Thema Paul Auster - Stadt aus Glas ab 06.09.18

Literaturhexle

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Spoiler, bezieht DAS Ende mit ein
Danke für dein umfassendes Statement!
Genau so würde ich den Roman auch bewerten. Ich habe die literarischen Anspielungen wirklich mit Freude aufgenommen: das Spiel mit den Identitäten, Zufall, Wahrheit/Täuschung,...
Quinn wurde uns bereits anfangs als traumatisierte Person geschildert- mit einem Schicksal, das man sich nicht einmal vorstellen will.
Desgleichen gilt für Peter Stillman Jr.: Furchtbar, wenn er das durchgemacht hat, wovon die Rede ist.
Ich habe richtig gerne gelesen, auch die religiösen/philosophischen Dialoge gerne verfolgt... Aber dann :mad:

Man möchte doch bei einem Buch, das wie ein Krimi präsentiert wird, auch eine Auflösung haben.
Der Plot ergibt ansonsten keine Sinn und ich werde auch nicht länger versuchen, danach zu suchen. Ansonsten verpasse ich wie Quinn das wahre Leben.
Das ist es: Man darf nach dem Sinn nicht suchen. Doch das erscheint mir nach einem Roman, der mich gefordert und mitgenommen hat, völlig unbefriedigend. Er endet im Nirvana: ein verkommener, nackter (!) Mann wird von Fee (könnte auch Virginia sein, klar) gefüttert und ist dann mal weg....
Nein. Das hat mich richtig geärgert!
 
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Literaturhexle

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Sehr schön geschriebenes Buch, aber auch irgendwie seltsam. Ich werde die beiden anderen Teile der Trilogy noch lesen, die sind aber wahrscheinlich ähnlich.
Ja, richtig gut geschrieben!
Ich habe die Trilogie bereit gelegt für das öffentliche Buchregal. Auster und ich werden wohl keine Freunde. Das ist mir zu verkünstelt. Mir ging es schon bei seinem Opus Magnum "4321" so: die ersten 300 Seiten war ich sowas von BEGEISTERT!!!
Und dann... verließ er mich. So schade. Das ist doch extrem selten, dass dich ein Buch nach anfänglicher Euphorie verlässt, oder?
 
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Ja, richtig gut geschrieben!
Ich habe die Trilogie bereit gelegt für das öffentliche Buchregal. Auster und ich werden wohl keine Freunde. Das ist mir zu verkünstelt. Mir ging es schon bei seinem Opus Magnum "4321" so: die ersten 300 Seiten war ich sowas von BEGEISTERT!!!
Und dann... verließ er mich. So schade. Das ist doch extrem selten, dass dich ein Buch nach anfänglicher Euphorie verlässt, oder?
Ja, das gibt es wirklich selten. Irgendwie reißt der Schluss einem den Boden weg, auf dem man vermeintlich sicher zu stehen scheint. Mir hats dennoch gefallen, da ich von Auster nicht wirklich einen Detektivroman erwartet hatte.
 
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Fee (könnte auch Virginia sein, klar)
Du meinst, die Person in der Wohnung war Virginia? Dafür gäbe es aber auch keine schlüssige Erklärung. Ich habe daher für mich beschlossen, dass Quinn sich das nur einbildet. Er war ja geistig nicht mehr auf der Höhe und hatte sich das Essen auf der Straße abgewöhnt. Wahrscheinlich war die Einbildung, dass er versorgt sei, nur seine mentale Entschuldigung dafür, dass er nicht wieder gegangen ist.
 
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Spoiler!

Ich fand den Auftritt des echten Auster mit seiner Frau und seinem Sohn sehr interessant. Erst meinte ich, hier schließt sich ein Kreis und wir bekommen eine Erklärung, wie die Geschichte zum Buch geworden ist. Dann aber übergibt Auster die Verantwortung einem ungenannten Freund, der dann ja auch als Icherzähler auftritt. Das ist auch eine komische Wendung.
 
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Ja, das gibt es wirklich selten. Irgendwie reißt der Schluss einem den Boden weg, auf dem man vermeintlich sicher zu stehen scheint. Mir hats dennoch gefallen, da ich von Auster nicht wirklich einen Detektivroman erwartet hatte.
Das war vielleicht meine Schwäche: dass ich nichts vom Autor wusste und keine Erwartungshaltung hatte (das mache ich aber gerne so ;)). Dadurch hatte der intelligente Detektivroman seinen Reiz und seinen " Lesezug".
Wahrscheinlich war die Einbildung, dass er versorgt sei, nur seine mentale Entschuldigung dafür, dass er nicht wieder gegangen ist.
Ich gebe zu, dass die Interpretation mit Virginia (Die Unschuldige?) aus den Weiten des www stammt, mir schien sie aber die wahrscheinlichste Lösung zu sein.

Dein Ansatz ist aber besser! Er war ja schon entkräftet und abgedreht. Im Winter würde man nackt auch kaum in einer Wohnung überleben können. Wo ist er aber hin. Ohne Hilfe müssten doch zumindest Überreste/Gestank/Dreck verblieben sein...?
Man kann es nicht erklären.

