3. Leseabschnitt: Seite 152 bis 223

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hier diskutieren wir die Seiten 152 bis 223 einschließlich.

Letzter Satz: "Ein Handpuppen-Gespenst aus Stoff, das er als Kind gebastelt hatte, lag neben Nastjas Telefonnummer. Ob er sie anrufen sollte?
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Der dritte LA hat mir bisher am besten gefallen. Stark sind für mich tatsächlich die Monologe, die Franzisks Besucher über die Lage der Nation vor ihm halten. Er als schlafender Zuhörer ist einer der wenigen Unverdächtigen im Land, dem man sich anzuvertrauen traut mit allen kritischen Gefühlen über das Land und seine Regierung. In diesen Monologen kann das Tagesgeschehen im Land mal ein wenig über reines Nachrichtenwissen hinauskommen und ein wenig mehr Tiefe der Informationen vermitteln. Ansonsten war ich bisher nämlich eher enttäuscht, was die Einblicke in ein ansonsten sehr fremdes Land angehen. Die Übersetzerin im Nachwort fasst die wesentlichen Nachrichtenereignisse zusammen, die im Buch eine Rolle spielen. Das sind Geschehnisse, an die wir uns vielleicht nicht mehr erinnern, die aber zumindest kurz auch Eingang in unsere Nachrichtenwelt in Deutschland gefunden haben. Wer sich also ein wenig für das Land interessiert, wird davon schon gehört haben (können). Deshalb ist der Erkenntnisgewinn durch den Roman eher durch die Innenschau und Reflektion der Figuren zu diesem Geschehen zu sehen und das kommt mir bisher doch etwas zu kurz. Wie gesagt: hier in diesem Teil mal ein bisschen tiefer und für mich besser.
Dann wird Franzisk tatsächlich wach, tragischerweise genau zu dem Zeitpunkt, an dem seine tapfere, treue Großmutter nichts mehr davon mitbekommt. Schade, und eventuell auch für mich ein wenig zu dick aufgetragen im Buch, dann auch noch dieses zeitliche Zusammentreffen zu gestalten. Zu viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten machen die Handlung nicht gerade tragender für mich.
Franzisk wacht auf in einem Land quasi ohne Veränderungen, in dem alles Fragen-Stellen abgewehrt wird. Die Genesung ist blitzschnell. der Autor möchte mit diesem Thema wirklich keinerlei Zeit verlieren. Vielleicht verständlich, aber trotzdem nochmal: Zu viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten machen die Handlung nicht gerade tragender für mich.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich muss auch sagen, dass ich den Inhalt des Romans (mit Ausnahme der tatsächlichen Geschehnisse natürlich) nicht immer ganz realitätsnah empfinde. Manche Figuren wie der Chefarzt sind überzeichnet, manche Gegebenheiten etwas zu unwahrscheinlich. Aber ich glaube, dass der Autor hier bewusst übertrieben hat, um die Absurdität und Widersprüchlichkeit und Unterdrückung des Regimes darzustellen. Noch im Koma soll Zisk zum Beispiel seinen Fingerabdruck abgeben. Das ist vollkommen verrückt.

Ich muss sagen, dass mir vieles neu ist. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter und ich 1999 und kurz danach einfach noch zu jung war.

Schade, dass seine Babuschka nun tot ist. Fragt sich, wie er nun zurechtkommen soll - ohne Schulabschluss, Ausbildung oder Job. Er hat zwar erst mal noch das Erbe, aber seine Mutter und der Stiefvater sind keine große Hilfe.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Stark sind für mich tatsächlich die Monologe, die Franzisks Besucher über die Lage der Nation vor ihm halten. Er als schlafender Zuhörer ist einer der wenigen Unverdächtigen im Land, dem man sich anzuvertrauen traut mit allen kritischen Gefühlen über das Land und seine Regierung. In diesen Monologen kann das Tagesgeschehen im Land mal ein wenig über reines Nachrichtenwissen hinauskommen und ein wenig mehr Tiefe der Informationen vermitteln
Ein guter Kniff des Autors, um hier relativ knapp und einfach den Leser zu informieren.
Schade, und eventuell auch für mich ein wenig zu dick aufgetragen im Buch, dann auch noch dieses zeitliche Zusammentreffen zu gestalten. Zu viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten machen die Handlung nicht gerade tragender für mich.
ich lese das Buch weniger als realistischen Roman, sondern als Satire. Dazu gehören Übertreibungen und unwahrscheinliche Wendungen.
„ Wir leben im besten Land für erwachende Komapatienten. Hier ändert sich absolut nichts. Egal, wie lang sie im Koma liegen.“ Möglicherweise fiel diese Bemerkung in einem Gespräch und der Autor hat beschlossen, daraus einen Roman zu machen.
um die Absurdität und Widersprüchlichkeit und Unterdrückung des Regimes darzustellen. Noch im Koma soll Zisk zum Beispiel seinen Fingerabdruck abgeben. Das ist vollkommen verrückt.
Genau!
 

