Wobei er ja laut Fus nur noch zum Kuchenessen hingeht ha ha ha.Wobei mich das Engagement des Vaters für die Partei etwas überrascht hat und ich nach dem Tod der Mutter angenommen hätte, dass er das zugunsten seiner Kinder aufgibt.
Ein großartiger Satz!"Er bekannte Farbe, wie ein Zeuge Jehovas durchdrungen von seinem Stuss, voller neuer Gewissheiten und immer sehr freundlich."
Die Verbundenheit mit der Partei gehört zu dem Vater, auch wenn mittlerweile nicht mehr viel getan wird. Es hat bestimmt nicht so viel Zeit in Anspruch genommen. „ Es war mir ein Bedürfnis, regelmässig bei der Partei vorbeizuschauen, so wie es anderen ein Bedürfnis ist, in die Kirche zu gehen.“Wobei mich das Engagement des Vaters für die Partei etwas überrascht hat und ich nach dem Tod der Mutter angenommen hätte, dass er das zugunsten seiner Kinder aufgibt.
Ich hatte das Gefühl, dass sie am Essenstisch schon darüber gesprochen haben, aber der Vater ist eben nicht in Fus gedrungen, wollte sich nicht auf ihn stürzen. Und tatsächlich ist die Frage: Selbst wenn er "aggressiver" die neuen Ansichten und Freunde seines Sohnes hinterfragt hätte, ob er damit wirklich etwas hätte bewegen können. Meist führt so eine Konfrontation der Eltern ja eher zu noch mehr Reaktanz und damit zu einem "Hintreiben" in die Arme der falschen Freunde.Mein Eindruck vom Vater ist, dass er denkt und hofft, solange er nichts anspricht, auch nichts Schlimmes passieren kann
Mich auch. Auch weil ich diesen Begriff eher im ostdeutschen Raum verorte und schon häufiger darauf angesprochen wurde, dass dieser Begriff, den ich auch selbst verwende, von anderen Personen im Westen Deutschlands schon gar nicht verwandt wird. Warum sollte es dann in einer Übersetzung aus dem Französischen auftauchen? Oder irre ich mich da? Warum war denn sonst Angela Merkel "unsere Mutti"?Zum einen befremdet mich das ständige "Mutti"
Vielleicht weil der Vater denkt, dass seine Söhne es ihm übel nehmen könnten, dass er intensive Zeit und Gespräche mit einem "anderen Sohn" führt. Emotionale Ressourcen, die er lieber bei seinen eigenen Söhnen lassen sollte. So denken sie halt nur, der Vater ist mal wieder einen Trinken gegangen."Ich wollte vermeiden, dass meine Jungs uns zusammen sahen" (S. 32). Warum denn das?
Ich habe mich auch gewundert, vermute aber, dass tatsächlich Kevin im Französischen nicht diese negative Konnotation "genießt".Ist das ironisch gemeint, hat der Vorname Kevin im Französischen die gleiche Anrüchtigkeit wie bei uns?
Ein Thema, was tatsächlich zuletzt häufig von französischen Autoren (ich nehme mal die maskuline Variante, weil mir tatsächlich keine Autorin mit dem Thema einfällt) beackert wurde. So wie in Frankreich ist es in Deutschland ebenso. Gerade in Ostdeutschland sind Massen an Wähler:innen von der Linkspartei zur AfD abgewandert. Für mich ist es ebenso unverständlich aus persönlicher Sicht, aus populistischer Sicht schon eher. Es wird halt beiderseits mit Versprechen für die Arbeiterschaft geworben, nur dass die Versprechen aus anderen Richtungen kommen. Die Linken sind gegen Globalisierung aus ihren eigenen Gründen, die Rechten aus ihren "patriotischen" Gründen.Wie konnten aus ehemaligen Kommunisten und Sozialisten Wähler der rechtsradikalen Partei werden?
Diese Bemerkungen über die Dönerläden haben mich in der Tat überrascht von Seiten der Sozialdemokraten. Der Vater denkt hier richtig dazu, spricht es aber nicht aus. Er traut sich nicht, ebenso wie im Umgang mit dem eigenen Sohn.Auch die Genossen machen einige Bemerkungen in diese Richtung.
