Der große Sommer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der große Sommer: Roman' von Ewald Arenz
4.7
4.7 von 5 (13 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der große Sommer: Roman"

Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann – und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird. Hellsichtig, klug und stets beglückend erzählt Ewald Arenz von den Momenten, die uns für immer verändern.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783832166434

Rezensionen zu "Der große Sommer: Roman"

  1. 4
    27. Dez 2022 

    Ich warte

    Wenn Friedrich sitzen bleibt, muss er die Schule ohne Abschluss verlassen. Diesmal ist seine Mutter wirklich sauer und sie beschließt, dass Friedrich anstatt mit in den Sommerurlaub zu fahren die Ferien bei den Großeltern verbringen soll. Friedrich mag seine Großeltern im Prinzip, jedenfalls seine Nana. Sein Großvater ist sehr kühl und eher streng. So heißt es, von acht bis zwölf lernen, dann Mittag essen und dann frei. Doch sein Großvater hat etwas an sich und Friedrich beginnt zu lernen. Auch seine Schwester Alma ist daheim geblieben. Und kurz vor Ferienbeginn lernt Friedrich Beate mit den wunderschönen Augen kennen.

    An der Grenze zum Erwachsenenleben empfindet man die Veränderungen manchmal tiefer und direkter. So sieht es Friedrich, der diesen Sommer sehr intensiv erlebt. Zur Rettung seiner Schullaufbahn muss er sich wirklich anstrengen. Zum Glück ist sein bester Freund Johann da und Alma. Und auch Beate stößt zu der kleinen Clique. Freunde sind doch das Beste, was einem passieren kann. Doch auch seinen Großeltern kommt Friedrich näher. Mit dem Erstaunen der Jugend stellt er fest, sogar sie hatten ein Leben. Durch die Treffen mit den Freunden werden aus den Arbeitsferien doch noch richtige Ferien, in denen sich auch Unerwartetes ereignet.

    Eine Geschichte von Freundschaft, Familie und erster Liebe, die zu Herzen geht. Vielleicht fällt es einem zu Beginn nicht ganz so leicht, sich in Friedrichs Welt hineinzudenken. Doch bald schon wird man hineingesogen in Friedrichs Leben. Die Hochs und Tiefs seiner Gefühle, sein Erleben, seine Begegnung mit den Großeltern, die er so noch nicht kannte. Die Schilderungen sind direkt und ehrlich und mitunter zu Herzen gehend. Vielleicht hätte man von einigem lieber etwas weniger gewußt und von anderem etwas mehr. Dennoch berührt diese Erzählung vom Erwachsenwerden, welches eigentlich nie ohne Blessuren abgeht. In der Erinnerung wird so ein großer Sommer häufig von den warmgoldenen Sonnenstrahlen erhellt, die die Jugend als schönste Zeit des Lebens weichzeichnen. Und doch wird man beim Lesen dieses Romans an seine eigenen großen Sommer denken, die vielleicht nicht ganz so dramatisch waren, aber deren Bilder doch in der Erinnerung geblieben sind.

    Teilen
  1. Die ersten Male der Jugend...

    Nachdem mir schon so oft von diesem Buch vorgeschwärmt wurde und Vergleiche zu Benedict Wells seinem Roman "Hard Land" gezogen wurden, musste ich einfach mal reinlesen und war direkt gefangen.

    In der Geschichte geht es um Frieder, der seinen Sommer wohl nicht so verbringen wird wie geplant, denn statt Urlaub steht Lernen auf dem Programm, wenn es mit der Schule noch etwas werden soll. Dazu soll er zu seinem Großvater, vor dem alle Angst haben. Na das kann ja heiter werden. Wird es wirklich so schlimm wie befürchtet?

    Das Besondere an dem Roman ist ganz klar, dass der Leser zurück in die Jugend versetzt wird, egal ob er eher oder später als Frieder groß geworden ist, denn die Themen und Probleme in dieser Zeit sind dann doch irgendwie dieselben. Auch wenn ich zu Beginn einige Taten der Jugendlichen als sehr albern empfand, so stellte ich doch bald beim Erinnern an eigene Erlebnisse fest, dass man genau solchen Mist eben auch gemacht hat und diesen nur gut verdrängt hat.

    Ich mochte zudem, dass sich die Familie annähert und Geheimnisse ans Licht kommen, über die kaum gesprochen wird. Vor allem die Sache mit den Tagebüchern der Großmutter fand ich sehr interessant.

    Und dann sind da eben auch die vielen ersten Male, die man eben nur als junger Mensch durchlebt und die einen später nicht mehr so erschüttern oder prägen wie bei diesem einen ersten Mal. Das hat mich sehr berührt, da man vieles davon viel zu schnell vergisst.

    Bei dem vorliegenden Roman bekommt man wirklich einen großen Sommer serviert, wie er wirklich immer nur ein einziges Mal passiert, meist kurz nachdem man die Schule verlässt.

    Und ich habe wieder etwas dazugelernt, was ich gern mag beim Lesen, denn nun weiß ich was Bossa Nova ist. Den Begriff hatte ich vorher noch nie gehört.

