Rezension Die unsichtbare Heldin - J. Vellguth

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Anja ist Physikdoktorandin die an Unsichtbarkeit forscht. Leider steckt ihre Forschung in einer Sackgasse, mit ihrem Vater streitet sie nur und nun soll sie auch noch ihr Elternhaus verlieren. Als sie in einem Teeladen ein Schild sieht "Superkräfte kostengünstig abzugeben" geht sie nicht einfach vorbei sondern kauft eine der Kräfte, Unsichtbarkeit. Allerdings ist unsichtbar sein gar nicht so einfach und bringt seine eigenen moralischen Probleme mit sich.

Dieses Buch ist eine Mischung aus Urban Fantasy und Superheldencomics, wobei es wenig tatsächliche Superhelderei gibt. Es ist keine Sci-Fi, wie man anhand des Covers und der Thematik vermuten könnte.
Tatsächlich geht es eher um die grundsätzlichen Probleme von außergewöhnlichen Kräften: Wie man seine Kräfte beherrschen und bedienen lernt, die moralischen Bedenken oder das Fehlen solcher, ob man sich für das Gute anderer Einsetzten möchte und wie.

In dem Buch geht es sehr viel um Anjas Alltag und ihre Probleme, Entfremdung und Streit mit ihrem Vater, der drohende Verlust ihres Elternhauses, fehlende Fortschritte in ihrer Forschung und eine gemeine, zänkische Kollegin und wie sich ihre Sicht auf diese Probleme mit der neuen Kraft ändert. Die Erkenntnis, dass einen Macht nicht immer zum positiven verändert. Die Versuchung, mit seiner Kraft amoralische Dinge zu tun.
Das Buch zeigt da einige Parallelen zu H.G. Wells 'Der Unbekannte' wenn auch das Ende wesentlich positiver ausfällt.

Mir hat das Buch zum großen Teil sehr gut gefallen. Die Hauptpersonen sind sympathisch und nachvollziehbar, aber nicht eindimensional gut. Die Geschichte fließt zumindest bis zum vor dem Ende in einem guten Tempo. Es gibt ein paar Stellen die etwas unlogisch sind, aber die fand ich nicht so schlimm, weil mir das Buch im allgemeinen einfach sympathisch war.

Das Ende fand ich etwas hastig. Zum einen wurde Anja sehr plötzlich in einem fast Deus Ex Machina Moment aus ihren selbst-verursachen Problemen gerettet ohne irgendeine Konsequenz für sie.
Zum anderen wurden viele der Handlungsstränge und Personen noch schnell abgefertigt oder weiter gedacht, damit sie für den nächsten Teil bereit stehen (zumindest fühlte es sich so an, ich kenne den 2ten Teil noch nicht).
Viele der vorher eher negativ besetzten Personen haben plötzlich noch einen positiven Spin bekommen, den ich oft leider nicht so ganz nachvollziehen konnte. Ich hatte das Gefühl die Autorin wollte das Buch mit 100% positiven Gefühlen für alles und jeden beenden. Das fügte sich aber für mich einfach nicht logisch zusammen. Man muss nicht jeden Charakter mögen um das Buch zu mögen.
Zumindest hört das Buch nicht in einem absoluten Cliffhanger auf.