So langsam wachsen mir das Buch und die Figuren doch ans Herz!
Ist es rechtens, eine hirntote Mutter an den Geräten zu lassen, um das ungeborene Kind zu retten?
Ja, das ist mir klar. Medizinisch geht das. Aber in unserem Buch hat der Vater ja ethische und religiöse Einwände dagegen. Da könnte man wunderbar diskutierenIch kenne mich da auch nicht gut aus, aber Hirntote werden für eine Organspende auch tagelang an Geräten gelassen, selbst dann wenn noch nicht sicher ist, ob es überhaupt zu der Spende kommt. Unter gewissen Umständen scheint das also zu gehen.
Ja, das ist mir klar. Medizinisch geht das. Aber in unserem Buch hat der Vater ja ethische und religiöse Einwände dagegen. Da könnte man wunderbar diskutieren
Ich glaube, das ist nicht nur für uns Friedensmensvhen so. Das war eine besondere Perfidie des Sowjetregimes, das auch lange totgeschwiegen wurde. Es gab dann den berühmten Roman von Tschingis Aitmatov: Der Tag zieht den Jahrhundertweg ( ich glaube so oder so ähnlich ist der in der Übersetzung sehr sperrige titel) der dieses Thema zuerst wieder öffentlich machte. Eine literarisch/politische Sensation in der SU. Ein absolut totgeschwiegenes Thema bis dahin. Ich selbst kenne eine Zwangsarbeiterin aus der SU, die noch in den 60er Jahren in der BRD in einem Ehemaligen Zwangsarbeiterlager wohnte, aber nie nach Hause zurück ging/ gehen konnte, da sie dort sofort inhaftiert worden wäre. Besonders perfide ist natürlich auch die Praxis derSippenhaft. Tatjana hat ja Angst um sich und ihre Tochter, weil der Mann, mit dem sie schon so lange gar keinen Kontakt mehr hat, „sich in Gefangenschaft begeben hat“. ABGRÜNDE! Ich wundere mich kein bisschen, dass Tatjana ( wie dement sie nun auch wirklich sein mag) endlich mal darüber reden will!Es scheint für unsereinen in Friedenszeiten aufgewachsenen völlig bescheuert, dass Kriegsgefangene wie Deserteure/Verräter behandelt werden und sogar die Familien Angst vor Repression und Verfolgung haben mussten.
Zwischendurch habe ich den Verdacht, dass das Verhalten von Tatjana eine Masche ist. Sie ist zwar dement. Aber ihre Krankheit ist noch nicht besonders weit fortgeschritten. Und manchmal tut sie einfach nur so, als ob sie sich nicht erinnert. Vielleicht um ihr Gegenüber auf die Palme zu bringen. Oder vielleicht auch, um sich hinter der Fassade der alten, vergesslichen Frau zu verstecken. Wer weiß? Wundern würde es mich nicht. Denn sie scheint es faustdick hinter den Ohren zu haben.Soooo dement wirkt sie auf mich wirklich nicht. ich bin gespannt, ob es da noch einen weiteren Zusammenhang gibt, den wir jetzt noch nicht sehen können.
Der Roman ist sehr vielschichtig. Ich frage mich, wo die Reise hingeht. Denn angefangen habe ich ihn als Buch "Wider das sowjetische Vergessen". Da jedoch auch Themen wie "Rotes Kreuz", Geburten bei Hirntoten oder Demenz angesprochen werden, könnte es sich zu einem anderen Buch entwickeln. Ach, und ich habe "Fußball und Schiedsrichter" vergessen.Ich freue mich über jedes Buch, das der mageren Liste „Wider das sowjetische Vergessen!“Zugerechnet werden kann. Besonders in Zeiten, in denen Totschweigen und Verdrängen mal wieder an der Tagesordnung ist, russische Literatur eher unpolitisch daherkommt und Stalin erst kürzlich bei einer Umfrage wieder als „größte Persönlichkeit der Geschichte“ benannt wurde.
Ich lese das Buch deshalb seehr gerne weiter!
Schön, dass die die Stelle aufgefallen ist! Sie ergibt gegen Ende einen SinnAuf Seite 101 gibt es einen Abschnitt, in dem das "Kreuz" im Fokus steht. Er ist sehr poetisch geschrieben. Und irgendwie verursacht er einen Bruch in der Handlung.
Was könnte es damit auf sich haben?
Uns begegnet zwar in dem Buch das Kreuz in unterschiedlichen Varianten, doch habe ich die Symbolik noch nicht verstanden. Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?
Dann übe ich mich in Geduld.Schön, dass die die Stelle aufgefallen ist! Sie ergibt gegen Ende einen Sinn
Ich hatte sie schon vergessen.
Das geht mir auch so. Von der russischen Geschichte, vor allem auch von der Seite, die die Bevölkerung betrifft, weiß ich viel zu wenig.Beim Lesen merke ich immer wieder, wie fremd Russland mir eigentlich ist. Vielleicht ist es tatsächlich ganz gut, dass ich mich nun durch den Roman mal intensiver mit dem Land und seiner Geschichte beschäftige.
Ich habe mich auch über diese Stelle gewundert und konnte sie nicht deuten. Dann bin ich mal gespannt.Schön, dass die die Stelle aufgefallen ist! Sie ergibt gegen Ende einen Sinn
Ich hatte sie schon vergessen.