    Fazit: Ein berührender Roman über das Erwachsenwerden, der mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

    Teilen
  1. Ein Sommer des Erwachsenwerdens

    Sommer 1981, endlich keine Schule mehr, endlich Ferien. Für den 16-jährige Frieder hat die Sache einen Haken. Nicht nur, dass er für die Nachprüfung in Mathe lernen muss, soll er auch nicht mit der Familie in Urlaub fahren dürfen, sondern unter die Aufsicht seines strengen Großvaters gestellt werden. Doch zum Glück hat er noch seinen besten Freund Johann und seine Schwester Alma und als Frieder sich in Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug, kennenlernt und sich verliebt, scheint es doch noch ein perfekter, ein großer Sommer zu werden.

    Was sich jetzt ein wenig wie ein Jugendbuch anhört, ist ein hervorragender Coing of Age Roman des deutschen Schriftstellers Ewald Arenz. Es sind die Erinnerungen und Reflexionen des heute erwachsenen Frieders, den wir zu Beginn des Buches auf einen Friedhof begleiten, auf der Suche nach einem Grab, auf der Suche nach einer Antwort.

    „Es gibt Tage, da wache ich viel zu früh auf, sehe in das Dunkel vor den Fenstern und zähle mein Leben. Und die Entscheidungen, die ich getroffen oder nicht getroffen habe……Heute ist so ein Tag. Ein Tag, an dem ich mich frage, ob aus dem Jungen von damals dieser Mann werden musste, der zu früh aufwacht und überlegt, ob er sein Leben noch richtig lebt.“

    In diesem Sommer damals gab es viele Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen. Am Ende dieses Sommers steht ein anderer Frieder da als zu Beginn. Es war ein Sommer der ersten Verliebtheit, dem Übernehmen einer Verantwortung, dem Nachspüren der eigenen Familie, dem Halt der Freundschaft, dem Erwachsenwerden.

    Jeder Erwachsene (meiner Generation) wird in diesem Buch viel bekanntes an Emotionen wiederentdecken, die Ungeschicktheit und Unsicherheit Heranwachsender, die Unausgewogenheit zwischen Kind und nicht mehr Kind sein, unbesiegbar und verletzlich zu gleich, großspurig und kleinlaut und dem grenzenlosen Vertrauen alles wird gut.

    Ewald Arenz lässt uns das alles mit Frieder und seinen Freunden wieder erleben, behutsam, lächelnd, wissend.

    Teilen
  1. Wir schwimmen. Wir lieben. Wir lernen.

    Kurzmeinung: Geschmacksache!

    Der 17jährige (oder so) Frieder Schäfer hat die verträumte Art seines Vaters geerbt. Obwohl nicht dumm, kriegt er es nicht geregelt, sich in den Schulstunden nicht ablenken zu lassen und fällt durch die Latein- und Matheprüfung. Deshalb stehen in den Sommerferien ein Lernprogramm und danach Nachprüfungen an.

    Der Kommentar:
    In gefälliger Schreibweise stellt uns Ewald Arenz seinen Protagonisten vor, der der Älteste einer sehr charmanten Großfamilie ist. Leider schickt er die lustige Familie, für die ich mich durchaus interessiert hätte, alsbald in den Urlaub, nur seine Schwester Alma bleibt mit ihm zuhause. Alma hat schönere Brüste als seine Flamme Beate, in die Frieder sich alsbald heftigst verschießt, das erstere eine wichtige Tatsache, die der Autor uns natürlich nicht unterschlagen möchte.

    Der Charme des Romans liegt in seiner leichten Schreibweise und in seinen Themen. Da wäre zum einen das Zeitkolorit, man ist in den 1970er Jahren. Da kann man sich in Erinnerungen fallen lassen. Und der Autor macht das gut, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ganz anders als Benedict Wells („Hard Land“), der es totaaal übertrieben hat mit dem 80er Feeling. Das Thema Wasser kommt in der heißen Jahreszeit immer gut, aber vor allem punktet Ewald Arenz mit Großvatern. Obwohl Walther Schäfer, Professor für Bakteriologie, also Mediziner ist, ein echter Akademiker alten Schlags, weist er doch große Ähnlichkeiten mit dem Alp-Öhi der Heidi von Johanna Spyri auf: Rauhe Schale, weicher Kern. Das ist so herrlich altbacken! Ich mag das. Aber es ist trotzdem der Kitsch von gestern.

    Die Schwäche des Romans liegt in seinen Übertreibungen. Da muss gleich eine Psychose her, um einen Konflikt unter Freunden zu kreieren. Die Romane von Ewald Arenz sind sowie so Geschmacksache. Die Community ist gespalten. In der Kategorie leichte Unterhaltung hat er die Nase vorn. Mir sind seine Romane einfach zu übertrieben, zu flach und zu kitschig. „Der große Sommer“ hat mir immerhin schon besser gefallen als seinerzeit „Ein Lied über der Stadt". Aber einen dritten Roman von ihm brauche ich nicht.