Was die Familie Auster betrifft: haben Siri und Paul doch nur eine (singende) Tochter, oder? Also taucht vielleicht der verlorene Sohn aus erster Ehe auf?
Die Übergabe an den neuen Erzähler, der sich aber von seinem Freund Auster anschließend abwendet, ist ein interessanter Kunstgriff...
Die ideale Schullektüre, um Jugendlichen das Lesen abzugewöhnen :D
 
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Was die Familie Auster betrifft: haben Siri und Paul doch nur eine (singende) Tochter, oder? Also taucht vielleicht der verlorene Sohn aus erster Ehe auf?
Ich meine auch, dass er einen Sohn nur in seiner ersten Ehe hat und mit Siri eine Tochter. Der kleine David könnte also Austers Sohn sein. Das Buch ist 1985 erschienen, seine Tochter ist erst 1987 geboren. Das könnte eine Erklärung sein.

Dabei fällt mir ein: Vielleicht sind ja sowohl Quinn als auch der Paul Auster im Roman alter Egos des Autors. Der eine seine gute und der andere seine schlechte Variante - je nachdem wie das Leben ihm mitgespielt hat. Dieses Thema mag Auster ja gern und hat es in 4321 zum Hauptthema gemacht.
 
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Austers wahrer Sohn aus erster Ehe heißt Daniel und hatte Ende der 90er Jahre Probleme mit Drogen, war 1996 auch in einen Mordfall verwickelt. Die Mutter ist auch Schriftstellerin und heißt Lydia Davis.

Die Sängerin Sophie Auster ist das Kind mit Siri. Es wurde auch ein Jacob erwähnt, aber der ist in der Promiszene wohl nicht bekannt.

Auster baut ja gern Autobiografisches in seine Bücher ein.
Ich habe nicht verstanden, warum der „Freund“ so sauer auf Auster war. Was hätte der denn anders machen sollen?
Das ist wieder so eine Pseudo-Moral. Als wenn man sich von einem (guten) Freund abwendet, nur weil er mal eine falsche Entscheidung getroffen hat.
Man muss nicht alles verstehen wolleno_O
 
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Man darf nach dem Sinn nicht suchen.
Das wird auch zu Beginn angekündigt, dass die Geschichte keinen Sinn ergibt. Das ist natürlich unbefriedigend, aber ich glaube, dass Auster mit der Geschichte auch Autobiographisches verarbeitet hat und lese die Erzählung eher als literarisches Experiment. Wie nennt man man einen Detektivroman, der keiner ist? Da fehlen uns die Worte ;)
 

Momo

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Gestern Abend damit begonnen. Das Buch ist richtig schräg, aber es gefällt mir sehr gut. Diese vielen Identitäten von Quinn, ist für mich richtig surreal, wenn sich fiktive Figuren mit reellen vermischen. Tolle Idee.

Mich erinnert das Buch an Caspar Hauser was die Thematik von Peter Stillman betrifft.

Weil viel ihr schon geschrieben habt, ist ja Wahnsinn. Ich lese eure Beiträge erst, wenn ich das Buch selbst durch habe.
 
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Momo

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Hat mein Handy sich wieder selbständig an die Autokorrektur dran gemacht, und so musste ich jetzt die Autokorrekturen korrigieren grrrrrr ...

Ich schreibe später auf meinem Notebook.
 

Momo

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Das wird auch zu Beginn angekündigt, dass die Geschichte keinen Sinn ergibt. Das ist natürlich unbefriedigend, aber ich glaube, dass Auster mit der Geschichte auch Autobiographisches verarbeitet hat und lese die Erzählung eher als literarisches Experiment. Wie nennt man man einen Detektivroman, der keiner ist? Da fehlen uns die Worte ;)

Ja, diese Textstelle hat sich mir auch verfestigt, dass man nicht so viel über die Sinnhaftigkeit nachdenken sollte. Und ich werde Auster hier auch ernst nehmen.:)
 

Momo

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Wo sind denn die Spoiler? Ich finde, dass noch immer viel verraten wird. Nein, ich melde mich wieder, wenn ich mit dem Buch durch bin.
 

Momo

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Einhundert Seiten habe ich geschafft und je mehr ich lese, desto verwirrender wird mir die ganze Handlung.

Eine echte intellektuelle Herausforderung ...

Trotzdem bin ich wahnsinnig gespannt, wie es weitergehen wird, und was ihr so darüber geschrieben habt.

Fragen:
Wieso hat Auster für den Privardetektiv seinen eigenen Namen gewählt?
Wieso die vielen unterschiedlichen Identitäten? Nimmt er uns LeserInnen auf die Schippe?
 

Momo

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Hach jeh, nun geht es mit dem Jungen vom echten Auster weiter, der denselben Vornamen trägt wie Daniel Quinn. Multiple Persönlichkeiten. Weiß nicht, wie lange meine Geduld noch ausreicht. Bin auf Seite 132.
 
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