1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 23 (Beginn bis Seite 88)

GAIA

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27. Dezember 2021
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Ja, was kann man groß schreiben zu diesem Anfang. Ein klassischer Lewinsky Anfang, oder?
Zunächst bin ich zwar nicht so richtig aus den ersten Kapiteln schlau geworden. Zumindest fand die Amme später noch einmal Erwähnung als Amme von Louis, "Inkontinentia"...äh.. "Innocentia".
Als ich die Szene auf dem Friedhof gestern im Bett las, war ich schon recht müde und habe vielleicht etwas überlesen. Aber könnte es sein, dass diese Szene vielleicht zeitlich ganz am Ende des Buches spielt? Also schon das "Begräbnis" des Louis Chabos zeigte? Vielleicht bilde ich mir da etwas ein.
Gut, ansonsten wuselt sich der junge Protagonist von einer Lebensstation zur nächsten und kommt irgendwie immer gerade so davon, hat "Glück" gehabt. Auch das kommt mir inhaltlich bekannt vor aus "Der Halbbart" und "Der Stotterer". Es liest sich alles schön süffig runter und schwupps ist man aus Versehen im zweiten LA gelandet. ;)
Ich freue mich auf die Lektüre und bin gepannt, auf welche Reise Lewinsky Louis schicken wird. Meine Hoffnung ist groß, dass er immer irgendwie davonkommen und sich durchschlagen wird.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Zumindest fand die Amme später noch einmal Erwähnung als Amme von Louis, "Inkontinentia"...äh.. "Innocentia".
:rofl Ja, da war ich auch froh! Ich hatte mir wohl schon ähnliches gedacht, aber.............. jetzt stand's schwarz auf weiß!

Sehr weise und treffend der Satz vom Marchese: 'Mit Geduld verliert man am wenigsten Zeit'! :joy

Den Zusammenhang zwischen zwei Sätzen auf S. 69 habe ich nicht verstanden: "Unter einem Baum wollten sie Nüsse auflesen. Alle waren taub."
Wer war taub? Die Nüsse? :monocle Was ist damit gemeint? Nicht-hören-können? :monocle Versteht hier vielleicht jemand was von 'Ackerbau- und Viehzucht' und kann mir helfen?

Ein klassischer Lewinsky Anfang, oder?
Aber wirklich! ;) Voll rein ins Leben! (Puh, auch wenn es ein heftiges ist!)

Jetzt habe ich noch paar Seiten und ziehe mich wieder diskret zurück!
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
"Unter einem Baum wollten sie Nüsse auflesen. Alle waren taub."
Da hilft die Schwarmintelligenz von Wikipedia weiter:
Eine taube Nuss ist eine saloppe, abwertende deutsche Redensart und ein Synonym für einen Versager oder Nichtskönner.[1]

Der Ausdruck rührt ursprünglich daher, dass das Adjektiv taub u. a. auch bedeuten kann, dass eine Sache den eigentlich erwarteten Inhalt bzw. eine Eigenschaft nicht aufweist bzw. hohl ist. In diesem Sinne spricht man analog auch von taubem Gestein, taubem Ei oder Taubnessel.
So hatte ich es mir beim Lesen auch hergeleitet und konnte durch das Internet bestätigt werden.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich genieße gerade dieses Buch. Ein auktorialer Erzähler, dem man vertrauen kann. Schön chronologisch erzählt ( bis auf die Totengräberszene, die ich eher an den Schluss verorten würde.
Eine klare, schöne Sprache.
In kurzen Szenen wird uns der Protagonist vorgestellt. Nach der Geburt gleich weggegeben, kommt in ein Waisenhaus, wo man sich keine großen Hoffnungen macht, dass der zarte Junge überleben wird. Doch das ist kein Grund zur Beunruhigung, wurde für ihn doch schon das Kostgeld bezahlt für die ersten 18 Jahre.
Im Waisenhaus ein Opfer der stärkeren Jungs, doch Louis hat Glück. Er tritt in den Dienst, des Herrn Marchese, der ihm ein guter Lehrmeister ist.
Die Szenen und die Lehrsätze sind wunderbar.
Doch nach dessen Tod muss Louis seinen eigenen Weg finden.
Ich lese voller Freude und Spannung.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Wir haben einen Nussbaum, ich weiß Bescheid. Eine taube Nuss ist eine leere Nuss, gibt es leider ab und zu.
Im übertragenen Sinn gibt es den Begriff auch. Du kennst bestimmt einige „ taube Nüsse“, jemand, der nichts kann und nichts taugt.
Habe erst jetzt gelesen, dass andere wieder schneller waren als ich.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Den ersten Abschnitt habe ich nun auch durch. Sprachlich ließt sich das ja sehr gut und flüssig. Wir lernen den Protagonisten kennen, der sich so durchs Leben kämpft. Bisher finde ich kann man zur Geschichte noch gar nicht allzu viel sagen. Zur Zeit lese ich aber noch neugierig und voller Interesse. Mal sehen, wohin die Reise geht...
 