    Fazit: Der große Sommer ist ein leicht zu lesender, vielleicht ein wenig zu ausufernder Roman über eine erste Liebe und einen Alp-Öhi, der diesmal halt intellektuell rüberkommt.Das muss man mögen. Das kann man lesen. Man kann in Erinnerungen schwelgen. Aber das wars dann auch. Ach, hab ich schon erwähnt, dass Frieder ein Tagebuch findet? Als das Tagebuch auftaucht, bin ich einen Moment lang versucht, das Buch ganz wegzulegen. But. It‘ s sommertime!

    Kategorie: Leichte Muse
    Verlag: DuMont, 2021

    Teilen
  1. Jeder entdeckt hier seinen Sommer

    Inhalt: Friedrich, genannt Frieder darf nicht mit in den Urlaub fahren, sondern muss seine Sommerferien bei den Großeltern verbringen, um für die Versetzungsnachprüfungen zu lernen. Ihm bangt vor der Strenge des Großvaters, der keine Nähe zulässt. Doch dieser Sommer wird zu diesem einen, an den man sich immer erinnern wird. Frieder fühlt die ersten Schmetterlinge im Bauch kribbeln, lernt, was Verantwortung, Freundschaft und Familie bedeuten kann.
    Ewald Arenz hat mit wundervoll lebendigen Worten einen erinnerungswürdigen Sommer erschaffen. So empfindet man nur einmal den Sommer. Überall wartet ein Abenteuer darauf, entdeckt zu werden. Die erste Liebe voller Leidenschaft, Ungewissheit, Qual und Romantik. Friedrichs Gefühle sind so vertraut und nachvollziehbar. Jeder wird hier etwas von seinem eigenen großen Sommer entdecken. Wunderschön und wie vom Wind getragen, leicht zu lesen.

    Die Charaktere sind so echt berührend und fühlbar. Besonders Frieder war mir durch seine feinfühlige Art, Dinge zu betrachten, sofort sympathisch. Ihm begegnet man zuerst auf einem Friedhof, während er nach einem Grab sucht. Dies ist nur eine von wenigen kurzen Sequenzen der Gegenwart, bis seine Gedanken wieder zum Sommer seines 16-jährigen Ichs zurückkehren.

    "Aber das alles hier, dieser Sommermorgen und die Blätter über dir und wie du lässig auf dem Rad sitzt und rauchst und cool aussiehst, das ist ..., als ob man das alles erst malen muss, damit man es in einem Moment aufnehmen kann. Damit man fühlen kann, was diesen einen besonderen Augenblick ausmacht."
    Wer wäre schon begeistert für Prüfungen zu lernen, wenn alle anderen sich in der Sonne aalen. Genau das scheint Frieders Schicksal in den Ferien zu sein. Noch dazu im Haus seiner Großeltern, wo sein Großvater, ein Professor am Klinikum, kühl und abweisend keinerlei Verständnis für einen Teenager zeigt. Ganz anders dagegen Oma Nana, eine warmherzige, kunstbegabte Frau, die viel Einfühlungsvermögen bei ihrem Enkel zeigt.

    Zum Glück gibt es noch den besten Freund Johann und Frieders ältere Schwester Alma, die die lauen Sommerabende zu etwas Besonderem werden lassen. Dann gibt es plötzlich Beate, ein Mädchen im Schwimmbad, das Frieders Herz so schnell berührt hat. Es macht unheimlich Spaß zu lesen, wie die ersten zarten Gefühle in Frieder erwachen. Seine Unsicherheit den eigenen Gefühlen gegenüber. Jeder hat das schon erlebt, aber hier wird es herrlich erzählt.

    "Den Werther hatte ich immer langweilig gefunden, aber in diesem Moment, in dieser Telefonzelle an diesem still-sonnigen Nachmittag, schüttelte es mich innen so durch, dass ich plötzlich verstand, dass manche diesen Orkan im Inneren irgendwann nicht mehr aushielten."
    Nichts scheint die Freunde aufhalten zu können. Die verbotenen geheimen Plätze der Stadt scheinen ihnen zu gehören. Bis Johanns Vater stirbt und sich ein Schatten über die Freunde legt und ihre Freundschaft belastet. Der coole Johann zerbricht unter seiner Fassade, die er nicht mehr aufrechterhalten kann. Intensive, traurige und bewegende Momente zeigen, wie schnell das Leben einen neuen Weg einschlägt.

    Hier zeigt sich, wie wertvoll der Zusammenhalt einer Familie ist. Der vermeintlich kalte Großvater erweist sich als großherziger, sympathischer Mensch, der es nur verstanden hat, sein Herz gut zu verstecken. Das Erkennen eines anders eingeschätzten Menschen wird leise, aber sehr intensiv herausgearbeitet und hat mir sehr gefallen.

    Es endet, wie es beginnt. Der Kreis hat sich geschlossen.

    Dieser Roman ist wundervoll, intensiv, ehrlich und klar. Am Ende merkt man, wie kostbar solche Erinnerungen im Leben sind.

    Ich muss wohl nicht mehr sagen, wie sehr er mir gefallen hat.

