Keine gute Geschichte: Roman

Rezensionen zu "Keine gute Geschichte: Roman"

  1. Keine gute Geschichte?

    Gestaltung:
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    Das Cover mit den farbigen Titel- und Autorenangaben auf grauem Hintergrund wirkt eher schlicht. Und vielleicht hat es mich genau deswegen angesprochen. Frei interpretiert könnten damit die guten, farbigen Momente in Arielles Leben gemeint sein, die vor dem grauen Alltag des Ruhrgebiets positiv in den Vordergrund treten.
    Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet und besonders schön ist, dass es ein Lesebändchen gibt.

    Inhalt:
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    Arielle Freytag hat ihre Kindheit und Jugend im Essener Stadtteil Katernberg verbracht. Vater unbekannt, vermutlich mit Migrationshintergrund. Die Mutter, sehr fürsorglich, verschwand plötzlich, als Arielle sechs Jahre alt war. Aufgezogen wurde sie danach von ihrer Großmutter, die eigentlich Heidrun heißt, sich aber von allen nur Varuna nennen lässt.
    Um ihrer inneren und auch der Leere im Ruhrpott zu entgehen, ist Arielle weggezogen und hat sich in der Werbebranche hochgearbeitet.
    Nun kehrt sie zurück, weil Varuna gestürzt ist und eine Bekannte sie anrief, damit ihre Großmutter nicht alleine ist für eine Weile. Im Stadtteil werden 2 Mädchen vermisst, eine davon die Tochter ihrer ehemaligen Schulkameradin. Arielle wird nun schmerzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und mit der Frage, was mit ihrer Mutter wirklich geschah.

    Mein Eindruck:
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    "Ein Tritt in die Magengrube, als ich den Block sah. So gut wie nichts hat sich verändert. Das Senfgelb ist jetzt dreckige Eierschale, ansonsten alles wie früher. Diese Siedlung ist beständig in ihrer Beschissenheit - wie ein kleines afrikanisches Land, das nach Millionenzuschüssen noch genauso arm, korrupt und undemokratisch ist wie vorher."
    (S. 17)

    Ich stehe diesem Roman etwas zwiegespalten gegenüber. Die Geschichte hat mich gepackt und durch das Rätsel um die verschwundenen Mädchen sowie um Arielles Mutter war für mich eine hintergründige Spannung gegeben, sodass ich das Buch fast in einem Zug durchlesen musste.
    Die Handlung ist durchweg aus Arielles Sicht geschrieben, sie erzählt alles in Gedanken ihrer verschwundenen Mutter. Ich konnte mich teilweise in die Protagonistin reinversetzen. Sie hatte es nicht leicht mit ihrer Großmutter, die sie eher mit großer emotionaler Distanz großzog. Durch das Verschwinden blieb eine innere Leere und das führte zu Depression, Alkoholsucht und scheinbar auch zu einer Essstörung. Deswegen war sie vor ihrer Rückkehr ins Ruhrgebiet auch länger zur Behandlung in einer Klinik. Offenbar zunächst mit wenig Erfolg. Sie fühlt sich anfangs als etwas Besseres ihrer alten Umgebung und den Bekannten gegenüber. Denn sie hat es geschafft, ist schlank und erfolgreich und weggezogen. Außerdem macht sie gleich den Vater eines der verschwundenen Mädchen sexuell an. Das fand ich offen gesagt ziemlich verstörend.
    Später sagt sie selbst: "Seit einer Weile schon war Sex irgendwie nicht mehr sexy, mehr so was, was ich aus Gewohnheit oder fürs Selbstbild machte." (S. 50)

    Doch langsam bröckelt ihre Fassade und je näher sie der Wahrheit um ihre Mutter kommt, desto mehr öffnet sie sich und findet Frieden in sich und Freunde. Mir gefielen zeitweise der etwas böse Humor und die Treffsicherheit, mit der Arielle ihre Welt wahrnimmt.
    Doch ihr Verhalten machte sie auch manchmal unsympathisch und über allem schwebte dauerhaft eine düstere, melancholische Stimmung. Zudem gibt es lange Passagen über die Welt der Werbung und insbesondere Social Media. Das fand ich überflüssig und langweilig, sodass ich diese Abschnitte nur quergelesen habe.

