FAZIT und NACHWORT zu "Der Keim"

Literaturhexle

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2. April 2017
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allerdings dürfen wir feststellen, dass die kollektive Whatchareadin Interpretation der von Herrn Kumpfmüller in nichts nachsteht, sondern sogar noch darüber hinausgeht;)
Die Leserunde fand ich bei weitem ergiebiger als das Nachwort.
Vielleicht sollten wir als Whatchareader uns um das nächste Nachwort in einem Roman von Vesaas kümmern;)?

Hätte ich den Roman alleine lesen müssen, wäre ich für das Nachwort wahrscheinlich dankbar gewesen, einfach um Anregung oder Bestätigung zu finden. Herr Kumpfmüller bleibt auch ziemlich undogmatisch, was mir gefallen hat.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Braucht Vesaas nach Meinung des Verlages einen zugkräftigen Namen für ein Nachwort?
Ich kannte den Kumpfi ehrlich gesagt gar nicht.

Ich fand das Nachwort gelungen, ob man seiner Interpretation folgen möchte oder nicht. Aber es zeigt Emotionen, wo ansonsten in Rezensionen oder Ähnlichem auch gern mal gespöttelt wird oder es zumindest sachlich bleibt. Mir hat das gefallen.
 

pengulina

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22. November 2022
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Nicht böse sein, aber diese Reichl - habe eine ausführliche Leseprobe gelesen - von der würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Möglicherweise hat sie gute Gedanken?? aber so, wie sie es rüberbringt, wie sie sich durch ihre 'unterirdische' Sprache bei jungen Leuten anbiedern will, das macht es für mich unlesbar.
Oh, da sagst du was.
Ich hatte mir daraufhin die Leseprobe heruntergeladen und bin zum gleichen Schluss gekommen.
Wie sollen junge Leute Literatur schätzen lernen, wenn sie sich nicht zumindest ansatzweise mit den Klassikern der Weltliteratur auseinandersetzen? Wie sollen sie schöne Sprache von einsilbiger Kommunikation unterscheiden lernen, wenn sie nicht zumindest einmal versuchen, Thomas Mann zu lesen? Es ist machbar, Handlung zu modernisieren und Parallelen zur Jetztzeit herauszuarbeiten. Dafür muss man die Klassiker nicht verdammen.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Wie sollen sie schöne Sprache von einsilbiger Kommunikation unterscheiden lernen, wenn sie nicht zumindest einmal versuchen, Thomas Mann zu lesen?
Sie könnten zum Beispiel die Briefe von Cornelia Schlosser, geb. Goethe lesen. Selbst Goethe selbst war eifersüchtig auf das Talent seiner Schwester.
 

pengulina

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22. November 2022
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Sie hat ja wohl Germanistik und Anglistik studiert, weil sie genauer wissen wollte, wie der Literaturbetrieb funktioniert und wie man den Zugang zu Literatur findet. Aber muss man dann wirklich auf paritätischer Inklusion beharren und die gesamte klassische Literatur verdammen, so wie sie es tut?
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Tut sie nicht. Das betont sie mehrmals in ihrem Buch. Sie wirft nur ein anderes Licht auf den Kanon und es kommen noch ein paar mehr Perlen zum Vorschein, diversere.

Nur Thomas Mann hasst sie, gibt aber auch zu verstehen, dass das ihre ganz persönliche Archillesferse ist.

Aber vielleicht sollten wir diese Diskussion wirklich in Bälde an anderer Stelle weiterführen.
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Bis auf zwei Stellen finde ich das Nachwort hervorragend. Um damit zu beginnen: der Gedanke 'Wiedergänger Jesu' ist sicher eine persönliche Assoziation von Kumpfmüller. Dem kann ich genau so wenig folgen wie einer Verknüpfung mit irgendetwas Nationalsozialistischem. Das empfinde ich als sehr weit hergeholt. Manchmal neigt man dazu, zu viel in etwas hineinzuinterpretieren, was dort nicht ist.
Beim Wiedergänger Jesu gebe ich dir recht. Aber den Zeitbezug mag ich nicht fallenlassen. Vielleicht ist es nicht die Besetzung Norwegens, weil das zeitlich zu knapp ist, aber Vesaas wird auf seinen Reisen durch Europa in den 1920er- und 1930er-Jahren den Fanatismus sicher kennengelernt haben. So weit hergeholt finde ich den Bezug deshalb nicht.