Ich habe mich auch gefragt, welche Position er hat und was es mit dem Namen auf sich hat. Und dann soll ausgerechnet Kevin besser sein. Was die Menschen in Frankreich mit Namen verbinden, weiß ich allerdings nicht. In Frankreich war ich noch nicht so richtig. In Paris schon, immerhin.So richtig verstehe ich auch die Figur Jeremy nicht: "Ich wollte vermeiden, dass meine Jungs uns zusammen sahen" (S. 32). Warum denn das? Jeremy war doch mit Fus befreundet gewesen.
Versteht jemand, warum Jeremy meint, bei einer politischen Karriere sei sein Vorname möglicherweise hinderlich? Warum ist Kevin besser? Ist das ironisch gemeint, hat der Vorname Kevin im Französischen die gleiche Anrüchtigkeit wie bei uns?
Ich hatte den Eindruck, dass er nach dem Tod seiner Frau auch einen Halt brauchte.Die Verbundenheit mit der Partei gehört zu dem Vater, auch wenn mittlerweile nicht mehr viel getan wird. Es hat bestimmt nicht so viel Zeit in Anspruch genommen. „ Es war mir ein Bedürfnis, regelmässig bei der Partei vorbeizuschauen, so wie es anderen ein Bedürfnis ist, in die Kirche zu gehen.“
Vielleicht ist das ein kleiner Hinweis, wie man vom linken Spektrum ins Rechte geraten kann. Möglicherweise geht das im Verlauf des Romans noch weiter.Diese Bemerkungen über die Dönerläden haben mich in der Tat überrascht von Seiten der Sozialdemokraten.
Das könnte durchaus sein. Auch wenn sich das direkte Umfeld ja sehr bemüht hat, die kleine Familie oft eingeladen wurde, brauchte er sicher trotzdem einen Ausgleich. Ausserdem hört es nach kurzer Zeit meist auf, die Freunde werden wieder zu ihrem Alltag zurückgekehrt sein und die Einladungen wurden sicher wenigerIch hatte den Eindruck, dass er nach dem Tod seiner Frau auch einen Halt brauchte.
Er hofft, dass es sich "auswächst". Kein untypisches Elternverhalten - und manchmal klappt es ja.Mein Eindruck vom Vater ist, dass er denkt und hofft, solange er nichts anspricht, auch nichts Schlimmes passieren kann und dann regelrecht erleichtert ist, dass sich die Welt trotzdem weiterdreht. Auch das Verhältnis zu Jérémy, der ja quasi sein dritter Sohn sein könnte, verrät viel über seine Unsicherheit, selbst ein Stein ins Rollen zu bringen.
Zufällig habe ich heute Morgen im DLF dazu bzw. zur französischen Präsidentschaftswahl einen Beitrag gehört. Macrons Programm ist neoliberal, während Le Pen das Wirtschaftsprogramm der Linken nahezu 1:1 übernommen hat. Es ist also gar nicht soooo verwunderlich, dass ehemalige Sozialisten und Kommunisten sie wählen.( Wie konnten aus ehemaligen Kommunisten und Sozialisten Wähler der rechtsradikalen Partei werden?)
Der Vater ist eine sehr unsichere Figur mit wenig Selbstbewusstsein. Beim Fußball steht er immer abseits, er wehrt sich nicht, als er aus dem Urlaub zurückgeholt wird, der Reichtum des Viertels, in dem das Pariser Lycée liegt, schüchtert ihn ein. Er hätte gerne einfach Friede-Freude-Eierkuchen und seine Ruhe. Deshalb verschließt er gern seine Augen.Diese Bemerkungen über die Dönerläden haben mich in der Tat überrascht von Seiten der Sozialdemokraten. Der Vater denkt hier richtig dazu, spricht es aber nicht aus. Er traut sich nicht, ebenso wie im Umgang mit dem eigenen Sohn.
