3. Leseabschnitt: Seite 100 bis 148
Letzter Halbsatz: "..., der einzige, der nicht mit Papieren vollgeräumt war."
Letzter Halbsatz: "..., der einzige, der nicht mit Papieren vollgeräumt war."
Ich erkannte ihn erst, als er über mir stand und mit einem Stein ausholte. 138
Diese Szene hat mich auch stark irritiert. Wunschdenken? Gewaltphantasien, um sich an all denen, die wortführend sind im Ort, zu rächen?Die vielen Todesfälle: Das muss doch auch wieder so ein Traum von unserem Erzähler sein? So viele Leute aus einem Ort werden doch nicht umgebracht? Ist das seine Phantasie, erklärt mit dem Satz: "Ich ging wie ein Messer durch die Stadt." 134
Was war das für eine Krankheit? Juckreiz, gelb gefärbte Haut, Blutlache…Die Mutter hatte auch Schwierigkeiten mit dem Ankommen, durch den Tod hat sie sich dem entzogen.
Der Erzähler ist einer, dem seine Einsamkeit wichtiger ist als jede Bindung. Statt der Geliebten zu sagen, er möchte in Ruhe irgendwo draußen sitzen, lässt er sie im Glauben, er betrüge sie. Nur um mit Niemanden etwas zu teilen.Versteht ihr das? Ich hatte gedacht, er würde etwas für die Frau empfinden. Warum ist diese Episode wichtig?
Solche Erlebnisse kennen die meisten, die in jenen Jahren Schüler waren.Über die Schule erfahren wir nur Boshaftigkeiten, die Lehrer müssen ja ganz schlimm sein
Sind sie das ? Oder sieht nur der Erzähler das so? In kleinen Orten sind bis vor wenigen Jahren alle bei beinahe jeder Beerdigung mitgegangen. Manche bleiben Außenseiter, weil sie das so wollen.Zur Beerdigung kommen sie alle. Heuchler, die sie sind.
Das kommt mir auch ausgedacht vor. Ich dachte allerdings nicht an einen Traum, sondern an gewisse Mordfantasien Karstens.Die vielen Todesfälle: Das muss doch auch wieder so ein Traum von unserem Erzähler sein? So viele Leute aus einem Ort werden doch nicht umgebracht?
In meinen Augen ist das wieder die Sehnsucht nach Plothow, die einfach alles andere überlagert. Alles an diesem Ort erinnert ihn an den Kanal in Plothow. Er möchte und kann diese Erinnerung nicht mit der verheirateten Frau teilen.Versteht ihr das? Ich hatte gedacht, er würde etwas für die Frau empfinden. Warum ist diese Episode wichtig?
Nein, er ist neu und wird wohl im letzten Abschnitt eine größere Rolle spielen.Den linksradikalen Freund auf Sardinien kann ich noch nicht zuordnen. Haben wir über ihn schon was gehört?
Das müsste Gelbsucht sein, vielleicht infolge von Hepatitis?Was war das für eine Krankheit? Juckreiz, gelb gefärbte Haut, Blutlache…
Diese Erinnerungen sind doch das, was ihn ausmacht. Und wenn einer so was nicht mit der Frau, die er liebt, teilen kann, dann pfeif ich auf den Mann und dessen Liebe.Er möchte und kann diese Erinnerung nicht mit der verheirateten Frau teilen.
An Gelbsucht habe ich zuerst auch gedacht, aber weshalb das Blut.
Ich weiß gar nicht, ob er sie wirklich liebt, oder ob das nicht nur eine Begegnung ist, mit der er seine Einsamkeit verringern möchte. Was er dann aber doch nicht kann wegen der Plothow-Erinnerung.Und wenn einer so was nicht mit der Frau, die er liebt, teilen kann, dann pfeif ich auf den Mann und dessen Liebe.
Ich glaube, von Heimweh kann man so gut wie alles bekommen. Sprich, die Psyche kann den Körper krank machen. Das mit den Blutungen kann wohl ein Symptom sein:An Gelbsucht habe ich zuerst auch gedacht, aber weshalb das Blut.
Und bekommt man das von Heimweh?
Stimmungsbilder kann Loschütztrüben Lichter, die Dunkelheit, schwarz-weiße "Schmuddelbildchen" - für mich ein toller Moment.
Ich denke auch, dass er zu Liebe nicht fähig ist.Ich weiß gar nicht, ob er sie wirklich liebt, oder ob das nicht nur eine Begegnung ist, mit der er seine Einsamkeit verringern möchte. Was er dann aber doch nicht kann wegen de
Was ich an der Szene nicht verstanden habe: stammen die Fotos von Burckhardt? Hab ich da was überlesen? Ansonsten gebe ich dir vollkommen Recht: das war eine beeindruckend morbid-dunkle Szene.Die Szene rund um Burckhardt und den Geigenkasten habe ich wunderbar erzählt und wie aus einem Film Noir wahrgenommen. Diese November-Stimmung, die trüben Lichter, die Dunkelheit, schwarz-weiße "Schmuddelbildchen" - für mich ein toller Moment.
Ich glaube nicht. Karsten hat sie in der Telefonzelle gefunden und da sie bei B. auf Interesse gestoßen sind (klar, ein junger Kerl und zu diesen Zeiten ohne Internet kam man nicht so leicht an Photos von nackten Frauen heran), hat er den Mund gehalten.Was ich an der Szene nicht verstanden habe: stammen die Fotos von Burckhardt? Hab ich da was überlesen? Ansonsten gebe ich dir vollkommen Recht: das war eine beeindruckend morbid-dunkle Szene.
