FAZIT und NACHWORT zu "Der Keim"

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie hat euch der Roman als Ganzes gefallen? Inwiefern ist das kurze Nachwort von Michael Kumpfmüller hilfreich für dessen Rezeption?
Bitte gebt uns ein spontanes Fazit in ein paar Sätzen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich wage mich mal aus der Deckung. Das Nachwort finde ich ganz hervorragend, allerdings dürfen wir feststellen, dass die kollektive Whatchareadin Interpretation der von Herrn Kumpfmüller in nichts nachsteht, sondern sogar noch darüber hinausgeht;)

Je intensiver ich mich mit dem Roman beschäftige, desto besser finde ich ihn. Große Literatur handelt oft von versehrten Menschen, hat eine kluge Literatin mal zu mir gesagt. Daran fühle ich mich bei Vesaas´ Büchern erinnert. Jeder hat hier sein Päckchen zu tragen, hat seine innere Baustelle. Die Figuren sind grandios gezeichnet, alle, nicht nur die Protagonisten. Ebenso gekonnt wird der Schauplatz aufgebaut, die Atmosphäre zwischen Idylle und Unterwelt. Der Einstieg mit dem Schweinekoben ist vor dem Hinblick des Kommenden perfekt gewählt.

"Wenn wir etwas mit Mühe lesen, ist der Autor gescheitert", lesen wir im Nachwort. So streng würde ich nicht sein. Allerdings kommt man in "Der Keim" kaum zum Atemholen in der ersten Hälfte, so rasant wird erzählt.

Ich bin begeistert von dem Roman! Meine Kritikpunkte wurden im Rahmen der Diskussion komplett ausgeräumt. Eine Zweitlektüre ist lohnend, man sieht den Text mit anderen Augen, wenn man das Ende kennt. Kein Satz, keine Szene ist hier zufällig gewählt, alles fügt sich zusammen. Große Handwerkskunst, die Vesaas uns mal wieder zeigt. Tatsächlich gefällt mir dieser Roman noch besser als die beiden vorhergehenden.
Die Rezension wird nicht einfach. Man darf nicht zuviel wollen, aber das wird schon.

Hoffentlich wird der Guggolz Verlag noch weitere Werke dieses Ausnahme-Schriftstellers ins Deutsche übertragen. Kompliment an dieser Stelle für die wunderbare Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel, auch da war ein Meister seines Faches am Werk.

Bestnote von meiner Seite.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Bis auf zwei Stellen finde ich das Nachwort hervorragend. Um damit zu beginnen: der Gedanke 'Wiedergänger Jesu' ist sicher eine persönliche Assoziation von Kumpfmüller. Dem kann ich genau so wenig folgen wie einer Verknüpfung mit irgendetwas Nationalsozialistischem. Das empfinde ich als sehr weit hergeholt. Manchmal neigt man dazu, zu viel in etwas hineinzuinterpretieren, was dort nicht ist. Es sei denn, Vesaas selbst hätte irgendetwas in dieser Hinsicht geäußert, dann würde ich das noch mal überdenken. Aber so finde ich, es reicht schon als Thematik und Problematik, was Kumpfmüller vorher anspricht, bes. auf S. 224.
Besonders gefallen haben mir seine letzten Sätze, die mir sehr aktuell erscheinen, das nämlich 'jederzeit und überall Lern- und Umkehrprozesse möglich sind.' Das macht mir im Hinblick auf die aktuelle Lage ein ganz kleines bisschen Hoffnung.