Das könnte durchaus bei der Übersetzung angepasst worden sein, damit wir verstehen was gemeint ist. Den Kevinismus habe ich bisher immer als typisch deutsch eingestuftIch habe mich auch gewundert, vermute aber, dass tatsächlich Kevin im Französischen nicht diese negative Konnotation "genießt".
Er ist ein einfacher Arbeiter, der nie genügend Selbstbewusstsein entwickelt hat. Ich kenne das aus meinem persönlichen Umfeld. Es ist ihm daraus kein Vorwurf zu machen. Es gibt Arbeiter mit einem Stolz und einem Klassenbewusstsein, die ihre Rechte offensiv einfordern und andere, die immer klein gehalten worden sind. Obwohl der Vater hier langjähriges Parteimitglied ist, gehört er nicht zur ersten Gruppe.Der Vater ist eine sehr unsichere Figur mit wenig Selbstbewusstsein. Beim Fußball steht er immer abseits, er wehrt sich nicht, als er aus dem Urlaub zurückgeholt wird, der Reichtum des Viertels, in dem das Pariser Lycée liegt, schüchtert ihn ein
Was könnte er konkret tun? Fus ist kein kleiner Junge mehr, da hat man als Eltern nicht mehr so viel Einfluss.Oft kommt mir der Gedanke, dass der Vater ihn oft einfach nur machen lässt, sei es aus Resignation oder aus dem Glauben, dass sich alles wieder finden wird.
Da helfen vertraute Rituale.Ich hatte den Eindruck, dass er nach dem Tod seiner Frau auch einen Halt brauchte.
Trotzdem sind die früheren Genossen entsetzt. Hier zeigt sich, dass die etablierten Parteien den Kontakt zu ihrer Basis verloren haben. Fühlen sich deutsche Arbeiter noch von der SPD vertreten?dass ehemalige Sozialisten und Kommunisten sie wählen.
Genau. Da der Autor die Ich- Perspektive gewählt hat, wäre eine besonders poetische oder anspruchsvolle Sprache in diesem Fall völlig unpassend. Ich finde trotzdem, dass er die Gefühls- und GedankenWelt seines Protagonisten gut transportiert.Die Sprache hat mich noch nicht so gepackt, obwohl sie natürlich zu einem Monteur bei der SNCF passt
Das ist in Frankreich nicht einfach. Gewöhnliche Leute aus der Provinz haben in Paris einen schweren Stand. Das sieht man hier deutlich bei der Wohnungssuche.Jérémy schlägt den anderen Weg ein. Er will nach Paris gehen und von dort aus Frankreich verändern. In einem zentralistischen Staat sicher nicht die schlechteste Option.
Die beiden sind mir beim Lesen auch sofort eingefallen. Der Abfall der Arbeiterschaft von den Sozialisten ist ja nicht nur ein Problem in Frankreich.Die Arbeiter fühlen sich seit Generationen den Sozialisten verbunden. Doch mittlerweile nimmt der Einfluss von Le Pen enorm zu. Ein Problem, das Didier Eribon und Edouard Louis in ihren Büchern ebenfalls thematisiert haben.
Mein erster Gedanke war, dass der Vater möglicherweise denkt, dass er auf die Fragen des Sohnes selber keine zufriedenstellenden Antworten geben kann und deshalb das Gespräch meidet.Was könnte er konkret tun? Fus ist kein kleiner Junge mehr, da hat man als Eltern nicht mehr so viel Einfluss.
Beides tolle Bücher ;-)Das sieht man hier deutlich bei der Wohnungssuche.
In diesen beiden Büchern wird das ebenfalls gut dargestellt:
Wobei die Position des Vaters klar ist. Er stört sich auch an den fremdenfeindlichen Bemerkungen der Genossen. Ich glaube mehr, dass er nicht versteht, warum sein Sohn sich solchen Leuten anschließt. Man fragt sich als Eltern, was man falsch gemacht hat, wenn die eigenen Kinder völlig konträre Wege gehen.Mein erster Gedanke war, dass der Vater möglicherweise denkt, dass er auf die Fragen des Sohnes selber keine zufriedenstellenden Antworten geben kann und deshalb das Gespräch meidet.