Ich habe mir die Rezension endlich abgerungen. Gerungen deshalb, weil ich - zu meinem eigenen Erstaunen - das Buch als etwas schwierig zu lesen empfunden habe. Es ist seltsam, weil Kumpfmüller gleich am Anfang seines Nachworts so betont, wie mühelos man dieses Buch lesen könne. Bei mir hat es nicht gestimmt.
Mag sein, dass ich den falschen Ansatz hatte und es zu spät merkte. Wie ich schon erwähnte (ich glaube, im letzten LA sprach ich es an), habe ich das Gefühl, in eine Denkfalle getappt zu sein, weil ich das Buch zu sehr vom Rechtsstandpunkt aus gelesen habe. Es geht um zwei Gewalttaten, wobei die zweite immerhin so zu erklären ist, dass die Inselgemeinschaft meinte, das Recht selbst in die Hand nehmen zu dürfen. Dass sie das hinterher als Irrweg erkennen, ändert nichts daran, dass sie sich zunächst subjektiv als Verfolger ihres Rechts aufmachen, während sich die erste Tat jeder Deutung entzieht; dafür sorgt der Erzähler. Als ehemalige Juristin hat es mich insbesondere gereizt und geärgert, wie die Dorfgemeinschaft hier den Bruder des ermordeten Mädchens zum Haupttäter erklärt, als ob alle anderen nur mitgelaufen seien, um zu sehen, was passiert.
Erst auf den letzten Seiten verschob sich (nach meinem persönlichen Leseverständnis) der Schwerpunkt des Erzählten auf die individuelle Auseinandersetzung mit Schuld und Gewissen - im moralischen, nicht juristischen Sinn. Da mag der Schwerpunkt schon die ganze Zeit gelegen haben und mir ist es bloß entgangen, dass es so war. Das ist es, was ich mit Denkfalle meine. Ich habe vermutlich falsch gelesen und sollte mit einem weniger vorurteilsbelasteten Zugang nochmal von vorn beginnen. Das werde ich auch machen, mit etwas Abstand.
Dass ich nicht die volle Punktzahl gegeben habe, liegt nicht am Inhalt, sondern daran, das ich wie gesagt das Lesen als mühsam empfunden habe, und zwar von dem Moment an, als der Fremde auftaucht. Die ersten Seiten haben mich begeistert - zum Beispiel die Stelle auf S. 12: "Der Schweinestall war Teil einer großen, rot gestrichenen Scheune ..." und dann fährt die Kamera gleichsam zurück, wir sehen die Scheune im Hof, den Hof auf der Insel, die Insel in der Bucht (wäre es ein Film, sähen wir als nächstes ein Luftbild). Solche Einzelheiten begeistern mich. Die Charaktere haben mich dagegen nicht so recht mitnehmen können; dass der Täter im Nachwort als Wiedergänger Jesu interpretiert wird, finde ich fast schon komisch.
Ich kritisiere hier auf allerhöchstem Niveau, nur um zu begründen, warum ich mich nicht zur Höchstpunktzahl durchringen konnte.
Mag sein, dass ich den falschen Ansatz hatte und es zu spät merkte. Wie ich schon erwähnte (ich glaube, im letzten LA sprach ich es an), habe ich das Gefühl, in eine Denkfalle getappt zu sein, weil ich das Buch zu sehr vom Rechtsstandpunkt aus gelesen habe. Es geht um zwei Gewalttaten, wobei die zweite immerhin so zu erklären ist, dass die Inselgemeinschaft meinte, das Recht selbst in die Hand nehmen zu dürfen. Dass sie das hinterher als Irrweg erkennen, ändert nichts daran, dass sie sich zunächst subjektiv als Verfolger ihres Rechts aufmachen, während sich die erste Tat jeder Deutung entzieht; dafür sorgt der Erzähler. Als ehemalige Juristin hat es mich insbesondere gereizt und geärgert, wie die Dorfgemeinschaft hier den Bruder des ermordeten Mädchens zum Haupttäter erklärt, als ob alle anderen nur mitgelaufen seien, um zu sehen, was passiert.
Erst auf den letzten Seiten verschob sich (nach meinem persönlichen Leseverständnis) der Schwerpunkt des Erzählten auf die individuelle Auseinandersetzung mit Schuld und Gewissen - im moralischen, nicht juristischen Sinn. Da mag der Schwerpunkt schon die ganze Zeit gelegen haben und mir ist es bloß entgangen, dass es so war. Das ist es, was ich mit Denkfalle meine. Ich habe vermutlich falsch gelesen und sollte mit einem weniger vorurteilsbelasteten Zugang nochmal von vorn beginnen. Das werde ich auch machen, mit etwas Abstand.
Dass ich nicht die volle Punktzahl gegeben habe, liegt nicht am Inhalt, sondern daran, das ich wie gesagt das Lesen als mühsam empfunden habe, und zwar von dem Moment an, als der Fremde auftaucht. Die ersten Seiten haben mich begeistert - zum Beispiel die Stelle auf S. 12: "Der Schweinestall war Teil einer großen, rot gestrichenen Scheune ..." und dann fährt die Kamera gleichsam zurück, wir sehen die Scheune im Hof, den Hof auf der Insel, die Insel in der Bucht (wäre es ein Film, sähen wir als nächstes ein Luftbild). Solche Einzelheiten begeistern mich. Die Charaktere haben mich dagegen nicht so recht mitnehmen können; dass der Täter im Nachwort als Wiedergänger Jesu interpretiert wird, finde ich fast schon komisch.
Ich kritisiere hier auf allerhöchstem Niveau, nur um zu begründen, warum ich mich nicht zur Höchstpunktzahl durchringen konnte.