Und 'Der Keim': Es hat auch mir noch viel besser gefallen als die beiden anderen; ich bin noch immer ganz 'hin und weg'. Was für ein Buch! Was für ein Autor! Ein wahrer Klassiker; er hat viel mehr Anerkennung verdient.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dem kann ich genau so wenig folgen wie einer Verknüpfung mit irgendetwas Nationalsozialistischem
Ja, da bin ich bei dir. Schön, dass du es nochmal aufgreifst. Wobei Kumpfmüller die Parallele zum NS ja selbst wieder fast verwirft, weil das Buch einfach zu früh geschrieben wurde. Er deutet es ja um, im Sinne einer dunklen Voraussicht. So verstehe ich es, ohne nochmal nachzuschauen.
Schön, dass wir uns so einig sind:)!
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Für mich war es der erste Roman von Vessas und ich bin sehr begeistert.
Jedes auch noch so kleine Detail scheint von Bedeutung zu sein und man muss sehr achtgeben, nichts zu überlesen. Große Schreibkunst!
Die Figuren sind meisterhaft komponiert und jede trägt auf individuelle Weise zum Ganzen bei und gibt ihm Bedeutung.
Ich glaube, die Bezüge zur NS-Zeit werden auch sehr stark retrospektiv hineininterpretiert. Man fragt sich natürlich, wie das grauen möglich war und dazu bietet Vesaas eben grundsätzlich Interpretationsansaätze. Diese sind für mich aber eher allgemeinerer Natur und zeitlos.
Es ist definitiv ein Werk, das nachhallt und für mich ist nun klar, dass ich die anderen Werke des Autoren natürlich auch lesen muss.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Wobei Kumpfmüller die Parallele zum NS ja selbst wieder fast verwirft, weil das Buch einfach zu früh geschrieben wurde.

Für die Art und Weise wie die Nazis agiert haben, war es keinesfalls zu früh. Die Propaganda lief schon seit den frühen 30er Jahren und die damit verbundenen Unruhen und vor allem Umwälzungen (Migration) haben mit Sicherheit auch schon die Norweger gespürt.
Vesaas läßt seinen Roman auf einer kleinen, abgeschiedenen, friedlichen Insel stattfinden (Norwegen liegt am Rande Europas), er lässt Andreas als Fremden ankommen, der Frieden für seine Seele sucht. Er sagt zwar, dass es ein Traumata durch die Explosion in einer Fabrik gegeben hat, aber ich kann mir nicht helfen, ich ziehe ständig Parallelen zum Kriegsgeschehen in Europa.

War Vesaas nun ein politischer Mensch, der durch eine raffinierte Geschichte etwas kundtat, was man zu dieser Zeit nicht laut sagen durfte, oder war er ein empfindsamer Mensch, der trotz aller Unruhen um ihn herum sich ganz allein den Befindlichkeiten einer kleinen Inselgemeinschaft gewidmet hat?
Ich möchte es gern im ersten Sinn gelesen haben. Das Tolle ist, jeder darf sich selbst entscheiden.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Leider muss ich jetzt im Nachhinein (und angeregt durch "Muss ich das gelesen haben" von Teresa Reichl) feststellen, dass Frauen in diesem Roman mal so gar keine Rolle spielen. Sie sind nur Opfer (Inga), Gebärmaschinen (Gudrun), Ritualausführerin (Mari an Ingas Totenbett), Betrogene (Else) und nicht zu vergessen Arbeiterin (Helga).

Mittelpunkt der Dramen sind die Männer, sie handeln, erschaffen und zerstören. Allein deren Beweggründe sind ausschlaggebend und von Bedeutung. Das ärgert mich jetzt doch ein wenig und klar, der Roman wurde 1940 verfasst, aber die B-Note bewegt sich gerade nach unten.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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der Roman wurde 1940 verfasst
Da hast du die Begründung. Der Roman ist über 80 Jahre alt. Das Frauenbild ist mit dem heutigen nicht vergleichbar. Vesaas daraus einen feministischen Vorwurf zu machen, finde ich nicht ganz fair. Ebenso übrigens wie die Reduktion der weiblichen Figuren auf die o.a. Rollen. So flach ist deren Innenleben bei weitem nicht geschildert, dass ein (noch dazu) despektierliches Stichwort reichen würde.