    Am Ende werden die Rätsel um die Mädchen und die Mutter gelöst, allerdings konnte mich vor allem die Auflösung um die Mutter nicht vollends überzeugen: "Wenn das hier ein Krimi und nicht mein Leben wäre, würde ich über dich und dein Verschwinden als Puzzle nachdenken. Ich habe ein paar Teile, ein paar sind für immer verloren, aber irgendwo muss es auch noch welche geben, und wenn ich die fände, wäre vielleicht genug vom Puzzle zusammen, um das Bild zu erkennen, auch wenn es ein unvollständiges bleibt." (S. 226)

    Fazit:
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    Vergangenheitsbewältigung und Selbstfindung im Ruhrgebiet: melancholisch, verstörend, mit teils schwarzem Humor und Spannung

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  1. Verstrickt in Herkunft und Milieu

    Äußerlich scheint es die etwas über dreißigjährige Arielle geschafft zu haben, ihren trostlosen Wurzeln zu entkommen: Sie hat eine stramme Karriere in der Welt der sozialen Medien hingelegt, ihr Konto ist gefüllt, sie ist attraktiv und trägt ausschließlich Designerklamotten. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass sie erst kürzlich für drei Monate wegen Depression „in der Klapse“ war, wo man sie notdürftig wieder zusammengeflickt hat. Nun muss sie sich ungeplant ihrer Herkunft stellen, die sie so gerne ausradieren und vergessen möchte: Man ruft sie zurück ins Problemviertel Essen-Katernberg, weil die Großmutter Varuna Hilfe braucht. Arielle wurde von ihr aufgezogen, seit sie fünf Jahre alt war. Damals verschwand ihre Mutter Rita spurlos, der Vater ist unbekannt. Als Arielle in der Heimat ankommt, sind vor Kurzem zwei kleine neunjährige Mädchen verschwunden, was nicht nur die Menschen im Wohngebiet, sondern auch Arielle innerlich aufwühlt und ihre verdrängten Gefühle aufbrechen lässt. Immer wieder wendet sich die Ich-Erzählerin an ein namenloses Du, das sie nicht loslässt und zweifelsfrei für ihre Mutter steht.

    Der Roman strahlt von der ersten Seite an eine enorme Authentizität aus. Mit derben, deutlichen Worten legt die Erzählerin die Welt ihrer Kindheit bloß, die auch die Welt der verschwundenen Kinder ist. Die Ruhrgebietstristesse, die trostlosen Nachkriegsbauten, die Armut mit hohem Migrationsanteil, die Verwahrlosung und Perspektivlosigkeit, all das wird mehr als deutlich: „Im Norden angekommen, saßen in der Straßenbahn türkische Großmütter, die seit 50 Jahren in Deutschland lebten, aber aussahen, als wären sie gestern aus Anatolien eingeflogen, und deutsche Männer, die selbst gestochene Knast-Tattoos trugen und die ersten vier Bier intus hatten.“ (S.16) Die Erzählerin beschreibt drastisch, sie laviert nicht herum. Besonders die Dialoge lassen den Bildungsbürger zusammenzucken. Zunächst fühlt man sich im falschen Film, doch nach und nach wird klar, dass Arielle bewusst provoziert, um ihren eigenen Problemen und Verletzlichkeiten zu trotzen. Sie ist eine zutiefst gestörte Persönlichkeit, die versucht, sich mit Zigaretten, Alkohol und Sex zu betäuben, bzw. sich zu beweisen, dass sie noch am Leben ist.

    Varuna lebt mit ihren Katzen in einer kleinen dunklen Wohnung. Das Teenagerzimmer blieb unverändert, obwohl Arielle mindestens seit zehn Jahren nicht hier war. Schnell spürt man die Spannungen zwischen den beiden Frauen, die unerledigten Konflikte, den unterschiedlichen Blick auf die verschollene Rita. Arielle hat signifikante Begegnungen mit ehemaligen Schulkameradinnen. Melanie, die Mutter der verschwundenen Lara, ist eine von ihnen. Ihre Feststellung, „Man kann ein Mädchen aus der Gosse holen, aber nicht die Gosse aus dem Mädchen.“, (S.20) wirkt prophetisch, eine gemeinsame Kindheit schafft zwangsläufig Verbundenheit.

