1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 7 (Seite 5 bis 49)

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Dem Vater fällt es generell schwer, persönliche Gespräche zu führen.
Das sehe ich auch so. Irgendwie scheint seine politische Einstellung wenig rationalen "Grund" zu haben, er geht zur Partei, wie man zum Kaffeeklatsch geht, die neuen Freunde seines Sohnes nennt er Idioten und Faschos und wird wütend, aber eine sachliche Auseinandersetzung gibt es nie, obwohl dazu Gelegenheit wäre (beim Thema Musik zum Beispiel - aber das gehört schon in den nächsten LA).
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Im Prinzip sucht Fus doch Geborgenheit und Sicherheit, es geht ihm nicht primär um Politik, oder seht ihr das anders?
Ich habe auch das Gefühl, dass er an erster Stelle diesen Zusammenhalt sucht. Geborgenheit bekommt er vielleicht nicht von den Kumpels aber diese von Seiten des Vaters "ausgesendet", hätte vielleicht den Sohn in eine andere Richtung bewegt.
Das könnte durchaus bei der Übersetzung angepasst worden sein, damit wir verstehen was gemeint ist. Den Kevinismus habe ich bisher immer als typisch deutsch eingestuft
Aber wenn ich dich richtig verstehe, müsste doch bei einer Anpassung der Übersetzung beabsichtigt worden sein, eine negative Konnotation reinzubringen, indem der Name "Kevin" gewählt wurde. Im Buch wird aber herausgestellt, dass Kevin im Gegensatz zu Jeremy der vorteilhaftere Name in den höheren Kreisen wäre. Das würde doch dem Inhalt konträr laufen, oder?
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Aber mit was für einer Intensität der Vater/Ich-Erzähler schon im ersten Kapitel einsteigt - wow.
Das habe ich auch so empfunden, insbesondere wenn es um seine Söhne und seinen Stolz auf die beiden geht.
Zum einen befremdet mich das ständige "Mutti",

dass dieser Begriff, den ich auch selbst verwende, von anderen Personen im Westen Deutschlands schon gar nicht verwandt wird.
Tatsächlich bin ich in einer Familie groß geworden, in denen wir "Mutti und Papa" zu unseren Eltern gesagt haben - und das auch heute noch sagen, wenn wir über sie sprechen. Was aus heutiger Sicht ein wenig kurios wirkt, ist, dass sich die beiden auch selbst so angesprochen haben. Also sowohl in der direkten Ansprache, als auch wenn meine Mutter mir später von meinem Vater erzählte. Vielleicht hat das etwas mit der Herkunft aus einer Arbeiterfamilie zu tun, aber das ist nur meine Vermutung. Jedenfalls kam mir das "Mutti" deshalb ganz und gar nicht fremd, sondern familiär vor.
Da der Autor die Ich- Perspektive gewählt hat, wäre eine besonders poetische oder anspruchsvolle Sprache in diesem Fall völlig unpassend.
Das stimmt. Zudem wirkt es authentisch, weil ja auch der Autor selbst aus einer Eisenbahner-Familie stammt.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
4.642
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Rhönrand bei Fulda
Um das klarzustellen: ob Mutti, Mutter oder Mama, ist mir wurscht, und wenn ich heute gegenüber meinen Töchtern (31 und 34) von meinem Mann spreche, sage ich immer noch "der Papa".
Ebenso sage ich oft "mein Papa" bzw. "meine Mama", wenn ich über meine verstorbenen Eltern spreche.

Aber wenn Herr Hase mich gegenüber anderen Leuten, also solchen, die nicht meine Kinder sind, Mutti oder Mama nennen würde, dann würde ich glauben, dass wir ein ernsthaftes Problem haben.
Ich kann mich mit dieser Bezeichnung nicht abfinden, und in gewisser Weise hat sie mir den ganzen ersten LA vermurkst.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Mir gefällt der Roman bislang sehr gut. Einerseits ist da die aktuelle Komponente vor den Wahlen in Frankreich.