ThomasWien

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19. März 2021
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Wien
Irgendwie haben mir die beiden ersten LA´s besser gefallen. Ich finde in den Monologen war mehr Kraft darin. Ich kanns auch nicht beschreiben.
Ich würde aber auch sagen, dass dieses Buch eine satirische Abrechnung mit der weissrussischen Gesellschaft ist.
Das Buch hat halt leider ihre sympathischte und wohl zentralste Figur verloren. In diesem LA vermisse ich ein wenig die Großmutter, die hat leider zu früh gehen müssen, finde ich.

Dazu gehören Übertreibungen und unwahrscheinliche Wendungen.

Das traurige ist, wir wissen nicht mal ob es Übertreibungen sind, vielleicht ist die Realität noch viel schlimmer.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das Buch hat halt leider ihre sympathischte und wohl zentralste Figur verloren. In diesem LA vermisse ich ein wenig die Großmutter, die hat leider zu früh gehen müssen, finde ich.
Die Großmutter vermisse ich auch, gerade, weil es sonst kaum Sympathieträger gibt.
Das traurige ist, wir wissen nicht mal ob es Übertreibungen sind, vielleicht ist die Realität noch viel schlimmer.
ich fürchte auch, dass die geschilderten Ereignisse oder Zustände keine Übertreibungen sind. Der Autor spitzt zu bei der Figurengestaltung ( z.B. ist der Arzt, der zu Franziks Stiefvater mutiert ist, etwas arg vereinfacht dargestellt ).
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Die Genesung ist blitzschnell. der Autor möchte mit diesem Thema wirklich keinerlei Zeit verlieren. Vielleicht verständlich, aber trotzdem nochmal: Zu viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten machen die Handlung nicht gerade tragender für mich.
Das empfinde ich genau so. Wahrscheinlich soll das Ganze eine Satire sein. Allerdings bin ich für so etwas Überzogenes nicht sehr empfänglich. Ich muss meine Gedanken erst mal sammeln, aber mich befremdet diese Geschichte. Sie setzt keine Empathie frei. Das Umfeld rund um den Schlafenden hat skurrile Züge. Der Stiefvater ist völlig stereotyp und die Oma stirbt genau einen Tag vor Zisks Erwachen.... Zuviel des Guten.
 
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Xirxe

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19. Februar 2017
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Ich muss auch sagen, dass ich den Inhalt des Romans (mit Ausnahme der tatsächlichen Geschehnisse natürlich) nicht immer ganz realitätsnah empfinde.
Das traurige ist, wir wissen nicht mal ob es Übertreibungen sind, vielleicht ist die Realität noch viel schlimmer.
Entschuldigt bitte, wenn ich schon wieder mit meinen Erfahrungen komme aus postsowjetischen bzw. autoritären Ländern ;) Aber @ThomasWien hat mit seiner Vermutung durchaus recht: Die Realität ist eher schlimmer. Wer noch nie die Willkür des Staates oder von Vorgesetzten kennengelernt hat, kann sich vermutlich kaum vorstellen, was das mit einem macht. Und in solchen Ländern herrscht Willkür, sodass alle versuchen, alles immer richtig zu machen - was aber auch nicht immer hilft. Ich finde, der Autor hat das schön dargestellt mit dem Traum von Stass, der die Realität dort sehr gut widerspiegelt.

