Lichte Tage: Roman

Rezensionen zu "Lichte Tage: Roman"

  1. Es gibt Licht aber auch Schatten

    Klappentext:

    „Als sich Ellis und Michael das erste Mal begegnen, ist es, als hätte das Schicksal sie zusammengeführt. Erfüllt mit einer großen Sehnsucht nach Kunst und Poesie, entfliehen die beiden Heranwachsenden dem grauen Oxford in die Wärme und das Licht Südfrankreichs. Dort finden sie heraus, wer sie sein könnten. Und müssen entscheiden, wer sie sein wollen. Ein einzigartiger Roman über die Bande der Freundschaft und der Liebe.

    Alles beginnt mit einem Gemälde, das Dora Judd an die Wand ihres Wohnzimmers hängt. Fünfzehn Sonnenblumen, wie sie van Gogh im warmen Licht Südfrankreichs malte. Jahre später reist ihr Sohn Ellis zusammen mit seinem besten Freund Michael der Sonne entgegen. Sie tauschen die grauen Straßen Oxfords, das Arbeiterviertel mit der Autowerkstatt und die Fäuste ihrer Väter gegen die Poesie und das Licht des Südens. Gemeinsam entdecken sie, welche Möglichkeiten ihnen das Leben eröffnet, doch auch die Prägungen ihrer Herkunft brechen immer deutlicher hervor. Dann tritt Annie in ihr Leben, und das ändert gleichzeitig nichts und alles.“

    Autorin Sarah Winman hat „Lichte Tage“ verfasst. Ihre Hauptprotagonisten sind Michael und Ellis. Die Geschichte beginnt einem Gewinn - Ellis Mum Dora gewinnt ein Gemälde mit Sonnenblumen welches sich auf dem Buchcover wiederfindet. Die Reproduktion von van Goghs Meisterwerk (er malte eine ganze Reihe an Sonnenblumen-Bildern) „Fünfzehn Sonnenblumen“ bildet vermutlich irgendwie den roten Faden der Geschichte, aber so richtig schlüssig bin ich mir selbst nach beenden des Buches bis heute nicht. Sonnenblumen richten ihre Köpfe immer der Sonne entgegen und so ergeht es auch Michael und Ellis. Die beiden wollen raus aus Oxford und versuchen ihren Weg zu finden und diesen gemeinsam zu gehen. Sie gehen der Sonne entgegen und landen in Südfrankreich. Richtig deutlich wird es zwischen den beiden dennoch nicht. Ist es nur Freundschaft oder gar mehr? Man spürt gewisse Liebe zwischen den beiden aber irgendwie ist da auch eine Sperre und genau diese Sperre verschaffte mir wenig Zugang zu den Protagonisten. Erschwert wurde das Ganze dann noch durch Zeitenwechsel, raschem Personenwechsel (Dora, Annie etc.), Wechsel aus Gesprächen und wieder Tagebucheinträgen die nicht wirklich ersichtlich/erkennbar waren und somit ergab sich ein getrübtes Bild bei mir von diesem Werk. Ich suchte noch mehr Kunst, noch mehr Gefühl und vor allem noch mehr sinnige Zusammenhänge, fand diese aber leider nicht bzw. sie blieben mir fern. Winmans Schreibstil konnte ich mal folgen und mal nicht. Er war oft undeutlich und wirr aber dennoch ist mir der vermutete Tenor schon irgendwie gezeigt worden. Oder nicht? Ich weiß es nicht. Der Plot dieser Geschichte ist wirklich lesenswert bzw. hat unheimlich viel Potential welches aber durch zu viele „Extras“ und zu viel wirre Erzählweise verschenkt bzw., meiner Meinung nach, nicht ausgeschöpft wurde. Genau deshalb vergebe ich 3 gute Sterne von 5 aber hier ist noch reichlich Luft nach oben…

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  1. Erinnerung an lichte Tage

    Im Vorfeld wurde das Buch "Lichte Tage" von Sarah Winman gefühlt sehr positiv gesprochen, was mich natürlich neben dem schönen Cover neugierig gemacht hat. Doch dann musste ich leider feststellen, dass mein erster Versuch, Zugang zum Werk zu finden, scheiterte. Dies ist sicher zum Teil auf einen Fehler bezüglich einer gleich zu Beginn auftauchenden Digur zurückzuführen. Statt den fehlerhaften Namen als Fehler zu identifizieren, dachte ich, es läge an mangelndem Verständnis meinerseits. Ein zweiter Lektüreversuch war dann etwas erfolgreicher; das Buch las sich nun flüssig, was den Sprachstil betrifft.

    Eingangs lesen wir über Ellis Mutter und dem Erwerb eines bestimmten Gemäldes, das für sie wichtig war. Wir erfahren von ihrem Tod, der vom Vater schwer verkraftet wurde. Er flüchtete sich in die Arbeit. Ellis muss selbst klarkommen. In dieser Phase fand er viel Trost in gemeinsamen Hobbies, der Sehnsucht nach Kunst und Poesie, die ihn und Michael früh verbanden.

