Rezension Rezension (5/5*) zu Die Autobiographie der Zeit von Lilly Lindner

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18. September 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Autobiographie der Zeit von Lilly Lindner
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„Wenn Worte meine Sprache wären“

Was Tim Bendzko für die Musik ist, ist Lilly Lindner für die Literatur. Ihr Name war mir bis dato kein Begriff. Aber an diesem Büchlein mit dem auffälligen Titel und der wunderschönen Gestaltung kam ich einfach nicht vorbei. Das Cover ziert eine aufgeklappte Taschenuhr, aus der Wasser fließt, auf dem wiederum ein Papierboot schwimmt. Das nennt man wohl Zeitfluss?! Und genau diese Zeit verging beim Lesen wie im Flug.

Der Roman umfasst nur 240 Seiten, von denen längst nicht alle komplett beschrieben sind und die viele herausragende Illustrationen enthalten. An dieser Stelle auch ein großes Lob an Lisa Wöhling. Die Inhaltsangabe selbst sagt sehr wenig über den Inhalt des Buches aus. Aber gerade das alles zusammen hat mich noch neugieriger auf „Die Autobiographie der Zeit“ gemacht.

Protagonistin ist die 15-jährige Ich-Erzählerin, die Zeit. Als sie stirbt und der Tod kommt, um sie abzuholen, lastet er ihr eine unheimliche Bürde auf. Sie muss ihren Heimatplaneten „Winter“ verlassen, um zukünftig für „den Rest der Zeit“ als unsterbliche Macht über die Welt zu wachen. Zusammen mit den anderen Mächten – Kevin (dem Raum), David (der Beständigkeit) und Shay (dem Abgrund) versucht sie, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Aber gerade die Menschen lassen diese Aufgabe zu einem schwierigen und komplexen Unterfangen werden …

Die Sätze sind zwar sehr kurz und bündig, aber wählt man die richtigen Worte aus, sagen sie weitaus mehr aus als manch ein langer Roman. Die Autorin muss die Seiten nicht komplett mit Wörtern füllen, denn sie überlässt es uns Lesern, etwas Wortgewaltiges daraus zu machen. Lilly Lindner schreibt über Glück und Unglück, Mut und Angst und auch über Hoffnung und tiefe Hoffnungslosigkeit. Alles in der Macht stehende tun, um ein Unheil abzuwenden? Wie sollen die vier Mächte das schaffen, wenn der Mensch sich selbst zugrunde richtet?

Die Autorin hat mich mit ihren Worten tief bewegt. Ihr Buch handelt von uns Menschen, der Zeit und was wir aus dieser Zeit machen. Über all das machen wir uns viel zu wenig Gedanken und nehmen vieles als selbstverständlich hin. Wer nach diesem Buch nicht ins Grübeln gerät, hat die ganze Geschichte nicht verstanden. „Die Autobiographie der Zeit“ ist ein wundervolles und kostbares Werk, welches ganz sicher fünf Sterne verdient hat. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

 

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