Mir gefällt die Geschichte noch immer gut, obwohl sie nach meiner Erinnerung nicht ganz so gut geschrieben ist wie Rote Kreuze. Aber ich finde die verschiedenen Einstellungen der Bevölkerung recht gut dargestellt. Die Einen, die das eigenständige Denken noch immer nicht aufgegeben haben wie Stass; die Anderen, denen die ständige Angst im Nacken sitzt und die bloß nicht auffallen wollen wie Nastja. Und nicht zu vergessen die Habgierigen, die vor nichts zurückschrecken um sich ein besseres Leben zu verschaffen wie Zisks Stiefvater. Letzten Endes unterscheidet die Menschen in Belarus nichts von uns in Deutschland, nur haben wir das große Glück, dass wir uns auf das Recht verlassen können - meistens zumindest ;)
Bemerkenswert finde ich auch die Sachen mit den Autos. Im alten Rom waren es Brot und Spiele, heute sind es statt der Spiele Autos. Viel hat sich offenbar nicht geändert.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Sie setzt keine Empathie frei.
Muss ein Buch das? Empathie empfinde ich bei den Personen dieses Buches auch eher wenig, am ehesten vielleicht noch mit der Großmutter. Aber selbst wenn nicht, gefällt mir das Buch dennoch, weil es auf eine besondere Art und Weise zeigt, wie dieses (und wohl auch andere) Länder funktionieren.
 
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Literaturhexle

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Die Realität ist eher schlimmer
Ich glaube dir das alles.
Aber ich lese es so lähmend langsam, weil es mich null reizt. Am Ende habe ich alles wieder vergessen und muss am nächsten Tag nochmal querlesen.
Für mich hört sich das alles furchtbar skurril und übertrieben an.
Der Vorgänger Rote Kreuze war nicht annähernd so politisch. Den Erzählungen der alten Frau konnte ich folgen, sie hatte viel erlebt. Ich hoffe, ich kriege das Buch heute zu Ende. Es quält mich.
 

Literaturhexle

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Muss ein Buch das? Empathie empfinde ich bei den Personen dieses Buches auch eher wenig, am ehesten vielleicht noch mit der Großmutter. Aber selbst wenn nicht, gefällt mir das Buch dennoch, weil es auf eine besondere Art und Weise zeigt, wie dieses (und wohl auch andere) Länder funktionieren.
Dich nimmt es mit, weil du die Verhältnisse aus eigenem Erleben kennengelernt hast. Mein Wissen stammt aus der Tagesschau. Ich kann mir schon vorstellen, wie eine Diktatur funktioniert, kriege aber diese überzogenen Ereignisse nicht eingeordnet. So konkret kenne ich Weißrußland nun wirklich nicht. Im nächsten Abschnitt wird es ja noch krasser.
Ich habe es Empathie genannt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Für mich ist das wie die Witze von Jan Böhmermann: so übertrieben, dass ich es doof finde. Aber Satire ist auch nicht mein Ding. Und der Stiefvater ist ja z.B stereotyp ohne Ende. Also 1 zu 1 kann man das nicht nehmen.
 
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Letzten Endes unterscheidet die Menschen in Belarus nichts von uns in Deutschland, nur haben wir das große Glück, dass wir uns auf das Recht verlassen können - meistens zumindes
Da hast Du recht. Und es ist leichter, ein „ guter“ Mensch zu sein, wenn es einem selbst gut geht. „ Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. So hat es Brecht mal formuliert.
Die Realität ist eher schlimmer. Wer noch nie die Willkür des Staates oder von Vorgesetzten kennengelernt hat, kann sich vermutlich kaum vorstellen, was das mit einem macht. Und in solchen Ländern herrscht Willkür, sodass alle versuchen, alles immer richtig zu machen - was aber auch nicht immer hilft.
Wenn man ständig fürchten muss, Repressalien ausgesetzt zu sein, ohne dass man sich einer Schuld bewusst ist, ist man ständig auf der Hut. Ich möchte mir garnicht vorstellen, wie man sich da fühlt.
Mir gefällt die Geschichte noch immer gut, obwohl sie nach meiner Erinnerung nicht ganz so gut geschrieben ist wie Rote Kreuze. Aber ich finde die verschiedenen Einstellungen der Bevölkerung recht gut dargestellt.
Es ist immerhin sein Debut. Aber ich finde auch, dass er die verschiedenen Positionen gut darstellt.
Aber Satire ist auch nicht mein Ding.
Ich fürchte, dass die Situation im Land wie Satire wirkt.
Schade, dass Dich das Buch nicht erreicht. Es ist ein politisches Buch mit einer Botschaft, aufmerksam zu machen auf ein unmenschliches System
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Entschuldigt bitte, wenn ich schon wieder mit meinen Erfahrungen komme aus postsowjetischen bzw. autoritären Ländern ;) Aber @ThomasWien hat mit seiner Vermutung durchaus recht: Die Realität ist eher schlimmer. Wer noch nie die Willkür des Staates oder von Vorgesetzten kennengelernt hat, kann sich vermutlich kaum vorstellen, was das mit einem macht. Und in solchen Ländern herrscht Willkür, sodass alle versuchen, alles immer richtig zu machen - was aber auch nicht immer hilft. Ich finde, der Autor hat das schön dargestellt mit dem Traum von Stass, der die Realität dort sehr gut widerspiegelt.