    Inzwischen ist Ellis selbst erwachsen, 45 jährig. Wieder muss er Verluste verkraften. Dieses Mal trauert er um seine Frau Annie und seinen Freund Michael: jene beiden Personen, die ihm sehr nahestanden. Ellis ist gefangen in einem trostlosen Arbeitstrott in einer Fabrik und einem Einsiedlerdasein. Er blickt zurück auf "lichte Tage" , schöne Jugenderinnerungen, die ihn und Michael verbanden - besonders eine Reise nach Südfrankreich. Sie verband etwas, was möglicherweise über eine Jugendfreundschaft hinausging. Doch dann tauche Annie auf. Es entstand eine prekäre Dreieckskonstellation. Ich muss zugeben, dass ich die Natur dieser "Ménage à trois" nicht wirklich durchschaut habe und generell auch Probleme hatte, mich in die Figuren hineinzufühlen. Doch gerade die nun irritierte Jungensfreundschaft wird nun wohl im Rückblick von Ellis etwas wehmütig betrachtet. Der Rückblick auf die gmeinsame Zeit mit seinem Jugendfreund Michael scheint Ellis zu helfen, ins Leben zurückzufinden und neuen Mut zu fassen. Dazu gehört auch, dass Ellis aufarbeitet, was Michael in der Zeit nach dem Kontaktverlust widerfuhr.

    Nach wie vor bin ich etwas zwiegespalten, was die Bewertung und Stellungnahme zum Buch betrifft. So ein Klopser, wie gleich auf der ersten Seite, darf nsatürlich nicht passieren. Generell fand ich das Buch in sprachlicher Hinsicht aber angenehm zu lesen. Inhaltlich blieben mir zunächst Zusammenhänge weitgehend verschlossen. Erst im Rückblick kam mir in den Sinn, die Geschichte eher als eine Art Trauerbewältigung zu lesen. Das macht für mich persönlich Sinn. Mit der neuen Perspektive konnte ich Dinge ganz anders in Zusammenhang bringen, so dass meine schlussendliche Bewertung auch nun besser ausfällt und ich nun - wenn auch kappe - 4 Sterne vergebe.

    Vielleicht werde ich das Buch mit ausreichend zeitlichem Abstand noch einmal unter dieser Perspektive lesen. Ich würde aber tatsächlich einem anderen Werk der Autorin ggfs. auch noch einmal eine Chance geben.

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  1. Bruchstellen und Beulen

    "Wer waren wir, Ellis, ich und Annie? So oft habe ich versucht, uns zu erklären, aber jedes Mal bin ich gescheitert. Wir waren alles, und dann zerbrachen wir". (S. 218)

    Im vielversprechenden epilogartigen Eingangskapitel von 1950 wählt die unglücklich verheiratete, schwangere Dora Judd in einem Akt erster Auflehnung gegen ihren Mann Len als Tombolapreis statt des von ihm präferierten Whiskys eine Reproduktion von van Goghs berühmtem Sonnenblumengemälde. Dieses Bild, im Ausschnitt auf dem wunderschönen Cover zu sehen, und sein Entstehungsort, die Provence, sind für Dora, später für ihren Sohn Ellis und dessen Freund Michael, die Verkörperung von Licht, Farbe, Hingabe, Hoffnung, Inspiration und Freiheit.

    Umkehr
    46 Jahre danach ist aus Ellis ein „verwahrloster Eremit“ (S. 86) geworden, der in Oxford mehr dahinvegetiert als lebt. Seine Künstlerambitionen fielen dem frühen Tod Doras zum Opfer, stattdessen entfernt er nachts als "Tin Man", so der Originaltitel des 2017 erschienenen Romans, "Blechmann", Beulen aus Autokarosserien. Die größte Beule seines Lebens ist der Unfalltod seiner Frau Annie 1991 nach 13 Jahren Ehe. Von ihm übrig ist „[…]nichts als ein Körper, der all seine Energie dafür aufwandte, vor etwas zu fliehen, was sich nicht in Worte fassen ließ.“ (S. 36)

    Längst hängt Doras Sonnenblumenbild nicht mehr im Haus seines Vaters, wo inzwischen die empathische Carol mit ihm zusammenlebt. Als Ellis, wachgerüttelt durch eine Krankschreibung, sein Leben noch einmal ändern will und auf dem Dachboden nach der Reproduktion sucht, findet er dort auch einen vergessenen Karton mit Michaels Gedankenbuch.

    Michaels Sicht
    Während im ersten Teil Ellis sein Leben, seine Ehe und die besondere Freundschaft mit Michael bilanziert, spiegeln Michaels Notizen, begonnen in einer schwierigen Lebensphase 1989, seine Sicht auf den Zweierbund, auf eine Provencereise der beiden Neunzehnjährigen, als plötzlich ein ganz anderes Leben möglich schien, und die Zeit ab 1976, als sie mit Annie zum Trio wurden.