Vor allem aber spricht mich die Vater-Söhne-Geschichte außerordentlich an, gerade weil man die große Liebe des Ich-Erzählers so stark spürt. Das merkt man an so kleinen Formulierungen wie "unser Gillou", "ein sympathischer Knopf" oder an den größeren Wertungen wie "Sie waren wunderbar, meine beiden Söhne..." oder "Wenn ich Fus sonntags spielen sehe, denke ich oft, dass es kein anderes Leben gibt, kein anderes, das über diesem steht."

So kurz und knapp die Geschichte um die sterbende Mutter erzählt wird, so herzzerreißend ist sie in Wahrheit. Dass Fus für "unseren Gillou" auch noch eine Art Ersatzmutti spielen muss, geht mir an Herz und Nieren, und es ist kein Wunder, dass er mit dieser Situation nicht zurecht kommt. Auch in der Schule nicht.

Ich hoffe, noch mehr aus der Sicht Gillous zu erfahren, denn tatsächlich bietet er mir ein hohes Identifikationspotenzial. Ich verlor ungefähr im selben Alter meinen Vater, und meine Schwestern mussten wie Fus ebenfalls einspringen, um meine Mutter bei der Erziehung zu unterstützen. Allerdings ist bei uns der Altersunterschied erheblich größer als bei den beiden Jungs. Auch beim Körpergewicht (ähem) und der Chance auf eine bessere Schulbildung (allerdings ein gewöhnliches Gymnasium bei mir) erkenne ich große Ähnlichkeiten.

Ich freue mich sehr auf den weiteren Verlauf des Romans.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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So viel sympathischer als die Rechten finde ich die Kommunisten auch nicht (jedenfalls wenn man sie an den Systemen misst, die in ihrem Namen bisher etabliert wurden).
Hm. Darüber lässt sich trefflich streiten - aber hier würde das nach links und rechts ausufern. ;)
Ich kann mich mit dieser Bezeichnung nicht abfinden, und in gewisser Weise hat sie mir den ganzen ersten LA vermurkst.
Schade.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Vielleicht hat das etwas mit der Herkunft aus einer Arbeiterfamilie zu tun, aber das ist nur meine Vermutung.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das in diesem Milieu so üblich ist. Weshalb sonst hätte der Autor das sonst verwendet. Mein Papa redete zu uns Kindern auch von der Mama, wenn er seine Frau meinte ( auch heute noch).
Vor allem aber spricht mich die Vater-Söhne-Geschichte außerordentlich an, gerade weil man die große Liebe des Ich-Erzählers so stark spürt. Das merkt man an so kleinen Formulierungen wie "unser Gillou", "ein sympathischer Knopf" oder an den größeren Wertungen wie "Sie waren wunderbar, meine beiden Söhne..." oder "Wenn ich Fus sonntags spielen sehe, denke ich oft, dass es kein anderes Leben gibt, kein anderes, das über diesem steht."
Das hat mich auch sofort angesprochen und das macht die Fallhöhe später umso schrecklicher. Wir haben es hier ja nicht mit einer Familie zu tun, in der sich niemand um die Kinder kümmert oder in der Gewalt herrscht. Es ist eigentlich eine glückliche Familie, die durch die Krankheit und den frühen Tod der Mutter einer unglaublich starken Belastung ausgesetzt ist.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich kann mich mit dieser Bezeichnung nicht abfinden, und in gewisser Weise hat sie mir den ganzen ersten LA vermurkst.
Mir ist Mutti auch absolut familiär. Früher war Mutti mindestens gleichwertig mit dem heute dominierenden Mama. Ich finde es ebenso wie du befremdlich, dass der Ehemann seine Frau mit "Die Mutti" betitelt - der Artikel macht es noch schlimmer...
Weder er noch seine Frau bekommen einen Namen. Mit Mutti ist sie voll auf die Rolle als Mutter reduziert. Diese "Anonymität" befremdet, ist aber vielleicht gewollt.