Im Mittelpunkt gewalttätiger Dramen stehen meistens Männer. Leider.
Andreas ist aber auch ein Versehrter, Verletzlicher, Traumatisierter. Rolv ist nicht nur der sexualisierter Lebemann und Mörder. Es wird hier doch viel mehr als Rollenklischees gezeigt...
 
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Federfee

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13. Januar 2023
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War Vesaas nun ein politischer Mensch, der durch eine raffinierte Geschichte etwas kundtat, was man zu dieser Zeit nicht laut sagen durfte, oder war er ein empfindsamer Mensch, der trotz aller Unruhen um ihn herum sich ganz allein den Befindlichkeiten einer kleinen Inselgemeinschaft gewidmet hat?
Ich entscheide mich für: weder/noch. Er hat allgemeingültig menschliche Verhaltensweisen verdeutlicht: Mitläufertum, Selbstjustiz etc. Das gab es im Kleinen auf der Insel und - wenn du so willst - bei den Nazis mit den jubelnden Mengen :-(
Ich möchte es gern im ersten Sinn gelesen haben. Das Tolle ist, jeder darf sich selbst entscheiden.
Ja, das macht auch gute Bücher aus, dass man die Freiheit hat, es so oder so zu sehen, weil es eben meist keine Eindeutigkeiten, kein Schwarz oder Weiß gibt oder verschiedene Gründe, warum etwas so geschah oder auch nicht.
 

Federfee

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Das Frauenbild ist mit dem heutigen nicht vergleichbar. Vesaas daraus einen feministischen Vorwurf zu machen, finde ich nicht ganz fair. Ebenso übrigens wie die Reduktion der weiblichen Figuren auf die o.a. Rollen. So flach ist deren Innenleben bei weitem nicht geschildert, dass ein (noch dazu) despektierliches Stichwort reichen würde.

Es wird hier doch viel mehr als Rollenklischees gezeigt...
Da kann ich dir nur VOLL zustimmen. Es ist auch den Zeiten geschuldet. Vesaas kann doch nicht etwas beschreiben, was nicht da war. Außerdem finde ich z.B. Kari Nes eine ganz starke Frau und auch Mari macht ihr eigenes Ding.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Leider muss ich jetzt im Nachhinein (und angeregt durch "Muss ich das gelesen haben" von Teresa Reichl) feststellen,
Nicht böse sein, aber diese Reichl - habe eine ausführliche Leseprobe gelesen - von der würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Möglicherweise hat sie gute Gedanken?? aber so, wie sie es rüberbringt, wie sie sich durch ihre 'unterirdische' Sprache bei jungen Leuten anbiedern will, das macht es für mich unlesbar. Eigentlich schade, denn auch ich habe am Literaturunterricht einiges auszusetzen.
dass Frauen in diesem Roman mal so gar keine Rolle spielen. Sie sind nur Opfer (Inga), Gebärmaschinen (Gudrun), Ritualausführerin (Mari an Ingas Totenbett), Betrogene (Else) und nicht zu vergessen Arbeiterin (Helga).
So einseitig und verkürzt sehe ich das nicht; es gibt an jeder dieser Personen auch andere Aspekte und ich finde, dass einige dieser Frauen - Kari Nes nicht zu vergessen - durchaus eine Rolle spielen.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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So flach ist deren Innenleben bei weitem nicht geschildert, dass ein (noch dazu) despektierliches Stichwort reichen würde.
Ja, da bin ich wohl übers Ziel hinausgeschossen. Aber dass über Ingas Tod kaum gesprochen, dafür aber Rolvs Verschwinden ziemlich ausführlich beachtet wurde, stößt bei mir auf Widerstand.
Möglicherweise hat sie gute Gedanken?? aber so, wie sie es rüberbringt, wie sie sich durch ihre 'unterirdische' Sprache bei jungen Leuten anbiedern will, das macht es für mich unlesbar.