    Der Roman verzahnt die gegenwärtige Ebene mit der vergangenen. Latent leidet Arielle darunter, von der Mutter verlassen worden zu sein. Die Kindheit bei der Großmutter verlief lieblos, war unter den gegebenen Umständen aber die beste Alternative. Arielle hat frühen Missbrauch erlitten, sie schwieg, kannte ihre eigenen Grenzen nicht. Der Ausflug in die kapitalistische Glitterwelt der Likes und Follower hat sie mit ihrer Schlagzahl überfordert. Die Vergangenheit stand auf einmal wieder vor der Tür, führte Arielle in psychiatrische Behandlung. Zurück in Essen-Katernberg reißen die verschwundenen Mädchen alte Narben wieder auf. Arielle beginnt zu recherchieren, um ihre Mutter besser kennenzulernen, um zu verstehen, warum sie einst gegangen ist. Dabei hatte sie sie doch geliebt, oder nicht?! Die Ungewissheit um Ritas Schicksal zermürbt die Tochter: „Mit dir hätte ich anfangen müssen, damit, wie dein Verschwinden mich ausgehöhlt hat und ständig weiter aushöhlte, (…) bis einfach zu wenig von mir übrig geblieben war, um noch zu funktionieren.“ (S. 96)

    Während einen die Protagonistin am Anfang abstößt, entwickelt man zunehmend Verständnis für ihre schroffe, aggressive Art, die sie einsetzt, um von sich selbst abzulenken und eigene Schwachstellen zu vertuschen. Dabei ist der Roman selbst in einem glasklaren, sehr ansprechenden Stil verfasst. Die Ich-Erzählerin reflektiert und kombiniert sehr intelligent, was eigentlich nicht zu ihrem rüden Umgangston passt. Gerade diese Ambivalenz macht den Roman besonders. Das Milieu mit seinen Menschen wird lebensecht gespiegelt, es wirkt sehr ungeschönt und realitätsnah. Manchmal darf man auch schmunzeln: „Vor einem Publikum aus gläubigen Moslems und Karteileichen-Christen spielten wir (im Krippenspiel) die Geburt des Messias nach.“ (S. 171) Meist bleibt einem vor lauter bitterem Sarkasmus jedoch das Lachen im Halse stecken.

    Gute Literatur muss wehtun. Der Autorin gelingt es hervorragend darzulegen, was Armut, Milieu und Bildungsferne mit den Menschen machen. Es sind nicht nur die Aufstiegschancen, die fehlen, sondern man kommt in Folge auch viel zu früh mit (sexueller) Gewalt, Alkohol oder Drogen in Berührung – alles Dinge, die die Spirale nach unten beschleunigen. Es wird überaus deutlich, wie sehr jeder Mensch von seiner Herkunft abhängt und wie stark familiäre Verstrickungen auch über mehrere Generationen fortwirken. Diese Offenlegung gelingt Lisa Roy ohne jede Larmoyanz. Sie lässt die Ich-Erzählerin einfach ihre Geschichte erzählen. Dass sich Arielle im Zuge ihrer Nachforschungen zudem immer näher an die Geheimnisse rund um die Vermissten annähert, gibt dem Roman einen zusätzlichen Kick und zum Ende hin fast eine kriminalistische Note. Auch das ist sehr gekonnt konstruiert.

    Ich bin zutiefst beeindruckt von diesem Debüt. Die Komplexität der Figuren lässt ein Schwarz-/ Weißdenken nicht zu. Arielle ist keine Sympathieträgerin: zu bissig, verletzend und empathielos tritt sie auf. Aber je mehr man von ihrer Geschichte kennt, umso mehr Verständnis keimt für diese einsame, bindungsunfähige, versehrte junge Frau auf. Sie ist ungemein gut gezeichnet. So wie alles um sie herum auch. Man wünscht ihr, dass sich in der Zukunft doch noch ein kleines bisschen Glück für sie ergeben möge. Dieses Buch verändert die Einstellung der Protagonistin gegenüber, indem es einen differenzierten Blick hinter die Fassaden einfordert. Diesen vorurteilsfreien Blick sollte sich jeder Leser auch im täglichen Leben bewahren.

    Große Leseempfehlung an alle Literaturfreunde, die sich mit diesem jungen, außergewöhnlichen Roman aus ihrer eigenen Wohlstandsblase hinausbewegen und Scheuklappen ablegen wollen.