Danke für deine Einschätzung.

Ich habe mich beim Lesen oft gefragt: Ist das Satire, ist das Übertreibung oder ist das Realität? Wenn man zu wenig über das Land weiß, ist es schwer, den Inhalt zu beurteilen: Stimmt das alles? Lässt er Wichtiges weg? Setzt er die richtigen Schwerpunkte? Ich würde das gerne besser einschätzen können. Im Zweifelsfall lege ich den Inhalt dann aber im Sinne des Autors aus.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Der Vorgänger Rote Kreuze war nicht annähernd so politisch. Den Erzählungen der alten Frau konnte ich folgen, sie hatte viel erlebt.

Ich fand „Rote Kreuze“ aber auch politisch. Nur dass es darin um Russland ging und die Tatsache, dass die Grausamkeiten des Stalinismus unter den Teppich gekehrt werden. Das ist in meinen Augen definitiv ein Politikum, wenn auch vielleicht eines, was weniger Aufmerksamkeit erfährt als derzeit das Regime Lukaschenko. Zudem war die Kritik an Russland etwas subtiler.
 
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19. Februar 2017
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Ich glaube dir das alles.
Aber ich lese es so lähmend langsam, weil es mich null reizt. Am Ende habe ich alles wieder vergessen und muss am nächsten Tag nochmal querlesen.
Für mich hört sich das alles furchtbar skurril und übertrieben an.
Der Vorgänger Rote Kreuze war nicht annähernd so politisch. Den Erzählungen der alten Frau konnte ich folgen, sie hatte viel erlebt. Ich hoffe, ich kriege das Buch heute zu Ende. Es quält mich.
Dich nimmt es mit, weil du die Verhältnisse aus eigenem Erleben kennengelernt hast. Mein Wissen stammt aus der Tagesschau. Ich kann mir schon vorstellen, wie eine Diktatur funktioniert, kriege aber diese überzogenen Ereignisse nicht eingeordnet. So konkret kenne ich Weißrußland nun wirklich nicht. Im nächsten Abschnitt wird es ja noch krasser.
Ich habe es Empathie genannt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Für mich ist das wie die Witze von Jan Böhmermann: so übertrieben, dass ich es doof finde. Aber Satire ist auch nicht mein Ding. Und der Stiefvater ist ja z.B stereotyp ohne Ende. Also 1 zu 1 kann man das nicht nehmen.
Ach menno, schade dass Du so wenig damit anfangen kannst. Aber ich glaube, ich kann es ein bisschen nachvollziehen was Du meinst. Und wenn Du mit Satire nicht viel anfangen kannst, dann ist das natürlich schwierig. Wobei Dir da so viele schöne Sachen entgehen ;)
 
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2. April 2017
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Ach menno, schade dass Du so wenig damit anfangen kannst. Aber ich glaube, ich kann es ein bisschen nachvollziehen was Du meinst. Und wenn Du mit Satire nicht viel anfangen kannst, dann ist das natürlich schwierig. Wobei Dir da so viele schöne Sachen entgehen ;)
Es ist schwer, meine Eindrücke in Worte zu kleiden, zu begründen. Gerade habe ich einen ersten Entwurf für die Rezi gemacht. Wenn man ohne Beispiele zurechtkommen muss - puh!
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe gerade noch mal das Vorwort gelesen. Für mich klingt das so, als ob er 2014 nicht alles der Wahrheit entsprechend geschrieben hat, manches aber dann doch von der Realität eingeholt wurde. Oder liest das jemand anders?