    Licht und Schatten
    Reduziert auf die reine Romanhandlung, hat mir die natürliche, sprachsensible Ausführung über die verschiedenen Facetten von Liebe und Freundschaft in "Lichte Tage" durchaus zugesagt, allerdings nicht die Gesamtumsetzung. Anscheinend hat die 1964 geborene britische Schauspielerin und Autorin Sarah Winman dem Stoff für ihren dritten Roman zu Unrecht misstraut und ihn mit überflüssiger Dramatik hart an der Kitschgrenze sowie plump eingestreuten Informationen zu van Gogh und einem Gedicht von Walt Whitman angereichert. Den Figurenzeichnungen fehlen Grautöne, es hakt bei der Gewichtung einzelner Szenen und vor allem Annie bleibt als Charakter enttäuschend blass. Zwar sorgen die sprunghaften Zeitwechsel für angenehme Abwechslung, aber die oftmals platten Dialoge hielten mich auf Distanz. Poetische Landschaftsbeschreibungen aus der Provence kontrastieren mit Fäkalausdrücken und fragwürdigen Sprachbildern, etwa die „erschöpfte Schwalbe, die sanft vom Himmel fällt“ (S. 194): Entweder sie plumpst oder sie gleitet sanft. Inwiefern dies, ebenso wie unpassende Adjektive und unklare Bezüge von Pronomina, an der Übersetzung oder am Originaltext liegt, kann ich nicht entscheiden:

    "Ich hatte akzeptiert, dass ich nicht der Schlüssel zu seinem Schloss war. Sie sollte erst später kommen." (S. 155)

    Ein sorgfältigeres Lektorat wäre dringend erforderlich gewesen, auch bei der verwirrenden Namensverwechslung ausgerechnet im ersten Satz: „Carol“ statt „Dora“.

    Sein Publikum wird "Lichte Tage" bei Fans gefühlvoller Liebes- und Schicksalsromane garantiert finden. Für mich hat das durchaus interessante Buch über biografische Bruchstellen jedoch leider Potential verschenkt.

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  1. Mehr als eine gewöhnliche Freundschaft

    Oxford in den 1990er-Jahren: Ellis Judd hat es als Jugendlicher schwer. Er würde gerne Künstler werden. Doch sein Vater besteht darauf, dass sein Sohn in der Fabrik arbeitet. Kraft gibt ihm die besondere Freundschaft mit Michael Wright, die die Jahre übersteht…

    „Lichte Tage“ ist ein Roman von Sarah Winman.

    Meine Meinung:
    Der Roman beginnt mit einer Art Prolog, dessen Handlung im Jahr 1950 spielt. Daran schließen sich drei Teile an, die die Zeit von 1990 an behandeln. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Geschichte ist in Oxford, London und Südfrankreich verortet.

    Sprachlich wirkt der Text auf mich recht bemüht. Der Stil ist atmosphärisch, die Metaphern sind jedoch oft seltsam. Auch die Wortwahl empfinde ich nicht immer als passend. Stilistisch auffällig ist, dass manche Zeilen aus Walt Whitmans bekanntem Gedicht „Grashalme“ unnötig häufig zitiert werden.

    Die deutsche Übersetzung von Elina Baumbach wirkt an einigen Stellen etwas unrund, vor allem in idiomatischer Hinsicht. Besonders ärgerlich ist zudem ein vertauschter Name auf der ersten Seite der deutschen Erstauflage, der mir den Einstieg in die Geschichte erheblich erschwert hat.

    Als Protagonisten stehen Ellis und Michael im Vordergrund der Geschichte. Beide blieben mir merkwürdig fremd. Das gilt erst recht für eine weitere Hauptfigur, die im weiteren Verlauf hinzukommt. Die Gefühle der Charaktere zueinander sind für mich nicht nachvollziehbar. Es gibt zu viele Leerstellen. Deshalb konnte mich der Roman emotional nicht abholen.

    Inhaltlich finde ich die Geschichte sowohl interessant als auch bedeutsam. Anders als die Vermarktung vermuten lässt, nimmt die Kunst nicht eine sehr zentrale Rolle ein. Vielmehr geht es um menschliche Beziehungen, insbesondere um homosexuelle und bisexuelle. Dabei wird deutlich, welche gesellschaftlichen Zwänge vor nicht allzu langer Zeit in England vorhanden waren und es zum Teil noch immer sind. Auch eine weitere Problematik, die ich nicht vorwegnehmen möchte, wird aufgegriffen. Der Roman bietet somit Stoff zum Nachdenken.

    Auf den nur wenig mehr als 200 Seiten konnte mich der Roman erst gegen Ende fesseln, obwohl die Geschichte einige Überraschungen bereithält. Alles in allem ist der Funke nicht richtig übergesprungen.

    Der englischsprachige Originaltitel („Tin Man“) passt für mich inhaltlich besser, wobei der deutsche Titel natürlich stimmungsvoller klingt und inhaltlich nicht total abwegig ist. Das auf dem Cover abgebildete Gemälde van Goghs taucht im Text auf, weshalb es sich als Motiv eignet.