Das wird aber (finde ich) sehr schlüssig hier erklärt:Der Erzähler ist einer, dem seine Einsamkeit wichtiger ist als jede Bindung. Statt der Geliebten zu sagen, er möchte in Ruhe irgendwo draußen sitzen, lässt er sie im Glauben, er betrüge sie. Nur um mit Niemanden etwas zu teilen.
Ich konnte sie weder dahin mitnehmen noch ihr davon erzählen, weil ich fürchtete, das Wunder des Aufgehobenseins, das ich dort empfand, würde im gleichen Augenblick zerstört. (S. 125)
Aber das "Interesse" wäre dann ja kein Grund gewesen, den Geigenkasten zu demolieren ha ha ha.Ich glaube nicht. Karsten hat sie in der Telefonzelle gefunden und da sie bei B. auf Interesse gestoßen sind (klar, ein junger Kerl und zu diesen Zeiten ohne Internet kam man nicht so leicht an Photos von nackten Frauen heran), hat er den Mund gehalten.
Das natürlich nicht. Das Interesse erklärt nur, warum B. niemandem erzählt, wer die Geige zerschlagen hat.Aber das "Interesse" wäre dann ja kein Grund gewesen, den Geigenkasten zu demolieren ha ha ha.
Das wird auch recht deutlich, als der Erzähler sagt, dass seine Mutter immer einen Funken Triumph im Blick gehabt hätte, wenn er sich im Krankenhaus von ihr verabschiedet hatDas langsame Dahinsiechen der Mutter habe ich als sehr traurig empfunden. Insbesondere die Stelle mit der Berührung der Mauer als Abschied vom Zuhause (nicht der Heimat), die dann auch für Karsten eine zusätzliche Bedeutung erhält.
Wieviel Bitterkeit steckt in so einem Satz? *Gänsehaut*im Innersten, dachte ich, wenn ich ihren Blick sah, triumphierte sie auch, wenn sie sich im Bett aufrichtete und mir nachsah, sie triumphierte, weil ich in die Stadt hinein mußte, während sie einen Weg gefunden hatte, sich ihr zu entziehen. (S. 113)
Ja und nein. Einerseits erfährt man Details zu Sätzen, die man vorher nicht verstehen konnte, andererseits werden neue "Baustellen" eröffnet: die Morde, eine Frau, die in ein Zimmer bei ihm einzog, warum Vera es nicht lange am Urlaubsort ausgehalten hat... Inzwischen weiß ich, dass die Frage jeweils im nächsten Abschnitt geklärt werden und ich bin zuversichtlich, dass das so bleibt.Na, jetzt lichten sich allmählich doch die Fragezeichen und die Puzzlesteinchen fügen sich zusammen.
Ich tippe auf einen inoperablen Bauchspeicheldrüsentumor, der den Gallengang verstopft, daher die Gelbfärbung. Oder ein Gallengangkarzinom. Beides leider damals wie heute in der Regel tödlich.Was war das für eine Krankheit? Juckreiz, gelb gefärbte Haut, Blutlache…
Wenn ich mit meiner Diagnose richtig liege, hat sie das sicher schon mitgebracht, das wächst nicht zwischen Mai und Herbst.An Gelbsucht habe ich zuerst auch gedacht, aber weshalb das Blut.
Und bekommt man das von Heimweh?
Er vermutet es, denn Burckhardt hat das Geigenattentat nie verraten, wohl aus Angst, dass er sonst wegen der Bilder auffliegt. So habe ich es verstanden.Was ich an der Szene nicht verstanden habe: stammen die Fotos von Burckhardt? Hab ich da was überlesen? Ansonsten gebe ich dir vollkommen Recht: das war eine beeindruckend morbid-dunkle Szene.
Die Erklärung gefällt mir. Es würde sich einreihen in den Wunschtraum vom Brand Plothows oder den Sprung aus dem Zugfenster.Diese Szene hat mich auch stark irritiert. Wunschdenken? Gewaltphantasien, um sich an all denen, die wortführend sind im Ort, zu rächen?
Das geht mir ebenso. Ich bewundere die Sprache und die erzählerische Dichte, die der Autor schafft, trotzdem lese ich distanziert, weil mir dieser Protagonist fremd ist. Die Figur selbst authentisch, aber sein Festhalten an der alten Heimat und nicht ankommen zu wollen in der neuen Stadt befremdet mich.Aber mit dem Protagonisten kann ich wenig anfangen. Der bleibt mir sehr fremd. Einer, der nur beobachtet und sich ansonsten absondert.
Seine Liebesbeziehungen - sehr sonderbar.
Eher schafft er Bindungen zu Männern: Götz, der linke Aktivist
Stimmt, aber mich kann er nicht in seine Geschichte hineinziehen, ich bleibe distanziert, was in Ordnung ist.Stimmungsbilder kann Loschütz
Das empfinde ich auch als sehr wohltuend. Ich habe tatsächlich die ersten Seiten Wiedergenesung und jetzt versteht man sie viel besser. Wie Indianer Spirale kommt alles wieder und wir erfahren immer mehr Einzelheiten, die die Vergangenheiten entschlüsseln. Fixpunkt bleibt die verlorene Heimat.Alles wird irgendwann erklärt, man muss nur Geduld haben. Es gefällt mir, dass die Abschnitte länger werden und mehr am Stück erzählt wird.