Ich glaube schon, dass sie eine Meinung hat, aber in dieser wortkargen Gesellschaft äußert sie diese nicht, wohl aber im Gespräch mit Rolv, als sie ihn vom Selbstmord abhält. Da äußert sie schon eine Meinung. Und dass sie die Menschen zur Scheune schickt, das basiert doch auch auf einer Meinung, über die wir aber nur Vermutungen anstellen können. Wahrscheinlich glaubt sie sehr richtig, dass die Insulaner nur in der Gemeinschaft einen Ausweg finden oder Läuterung oder was auch immer.
Es wird ausdrücklich betont, welche Macht sie hat. Ihre Choreografie bestimmt den ganzen Ablauf der Nacht. Niemand spricht mehr davon, dass sie nicht richtig im Kopf wäre.

Für mich sind es klare fünf Sterne.
Was sonst? :smileeye

Vielleicht sollten wir als Whatchareader uns um das nächste Nachwort in einem Roman von Vesaas kümmern;)?

Hätte ich den Roman alleine lesen müssen, wäre ich für das Nachwort wahrscheinlich dankbar gewesen, einfach um Anregung oder Bestätigung zu finden. Herr Kumpfmüller bleibt auch ziemlich undogmatisch, was mir gefallen hat.
Ich fand das Nachwort gut, es erging mir mit der Emotionalität wie @Christian1977 und ich fühle mich in unserer Diskussion bestätigt. Ist doch ein schönes Gefühl, wenn die VIPs auch nicht schlauer sind.
 

dracoma

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16. September 2022
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Schließlich wurde die Todesstrafe früher auch für geistig Behinderte verhängt.
Ja, das schon, aber nicht mehr 1940 -wenn wir davon ausgehen, dass der Roman nicht nur ca. 1940 geschrieben wurde, sondern auch um diese Zeit spielt.
Meines Wissens wurde Zurechnungsfähigkeit als Strafmilderung erstmals diskutiert in den sog. Clarus-Gutachten über den Mörder Woyzeck, ca. 1825.
Vorsorglich wurde Woyzeck (das Vorbild für Büchners Woyzeck) aber schon mal hingerichtet...
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Oh, da sagst du was.
Ich hatte mir daraufhin die Leseprobe heruntergeladen und bin zum gleichen Schluss gekommen.
Ich habe auch nur die Leseprobe gelesen und fand die Sprache der Autorin grottenschlecht, durchsetzt von Anglizismen, Füllwortern und Jugendsprache.
Wie sollen junge Leute Literatur schätzen lernen, wenn sie sich nicht zumindest ansatzweise mit den Klassikern der Weltliteratur auseinandersetzen? Wie sollen sie schöne Sprache von einsilbiger Kommunikation unterscheiden lernen, wenn sie nicht zumindest einmal versuchen, Thomas Mann zu lesen? Es ist machbar, Handlung zu modernisieren und Parallelen zur Jetztzeit herauszuarbeiten. Dafür muss man die Klassiker nicht verdammen.
So meinte ich es allerdings nicht. Da ist meine Meinung auch anders. Ich finde z.B. gerade Thomas Mann für Jugendliche ungeeignet. Da gibt es sicher andere. Klassiker verdammen sollte man allerdings grundsätzlich nicht. Sie scheint aber wohl inhaltlich auch etwas gegen dieses Buch hier zu haben.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe auch nur die Leseprobe gelesen und fand die Sprache der Autorin grottenschlecht, durchsetzt von Anglizismen, Füllwortern und Jugendsprache.

So meinte ich es allerdings nicht. Da ist meine Meinung auch anders. Ich finde z.B. gerade Thomas Mann für Jugendliche ungeeignet. Da gibt es sicher andere. Klassiker verdammen sollte man allerdings grundsätzlich nicht. Sie scheint aber wohl inhaltlich auch etwas gegen dieses Buch hier zu haben.
Ich verfolge eure Diskussion hier mit Interesse, allerdings habe ich den Anschluss verloren und keine Ahnung, um welches Buch es geht. Könnt ihr mir auf die Sprünge helfen? Diese Leseprobe muss ich unbedingt auch lesen. :think

Generell ungeeignet für Jugendliche ist Thomas Mann sicher nicht. Meine älteste Tochter hat sich bei der Lektüre der Buddenbrooks königlich amüsiert, 12. Klasse, freiwillig. Sie kann heute noch Passagen daraus zitieren. Ihr Lieblingssatz: "Grünlich frühstückte warm." Sie fand die Personenzeichnungen zum Schreien komisch und liebt seither Thomas Mann. Man muss ja nicht mit dem Zauberberg beginnen.
 
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