Rezension Rezension (3/5*) zu Marlenes Geheimnis: Roman von Brigitte Riebe.

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Sylli

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Buchinformationen und Rezensionen zu Marlenes Geheimnis: Roman von Brigitte Riebe
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Flucht und Vertreibung

Worum es geht
Die Pharmareferentin Christiane Auberlin, genannt Nane, fährt zur Beerdigung ihrer Großmutter Eva nach Rickenbach am Bodensee. Dort ist die Sudetendeutsche nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling gestrandet, hat geheiratet und sich eine Existenz aufgebaut.
Während Nanes Mutter Viktoria, die sich mit ihrer älteren Schwester Marlene nicht besonders gut versteht, gleich wieder die Heimreise antritt, möchte Nane ihren Urlaub unbedingt bei der Tante verbringen. Ihr Job belastet sie so sehr, dass sich bereits erste Anzeichen eines Burnout-Syndroms bemerkbar machen. Deshalb will Nane die Auszeit in Rickenbach auch nutzen, um sich über ihre weiteren Zukunftspläne klar zu werden.
Nicht zuletzt wäre auch der Tierarzt Fabio Rossi, der sich um Nanes Findlingshund kümmert, ein Grund, Rickenbach nicht so bald wieder zu verlassen.

Wie es mir gefallen hat
Brigitte Riebe hat ihren Roman auf zwei Zeitebenen angesiedelt, wobei der gegenwärtige mit Evas Tod beginnt. Für ihre Enkelin Nane hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben, und diese führt als zweiter Handlungsstrang in die Zeit des 2. Weltkrieges. Über Flucht und Vertreibung weiß die Autorin recht eindrucksvoll zu erzählen, weshalb ich diesen Teil der Geschichte auch lieber gelesen habe als den in der Gegenwart spielenden.
Weder Nane noch ihre Tante Marlene sind mir besonders ans Herz gewachsen. Es gelingt der Autorin leider nicht, sie als interessante Persönlichkeiten darzustellen, an deren Schicksal ich regen Anteil hätte nehmen wollen. Marlene hatte sehr traumatische Kindheitserlebnisse, doch erfährt man kaum etwas darüber, wie sie ihr Leben als Erwachsene gemeistert hat.
Weiters hat mir gar nicht gefallen, dass der Rickenbacher Hermann Bentele, der von Anfang an ein Auge auf Eva geworfen hatte, seine Gefühle derart offen in einem Tagebuch festhält. Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht zu einem Mann seiner Generation, in der über sexuelle Gelüste und Verführungskünste kaum im Vertrauen gesprochen, geschweige denn geschrieben wurde. Dieser Part wäre aus einer neutralen Erzählperspektive wohl glaubwürdiger ausgefallen.
Auf dramatische Wendungen, die zur Aufdeckung großer Geheimnisse geführt hätten, habe ich ebenfalls vergeblich gewartet. Den Teil, der in der Gegenwart spielt, fand ich zeitweise sogar ein wenig langweilig.
Leider hat mich der Roman nicht besonders berührt, die Protagonisten sind mir allesamt fremd und fern geblieben.
Sowohl inhaltlich als auch sprachlich konnte mich die Geschichte nicht so recht überzeugen. Es gab keine Figuren, die mich besonders angesprochen hätten, mit denen ich mitfühlen und mitleiden konnte. Den Stil fand ich ebenfalls nicht mitreißend, sodass das Buch wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.
Leider nicht mehr als eine mittelmäßige Geschichte für zwischendurch.

 

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