    Mein Fazit:
    Mit „Lichte Tage“ hat mich Sarah Winman zwar nicht auf allen Ebenen erreicht. Dennoch ist der Roman durchaus lesenswert, da er die Probleme homo- und bisexueller Menschen in den 1980er- und 1990er-Jahren dokumentiert und in Erinnerung ruft.

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  1. 2
    26. Mär 2023 

    Die Kunst kam zu kurz

    Zu erst muss ich sagen, ich habe mir diesen Roman wohl aus den falschen Gründen angehört. Das schöne Cover und Matt Haigs Emfpehlung hatten mich davon überzeugt. Natürlich hat mich auch der Plot neugierig gemacht.
    Dieser konnte mich jedoch leider nicht überzeugen.
    Die Stimmung des Romans war ganz anders als erwartet und konnte mich leider nicht abholen und so konnte ich mich gerade beim Höhrbuchformat nicht folgen. Ich hatte eine positive Stimmung und Erzählung erwartet, ich empfand beim Hören jedoch genau das Gegenteil. Die Stimmung empfand ich als gedrückt und konnte auch keine emotionale Bindung zu den Charakteren aufbauen.
    Auch das Thema der Kunst das groß angekündigt wurde, das mich am Plot am meisten angesprochen hatte, kam meiner Meinung nach leider zu kurz. Das Gemälde war zwar immer wieder Thema und zog sich durch, aber ich hatte das ganze Thema Kunst präsenter erhofft.

    Ich hatte wirklich gehofft der Roman würde mir besser gefallen.

    Die Beleuchtung verschiedener Beziehungsformen und unterschiedlicher Formen der Liebe ist der einzige große Pluspunkt an diesem Roman für mich.

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  1. Ein Buch mit Licht und Schatten

    Oxford 1996: Im Zentrum steht Ellis, 45 Jahre alt. Er arbeitet freudlos in einer Fabrik, seine Tage sind gleichförmig. Vor fünf Jahren hat er seine Frau Annie durch einen tragischen Autounfall verloren, ein Verlust, der noch immer an ihm nagt und ihm die Lebensfreude nimmt. In seiner selbst gewählten Einsamkeit blickt er auf wichtige Stationen seines Lebens zurück, das vollkommen anders verlaufen ist, als er es erwartet hat.

    Ein Fahrradsturz mit längerer Arbeitsunfähigkeit gibt ihm die Chance, sich noch einmal neu auszurichten. Der Leser darf Ellis´ Rückblicken folgen und spürt schnell, dass er nicht nur einmal vom Schicksal gebeutelt wurde: Seine Mutter starb bereits, als er zwölf Jahre alt war. Der Vater hatte nicht nur schnell eine neue Partnerin, sondern bestimmte auch ziemlich drakonisch, welchen Berufsweg der Junge einzuschlagen hatte. Zum Glück hatte Ellis in dieser Zeit seinen besten Freund Michael, mit dem ihn über Jahre eine intensive Beziehung verbindet. Mit Anfang Zwanzig lernt Ellis seine künftige Frau Annie kennen, die Liebe trifft ihn wie ein Blitz. Das entzweit die Freunde zunächst kaum sichtbar. Michael wäre um ein Haar sogar mit in die Flitterwochen gefahren…

    Sarah Winman erzählt Ellis´ Geschichte in verschiedenen Abschnitten, zwischendurch kommt sie immer wieder in die Gegenwartsebene zurück. Man kann sich gut in den einsamen mutterlosen Jungen hineinversetzen. Auch die Phase der neuen Liebe zu Annie wird emotional mit ständigen Bezügen zur Musik der 70er und 80er Jahre geschildert. Michael ist derjenige, der immer wieder aus der Dreier-Konstellation abtaucht und offenbar seine Freiheit braucht. Welche konkreten Beweggründe er dafür hat, erfährt man erst gegen Ende.

    So richtig gepackt hat mich die Geschichte leider nicht. Das liegt einerseits an der Sprache, die oft ins Sentimentale, Gefühlige, Konventionelle abdriftet. Viele Dialoge wirken auf mich hölzern und gestellt. Auch die Charaktere bleiben überwiegend blass. Jede Figur spielt ihre Rolle, manche auch nah am Klischee - ich habe Schattierungen vermisst. Auf der anderen Seite gelingt es Winman, verschiedene Szenen mit Poesie so zu auszustatten, dass man regelrecht in den Text eintauchen kann. Sehr gut kann sich die Autorin in die Gefühlswelt der beiden männlichen Teenager hineinversetzen. Eine Reise nach Südfrankreich sehe ich diesbezüglich nicht nur als literarischen Höhepunkt des Romans. Die Reise wird uns aus Michaels Perspektive erzählt, nachdem Ellis´ dessen Notizbücher gefunden hat. In diesem Abschnitt gibt es wunderbare Naturbeschreibungen, die die Handlung begleiten. Die Gefühle Michaels werden greifbar, man versteht auf einmal sein unstetes Verhalten, kann sich in die beiden Urlauber einfühlen.