    Teilen
  1. Ein großartiger Rückblick

    Der Roman „Alte Sorten“ von Ewald Arenz war 2020 eines der besten Bücher, die ich im vergangenen Jahr gelesen hatte. „Der große Sommer“ wird wohl eines der besten 2021 sein.
    Friedrich Büchner, ein pubertäter Junge, schlecht in der Schule, durchlebt den Sommer seines Lebens. Aufgrund diverser Nachprüfungen ist der Familienurlaub für ihn gestrichen. Stattdessen geht es ins Mathe und Latein Bootcamp bei Opa Walther. Friedrich befürchtete schin das Schlimmste, doch zum Glück hatte er seine Schwester Alma, seinen besten Freund Johann und ein Mädchen namens Beate um sich.
    Das Buch ist wie die Pubertät selbst ist, in einem Moment Himmelhochjauchzend, im anderen zu Tode betrübt, bis zu unvorstellbarer Aggression. Ein Buch, dass von Gefühlen triefte. Ein Buch, dass mich sofort in meine eigene Pubertät zurückversetzte. In eine Zeit, in der man für Verabredungen noch die Telefonzelle nutze. Ein Buch, dass das Erwachsenwerden mit allen seinen positiven und negativen Facetten in hervorragender Form wieder spiegelt.
    Friedrich ein so toller Charakter. Obwohl er schlecht in der Schule ist, doch mit so viel Klugheit gesegnet. Er ist emphatisch, sympathisch und noch dazu wohl erzogen. . Aber nicht nur Friedrich wurde perfekt inszeniert auch die anderen Charaktere passen ungemein in dieses Buch.
    Wie im Vorgängerroman möchte ich auch hier die schöne bildhafte Sprache hervorheben. Egal ob in den lustigen oder in den traurigen Passagen,das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und ist in kurzer Zeit verschlungen, bleibt aber lange im Gedächnis.
    Das einzige worüber ich mir nicht sicher bin ist, ob das Buch auch für jüngere Leser geeignet ist. Natürlich ist es geeignet, aber ich bin mir nicht sicher, ob die gleichen Gefühle geweckt werden. Zum einen, ist deren Pubertät noch nicht so lange vorüber zum anderen handelte es sich doch um eine ganz andere Zeit.
    Von mir gibt es jedenfalls eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Ein Buch ohne großen Schnick Schnack aber mit tollen Bildern, Gedanken und Gefühlen.

    Teilen
  1. 5
    29. Mär 2021 

    Sommerurlaub zum Lesen

    Friedrichs Sommer wird wohl nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Statt Urlaub mit der Familie im Süden muss er die Sommerferien bei seinen Großeltern verbringen und sich dort auf seine Nachprüfungen in Mathe und Latein vorbereiten. Ausgerechnet bei seinem Großvater den er bis vor ein paar Jahren noch siezen musste.

    Doch dann kommt alles anders. Mit Johann, seinem besten Freund, seiner Schwester Alma und Beate erlebt er den Sommer seines Lebens, in dem sich alles verändert.

    Ewald Arenz erzählt von einem Teenager Sommer, in dem die Protagonisten nicht mehr Kinder sind, aber auch noch nicht erwachsen. Die Geschichte spielt im Jahr 1982 als Telefonzellen noch zu den wichtigen Kommunikationsmitteln gehörten. Ich bin zwar selbst etwas jünger, aber die Schilderungen dieser Sommertage haben mich an meine eigenen Teenager Sommer in den Achtzigern erinnert. Und auch die Sehnsucht nach heißen Sommertagen und Tagen im Schwimmbad mit dem Geruch von Pommes am Kiosk wird durch den Schreibstil geweckt. So wird dieses Buch beim Lesen zu einem kleinen Sommerurlaub.

    Ich kann hier nur eine ganz große Leseempfehlung aussprechen!

    Teilen
  1. Eine Geschichte, einzigartig wie dieser besondere Sommer

    „Es war dieser eine Sommer, wie es ihn wahrscheinlich nur ein Mal im Leben gibt. Dieser eine Sommer, den hoffentlich jeder hatte; dieser eine Sommer, in dem sich alles ändert.“ (Zitat Pos. 85)

    Inhalt
    Es ist der Sommer, in dem er sich auf seine Nachprüfungen vorbereitet, den Wert einer tiefen, echten Freundschaft auch in Krisensituationen erkennt, und Beate trifft, das freche Mädchen mit den grünen Augen und mit ihr die erste große Liebe. Friedrich ist sechzehn Jahre alt und noch auf der Suche nach dem Menschen, der er werden will, doch diese Wochen in diesem für immer besonderen Sommer sind der erste Schritt.

    Thema und Genre
    In diesem Coming-of-Age-Roman geht es um unbeschwerte Sommertage, aber auch um Trauer und Verlust, Lebenserfahrung und prägende Ereignisse, vor allem jedoch geht es um Jugend und Alter, Familie, Freundschaft und Liebe.

    Charaktere
    Wie schon in „Alte Sorten“ stellt der Autor auch diesmal Figuren unterschiedlichen Alters in den Mittelpunkt der Geschichte, einerseits Friedrich auf der Schwelle zum Erwachsenensein, andererseits die Nana und Großvater, die ihr Leben gelebt haben. Sehr behutsam entwickelt der Autor die einzelnen Charaktere dieses Romans, die jungen Menschen mit ihren Eigenheiten, ihrer Unbekümmertheit, aber auch ihren Unsicherheiten und Ängsten. Der Großvater, vor dem Friedrich großen Respekt hat, der seine eigenen Regeln aufstellt und erwartet, dass diese befolgt werden und dennoch bei Problemen sofort da ist, sich nicht nur mit Latein-Zitaten, sondern aktiv um Friedrich kümmert.