Genau das ist auch ein Argument. Sobald jemand eine andere Sprache benutzt, ist es unlesbar? ... aber das ist jetzt off topic!
dass einige dieser Frauen - Kari Nes nicht zu vergessen - durchaus eine Rolle spielen.

Kari Nes existiert nicht mehr als Frau, sondern nur als dunkle Gestalt, die Erfahrung mit Unglücken hat. Sie ruft die Inselbewohner zusammen, aber sonst sagt sagt sie nichts zum Geschehen, noch hat sie eine Meinung. Sie organisiert also die Zusammenkunft in der Scheune in der sich die Männer schweigend verständigen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Aber dass über Ingas Tod kaum gesprochen, dafür aber Rolvs Verschwinden ziemlich ausführlich beachtet wurde, stößt bei mir auf Widerstand.
Das ist ja genau die Kritik, die mich auch irritiert hat, die für mich aber ein gutes Stückweit relativiert wurde. Man beschäftigt sich ja nicht deshalb primär mit Andreas´Tod, weil er ein Mann ist, sondern weil eine kollektive Schuld ihn umgebracht hat, ein Phänomen der Wut und Raserei.
Ich habe während des Lesens nicht den Eindruck gehabt, dass den Frauen eine untergeordnete Rolle zukommt. Eine andere, ja, aber untergeordnet?
Auf Seite 39 ist der erste Absatz den Frauen gewidmet:
In den Häusern arbeiteten die Frauen wie jeden Tag: Sie hielten alles am Laufen, schlicht und einfach. Nichts Geringeres als das. (...) Waren überall zugleich und hielten das Ganze zusammen, dank heimlicher Gaben, über die sie verfügten. Heute so wie gestern.
Nun mag eine Feministin darüber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber ich finde, dass da vor dem Hintergrund der Zeit sehr viel Wertschätzung dem weiblichen Geschlecht gegenüber gezeigt wird. Es handelt sich schließlich um eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinschaft. Die Männer sind da auch keine hochdotierten Manager, sondern beackern das Feld;)
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Aber dass über Ingas Tod kaum gesprochen, dafür aber Rolvs Verschwinden ziemlich ausführlich beachtet wurde, stößt bei mir auf Widerstand.
Ich verstehe es, auch wenn ich nicht so denke. Vesaas hat eben andere Schwerpunkte gesetzt. Ingas Tod war der Auslöser für die Massenhysterie und um die ging es Vesaas anscheinend.
Sobald jemand eine andere Sprache benutzt, ist es unlesbar? ... aber das ist jetzt off topic!
Auch wenn es off-topic ist: Für mich ist das keine 'andere' Sprache, sondern eine grottenschlechte, schon alleine die Anglizismen, die fucking A. :rofl :mad:
Aber alle Bücher übers Lesen interessieren mich. Wirst du dich nach dem Lesen noch dazu äußern? Das wäre sicher interessant.
Kari Nes existiert nicht mehr als Frau, sondern nur als dunkle Gestalt, die Erfahrung mit Unglücken hat. Sie ruft die Inselbewohner zusammen, aber sonst sagt sagt sie nichts zum Geschehen, noch hat sie eine Meinung. Sie organisiert also die Zusammenkunft in der Scheune in der sich die Männer schweigend verständigen.
Ich glaube schon, dass sie eine Meinung hat, aber in dieser wortkargen Gesellschaft äußert sie diese nicht, wohl aber im Gespräch mit Rolv, als sie ihn vom Selbstmord abhält. Da äußert sie schon eine Meinung. Und dass sie die Menschen zur Scheune schickt, das basiert doch auch auf einer Meinung, über die wir aber nur Vermutungen anstellen können. Wahrscheinlich glaubt sie sehr richtig, dass die Insulaner nur in der Gemeinschaft einen Ausweg finden oder Läuterung oder was auch immer.
Man beschäftigt sich ja nicht deshalb primär mit Andreas´Tod, weil er ein Mann ist, sondern weil eine kollektive Schuld ihn umgebracht hat, ein Phänomen der Wut und Raserei.
Ich habe während des Lesens nicht den Eindruck gehabt, dass den Frauen eine untergeordnete Rolle zukommt. Eine andere, ja, aber untergeordnet?
Auf Seite 39 ist der erste Absatz den Frauen gewidmet:
Diese Textstelle war mir auch aufgefallen und ich finde ebenfalls, dass sie von starker Wertschätzung geprägt ist.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Auch wenn es off-topic ist: Für mich ist das keine 'andere' Sprache, sondern eine grottenschlechte, schon alleine die Anglizismen, die fucking A. :rofl :mad:
Aber alle Bücher übers Lesen interessieren mich. Wirst du dich nach dem Lesen noch dazu äußern? Das wäre sicher interessant.