Ich habe auch das Gefühl, dass er an erster Stelle diesen Zusammenhalt sucht.
Das kann man kaum sagen, weil uns seine Perspektive fehlt. Junge Leute wollen immer irgendwo dazu gehören, das Elternhaus spielt ab der Pubertät nur noch eine untergeordnete Rolle. Diese Zeit ist sehr gefährlich, da können Kinder leicht entgleiten. Insofern kann ich es nachvollziehen, dass der Vater sich mit offener Kritik und Konfrontation zurückhält. Dennoch hat sein Verhalten auch etwas von Wegtauchen, nicht-sehen-wollen. Sein Typ wurde weiter oben sehr schön beschrieben. Er ist kein Kämpfer, kein Vorreiter, kein Alpha.

Dieser Abschnitt hetzt durch die Jahre. Beim Tod der Mutter ist Fus 10, jetzt ist er 22. Der Erzähler zeigt rückblickend ein paar beobachtete Szenen auf, die er für relevant hält. Viel ist das nicht. Der Junge ist ihm schleichend entglitten. Offenbar weiß der Vater selbst nicht, wie es konkret passieren konnte. Diese Unsicherheit wird sehr gut transportiert.
Dass Fus für "unseren Gillou" auch noch eine Art Ersatzmutti spielen muss, geht mir an Herz und Nieren, und es ist kein Wunder, dass er mit dieser Situation nicht zurecht kommt. A
Schön, dass du diesen Aspekt noch einmal herausarbeitest! Als das Fußballcamp abgebrochen werden musste, hatte ich auch den Eindruck, dass Fus dem Vater nicht alles sagt, um die Illusion vom perfekten Urlaub nicht zu zerstören. Da zeigt er Reife und eine Schutzfunktion, für die er eigentlich zu jung ist.
Außerdem hat Gillou die Nase voll von den Luxos. Weißt du, die sind nicht besonders nett zu ihm. 23
Dass die Übersetzung einen Namen (Kevin) ändert, glaube ich nicht. Offenbar hat der Name in Frankreich eine positivere Konnotation als bei uns. Das ergibt sich mit.E. aus dem Zusammenhang.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Dieser Abschnitt hetzt durch die Jahre. Beim Tod der Mutter ist Fus 10, jetzt ist er 22. Der Erzähler zeigt rückblickend ein paar beobachtete Szenen auf, die er für relevant hält. Viel ist das nicht. Der Junge ist ihm schleichend entglitten. Offenbar weiß der Vater selbst nicht, wie es konkret passieren konnte. Diese Unsicherheit wird sehr gut transportiert.
Ich glaube, damit hast du sehr gut auf den Punkt gebracht, was für ein Problem ich mit dem Buch habe ... ich konnte nicht so den Finger drauf bringen. Mir ist das, was da zu lesen steht über den Weg in die Katastrophe, irgendwie zu mager. Das ist natürlich ein Problem, das man mit einem Ich-Erzähler dieser Art immer hat und haben wird. Wenn ausgerechnet ein Mensch erzählt, der Reden und Aussprachen gern vermeidet und Konflikte übertüncht, hat man immer das Gefühl, es bleibt zu vieles ungesagt. Je größer die Lücken sind, die man als Leser zu füllen hat, um so mehr wächst (in meinem Fall) die Unsicherheit, wie viel unterschiedliche Deutungen da möglich sind und dass man letztlich nichts Richtiges erfährt.
 

Christian1977

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Da zeigt er Reife und eine Schutzfunktion, für die er eigentlich zu jung ist.
Das ist eine ungemein warmherzige Szene, und ich bin froh, dass du sie noch erwähnt hast. Die Kinder sind hier beide nicht nur unglaublich reif, sondern die Szene zeigt eine bedingungslose Hingabe zum Wohle der Familie.

Völlig ohne Murren treten die Jungen trotz ihrer sportlichen Bemühungen in den Hintergrund, damit ihr Vater kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn er die Arbeit annimmt. Und das bei einem Jungen, dem der Fußball so viel bedeutet, dass er sich Fus nennt. Sehr sehr bemerkenswert.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Das ist eine ungemein warmherzige Szene, und ich bin froh, dass du sie noch erwähnt hast. Die Kinder sind hier beide nicht nur unglaublich reif, sondern die Szene zeigt eine bedingungslose Hingabe zum Wohle der Familie.

