Rezension Rezension (4/5*) zu Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten von Helga Schubert.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Helga Schubert schreibt über ihr Leben

Helga Schubert schreibt über ihr Leben

In mehreren kurzen Episoden beschreibt sie in schöner Sprache, was sie bewegt hat in den 80 Jahren ihres Leben.
Wir erfahren von der politischen Situation in der DDR, von der Wende, aber auch vom schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter, die nur mit ihrer Tochter und einem dreirädrigen Kinderwagen floh.
Der Leser darf ebenso teilhaben am Wohlgefühl, das sich einstellt, wenn die noch junge Helga Schubert im Garten der Oma in der Hängematte schaukelt und Apfelkuchen ist, den sie ja bei ihrer Mutter nicht bekommt.
Das interessante beim lesen war für mich, dass die Autorin alles eher nüchtern erzählt, ich hörte kaum Anklagen heraus.
Vieles konnte ich sehr gut nachempfinden, doch es gab auch einige Geschichten, mit denen ich nicht warm wurde, die mich mit einem Fragezeichen zurück gelassen haben.
Liegt es daran, dass ich jünger bin und im Westen aufgewachsen bin? Kann ich deshalb einiges nicht verstehen? Oder fehlt mir die Fähigkeit um ein paar Ecken zu denken? Ich weiß es nicht, habe aber in der Leserunde von Whatchareadin festgestellt, wo wir gemeinsam den Roman gelesen haben, dass es nicht nur mir so ergangen ist.
Muss man als Leser jede Geschichte ins kleinste analysieren und für sich etwas mitnehmen? Im Großen und Ganzen würde ich diese Frage definitiv mit ja beantworten. Doch hier erzählt jemand über sein Leben. Wie kann ich mich da beschweren, dass mir da einiges verschlossen bleibt? Es fließt in so einem Fall ja viel persönliches Gedankengut und Empfinden mit ein.
Ein großer Zwiespalt, der mir die Bewertung sehr schwer macht. Auf der einen Seite steht die tolle, ruhige Erzählform, dann die Verwirrung, wenn nach dem lesen einer Geschichte keine Erkenntnis erfolgte.
Warum die Autorin die Geschichten bunt durcheinander gewürfelt aufgereiht hat, erschließt sich mir auch nicht. Sie wechselt zwischen Kindheit und Alter, teilweise wirken die Geschichten wie eine kurze Momentaufnahme, ein kleiner Eindruck eines Ereignisses, die Beschreibung einer Landschaft und ihre Eindrücke dazu. Lediglich die Tasache, dass sie die Episode, deren Titel auch der Titel des Romans wurde, ans Ende gesetzt hat, war für mich ein nachvollziehbares handeln.
Nach dem lesen habe ich mir ein Interview der Autorin durchgelesen. Vieles wird von der Autorin dort plausibel begründet. Schade, dass ich dieses Gefühl nicht während der Lektüre hatte.
Ich bewerte mit meiner Sterne Vergabe hauptsächlich den Mut der Autorin, soviel aus ihrem Leben preisgegeben zu haben, ebenso wie den angenehmen Schreibstil. Hätte ich die Verwirrung , die mich nach einigen Geschichten ergriff miteinbezogen, wäre das Ergebnis einiges schlechter ausgefallen, doch dabei hätte ich mich nicht gut gefühlt.


 

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