Wie sagte Sträter schon so schön, "Anglizismen sind ein No Go!" Ich muss sowieso eine Rezi dazu schreiben, dann kann ich sie hier auch posten, dauert aber noch etwas.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Mir hat das Nachwort von Michael Kumpfmüller gut gefallen, vor allem, weil er deutlich macht, was der Roman und die Werke von Tarjei Vesaas insgesamt emotional bei ihm bewirken. Also mal keine Daten, Fakten etc., sondern die Empathie-Ebene. Finde ich gut. Auch wenn ich nicht alles teilen kann, wie den von euch schon angesprochenen Messias-Vergleich. Dennoch ein gelungenes Nachwort.

Ganz hervorragend hat mir der Roman als Ganzes gefallen. Genau wie @Barbara62 hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass unbekanntere Werke von Vesaas vielleicht deutlich hinter "Die Vögel" und "Das Eis-Schloss" zurückfallen könnten. Die Befürchtung war jedoch unbegründet, ich finde "Der Keim" mindestens genauso gut wie "Das Eis-Schloss". "Die Vögel" ist ohnehin ein Ausnahmewerk, das man wohl nur einmal im Leben schreibt.

Wie intensiv und verdichtet Vesaas von einer Insel-Gesellschaft erzählt und dabei in kurzer Form so große Themen wie Schuld und Vergebung behandelt, halte ich für meisterlich. Die knappen Dialoge, die Beschreibungen der Menschen und ihrer Umgebung, das spürbare Entsetzen über die Untaten - das alles passt in meinen Augen wunderbar zusammen. Auch ich hoffe, dass es bei Guggolz noch weitere Vesaas-Übersetzungen geben wird.

Für mich sind es klare fünf Sterne.
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Wie sagte Sträter schon so schön, "Anglizismen sind ein No Go!" Ich muss sowieso eine Rezi dazu schreiben, dann kann ich sie hier auch posten, dauert aber noch etwas.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen Anglizismen. - Auf deine Rezi bin ich gespannt, denn Bücher übers Lesen interessieren mich immer, auch wenn ich sie aufgrund der Leseprobe schlecht finde. Aber darin können natürlich auch gute Gedanken enthalten sein.
 
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Reaktionen: Emswashed

dracoma

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16. September 2022
1.510
5.763
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Ich habe inzwischen das Nachwort gelesen und frage mich, wieso das eigentlich nötig war??? Braucht Vesaas nach Meinung des Verlages einen zugkräftigen Namen für ein Nachwort?
Um damit zu beginnen: der Gedanke 'Wiedergänger Jesu' ist sicher eine persönliche Assoziation von Kumpfmüller. Dem kann ich genau so wenig folgen wie einer Verknüpfung mit irgendetwas Nationalsozialistischem. Das empfinde ich als sehr weit hergeholt.
Geht mir ähnlich. Die Verknüpfung mit der Zeitgeschichte engt meiner Meinung nach die Aussagebreite des Romans sehr ein.

Nachworte geben halt eine subjektive Ansicht wieder, die ich als Leser nicht übernehmen muss.
Die Leserunde fand ich bei weitem ergiebiger als das Nachwort.