Literaturhexle

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Ich habe das Buch auf den Ohren. Der Vorleser hat leider nur mäßiges Talent. Was total nervt: sagte sie. Sagte er. Sagte sie. Sagte er....
Ich könnte mir vorstellen, dass man da drüber weg liest. Aber das anzuhören ist Strafe, weil es so blöd herausgeputzt wird :rolleyes:
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Staccato Sätze, staccato Kapitel. Die Flashlights beleuchten einzelne Szenen, der Autor hetzt geradezu durch die Szenen, beschränkt sich aufs Wesentliche.

Aber es ist sehr angenehm zu lesen (nichts anderes erwarte ich von Lewinsky), allerdings macht mich dieses Tempo etwas nervös. Ist ihm die Jugend schon suspekt geworden?

Früh treibt es Louis aus dem Heim, gut gerüstet mit den Benimmregeln und Weisheiten des Marchese. Nun lehrt ihn die Straße das Leben außerhalb schützender Mauern.

Mit den Erfahrungen aus dem Kinderheim wird er zum begehrten Begleiter eines Lotteriebetrügers.

Mir wird bei diesem Tempo ganz schwindelig, aber es ist ein prickelnder Schwindel!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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allerdings macht mich dieses Tempo etwas nervös.
Mich nicht. Der Autor wirft Schlaglichter auf die Zeit im Waisenhaus. Das genügt, ich brauche nicht alles Leid und jede Demütigung beschrieben, um mir das Leben dort vorzustellen.
Allein das Aussuchen der Amme sagt viel über den Geist, der dort herrscht. Man versucht schon, die Kinder am Leben zu erhalten, aber auf das einzelne Kind wird wenig Rücksicht genommen.
Trotz allem: Ohne diese Waisenhäuser hätten die Babys nicht überlebt.
Dass man auf die Wünsche eines potentiellen Geldgebers eingeht, ebenfalls verständlich. Der Nonne musste bewusst sein, was es heißt, ein Kind bei einem alleinstehenden Mann übernachten zu lassen. Louis hatte Glück, der Marchese war keiner von der üblen Sorte.

Lewinsky muss Tempo vorlegen, wenn er auf nicht mal 400 Seiten ein ganzes Leben unterbringen will.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Nee. Das nicht. Aber dieses monotone "sagte er", "sagte sie" in den Dialogen klingt wie Schulaufsatz erste Klasse

Da habe ich meinen Gedanken wohl nicht weit genug ausgeführt. Ich habe nicht an Deinem Verstand gezweifelt, sondern an den Staccatosätzen.
Was Dir auf den Ohren auffällt, geht beim Lesen ob des Tempos verloren.

Aber jetzt, wo Du es erwähnt hast, ja, im Text wird viel "gesagt".
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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im Text wird viel "gesagt".
Der Roman ist sehr dialoglastig, da bleibt das nicht aus. Beim Lesen ist mir das nicht negativ aufgefallen.

Wir haben hier in letzter Zeit eher handlungsarme, reflektierende und poetische Bücher gelesen mit wenig Dialogen. Da ist der Lewinsky mit seiner plotgetriebenen Geschichte was anderes.
Aber ich lese ihn gerade deshalb sehr gern. Hier wird einem eine spannende, gleichzeitig informative Geschichte geboten, die sich sehr süffig lesen lässt. Ein schöner Kontrast zu „ Tristania“, „ Tage ohne Cecilia“ oder „ Das Mädchen auf der Hängebrücke“. Ich mag schon Bücher, die Platz lassen für eigene Deutungen, aber ich lasse mir auch sehr gerne eine Geschichte erzählen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Aber könnte es sein, dass diese Szene vielleicht zeitlich ganz am Ende des Buches spielt? Also schon das "Begräbnis" des Louis Chabos zeigte?
Davon gehe ich nach Beendigung des ersten Abschnitts auch aus, weil das erste Kapitel ansonsten nicht zur stringenten Handlung passt, die darauf folgt.

Schön fand ich in diesem Zusammenhang stilistisch, dass Charles Lewinsky Tod und Geburt in zwei direkt aufeinanderfolgenden Kapiteln gleichermaßen unterhaltsam erzählen kann. Ein schöner Kontrast.