3. Leseabschnitt - 2. Teil, Kapitel 7 und 8 (Seite 160 bis 229)

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Hier geht es um den 2. Teil des Buches, Kapitel 7 und 8 (Seite 160 bis 229).
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Die Schilderungen des Endes von Kashpaw und Quill verdeutlichen die Unberechenbarkeit des Lebens und wie die kleine Mary Kashpaw sich danach durchschlägt, was sie erleben muss und wie stark sie bleibt. Dass ist schon absolut außergewöhnlich. Interessant ist, dass Mary Kashpaw und Father Damien eine Einheit bilden und diese Einheit ja bis ins Jetzt hinüberreicht.

Das Grauen der Spanischen Grippe zu erleben ist furchtbar, gleichzeitig zeigt es aber auch eine Bindung des Father Damien zu den Ojibwa und auch einer Bindung der Ojibwa zu ihm. In dem er bei den Erkrankten bleibt, gefährdet er sich auch selbst und das wird sicher von den Indianern bemerkt. Dass er hier Hilfe von Mary Kashpaw und Pauline Puyat bekommt, wird auch beide in den Augen der anderen Indianer hervorheben. Pauline Puyat und ihre etwas verschrobene Wahrnehmung und der Stammbaum am Anfang lassen mich hier erahnen, dass es sich wahrscheinlich um die spätere Schwester Leopolda handeln wird. Dass sie ebenso indianische Vorfahren hat, war mich noch nicht so richtig klar. Aber ihre merkwürdige Art wird die Indianer anlocken und ihren Ruf stärken, so dass eigentlich das Tor zur Nonne schon geöffnet wird.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Interessant finde ich auch die immer wieder kehrenden Unterschiede in den Betrachtungen, die die Welt/die Indianer/das Leben betreffen, die sich zwischen den Nonnen und Father Damien zeigen. Auch hier zeigt sich wieder dass der empathische und sehr menschliche/menschelnde Blick des Fathers Zustimmung bei den Indianern finden wird.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Der Bericht von Father Damien an Father Jude über die Puyats und ihre seelische Verfassung zeigt meiner Meinung nach, dass Father Damien vieles von den Vorstellungen der Ojibwa übernommen hat, selbst eine Ojibwa geworden ist.

Übrigens ein interessanter Blick, diese Geschichte der Puyats, einerseits zeigt dieser Blick, dass diese hier geschilderten Ojibwa zu den Plains-Ojibwa zählen und andererseits zeigt es auch den Namen von ehemaligen Feinden. Die Bwaanags!
Noch nie gehört und sofort war mein Interesse geweckt. Nach einer Recherche gibt es nun eine Info zu den Bwaanags, laut sind unter diesem Namen die Dakota zu verstehen, obwohl ich mir hier nicht sicher bin, welche der verschiedenen Gruppen gemeint ist. Verfeindet waren die Ojibwa mit allen drei Gruppen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dakota_(Volk)

https://de.wikipedia.org/wiki/Westliche_Dakota

https://de.wikipedia.org/wiki/Lakota

Eigentlich gehören auch die folgenden beiden Gruppen noch hierher, weil sie alle nahe verwandt sind, aber die Plains-Ojibwa waren mit ihnen nicht verfeindet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Assiniboine

https://de.wikipedia.org/wiki/Stoney_(Volk)

Letztere wohnen auch viel weiter entfernt.

Interessant finde ich auch Father Judes Wahrnehmung von Father Damien, die listige Alte, die hier durchschimmert. Herrlich oder ?!?!
 