    Handlung und Schreibstil
    Friedrich, der Ich-Erzähler, ist längst erwachsen, als er wieder einmal auf dem Friedhof ein spezielles Grab sucht, eigentlich nur ein Stück Rasen, das damals, in jenem Sommer, ein Blick in eine fernen Zukunft und das Symbol der ganz besonderen Freundschaft dieser jungen Menschen werden sollte: Friedrich, seine ein Jahr jüngere Schwester und Vertraute Alma, Johannes, sein bester Freund, cool, aber sehr komplex, und die unangepasste Beate, die für Friedrich vom ersten Moment an etwas Besonderes ist. Auf dem Spaziergang über den Friedhof erinnert sich Friedrich zurück an die Ereignisse jenes Sommers, als er sechzehn Jahre alt war und statt einer Urlaubsreise bei Großvater und Nana für zwei Nachprüfungen lernen muss. Die Geschichte dieses Sommers ist das Kernstück des Romans. So eindringlich wie die einzelnen Figuren und ihre Thematik, beschreibt die poetische Sprache auch die Natur, die Wärme, den Duft und die Gefühle jener Sommertage, man taucht beim Lesen sofort in diese besonderen Tage ein.

    Fazit
    Dieser Roman über einen einzigartigen Sommer ist mit seinen besonderen Figuren, der einfühlsamen, genauen Beobachtung dieser Figuren und ihrer Erlebnisse zwischen intensiven Glücksmomenten und Verzweiflung, und der poetischen, aber auch humorvollen, lebhaften Sprache ein eindrückliches, überzeugendes Leseerlebnis.

    Teilen
  1. Ein Highlight

    Ein Mann läuft über den Friedhof einer Kleinstadt und sucht eine bestimmte Grabstätte. Dabei schweifen seine Gedanken in die Vergangenheit, in den Sommer, der für ihn als 16jährigem Schüler ein prägender war.

    Friedrich hat Schulprobleme, um noch einmal versetzt zu werden, sind Nachprüfungen in Latein und Mathe fällig. Statt Sommerferien verdonnert ihn seine resolute Mutter zu einem Aufenthalt bei seinem Großvater, einem strengen und unnahbaren Mediziner. Trotz aller Vorbehalte empfindet Friedrich den Aufenthalt als prägend. Das liegt sicher auch an der liebevollen Großmutter Nana, die Friedrich von ihrer außergewöhnlichen Liebesgeschichte erzählt und auch an Beate, seiner ersten Liebe, die kurz vor den Ferien im Stadtbad kennengelernt hat. Es liegt aber auch am Großvater, der ihn wie einen Erwachsenen behandelt, nichts fordert, aber Möglichkeiten aufzeigt. Besonders als sein Freund Johannes in eine schlimme Krise gerät.

    Ewald Arenz erzählt wunderschön, es ist das zweite Buch, das ich von ihm lese und wieder kann ich von der ersten Seite an in seine Geschichte eintauchen. Er beschreibt die Schmerzen und Freuden des Erwachsenwerdens sensibel und voller Verständnis. Seine Figuren werden lebendig und bleiben im Gedächtnis. Ich glaube, das gelingt nur, wenn ein Autor seinen Protagonisten nahe ist und dies dem Leser vermitteln kann. Man leidet mit ihnen, freut sich mit ihnen und streift mit ihnen durch die Treffpunkte ihres Sommers, ob es das nächtliche Eindringen ins Schwimmbad oder die Treffen in einer alten Bauruine sind.

    Wenn dieser Sommer zu Ende geht, geht auch Friedrichs Kindheit zu Ende und mit dem Rückblick schließt sich der Kreis.

    Ich sage das nicht oft, aber dieses Buch hat mich richtig beglückt.

    Teilen
  1. Viel mehr als nur ein Sommerroman

    Der erwachsene Ich-Erzähler Friedrich (Frieder) blickt auf den Sommer im Jahr 1981 zurück. „Immer wieder denke ich an den Sommer, aus dem für mich alles hervorgegangen ist: Mein Leben, wie es heute ist. (…) Mir bleibt nur dieser eine Sommer, zu dem ich immer wieder zurückkehre.“ (S. 40) Während seiner Reflexionen streift der Erzähler in der Gegenwart über den heimatlichen Friedhof. Er sucht ein bestimmtes Grab – eine Ausgangssituation, die dem Roman sofort Tiefe verleiht, die spüren lässt, dass es um weit mehr geht als nur um eine pubertäre Liebesgeschichte. Es geht vielmehr um die Momente im Leben, die den Menschen dauerhaft prägen.