Und ich kämpfe gerade auch mit der Rezension. Deshalb der erneute Blick ins Vorwort.
 
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29. November 2015
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Also Zisk Stiefvater, der Arzt regt mich immer mehr auf. Nicht nur das er ihn am liebsten getötet hätte wenn das gegangen wäre. Nein jetzt da Zisk aufgewacht ist, da ist er auf einmal derjenige der imme rzu ihm gestanden hat. Dieser Typ ist sowas von falsch und hinterlistig, nur schade das Zisks Mutter das nicht sieht. Aber sie scheint sich ja inzwischen von ihm auch total einlullen zu lassen. Das er sich nun vor Kollegen und der Pressen feiern lässt für das Wunder finde ich einfach nur unfair.

Sie war ja schon immer nicht die Mutter für ihn gewesen, doch ihn dann nach seiner Entlassung einfach sich selbst zu überlassen finde ich einfach nur traurig.
Ich stelle mir das schlimm vor wenn man nach 10 Jahren aufwacht und feststellen muss, das man nicht nur so viel versäumt hat, sondern auch niemanden mehr hat. Es ist so traurig, das seine Großmutter nicht mehr miterleben durfte wie er aufwacht.
Ich fand ihren Brief sehr schön, er hat mich emotional total ergriffen, weil man hier spürt wie sehr sie an Zisk gehangen hat. Und vor allem erfährt er ein bisschen wer wirklich zu ihm gehalten hat.

Eigentlich ist es traurig was aus dem Land und den Menschen geworden ist, jeder scheint nur mit dem Strom zu gehen nur damit er keine Probleme bekommt. Ich denke für Zisk wäre es gut, wenn er wie seine Großmutter geschrieben hat, sich mit den Deutschen in Verbindung setzt. Sie scheinen zumindest sich mehr für ihn interessiert zu haben wie seine Familie und die Freunde. Klar sind 10 Jahre eine lange Zeit, aber kann man das als Mutter sein Kind so fallen lassen?

Für Zisk wird es jetzt wirklich hart werden, ohne Abschluss und ohne das er eigentlich sein Land kennt.
Ich finde es nur ein bisschen unglaubwürdig, das er alles in einem halben Jahr wieder erlernt hat. Das dauert normalerweise wesentlich länger wieder laufen zu lernen und auch alles andere. Zumal ja Belarus hier nicht gerade das beste Gesundheitssystem hat, zumindest hatte ich den Eindruck.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Ich muss auch sagen, dass ich den Inhalt des Romans (mit Ausnahme der tatsächlichen Geschehnisse natürlich) nicht immer ganz realitätsnah empfinde. Manche Figuren wie der Chefarzt sind überzeichnet, manche Gegebenheiten etwas zu unwahrscheinlich. Aber ich glaube, dass der Autor hier bewusst übertrieben hat, um die Absurdität und Widersprüchlichkeit und Unterdrückung des Regimes darzustellen. Noch im Koma soll Zisk zum Beispiel seinen Fingerabdruck abgeben. Das ist vollkommen verrückt.

Ich muss sagen, dass mir vieles neu ist. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter und ich 1999 und kurz danach einfach noch zu jung war.

Schade, dass seine Babuschka nun tot ist. Fragt sich, wie er nun zurechtkommen soll - ohne Schulabschluss, Ausbildung oder Job. Er hat zwar erst mal noch das Erbe, aber seine Mutter und der Stiefvater sind keine große Hilfe.
Ja das denke ich auch und trotzdem finde ich die Wortwahl bei dem Arzt schon etwas zu übertrieben dargestellt.
Und auch bei Zisk finde ich manches nicht realistisch, besonders das Beamten kommen und ihn verdächtigen, wo sie doch sehen können das er schon Jahre im Koma liegt.
Wie schon im Koma bleibt seine Familie einfach kühl und abweisend, eigentlich traurig.