Ich wage mich mal aus der Deckung. Das Nachwort finde ich ganz hervorragend, allerdings dürfen wir feststellen, dass die kollektive Whatchareadin Interpretation der von Herrn Kumpfmüller in nichts nachsteht, sondern sogar noch darüber hinausgeht
Je intensiver ich mich mit dem Roman beschäftige, desto besser finde ich ihn. Große Literatur handelt oft von versehrten Menschen, hat eine kluge Literatin mal zu mir gesagt. Daran fühle ich mich bei Vesaas´ Büchern erinnert. Jeder hat hier sein Päckchen zu tragen, hat seine innere Baustelle. Die Figuren sind grandios gezeichnet, alle, nicht nur die Protagonisten. Ebenso gekonnt wird der Schauplatz aufgebaut, die Atmosphäre zwischen Idylle und Unterwelt. Der Einstieg mit dem Schweinekoben ist vor dem Hinblick des Kommenden perfekt gewählt.
"Wenn wir etwas mit Mühe lesen, ist der Autor gescheitert", lesen wir im Nachwort. So streng würde ich nicht sein. Allerdings kommt man in "Der Keim" kaum zum Atemholen in der ersten Hälfte, so rasant wird erzählt.
Ich bin begeistert von dem Roman! Meine Kritikpunkte wurden im Rahmen der Diskussion komplett ausgeräumt. Eine Zweitlektüre ist lohnend, man sieht den Text mit anderen Augen, wenn man das Ende kennt. Kein Satz, keine Szene ist hier zufällig gewählt, alles fügt sich zusammen. Große Handwerkskunst, die Vesaas uns mal wieder zeigt. Tatsächlich gefällt mir dieser Roman noch besser als die beiden vorhergehenden.
Die Rezension wird nicht einfach. Man darf nicht zuviel wollen, aber das wird schon.
Hoffentlich wird der Guggolz Verlag noch weitere Werke dieses Ausnahme-Schriftstellers ins Deutsche übertragen. Kompliment an dieser Stelle für die wunderbare Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel, auch da war ein Meister seines Faches am Werk.
Bestnote von meiner Seite.