Stark sind für mich tatsächlich die Monologe, die Franzisks Besucher über die Lage der Nation vor ihm halten. Er als schlafender Zuhörer ist einer der wenigen Unverdächtigen im Land, dem man sich anzuvertrauen traut mit allen kritischen Gefühlen über das Land und seine Regierung. In diesen Monologen kann das Tagesgeschehen im Land mal ein wenig über reines Nachrichtenwissen hinauskommen und ein wenig mehr Tiefe der Informationen vermitteln.
Ja, das fand ich auch einen geschickten Schachzug, denn so ist es nicht unglaubwürdig, wenn die Menschen um ihn herum Sachen sagen, für die sie ernsthafte Schwierigkeiten bekommen könnten — sie glauben ja, er wird sie nie verpfeifen können.
Zu viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten machen die Handlung nicht gerade tragender für mich.
ich lese das Buch weniger als realistischen Roman, sondern als Satire. Dazu gehören Übertreibungen und unwahrscheinliche Wendungen.
Wie RuLeka habe ich eigentlich schon damit abgeschlossen, hier Realismus zu erwarten – hier ist alles übertrieben, absurd auf die Spitze gebracht. Es passiert eigentlich nichts nur so, alles soll den Leser:innen etwas ganz plakativ vor Augen führen.
Aber ich glaube, dass der Autor hier bewusst übertrieben hat, um die Absurdität und Widersprüchlichkeit und Unterdrückung des Regimes darzustellen.
Genau so sehe ich das auch! Subtil ist was anderes, aber in meinen Augen soll es auch zeigen, wie sich die Menschen verbiegen müssen, um dessen Anforderungen zu erfüllen. Ein ständiges Schmierentheater, um nicht als Aufständler:in zu gelten.
Die Genesung ist blitzschnell. der Autor möchte mit diesem Thema wirklich keinerlei Zeit verlieren.
Ich finde es nur ein bisschen unglaubwürdig, das er alles in einem halben Jahr wieder erlernt hat. Das dauert normalerweise wesentlich länger wieder laufen zu lernen und auch alles andere.
Mein Eindruck ist, dass auch das unterstreichen soll: seht her, dieser Junge lag 10 Jahre im Koma, aber er macht in wenigen Tagen enorme Fortschritte, während das Land enorme Rückschritte macht.
„ Wir leben im besten Land für erwachende Komapatienten. Hier ändert sich absolut nichts. Egal, wie lang sie im Koma liegen.“ Möglicherweise fiel diese Bemerkung in einem Gespräch und der Autor hat beschlossen, daraus einen Roman zu machen.
Das habe ich mir dick und fett angestrichen, für mich bringt es den Roman perfekt auf den Punkt.
Der Autor spitzt zu bei der Figurengestaltung ( z.B. ist der Arzt, der zu Franziks Stiefvater mutiert ist, etwas arg vereinfacht dargestellt ).
Der Stiefvater ist völlig stereotyp und die Oma stirbt genau einen Tag vor Zisks Erwachen.... Zuviel des Guten.
Also Zisk Stiefvater, der Arzt regt mich immer mehr auf. Nicht nur das er ihn am liebsten getötet hätte wenn das gegangen wäre. Nein jetzt da Zisk aufgewacht ist, da ist er auf einmal derjenige der imme rzu ihm gestanden hat. Dieser Typ ist sowas von falsch und hinterlistig, nur schade das Zisks Mutter das nicht sieht. Aber sie scheint sich ja inzwischen von ihm auch total einlullen zu lassen.
Ja das denke ich auch und trotzdem finde ich die Wortwahl bei dem Arzt schon etwas zu übertrieben dargestellt.
Der "Stiefvater" vereint wirklich alle Eigenschaften in sich, die den unsympathischen, selbstsüchtigen Systemnutznießer auszeichnen. Nur den eigenen Erfolg im Blick, andere Menschen dürfen ruhig elendig verrecken, wenn ihm ihr Leben nichts bringt.
Schlimmer fand ich aber die Mutter, wie sie Gott fragt, was sie nur verbrochen hat, um verdient zu haben, dass Zisk aufwacht. Was für ein Hohn! Die meisten Eltern würden vor Dankbarkeit weinen, nicht vor Selbstsucht.
Sie war ja schon immer nicht die Mutter für ihn gewesen, doch ihn dann nach seiner Entlassung einfach sich selbst zu überlassen finde ich einfach nur traurig.
Klar sind 10 Jahre eine lange Zeit, aber kann man das als Mutter sein Kind so fallen lassen?
Ich habe den Eindruck, diese Frau hat verlernt, selber zu denken. Dass sie mitschwimmt im Abwasser dieses Systems, so gut es nur geht, um nur ja nicht selber zu ertrinken. Traurig, dass sie dabei auch ihren eigenen Sohn eher über Bord schmeißt, als zu riskieren, dass er das Boot ihrer lächerlichen Ehe zum Kentern bringt. Da ist nichts echt, gar nichts.
Ich fand ihren Brief sehr schön, er hat mich emotional total ergriffen, weil man hier spürt wie sehr sie an Zisk gehangen hat. Und vor allem erfährt er ein bisschen wer wirklich zu ihm gehalten hat.
Sie hat das sehr clever geschrieben! Sicher hat sie sich gedacht, dass ihre Tochter oder deren Mann den Brief lesen werden, und wollte verhindern, dass sie den Brief verschwinden lassen. Aber Zisk kann da durchaus Kritik rauslesen, wenn er drüber nachdenkt.