    Ich bin sicher, dass dieser Roman begeisterte Leser/innen finden wird. Auch wenn das Buch viele traurige Momente bereithält, besticht es durch seine außergewöhnlichen Liebesgeschichten, die sehr selbstverständlich, glaubwürdig und ohne jegliche Stigmatisierung erzählt werden. Der Bezug zur Kunst ist jedoch nur rudimentär vorhanden. Die Sonnenblumen Vincent van Goghs bilden quasi den Rahmen, mit denen der Roman (etwas konstruiert) beginnt und endet. Ich bin mit diesem Buch leider nicht durchgängig warm geworden, auch wenn es mich in seinem Verlauf immer wieder überraschen konnte. Es passt einfach nicht in meine Lesewelt. Ich liebe es etwas komplexer, ja, auch etwas anspruchsvoller. Deshalb von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung. Wer aber gerne Liebes- und Schicksalsromane liest, kann hier uneingeschränkt zugreifen und wird höchstwahrscheinlich nicht enttäuscht werden.

    Die Übersetzung stammt von Elina Baumbach. Man beachte, dass es im ersten Absatz des Romans nicht um Carol Judd geht, sondern Dora Judd. Damit erspart man sich Irritationen.

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  1. Lichte Tage in der Dunkelheit

    Wenn man in dieser (zumeist) trüben Jahreszeit mit seinen grauen Tagen, dem Regen (oder wahlweise dem Schnee) ein Buch zur Hand nimmt, dass mit seinem van Gogh´schen Sonnenblumenmotiv die Wärme des Frühlings vorausnimmt, ist alles gut. Oder?

    Nun, so werden vermutlich viele gedacht haben, als sie den Roman „Lichte Tage“ von Sarah Winman (erschienen bei Klett-Cotta und übersetzt von Alina Baumbach) in die Hände genommen haben.
    Doch leider, leider, leider – entpuppt sich das Buch als „Mogelpackung“ bzgl. aufkommender Frühlingsgefühle – zumindest konnte mich das Buch nicht erwärmen, sondern hat mich ziemlich kalt gelassen.

    Das beginnt schon auf der ersten Seite mit einem Namensfehler, der erst zig Seiten später „aufgeklärt“ wird – hier war wohl leider das Lektorat sowohl in der englischen Originalausgabe als auch in der deutschen Übersetzung geblendet (ich vermeide das Wort „blind“ – Fehler passieren uns Menschen nun mal, auch wenn es ein sehr ärgerlicher Fehler ist!).

    Dann nimmt die schon vom Klappentext bekannte Reise von Michael und Ellis, den beiden (Haupt-)Protagonisten, von Oxford nach Südfrankreich leider nur einen geringen Teil der Handlung ein, was (nicht nur ich) als nächstes „Ärgernis“ empfand. Stattdessen gibt es zum Teil hölzerne und belanglose Dialoge und Szenen, die weder die Handlung noch die Leser:innen voranbringen, wird unnötig Fäkalsprache eingesetzt usw.

    Dabei hätte die Autorin das gar nicht nötig, denn sie kann durchaus berührende Szenen schreiben. Diese sind aber wie Ostereier gut versteckt und sind bzw. waren mir auf einer Länge von 240 Seiten zu wenig, um mich bei der Stange der Begeisterung zu halten.

    Ich will das Buch nicht per sé schlecht reden; das steht mir als Leser nicht zu. Schließlich arbeiten Autorinnen und Autoren zum Teil jahrelang an ihren „Babys“, die sie dann auf die nach der nächsten literarischen Sensation heischende Meute der Leseratten loslässt.

    Trotzdem darf ich kritisch lesen und reagieren; das habe ich hiermit getan. Der Roman wird seine (begeisterte) Leserschaft finden; da bin ich mir sicher. Ich gehöre jedoch nicht dazu.

    2,5* (3*) Sterne.

    ©kingofmusic

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  1. Lieb doch, wen du willst!

    Oxford, Anfang der 1960er-Jahre: Als sich die beiden zwölfjährigen Jungen Ellis und Michael erstmals begegnen, bemerken sie gleich, dass dies der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft sein könnte. Den zeichnenden Ellis und den lesenden Michael eint nicht nur die Liebe zur Kunst. Vielmehr herrscht zwischen ihnen selbst eine seltsame Anziehungskraft. Und so überrascht es nicht, dass es zwei Jahre später zum ersten Kuss der beiden kommt. Mehr als 30 Jahre später sitzt Ellis in einer Art Midlife-Crisis vereinsamt in seinem Haus und blickt zurück auf diese Freundschaft, die zarte Liebe - und auf das Leben mit seiner fünf Jahre zuvor tödlich verunglückten Ehefrau Annie. Auf die lichten Tage also, die in der vorherrschenden Dunkelheit allerdings kaum Hoffnung geben...