    In jenem Jahr hat Frieder die glatte Versetzung in die zehnte Klasse verpasst. Er muss sich während der Ferien auf Nachprüfungen in Latein und Mathe vorbereiten, um noch eine Chance zu haben. Daher darf er nicht mit seiner Familie in den ersehnten Strandurlaub fahren, sondern wird beim Großvater, einem strengen, distinguierten Herrn, der als Professor dem Bakteriologischen Institut im Städtchen vorsteht, einquartiert. Frieder hat großen Respekt vor dem Mann seiner Oma Nana, die er wiederum von Herzen gern hat. Frieder sieht harte Wochen auf sich zukommen, obwohl auch seine Schwester Alma wegen eines Praktikums zu Hause bleiben muss und sein Freund Johann nur eine einzige Ferienwoche in Italien verbringen wird.

    Die Sommerferien verläuft jedoch ganz anders, als es sich Frieder vorgestellt hat: Das regelmäßige Lernen am Vormittag geht leichter von der Hand als gedacht. Im Schwimmbad lernt er Beate kennen, die ihm in ihrem flaschengrünen Badeanzug den Kopf verdreht. Er entdeckt Seiten an seinen Großeltern, die er vorher nicht kannte und die zu Turbulenzen führen. Johann kommt indessen frühzeitig aus dem Urlaub zurück, was kein gutes Zeichen ist und die Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird…
    Die Freunde erleben unglaublich intensive Sommerferien, die geprägt sind von jugendlicher Unternehmungs- und Abenteuerlust, die den Leser an atmosphärische Handlungsorte wie ein Schwimmbad im Regen, einen verwaisten Steinbruch, eine halb verfallene Brauerei oder auf die Mauern eines Kastellgartens führen.

    Frieder ist ein naturverbundener Nasenmensch. In seinen Erinnerungen haben sich Düfte und Gerüche mit Orten und Erlebten verbunden und abgespeichert, was sich in intensiven Sinnesbeschreibungen ausdrückt: „Never ever würde ich diesen Duft vergessen. Das wusste ich sofort und für immer. Sie roch so klar wie jemand, der im Winter aus der Kälte kommt. Und etwas Süßes war da auch, aber nur entfernt und ein Hauch wie…ja, wie die Robinienblüten im Frühsommer vor meinem Fenster. Nichts Schweres. Schwebend. Wie ein Ton nachklingt… aus einem wunderschönen Moment in der Kindheit, den man vergessen hat; von dem nur noch die Erinnerung an einen Duft geblieben ist.“ (S. 116) Darüber hinaus wird die Umwelt sehr bildhaft beschrieben, das Spiel von Licht und Schatten, die Blätter an den Bäumen, die Vögel am Himmel – all das unterstreicht Stimmungen und befeuert die Vorstellungskraft des Lesers. Man wird sehr glaubwürdig in die Lebenswirklichkeit eines 16-Jährigen hineinversetzt, der sich im ständigen Spannungsverhältnis zwischen Kindheit und Erwachsensein befindet, der cool sein will und doch manchmal Hilfe benötigt.

    Der Plot überzeugt, die Erlebnisse wirken realistisch, unerwartete Wendungen und spritzige, authentische Dialoge machen den Roman zum Lesegenuss. Nicht alles läuft glatt, es gibt Konflikte und Konsequenzen. Sämtliche Figuren sind mehrdimensional angelegt. Charaktereigenschaften werden schlüssig dargestellt und wo nötig hergeleitet. Die Balance zwischen unbeschwertem Sommerroman und Lektüre mit Tiefgang ist meisterlich gelungen. Der Schreibstil ist flüssig, passt wunderbar in die erzählte Zeit, ohne sich einer übertriebenen Jugendsprache anzudienen. Es gibt dramatische, humorvolle, nachdenklich stimmende, traurige und romantische Szenen. Ewald Arenz beherrscht die Vielseitigkeit.

    „Ein großer Sommer“ ist ein All-Age-Buch bester Art, das sich gekonnt zwischen Leichtigkeit und zarter Melancholie bewegt. Hervorzuheben ist die wunderschöne Ausstattung mit eingeprägtem Coverbild und flaschengrünem Lesebändchen. Hier stimmt einfach alles. Große Leseempfehlung!

    Teilen
  1. Ein Sommer für‘s Leben

    !ein Lesehighlight 2021!

    Klappentext:

    „Die Zeichen auf einen entspannten Sommer stehen schlecht für Frieder: Nachprüfungen in Mathe und Latein. Damit fällt der Familienurlaub für ihn aus. Ausgerechnet beim gestrengen Großvater muss er lernen. Doch zum Glück gibt es Alma, Johann - und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Tod. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird.“

    Ich muss zugeben, ich bin jetzt kein großer Fan von sogenannten Coming-of-age-Romanen, aber Ewald Arenz hat mich mit „Der große Sommer“ eines Besseren belehrt. Dieses Buch ist ein echtes Highlight für mich gewesen.

    Seine Figur „Frieder“ begleitet man mit großer Wonne, zieht vielleicht hier und da Vergleiche mit der eigenen Jugendzeit, damals, als die Abschlussprüfungen waren, aber nicht nur das. Frieder erlebt zu dieser Zeit, in diesem Sommer etwas, was ihn fürs Leben die wohl schönsten Erinnerungen gebracht hat, die man eben nur ein Mal macht: Freundschaft, Liebe, Streit, Tod....alles gebündelt auf einem Haufen und dabei doch so extrem gut verteilt, das wir Leser uns komplett auf Frieder einlassen können und mit ihm fühlen, ihm hier und da gern zur Seite stehen würden, ihm mal die Meinung sagen würden...aber er muss allein durch und das schafft Arenz mit so großer Bravour, das man nach diesem Buch komplett gefesselt, beeindruckt und, um es neudeutsch auszudrücken, „geflasht“ zurück bleibt.

