Rezension Die sichtbare Heldin - J. Vellguth

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Nachdem Anja im ersten Teil bei ihrem Kampf mit dem Sammler ein komplettes Haus unsichtbar gemacht hat, tauchen im Internet und in den Nachrichten Videos von dieser Aktion auf. Das Haus wird entsprechend von Reportern belagert.
Die Test die ihr neuer Arbeitgeber mit ihr macht, beweisen, dass die Unsichtbarkeit sehr ungesund für sie ist, ihrem Vater geht es gesundheitlich nicht gut und Ben zeigt zwar Interesse an ihr, aber sie will sich auf keinen Fall mit einem verheirateten Mann einlassen.
Weitere beobachtete Heldentaten bringen sie noch weiter in die Nachrichten.
Sie wird von weiteren Begabten Personen kontaktiert. Nur wem kann sie vertrauen, und wer sucht einfach nur Hilfe? Hat ihre Medienpräsenz vielleicht doch etwas Gutes?

Der zweite Teil der Superheldin Serie hat wieder gute Grundgedanken. Es geht um Superkräfte und Superhelden in den Medien, in der Zeit sozialer Netzwerke.
Leider fand ich die Serie lässt eher nach, statt nach dem eigentlich guten ersten Teil zuzulegen.

Zum einen zeigt sich Anja wieder sehr unsicher und ohne Selbstwertgefühl. Obwohl sie im ersten Teil doch mehrere Menschen gerettet hat ist ihr das wieder egal und sie lässt sich immer wieder durch ihre kleinen Rückschritte niedermachen.
Tatsächlich fand ich sie oft unüberlegt und sogar etwas dumm.
Auch ihre Heldentaten in diesem Buch sind spontan und funktionieren eigentlich mehr durch Zufall und Überraschungsmoment als durch Können oder Klugheit.

Auch die neuen Charaktere, die eingeführt werden bleiben eher eindimensional. Das war ja schon im ersten Teil eins der Probleme. Man bekommt kaum ein Bild von diesen Leuten. Dabei finde ich z.B. Karl den Supporter mit seinen benannten Computern echt nett, wenn da bloß etwas mehr Tiefe hinter wäre.
Leider werden die besten Ideen viel zu kurz und oberflächlich abgehandelt. Auch aus Sam, hätte man viel mehr machen können.

Statt dessen wird sehr viel Zeit auf die unfertige Romanze verschwendet, die eigentlich bei denkenden Menschen in 2 Sätzen geklärt wäre.
Beide fühlen sich das ganze Buch über zueinander hingezogen. Nur weil Anja sein Handy mit dem Bild einer Frau mit Kind gesehen hat ist sie der festen Überzeugung, das er verheiratet mit Kind ist, und weist alle Avancen kühl ab. Dabei sagt Ben ihr sogar, das er nicht fremdgeht, aber sie reagiert nicht darauf und traut sich erst gegen Endes des Buches ein normales Gespräch mit ihm zu führen.
Für mich ist das einfach künstliches Hinhalten damit es zeitlich für den Plot passt.

Das Buch hat aber auch einige schöne Stellen. Wenn Anja z.B. unter wissenschaftlicher Aufsicht mit ihren alten und neuen Fähigkeiten experimentiert wird es durchaus lustig und interessant. Die rein logistischen Probleme der übernatürlichen Fähigkeiten machen wirklich Spaß.
Auch das nun ein paar weitere Fähigkeiten vorgestellt werden, hat mir gefallen, wobei ich Gedanken lesen etwas flach fand. Ich denke da hätte man mehr mit machen können. Der Konter ist einfach viel zu simpel.

Auch die Richtung, in die das Buch geht und die Entscheidung die Anja am Ende trifft haben mir gut gefallen. Es nimmt sich viel von Superhelden-Comics mit, aber ich finde es generell ganz gut, wie der Stoff bearbeitet wird.

Leider finde ich generell das vieles zu grob angepackt wird. Die Beschreibungen, die Dialoge wirken oft zu simpel und vorhersehbar. Es fehlt mir etwas die Finesse und etwas Tiefgang, sowohl in der Charakterisierung als auch in den Situationen.
Ein paar sachte Hinweise, etwas mehr Geheimnis und Rätselhaftes, das wirklich nur angedeutet und nicht sofort gespoilert wird. Ich finde daran fehlt es mir bisher in dieser Serie.