihm.Dafür war er sogar bereit, zu sterben.
In welcher Weise? Sie konnten schwerlich über Roses geistige Interessen schreiben. Glaubst du, es gab welche?Und in gewisser Weise zeugt es ja auch wieder von Standesdünkel, das "Triebleben" eines Dienstmädchens zu beschreiben, als ob die Herrschaft sich grundsätzlich besser im Griff hätte.
Sie waren extrem schockiert, dass sie ihre wahre Natur vor ihnen verborgen hat. Es hat sie zum Zweifeln an sich selbst gebracht.Wieso? Ja, sie hat geklaut. Aber sie hat ihnen auch gedient, ganz egal, wie es ihr gegangen ist. Rose hat sie zudem nie mit ihren persönlichen Belangen "belästigt". Ich sehe keinen großartigen Grund zum Verzeihen.
Es ist eine typische Vorstellung der damaligen naturalistischen Literatur, dass Intellektuelle ihre Triebe quasi sublimieren und in fruchtbare Bahnen lenken können, während weniger vergeistigte Personen kein solches Ventil finden und deshalb wie rollige Katzen die nächtlichen Straßen durchwandern. Ob Rose geistige Interessen hatte, ist nicht der Punkt, um den es mir ging, sondern: ob eine Person, die geistige Interessen hat, eine Person des Bürgertums, sich so verhalten hätte.In welcher Weise? Sie konnten schwerlich über Roses geistige Interessen schreiben. Glaubst du, es gab welche?
Du meinst, sie dachten, ein Intellektueller würde sich so nicht verhalten? Hierauf finde ich bei Sulzer keinen Hinweis. Wie es in "Germinie" ist, weiß ich natürlich nicht. Mir kommt das ein wenig spekulativ vor.Es ist eine typische Vorstellung der damaligen naturalistischen Literatur, dass Intellektuelle ihre Triebe quasi sublimieren und in fruchtbare Bahnen lenken können, während weniger vergeistigte Personen kein solches Ventil finden und deshalb wie rollige Katzen die nächtlichen Straßen durchwandern. Ob Rose geistige Interessen hatte, ist nicht der Punkt, um den es mir ging, sondern: ob eine Person, die geistige Interessen hat, eine Person des Bürgertums, sich so verhalten hätte.
Wer ist schon ein Heiliger?Franz von Assisi z.B. war doch ebenfalls aus reichem Haus, er konnte und er wollte etwas gegen das Elend tun! Andere mit ihm.
Beiden. Dem liebsten Menschen beim Sterben zuzusehen und dabei nicht zu leiden und sich nicht zu wünschen, es wäre für beide vorbei, wäre übermenschlich oder unmenschlich.Nein, sich wollte er es erleichtern
Das hat ihnen tatsächlich schwer zu schaffen gemacht. Sie, die mit ihren Tagebüchern die menschliche Natur als Objekt ihres Schreibens ausgemacht hatten, waren so leicht zu täuschen gewesen. Die Tatsache, dass Rose ein Doppelleben führen konnte, ohne dass sie was bemerkten, schuf mehr als Zweifel an ihrer Beibachtungsgabe.Sie waren extrem schockiert, dass sie ihre wahre Natur vor ihnen verborgen hat. Es hat sie zum Zweifeln an sich selbst gebracht
Hm, wie du schon sagst: sie mussten unbedingt diesen Roman schreiben, um zu zeigen, dass sie die menschliche Natur eben doch kennen, sozusagen um sich zu rehabilitieren. Sie haben diesen Roman sich selber geschuldet. Aber - klar, sie waren ja keine Lumpen und haben damit auch etwas gewagt, wahrscheinlich wussten sie das. Allein die Szene, als sie Mathilde daraus vorlasen ... da hätte ich dabei sein mögen.Sie waren extrem schockiert, dass sie ihre wahre Natur vor ihnen verborgen hat. Es hat sie zum Zweifeln an sich selbst gebracht.
Gleichgültigkeit zeigt sich eben NICHT darin, einen Roman über die Person zu schreiben, die einem gleichgültig ist. Schon gar nicht, wenn das Thema so gar nicht comme il faut ist.
Hätte er die Tat auf diese Weise begangen, wäre ihm nichts anderes übriggeblieben als Suizid zu begehen. Um ein schlimmeres, nicht selbstbestimmtes Ende zu vermeiden.Das ist tatsächlich extrem egoistisch von ihm.