    Beate, das Mädchen im besagten flaschengrünen Badeanzug, die Wärme der Sonne, der Duft des Schwimmbades, das Gegacker und Gekreische der Badenden, all das hat man bei diesem Buch ganz lebendig vor Augen.

    Ich habe mit Frieder mitgelitten, mit ihm geweint, gelacht wenn es lustig wurde, mich geschämt, wenn er sinnlosen Mist fabriziert hat und mich für ihn gefreut....gefreut für genau diesen Sommer - ein großer Sommer voller Erfahrungen, die einem das Leben nur ein Mal schenkt und die man ganz fest im Herzen behalten sollte, denn damals war alles noch etwas leichter im Leben und die Welt etwas bunter, ruhiger und irgendwie schöner...Danke, Ewald Arenz für dieses Buchhighlight!

    Dieses Buch hätte 1000 Sterne verdient! Grandios! Überwältigend!

    Teilen
  1. 5
    25. Mär 2021 

    Erwachsenwerden

    Ewald Arenz hat mich mit „Der große Sommer“ wieder begeistern können. Obwohl "Alte Sorten" in meinen Augen dennoch besser war. Doch dieses Empfinden lag an den beiden Protagonisten von "Alte Sorten". Frieder schafft es nicht so sehr bei mir einzuschlagen, wie das Sally und Liss geschafft haben. Doch das ist kein Manko, sondern liegt eher bei meiner Empathie, bei meinen Möglichkeiten. Denn dieses Einschlagen lag an den gezeichneten Charakteren Sally und Liss, ihren Unzulänglichkeiten, ihrer Art. Frieder ist natürlich anders, ein Junge, in seiner Art mir entfernt. Was natürlich nicht schlecht ist! Denn …

    Denn Frieder ist ein herrlich beschriebener Charakter. "Der große Sommer" ist eine wunderschöne Coming of age Geschichte, eine Geschichte des ersten Sprungs, der ersten Liebe und des ersten Unglücks. Frieder muss in diesem Sommer nachsitzen, für seine verhauenen Mathe und Latein Prüfungen bei seinem strengen Opa büffeln, dass er die Zweitprüfungen schafft, kann deshalb nicht mit seiner Familie in den Sommerurlaub fahren. In diesen Wochen erlebt Frieder alles: Freundschaft und Angst, Respekt und Vertrauen, Liebe und Vergänglichkeit und Enttäuschung, ist Täter und Opfer. Ein großer Sommer, der sein ganzes Leben prägen wird. Denn zum Glück gibt es seine Schwester Alma, seinen Freund Johann und Beate, das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug :-) , ebenso wie es die Großeltern gibt, Großvater und seine Nana. Ein Buch über einen Jungen, der langsam erwachsen wird. Empathisch, klug und spannend. Und ebenso ist dieses Buch eine Rückschau, eine Sicht auf eine vergangene Zeit, eine richtig schöne Reise in das Land der Erinnerungen. :-)

    Interessant fand ich die Information, dass eine vertrauenswürdige Leserin meint, dass die älteren Romane (Diamantenmädchen, Teezauberer und Schokoladenduft) von Ewald Arenz noch besser seien, als seine neueren Werke (Sorten und Sommer). Was diese Information wohl bewirken wird?!?! ...

    Teilen
  1. 5
    25. Mär 2021 

    Ein großartiger Coming-of-Age-Roman...

    Ein Mann, Friedrich, läuft über einen Friedhof und fragt sich, wie er zu dem geworden ist, der er heute ist: Alles beginnt damit, dass er mit 16 Jahren in die Nachprüfungen muss, um versetzt zu werden. Das heißt, kein Urlaub mit der Familie. Als sei das nicht schon schlimm genug, verdonnert ihn seine Mutter zum Lernen mit dem Großvater. Frieder ist entsetzt: ausgerechnet mit dem Großvater, den er bis vor ein paar Jahren noch siezen musste! Sein einziger Trost ist Nana, seine Großmutter. Und Beate, das Mädchen in dem flaschengrünen Badeanzug, das er an einem der letzten Tage vor den Ferien im Schwimmbad kennengelernt hat. Allen schrecklichen Ahnungen zum Trotz lernt er seinen Großvater in den darauffolgenden Wochen mit neuen Augen zu sehen, erfährt von der Liebesgeschichte der Großeltern und erlebt selbst die erste große Liebe. Ein perfekter Sommer, wäre da nicht sein bester Freund Johann, meist souverän und cool, tatsächlich aber ein komplizierter Mensch.