    "Lichte Tage" ist der neue Roman der Schriftstellerin und Schauspielerin Sarah Winman, der in der deutschen Übersetzung von Elina Baumbach jüngst bei Klett-Cotta erschienen ist. Und er beginnt mit einem Ärgernis, denn eine Namensverwechslung im ersten Satz des Romans habe ich zuvor wohl auch noch nicht erlebt. Da diese Verwechslung erst nach etwa 50 Seiten deutlich wird, herrschte bei mir doch einige Zeit Verwirrung. Ansonsten mäandert die Handlung nach einem kurzen Prolog größtenteils zwischen den 1960er- und den 1990er-Jahren hin und her. Man kann ihr gut folgen, da sie sich ebenso wenig wie die Sprache als besonders komplex erweist. Höhepunkte sind sicherlich die ersten Begegnungen zwischen den Jungen und der Beginn ihrer Freundschaft und Liebe. Sarah Winman nimmt im gesamten Roman jede Art von Liebe, jede Beziehung als gegeben hin, ohne sie infrage zu stellen oder an ihr zu zweifeln. Ob homo-, bi- oder heterosexuell: In "Lichte Tage" herrscht diesbezüglich eine bemerkenswerte Selbstverständlichkeit vor. Frei nach dem Motto: "Lieb doch, wen du willst!"

    Bedauerlich ist hingegen, dass sie sich teilweise für die falschen Momente Zeit nimmt und andere dahingehend vernachlässigt. So begleiten wir beispielsweise Ellis äußerst kleinteilig in die Dusche, lassen ihn den Wasserhahn einschalten, warten, aus der Dusche und wieder nach unten gehen. Hier hätte dem Roman eine Straffung, eine Verdichtung gut getan. Über zentrale Momente in der Jugend rauscht "Lichte Tage" hingegen hinweg. Genauso unbefriedigend scheint die Figur Annie zu sein. Während die Anfangsszenen zwischen Ellis und ihr noch recht ausführlich und bisweilen ein wenig kitschig erzählt werden, ist sie irgendwann nur noch eine Art "liebenswerter Keil" in der Beziehung zwischen Ellis und Michael. Annie wird von beiden Männern auf eine Art geliebt und liebt zurück. Aber was das Besondere an ihr ist, wird leider nicht deutlich. Zudem entpuppt sich "Lichte Tage" in den ersten zwei Dritteln des Romans doch als arg dialoglastig, wobei diese manchmal ein wenig hölzern wirken.

    Umso erstaunlicher ist das, wenn man das letzte Drittel des Romans liest. In Michaels Tagebuch verfolgt man seine Rückkehr nach Südfrankreich, wo er als junger Mann mit Ellis einen unvergesslichen Urlaub erlebte. Plötzlich ist die Sprache poetisch, der ganze Text wird von einer bemerkenswerten Melancholie erfüllt. Hier zeigt sich, welch großes Potenzial dieses Buch gehabt hätte, wie schön Sarah Winman schreiben kann. Doch im Vergleich zur ersten Hälfte des Romans wirkt dies eher etwas unpassend und unrund. Fast so, als hätte plötzlich eine zweite Autorin Lust am Fabulieren empfunden.

    Fazit: "Lichte Tage" ist eine nur in Ansätzen gelungene Mischung aus Coming-of-Age- und Liebesroman, deren großes Potenzial zwar spürbar ist, aber nicht konsequent genutzt wird. In Erinnerung bleibt die besondere Beziehung zwischen Ellis und Michael und Sarah Winmans empathischer und selbstverständlicher Umgang damit sowie der melancholische Rückblick Michaels auf die eigene Jugend.

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  1. 3
    12. Mär 2023 

    Melancholische Dreiecksgeschichte der besonderen Art

    So ein schönes Büchlein, sonnenblumengelb und auch der Klappentext ließ vermuten: Sonnenblumen, Südfrankreich, Kunst, Van Gogh, Liebe natürlich – die darf nicht fehlen ;-)

    Aber dann war das Buch inhaltlich so ganz anders als ich dachte. Es geht um eine außergewöhnliche Dreiecksbeziehung, um viele Schicksalsschläge und die Versuche, damit umzugehen. Natürlich muss nicht alles chronologisch erzählt werden, aber hier war es mir doch zu sprunghaft. Einiges wurde zu ausführlich erzählt - irgendwelche unwichtigen Episoden - und von anderem hätte ich gerne mehr erfahren, z.B. von der weiblichen Hauptperson, um die Beziehungen untereinander besser verstehen zu können.

    Gut gefallen hat mir die mitmenschliche Wärme, die an einigen Stellen zutage trat, wobei es mir allerdings manchmal zu klischeehaft wurde: '...im Rausch der Leidenschaft' (132)

    Überhaupt die Sprache! Einerseits gibt es schöne Sätze, die z.B. Bilder von der südfranzösischen Landschaft erzeugen, andererseits stolperte ich über hölzern klingende Dialoge und seltsame Formulierungen:

    Rosen mit rigiden Köpfen? (72) - 'ein hermelingleicher Hügel'? (56) – Muntjaks? (Hirsche) - 'In der Dürre seiner Vernachlässigung waren all ihre feinsinnigen, ästhetischen Ambitionen vertrocknet.' (43)

    Fazit

    Es gab einige Abschnitte, die mir gefallen haben, auch der offene vorurteilsfreie Umgang mit Sex und Liebe, das melancholische, das Warmherzige, aber im Ganzen konnte mich das Buch nicht überzeugen. Für mich sprang es zeitlich zu sehr hin und her und vor allem die Sprache lässt mich an einen Debütroman denken, einen mit viel Potential, der aber noch Verbesserung braucht. Am meisten hat mich das Stolpern über sprachliche Bilder und Formulierungen gestört.