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Mamskit

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6. November 2016
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Ich muss jetzt bereits immer wieder den vorne abgedruckten Stammbaum zu Hilfe nehmen, weil über so viele Beziehungen untereinander berichtet wird. Ich fürchte, das wird noch verzwickter. Aber ich finde die Geschichte sehr, sehr interessant.
Sehr berührend fand ich die Stelle, wo über Quills und Kapshaws Tod berichtet wird. Und auch die Tatsache, dass Father Damien Mary beim Ausheben der Gräber hilft, zeigt, wie einfühlsam und zugewandt er ist. Sehr beeindruckend.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Die ganze Zeit wundere ich mich, dass wir zwar immer von den zwei Figuren Damien/Agnes erfahren (wir hören einmal von der einen, dann wieder von der anderen), aber dass das "falsche" Geschlecht des Fathers und das Versteckspielen nie eine Rolle spielt. Nicht in der Wahrnehmung der Objiwe (wissen sie es oder wissen sie es nicht?), nicht in den Reflektionen, die wir von Agnes erfahren und lesen.
Wann fliegt die Geschichte auf?
Fliegt sie überhaupt auf?
Und spielt das in dieser Gesellschaft voller ungewöhnlicher Geschichten und Typen überhaupt eine Rolle?
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Leopoldina ist schon eine sehr furchteinflößende Person. Ich denke, dass was wir über ihre Kindheit erfahren haben, scheint auf eine kranke Persönlichkeit, zumindest auf eine Hysterikerin hinzuweisen. Sie geht so in ihrem religiösem Wahn auf, dass sie buchstäblich zu allem bereit ist.
Für Agnes/Damien ist sie ein Ärgernis. Seit dem Geschehen auf der Prozession bringt sie Unheil.
Aber erstaunlich furchtlos betreut sie die Erkrankten der Spanischen Grippe, wenn ich auch denke, dass sie sie schnell noch bekehren will. Auch das ähnelt den Hysterikerinnen aus den katholischen Heiligenlegenden.

Wie meine Mitleserinnen waren auch für mich die beiden Szenen großartig eingebunden. Die vom Licht umglänzte Heiligenstatue in der Hütte der Säufer und die Erkenntnis von Father Jude, dass sich in Damiens Antlitz manchmal ganz kurz etwas von Agnes aufblitzt.

Ich denke mir, dass Einige das Geheimnis von Damien kennen, sicher aber Mary Kapshaw, aber es ist für sie unerheblich.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Das Grauen der Spanischen Grippe zu erleben ist furchtbar, gleichzeitig zeigt es aber auch eine Bindung des Father Damien zu den Ojibwa und auch einer Bindung der Ojibwa zu ihm. In dem er bei den Erkrankten bleibt, gefährdet er sich auch selbst und das wird sicher von den Indianern bemerkt.

Genau und deshalb glaube ich auch, dass sie Damien respektieren, auch wenn sie vielleicht sein Geheimnis kennen oder ahnen.
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Ich tue mich noch immer schwer mit diesem Buch und versuche herauszufinden, warum wohl.
Zum Teil liegt es sicher an der unglaublichen Weitschweifigkeit. Man hat das Gefühl, die Autorin ergötzt sich an all den absurden Begebenheiten und kostet das aus. Ja, sie erzählt toll und ihr Ideenreichtum ist unendlich, aber es dauert auch ewig, bis man vom Fleck kommt.
Und dann haben wir hier durch die Bank skurriles Personal. Ich mag skurrile Figuren, aber doch nicht ausschließlich. Man hat den Eindruck, alle Indianer sind halb oder ganz verrückt und selbst wenn dieses Volk sehr eigen sein mag, werden sie doch nicht alle verrückt sein.
Wenn wir hier etwas über indianisches Leben lernen, dann ist das wohl ein eher satirisches Bild der Wirklichkeit.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich tue mich noch immer schwer mit diesem Buch und versuche herauszufinden, warum wohl.
Zum Teil liegt es sicher an der unglaublichen Weitschweifigkeit. Man hat das Gefühl, die Autorin ergötzt sich an all den absurden Begebenheiten und kostet das aus. Ja, sie erzählt toll und ihr Ideenreichtum ist unendlich, aber es dauert auch ewig, bis man vom Fleck kommt.
Und dann haben wir hier durch die Bank skurriles Personal. Ich mag skurrile Figuren, aber doch nicht ausschließlich. Man hat den Eindruck, alle Indianer sind halb oder ganz verrückt und selbst wenn dieses Volk sehr eigen sein mag, werden sie doch nicht alle verrückt sein.
Wenn wir hier etwas über indianisches Leben lernen, dann ist das wohl ein eher satirisches Bild der Wirklichkeit.
Interessant, dass du dieses Buch so auffasst. Als so verrückt kommen mir die meisten Figuren gar nicht vor. Eigenartig, verschroben, skurril ja, aber verrückt ist hier in meinen Augen nur ein Charakter. Aber gut, wir sind unterschiedlich und nehmen anders wahr.
Interessant ist hier auch, dass von vielen indianischen Personen berichtet wird, dass sie die Weißen in ihrem Land als verrückt bezeichnet haben. Und wenn ich mir ansehe was zum Beispiel damals mit den Büffeln gemacht wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Bison#Menschen_und_Bisons
Dann kann ich diese Sicht durchaus verstehen.
Dumm scheint nur zu sein, dass wir nichts daraus gelernt haben. Denn unser Verhalten der Natur gegenüber hat sich nur geringfügig geändert. Und damit nehme ich mich nicht heraus. Auch mein Kaufverhalten würde ein Indianer vielleicht als verrückt einstufen. :);)
So unterschiedlich sind halt verschiedene Blicke auf das Verrücktsein. :p:D:cool:
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Wenn wir hier etwas über indianisches Leben lernen, dann ist das wohl ein eher satirisches Bild der Wirklichkeit.