    Ewald Arenz zählt zu den Autoren, die ich immer schon einmal lesen wollte. Sei es ‚Alte Sorten‘, ‚Der Duft von Schokolade‘ oder ‚Ehrlich und Söhne‘ – jedes Mal wenn ich auf eine Rezension zu diesen Büchern stieß, dachte ich: ach ja, da war doch noch was. Wie es immer so geht, verlor sich das Vorhaben in den Untiefen der endlosen Wunschliste, und um so glücklicher bin ich, dass ich nun diesen neuen Roman des Autors lesen durfte!

    ‚Der große Sommer‘ gehört zu den Erzählungen, bei denen man mit fortschreitender Lesedauer immer langsamer liest, damit sie sich nicht so schnell dem Ende zuneigen, von denen man aber gleichzeitig auch nicht die Finger lassen kann, weil man unbedingt wissen möchte, was noch alles geschieht, wie das Ende aussieht und was das für die Zukunft der handelnden Charaktere bedeutet. Eine Crux, die sich nicht auflösen lässt, bei der letztlich nur der Trost bleibt, dass man das Buch irgendwann ja noch einmal lesen kann.

    Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten als der Klappentext, denn alles andere lohnt sich selbst zu entdecken. Der 16jährige Frieder ist der Hauptcharakter des Romans, und sein Sommer verläuft definitiv anders als er erwartet hat. Seine Versetzung ist gefährdet, und sollte er die Nachprüfung nicht bestehen, muss er die Schule verlassen. Aus seiner Ich-Perspektive erhält der_die Leser_in einen Einblick in Frieders Leben, in seine Familie, in seine Freundschaften, seine Vorlieben und Abneigungen, seine Gedanken und Gefühle – und vor allem in diesen einen großen Sommer.

    Dabei gelingt es dem Autor, den Charakter differenziert darzulegen, authentisch in seinen Handlungen und Reaktionen, ein normaler Junge in der Pubertät, kein Rebell, aber doch jemand, der gerne seinen Weg geht, der aber auch Werte hat und beispielsweise seine Familie zwar mit einem kritischen Auge betrachtet, dabei aber sehr loyal ist. Und dem Freundschaften wichtig sind – sowohl zu seiner ältesten Schwester als auch zu Johann, seinem besten Freund. Und später auch zu Beate, dem Mädchen in dem flaschengrünen Badeanzug, was aber nicht immer leicht ist – die große Liebe bedeutet gleichzeitig Schmetterlinge und Unsicherheit, Mut und Verzagtheit, Vertrauen und Verletzlichkeit, Zartheit und Enttäuschung, eben die ganze Gefühlspalette.

    Bei diesem Roman weiß ich nicht genau, ob es mir gelingt, alle bedeutungsvollen Facetten im Rahmen dieser Rezension darzulegen. Vermutlich zieht auch jede_r Leser_in etwas anderes aus der Lektüre. Die Erzählung bietet einen Einblick in die unruhigen Jahre der Pubertät, nicht mehr Kind, aber eben auch noch nicht erwachsen, und die großen Unsicherheiten, die damit verbunden sind, das Auflehnen gegen die Regeln der Erwachsenen, die Suche nach sich selbst - und Ewald Arenz lässt durch das Einbeziehen der elterlichen und großelterlichen Ebenen auch die Bedeutung der Verwurzelung des eigenen Lebens mit der Familiengeschichte einfließen. So dargestellt klingt es recht nüchtern – ist es aber mitnichten. Ewald Arenz präsentiert hier eine warmherzige, einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte, in die man nur zu gerne eintauchen mag.

    Dabei sorgt der Autor für eine behutsame Balance zwischen Lachen und Berührung – ohne dass er das Drama zu sehr bemüht, obschon dieses hier auch eine Rolle spielt. Als besonderen Schachzug habe ich die kurzen, wiederholten Einblenden in die Gegenwart empfunden, bei denen der mittlerweile bereits betagte Frieder auf dem Friedhof gezeigt wird, wo er auf der Suche nach einer bestimmten Grabstelle ist, die er wenigstens einmal im Jahr aufzusuchen pflegt. Dabei wird nicht verraten, um wessen Grab es sich dabei handelt, und im Verlauf des Romans wachsen beim Lesen die Befürchtungen, wer dort begraben sein könnte. ‚Hoffentlich nicht…!‘, habe ich hier mehrfach gedacht. Dadurch entwickelte sich ungeahnt auch noch eine zusätzliche Spannung, was ich sehr gelungen fand.

    Neben dem Hauptcharakter gibt es noch einige andere Charaktere, die hier eine große Rolle spielen, auf die ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen möchte. Nur den Großvater Frieders möchte ich hier noch herausstellen, denn dieser geriet vom distanzierten Unsympath zusehends zu einer Person, die nicht nur Frieder plötzlich immer mehr ins Herz schloss – und all das ohne dass es dabei ins Kitschige oder Unglaubwürdige abglitt. Auch solche Entwicklungen mag ich sehr, bieten solche Überraschungen doch das Salz in der Suppe.

    Im Klappentext heißt es am Ende: ‚Ewald Arenz’ neuer Roman ist witzig, hellsichtig, berührend, klug, manchmal sehr traurig, aber immer beglückend.’ Ich finde, ein besseres Schlusswort gibt es nicht. Stimmt. Unbedingt.

    Lesen!

    © Parden

    Teilen