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  1. Ein poetischer, leiser Roman

    „Ich weiß noch, dass ich dachte, wie grausam es sei, dass unsere Pläne irgendwo da draußen immer noch existierten. Eine andere Version der Zukunft, irgendwo da draußen, in immerwährendem Umlauf.“ (Zitat Seite 153)

    Inhalt
    Das Tombola-Los von Dora Judd, junge Ehefrau und schwanger, ist das erste Gewinnlos und sie darf sich ihren Gewinn aussuchen. Ihr Mann Leonard will, dass sie die Flasche Scotch nimmt, doch sie hat sich längst für das Bild entschieden: eine Kopie von Van Goghs berühmten Sonnenblumen. Für sie wird dieses Bild zum Fenster, einem sonnigen Fenster als Symbol für ihre unerfüllten Träume von Schönheit, Licht, Freiheit und Kunst.
    Doras Sohn Ellis und Michael sind Freunde, seit sie sich, zwölf Jahre alt, im Januar 1963 das erste Mal trafen. Damals kam Michael nach Oxford, um hier bei seiner Großmutter zu leben. Auch Ellis und Michael prägt die Sehnsucht nach Freiheit und Sonne. Im August 1969 reisen sie nach Frankreich und während der letzten Urlaubstage beginnen sie zu überlegen, was wäre, wenn - wenn sie einfach blieben.

    Themen und Genre
    In diesem Roman geht es um Sehnsüchte und Träume, die nicht gelebt werden, um Freundschaft, Verlust, den Wunsch nach Freiheit und um die Liebe. Es ist eine Geschichte über das Leben und die Aufgaben, vor die es uns stellt, doch „Manchmal macht das Leben Fehler.“ (Zitat Seite 94)

    Charaktere
    Ellis ist ein begabter Zeichner, aber er beugt sich dem Druck seines Vaters und beginnt eine Ausbildung in der nahen Autofabrik, es fehlt ihm der Mut, sich zu widersetzen. Auch Michael hat Träume und muss erkennen, dass es Träume bleiben werden. Dieses Wissen prägt sein Leben.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung wird zwar fortlaufend erzählt, doch die einzelnen Abschnitte wechseln in der Zeit zwischen Gegenwart und erinnerter Vergangenheit, unterbrechen einander, dadurch wird die Geschichte facettenreich und interessant zu lesen. Auch die Erzählform wechselt. Ellis steht im personalen Mittelpunkt der Geschichte, doch als er Michaels Aufzeichnungen liest, wechselt die Perspektive und Michael wird zum Ich-Erzähler. Dadurch sehen wir manche Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, vor allem aber erfahren wir auch von Ereignissen, die parallel im Leben des anderen stattgefunden haben. Die einfühlsame, angenehm zu lesende Sprache macht trotz der ernsten Themen das Buch zu einem Wohlfühlroman.

    Fazit
    Es ist eine leise, poetische Geschichte, die Sprache weckt Erinnerungen an eine Zeit der Jugend, als theoretisch alles möglich war, an Sommer und Freiheit, aber auch an Momente im Leben, in denen man Entscheidungen trifft, die für das zukünftige Leben und alle weiteren Ereignisse prägend sind.

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  1. 4
    11. Mär 2023 

    Lichte Tage - leichte Lektüre?

    Um über diesen Roman reden zu können, muss man mehr offenbaren, als es der sehr grob gezeichnete Klappentext vermag. Wer darüber hinaus also nichts erfahren möchte, überspringe diese Rezension.

    Vieles dreht sich in „Lichte Tage“, um eine erste Liebe und die große Liebe, was nicht für jeden immer zusammenfällt, aber auch die Freundschaft und alles, was dazwischen liegt und vielleicht nicht definiert werden kann. Wir begleiten die Jungen aus einem Arbeiterviertel Ellis und Michael und sehen Annie später zu ihnen stoßen. Wir begleiten Kinder und Jugendliche aus ihrem trostlosen, gewalttätigen Alltag hinein in die Möglichkeit einer besseren Zukunft. Und wir begleiten aber auch homosexuelle Männer in ihr Leben und Leiden mit AIDS, denn der vorliegende Roman spielt in einem Zeitraum zwischen den 1950ern und Mitte der 1990er.