Nur satirisch würde ich das gar nicht sehen. Erdrich zeigt uns das Volk der Objiewe als entwurzeltes Volk, das viel vom überlieferten Wissen und Glauben verloren hat, aber sich noch auch nicht ganz mit dem neuen Gott verbunden fühlt. Diese Zerrissenheit führt zu den absurden Begebenheiten. Das ist natürlich überspitzt und mit manchen Szenen auch skurril dargestellt.
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Nur satirisch würde ich das gar nicht sehen. Erdrich zeigt uns das Volk der Objiewe als entwurzeltes Volk, das viel vom überlieferten Wissen und Glauben verloren hat, aber sich noch auch nicht ganz mit dem neuen Gott verbunden fühlt. Diese Zerrissenheit führt zu den absurden Begebenheiten. Das ist natürlich überspitzt und mit manchen Szenen auch skurril dargestellt.
Aber... Satire ist doch skurril überspitzt.
Dieses merkwürdige Wettrennen z.B. soll wohl indianische Denkweise und Gebräuche illustrieren. So eine Szene hat nichts mit dem neuen Gott oder mir Zerrissenheit dem anderen Kulturkreis gegenüber zu tun. Da geht es nur um die Eigenart der indianischen Clans, die sich alle gegenseitig hassen und dabei sinnlos über Leichen gehen. Sowas meine ich mit satirischer Darstellung. Man bekommt den Eindruck. diese Indianer sind alle etwas überspannt. Das glaube ich einfach nicht.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Aber... Satire ist doch skurril überspitzt.
Dieses merkwürdige Wettrennen z.B. soll wohl indianische Denkweise und Gebräuche illustrieren. So eine Szene hat nichts mit dem neuen Gott oder mir Zerrissenheit dem anderen Kulturkreis gegenüber zu tun. Da geht es nur um die Eigenart der indianischen Clans, die sich alle gegenseitig hassen und dabei sinnlos über Leichen gehen. Sowas meine ich mit satirischer Darstellung. Man bekommt den Eindruck. diese Indianer sind alle etwas überspannt. Das glaube ich einfach nicht.

Ich habe Skurrilität immer mehr im Sinne von komisch gesehen, das fand ich in diesen Szenen nicht. Aber Deine Interpretation ist auch schlüssig.
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Ich tue mich noch immer schwer mit diesem Buch und versuche herauszufinden, warum wohl.
Zum Teil liegt es sicher an der unglaublichen Weitschweifigkeit.
Das geht mir genauso. Diese Weitschweifigkeit wird durch die episodenhafte Art des Erzählens hervorgerufen. Es gibt keinen fortlaufenden Handlungsstrang, sondern immer nur einzelne Erlebnisse oder Anekdoten aus dem Leben der Protagonisten. Und selbst die Protagonisten sind schwer zu greifen. Ich erwähnte schon, ich weiß nie um welche Generation es gerade geht bzw. welche Person im Besonderen. Die Charaktere bleiben für mich daher fremd. Gut, man kann sagen, dass sie skurril und dadurch speziell sind. Doch dadurch, dass jede(r) ihre/seine persönliche skurrile Macke hat, kann ich sie schon wieder nicht auseinanderhalten. Louise Erdrich erweckt bei mir den Eindruck, dass jeder aus dem Reservat einen an der Klatsche hat. Das kann doch nicht gewollt sein.