Völlig ohne Murren treten die Jungen trotz ihrer sportlichen Bemühungen in den Hintergrund, damit ihr Vater kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn er die Arbeit annimmt. Und das bei einem Jungen, dem der Fußball so viel bedeutet, dass er sich Fus nennt. Sehr sehr bemerkenswert.
In einer Situation wie dieser zeigt es sich, dass Fus viel zu schnell erwachsen werden musste und mehr Verantwortung übernimmt, als es für sein Alter und seine Entwicklung zuträglich ist.
 

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Um das klarzustellen: ob Mutti, Mutter oder Mama, ist mir wurscht, und wenn ich heute gegenüber meinen Töchtern (31 und 34) von meinem Mann spreche, sage ich immer noch "der Papa".
Ebenso sage ich oft "mein Papa" bzw. "meine Mama", wenn ich über meine verstorbenen Eltern spreche.

Aber wenn Herr Hase mich gegenüber anderen Leuten, also solchen, die nicht meine Kinder sind, Mutti oder Mama nennen würde, dann würde ich glauben, dass wir ein ernsthaftes Problem haben.
Ich kann mich mit dieser Bezeichnung nicht abfinden, und in gewisser Weise hat sie mir den ganzen ersten LA vermurkst.
Hallo ihr Lieben und hallo liebe Häsin! Ich lese hier ganz erfreut eure LR mit, da ich das Buch ja bereits gelesen habe und richtig begeistert war (danke an alle die meine Rezi gern gelesen und geliked haben!).
Zu Deinem Punkt viel mir nur ein winziger Hinweis ein: Der Autor schreibt immer prinzipiell "die Mutti" und nicht nur "Mutti". Ich habe es so aufgenommen, dass er in der dritten Person von ihr spricht wenn er mit den Kindern über sie spricht....das hat meine Sicht darauf etwas gebessert ;), denn ich weiß was Du meinst. Dieses "die" verändert ein wenig den Sprachverlauf. Wie siehst Du das?
Mir würde es nicht anders gehen wenn mein Gatte mich in der Öffentlichkeit so nennen würde...da wäre erstmal wochenlang Bild und kein Ton:p
 

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Ich glaube, damit hast du sehr gut auf den Punkt gebracht, was für ein Problem ich mit dem Buch habe ... ich konnte nicht so den Finger drauf bringen. Mir ist das, was da zu lesen steht über den Weg in die Katastrophe, irgendwie zu mager. Das ist natürlich ein Problem, das man mit einem Ich-Erzähler dieser Art immer hat und haben wird. Wenn ausgerechnet ein Mensch erzählt, der Reden und Aussprachen gern vermeidet und Konflikte übertüncht, hat man immer das Gefühl, es bleibt zu vieles ungesagt. Je größer die Lücken sind, die man als Leser zu füllen hat, um so mehr wächst (in meinem Fall) die Unsicherheit, wie viel unterschiedliche Deutungen da möglich sind und dass man letztlich nichts Richtiges erfährt.
Ich weiß was Du meinst, aber ich kann Dir nur sagen: warte ab. Es werden ab und an immer (knappe) Rückblicke aufgezeigt, aber der Fokus richtet sich zunehmend auf die aktuelle Zeit, auf das Hier und Jetzt. Die Tiefe der Geschichte leidet darunter nicht - empfand ich jedenfalls so. Halte durch;)! Vieles wird sich aufklären und warte auf den großen Knall :oops:- ich bin gespannt ob Du auch so überrascht sein wirst wie ich es damals war beim lesen. Mir blieb jedenfalls die Luft weg....
 

otegami

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Aber wenn Herr Hase mich gegenüber anderen Leuten, also solchen, die nicht meine Kinder sind, Mutti oder Mama nennen würde, dann würde ich glauben, dass wir ein ernsthaftes Problem haben.
Oh ja, da sind wir total einer Meinung! ;)
Ich drückte es sogar noch drastischer als 'ernsthaftes Problem' aus, als ich schwanger mit unserem 1. Kind war: "Wenn Du mich jemals mit 'Mutti' oder 'Mama' anredest, hast Du ein Messer im Kreuz!" :D
(Und er lebt noch! :) Er hat es auch nie verwendet!)
 

