2. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis Kapitel 26 (S. 97 bis S. 194)

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Der Großvater ist wirklich alles andere als ein Sympathieträger. Ob er jedoch tatsächlich aktiv die Annäherung zwischen Karin und seinem Kontrahenten provoziert hat? Das ist eine interessante These, die ich nicht widerlegen kann.
"Aktiv", das ist so eine Sache. Wahrscheinlich tat er es nicht bewusst. Aber ich sehe Anzeichen, dass er das Gefühl hat, sein eigenes Licht leuchtet umso heller, je moralisch ungefestigter seine Mitmenschen sind. Wenn seine Frau Anzeichen von moralischer Schwäche zeigt, fühlt er sich toll. Ich denke, dass er Karins "Ab"-Wege mit einer gewissen Genugtuung beobachtet, obwohl er das sich sicher nicht selbst eingesteht.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Als Olof mit Karin über die Abtreibung sprach, fragte er, warum er sie danach überhaupt noch geheiratet hätte. Die Frage ist berechtigt, aber mich wundert, dass er nicht fragt, warum sie ihn geheiratet hat? Sie muss doch schon damals zumindest geahnt haben, was sie sich mit dieser Heirat einhandelt.
Ich glaube nicht, dass ein Narzisst so denkt. Er hält sich für eine Trophäe, die jede Frau erobern möchte.

Es gibt übrigens kleine Hinweise darauf, dass Sven die Liebesgeschichte geradezu befördert. Wie er zum Beispiel wünscht, dass sich Karin mit Olof auf den Rücksitz setzt. Er fühlt sich womöglich ganz wohl, wenn er andere Leute bei Fehlverhalten beobachten darf, das hebt seinen eigenen moralischen Wert.
Genau.

Wie wir im letzten Abschnitt erfahren, hält Sven alle Frauen für potentielle Sünderinnen, für unrein. Ich denke, er möchte das immer wieder bestätigt sehen.
 

Bartie

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Welcher Vater nennt seine Tochter öffentlich eine „ Hure“. Das ist doch furchtbar.
Stolpe legt eine Moral an den Tag, die gnadenlos ist.
Es ist einfach unverzeihlich. Und nicht nachvollziehbar. Wie kann man auf diese Weise dem eigenen Kind den Umgang mit den anderen Gleichaltrigen verbieten? Stolpe verhält sich hier wie ein Wahnsinniger.
 

Bartie

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Ich bin hier zwiespältig. Einerseits ist er sich der Angst bewusst, die er auslöst, andererseits frage ich mich auch ob es nicht Schäden in seiner Psyche gibt. Denn dieses Verhalten von ihm erscheint mir nicht als vollkommen gesund.
Wenn er psychische Probleme hat, dann ist es ihm nicht klar, wieviel Angst er den Mitmenschen macht. Aber ich habe das Gefühl, dass er seine Machtspielchen gerne treibt, er genießt es sichtlich, wenn die Leute von ihm unter Druck gesetzt werden und zu schwitzen beginnen.
 
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Bartie

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In dem Abschnitt wurden einige vorher gestellten Fragen beantwortet und gleichzeitig stellen sich viele neue auf.

Sven Stolpe, so herrisch und eifersüchtig wie er ist, beobachtet Karin und Olof und ist wahrscheinlich von Anfang an - mehr oder weniger - über ihre Beziehung im Bilde. Warum sonst würde er dann plötzlich dort auftauchen, wo die beiden sich gerade befinden? Warum sonst würde er den gemeinsamen Ausflug zu dritt vorschlagen und darauf bestehen, dass Karin und Olof beide auf der Rückbank sitzen?

Andererseits benehmen sich Karin und Olof wie zwei verliebte Teenager; total unvorsichtig und auch irgendwie unbeschwert rücksichtslos. Bizarr ist die Szene, wo sie auf dem Bett liegen im Zimmer unter der Bibliothek, in der Zeit als Sven dort seine Schreibmaschine „malträtiert“.

Aus heutiger Sicht ist es natürlich unbegreiflich, warum Karin bei Sven geblieben ist. Auch wenn sie anfangs ihn womöglich geliebt hat; bei solcher Behandlung stirbt irgendwann jede Liebe. Unterstützung hätte sie auch von Olof und seiner Familie gehabt. Die Lagercrantz waren in dieser Hinsicht ihren Mitmenschen eine Epoche voraus.

Wozu Sven Stolpe fähig wäre, lässt seine Morddrohung deutlich erkennen.
 
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