    Für mich kamen diese Themen recht überraschend in der Geschichte auf, weshalb ich den Roman durchgängig mit Interesse gelesen habe. Es handelt sich eben nicht um eine „konventionelle“ Dreiecksbeziehung, sondern um eine, in der homo-, bi- und heterosexuelle und/oder platonische Liebe vorkommt. Es handelt sich nicht um einen Wohlfühlroman, denn wir werden mit einigen Schicksalsschlägen der Protagonisten konfrontiert und erleben hautnah die Scheußlichkeit der AIDS-Erkrankung mit. Das macht meines Erachtens den Roman erst so richtig interessant. Denn die Schreibe an sich ist eher einfach gehalten und weist mitunter Schwächen auf. Dazwischen blitzen immer wieder poetische Gedanken auf, die sehr schön sind und so für sich stehend herausstechen. Was die Autorin auf jeden Fall kann, ist das atmosphärische Beschreiben und damit auch Herausarbeiten der Unterschiede zwischen einem britischen Arbeiterquartier innerhalb der Universitätsstadt Oxford und der Wärme, dem Licht und der Natur Südfrankreichs. Denn dorthin zieht es immer wieder die Protagonisten des Romans, zu unterschiedlichen Zeiten und unter unterschiedlichen Vorzeichen.

    So richtig greifen kann man letztlich aber sowohl die Geschichte als auch die Gefühle der Protagonisten zueinander nicht. So schreibt auch Winman: „Wer waren wir, Ellis, ich, und Annie? So oft habe ich versucht, uns zu erklären, aber jedes Mal bin ich gescheitert. Wir waren alles, und dann zerbrachen wir.“

    Man möchte gern diese außergewöhnliche Beziehung verstehen können. Im Verlauf des Buches gibt es immer mehr Hinweise darauf, wer diese Menschen sind und waren und was sie zusammen oder auseinandergebracht hat. Das ist gut gemacht. Nur leider blieben mir mitunter die Figuren trotzdem noch zu fern. Ich hätte mir hier einen Roman mit etwas mehr Volumen gewünscht, um tiefgründigere Beschreibungen der Figuren zu bekommen, um in gewisse Themen tiefer eintauchen zu können. Manches wirkt noch wie ein Entwurf einer viel facettenreicheren, umfangreicheren Geschichte.

    Da ich den Roman trotz seiner kleinen Makel sehr gern gelesen habe, entscheide ich mich bei 3,5 Sternen als Bewertung zu einem Aufrunden auf die 4 Sterne. Leicht ist also die Lektüre aufgrund der Sprache schon, aber man sollte keinen inhaltlich „leichten“ Roman erwarten. Hier werden knallharte Themen angeschnitten.

    3,5/5 Sterne

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  1. 4
    18. Feb 2023 

    Fünfzehn Sonnenblumen

    Bei einer Verlosung gewinnt Dora Judd die Kopie eines Bildes mit Sonnenblumen. Ihr Mann hätte sich jeden anderen Gegenstand der Tombola gewünscht. Doch Dora bleibt dabei. Ihr Sohn Ellis wächst mit dem Bild und seinem besten Freund Michael auf. Die Jungen sind unzertrennlich bis Dora viel zu früh stirbt. Auch dann verbringen sie ihre Zeit miteinander, eine Freundschaft, die auch nicht getrübt wird als Ellis und Annie heiraten. Einige Jahre später lebt Ellis in tiefer Trauer, die nicht von ihm weichen will. Annie ist bei einem Unfall gestorben und Ellis weiß nicht aus noch ein.

    Ein Anker für die beiden Jungen, die früh relativ allein auf der Welt dastehen, ist die Ladenbesitzerin Mabel. Meist aber sind sich Ellis und Michael selbst genug. Sie erleben eine gemeinsame Kindheit und Jugend, sie sind beste Freunde, sie probieren sich aus. Auch miteinander, was in den 1960ern noch ihr Geheimnis bleibt. Alles ändert sich als Annie dazukommt, aber sie bleiben ein Team, nun eben zu dritt. Irgendwann trennen sich ihre Wege doch. Und in den 1990ern trauert Ellis alleine. Seine geliebte Annie ist nicht mehr da und Ellis fragt sich, ob er jetzt - nicht mehr ganz jung - nochmal von vorne anfangen kann. Soll er sich seinen Jugendtraum von einem Leben als Künstler erfüllen?.

    Dieser Roman über Freundschaft und Liebe berührt. Er beinhaltet tragische, aber auch erfüllte Tage junger Menschen, die die 1960er noch anders erlebt haben als die Jugendlichen heute, die meist offener und freier mit ihrem Leben umgehen können. Vielleicht weckt der Klappentext andere Hoffnungen, zum Beispiel ein stärkeres Eingehen auf die Bedeutung des Bildes oder auch ein paar Sätze zu den näheren Umständen des Unfalls. Doch mit der Zeit lernt man es zu schätzen, dass man sich einige Bedeutungen selbst erfühlen darf und genießt weite Teile der Lektüre. Der Traum von Frankreich bleibt immer in Gedanken. Bei allem Leid bleibt die Hoffnung bestehen. Mit seinem Wärme und eine Sommerstimmung ausstrahlenden Cover bietet das Buch einen echten Blickfang und erweckt eine hoffnungsfrohe Stimmung.

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