Barbara62

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Oh ja, da sind wir total einer Meinung! ;)
Ich drückte es sogar noch drastischer als 'ernsthaftes Problem' aus, als ich schwanger mit unserem 1. Kind war: "Wenn Du mich jemals mit 'Mutti' oder 'Mama' anredest, hast Du ein Messer im Kreuz!" :D
(Und er lebt noch! :) Er hat es auch nie verwendet!)
Ich finde es heute noch schrecklich, wenn Männer ihrer Ehefrau(!) etwas zum Muttertag schenken. Abgesehen davon, dass ich es mir nach dem Grundschulalter auch bei meinen Kindern verbeten habe, würde ich meinen Mann killen. Er käme aber auch glücklicherweise nicht auf diesen Gedanken.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ich finde es heute noch schrecklich, wenn Männer ihrer Ehefrau(!) etwas zum Muttertag schenken. Abgesehen davon, dass ich es mir nach dem Grundschulalter auch bei meinen Kindern verbeten habe, würde ich meinen Mann killen. Er käme aber auch glücklicherweise nicht auf diesen Gedanken.
Doooch, das hat meiner :cool:! Aber, keine Sorge: er sah sich als Vertreter der Kinder, als sie noch winzig waren ;) ! Sobald sie dann den Kindergarten besuchten und selbst mit Gebastelten ankamen, sah er 'seine Aufgabe als erfüllt' an.
Nachdem mein Mann von den Kindern auch was zum Vatertag bekam / bekommt, habe ich mit Geschenken zum Muttertag kein Problem. (Es ist sowieso etwas, was mein Mann und ich gemeinsam genießen können! ;) Also sozusagen 'ein Elterngeschenk'! :))
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Zu Deinem Punkt viel mir nur ein winziger Hinweis ein: Der Autor schreibt immer prinzipiell "die Mutti" und nicht nur "Mutti". Ich habe es so aufgenommen, dass er in der dritten Person von ihr spricht wenn er mit den Kindern über sie spricht....das hat meine Sicht darauf etwas gebessert ;), denn ich weiß was Du meinst. Dieses "die" verändert ein wenig den Sprachverlauf. Wie siehst Du das?
Ich hatte nicht das Gefühl, dass er sich jedes Mal, wenn er "die Mutti" sagt, sich an die Kinder wendet.

Aber tatsächlich könnte das auch einfach französischer Sprachgebrauch sein.
Wenn ich mir einen französischen Film im Original ansehe (kommt nur sehr selten vor) fällt mir immer wieder die Verwendung eines Artikels vor dem Namen auf, zb "le Monge" (hörte ich immer wieder in dem Film "Maison Assassinée", den ich im Original sah), statt, wie wir sagen würden, einfach "Monge". Die Franzosen sind auch wesentlich großzügiger mit dem "mon" vor Namen oder Bezeichnungen, das habe ich sogar mal in einer Sprachlehre so gelesen, man sagt "bonjour, mon papa" und nicht einfach "bonjour papa". Das wiederholte "mein Gillou" oder "mein Fus" muss also gar nichts bedeuten.

@Kristall86 : Ich habe das Buch inzwischen durch, und tatsächlich sehe ich jetzt ein paar Dinge anders. Dazu dann aber in den späteren LA, wo es hingehört.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Ich hatte nicht das Gefühl, dass er sich jedes Mal, wenn er "die Mutti" sagt, sich an die Kinder wendet.
Da geht es mir wie dir. Ich komme nicht über das "Die Mutti" hinweg und zwar vor allem, weil diese Erzählung ja nicht direkt an seine Kinder gerichtet ist. Es ist ja kein Dialog mit ihnen oder Brief an sie gerichtet.
Aber tatsächlich könnte das auch einfach französischer Sprachgebrauch sein.
Mich hätte wohl das direkte Übernehmen des Wortes "maman" weniger gestört. Wenn dann dort "die Maman" gestanden hätte, wär' es mir persönlich wahrscheinlich viel weniger oder gar nicht aufgestoßen. Eben weil die Verbindung zu der französischen Angwohnheit den Artikel davor zu setzen, gepasst hätte. Aber hätte hätte Fahrradkette. ;)