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  1. 4
    24. Mär 2023 

    Eine schonungslose Milieustudie aus den Betonblöcken des Ruhrgeb

    Eine schonungslose Milieustudie aus den Betonblöcken des Ruhrgebiets

    Mit Lisa Roys Roman „Keine gute Geschichte“ begeben wir uns mit der Ich-Erzählerin Arielle zurück zu ihren Wurzeln in einen Essener „Problemstadtteil“, wie wohl einige Politiker:innen es nennen würden. Dort leben in den Betonsünden der Nachkriegszeit ein großer Anteil von Menschen mit nicht deutsch klingenden Namen und Hauttönen, die eher an Beyoncé als an Helene Fischer denken lassen. Arielle ist eine von ihnen, sie weiß, ihre dunklen Haare und Augen stammen von ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hat. Ihre Mutter ist nicht mehr da, verschwunden, wie wir zügig erfahren, denn Arielle richtet ihre Erzählung an ein „Du“, welches sich als die verschwundene Mutter herausstellt. Nun ist ihre Großmutter mütterlicherseits frisch aus dem Krankenhaus entlassen und nach mehr als zehn Jahren kehrt sie das erste Mal zurück an ihren Ursprung, dem sie den Rücken gekehrt hatte, um – mittlerweile – ihrem erfolgreichen Leben als Social Media Managerin in Düsseldorf nachgehen zu können. Ihre Heimkehr überschneidet sich mit dem Verschwinden zweier neunjähriger Mädchen, die ebenso aus dem Stadtteil stammen und deren Mütter mit Arielle in die Schule gegangen sind. Gezwungenermaßen quartiert sich Arielle eine Weile bei ihrer Großmutter ein, in deren Wohnung Arielle aufwuchs und in der ihr Mädchenzimmer von damals immer noch genauso existiert, wie sie es verlassen hat.

    Lisa Roy entwirft mithilfe der hippen Sprache ihrer Ich-Erzählerin das Bild eines Milieus in der Armut von heute. Ungeschönt gibt sie uns Lesenden einen Einblick in die unterste Schicht der Gesellschaft, in der, wie an einer Stelle angemerkt, die Mietverträge in den abgeranzten Wohnungen des Viertels ebenso von einer Generation an die nächste weitervererbt werden wie die Armut und das Übergewicht. Hinter solchen saloppen Feststellungen stecken natürlich gut erforschte soziologische Erkenntnisse, die sich in den letzten Jahren immer mehr bewahrheitet haben: Wer einmal in der Armut steckt, hat kaum Chancen einen sozialen Aufstieg zu schaffen; im Gegenteil geht die Spirale im Zweifel eher abwärts. Arielle ist da eine Ausnahme, sie hatte Glück, war als junge Frau mit ihrem miesen Assistentinnenjob in einer Werbefirma zufällig am Puls der Zeit, als sich die Werbung ins Internet und zu den Influencer:innen bewegte. Nur konnte sie nie das Gefühl abschütteln, eine Hochstaplerin zu sein, die man irgendwann bloßstellen, ihr ihre Herkunft anmerken würde. So zeichnet Roy mithilfe von Erinnerungen Arielles an ihre Kindheit, Jugend und die Zeit in Düsseldorf nach, wie sich diese junge Frau in immer stärker in eine Depression hineinbewegt hat und erst kurz vor dem Anruf, welcher sie in die Wohnung der Großmutter holte, von einem mehrmonatigen Psychiatrieaufenthalt entlassen wurde. Von dort ist sie keinesfalls wie neu geboren zurückgekommen, leidet weiterhin an depressiven Episoden, verkriecht sich nun in ihrem alten Mädchenzimmer mitunter für Tage, oder geht hinaus ins Viertel, macht Bekanntschaft mit John, dem Vater von Ashanti, einer der verschwundenen Mädchen.

    Trotz des mitunter hingerotzten, mit zeitgemäßen Anglizismen und auch Sarkasmus gespickten Tons von Arielles Beschreibungen, verdeutlicht Roy sehr klug, wie dieses Milieu, aus dem Arielle stammt, funktioniert. Welche ungeschriebenen Gesetze es gibt, welche vorgezeichneten Lebenswege. Dabei handelt es sich nicht um eine happy-go-lucky Geschichte, in welcher die Großmutter eine warmen, altersweise Funktion einnimmt. Nein, es ist vielmehr relativ schnell klar, dass sich Arielle bestmöglich von dieser Person befreien muss. Aber dafür muss sie zurück gehen, zurück an den Ort ihrer Herkunft aber auch zurück in ihren Erinnerungen. Die Erinnerungen an die Mutter, die mit sechs Jahren enden, die aber durchgängig positiv sind. Eine Spannung des Romans wird nicht nur durch die Annäherung Arielles an die Frage, was damals wirklich mit ihrer Mutter, sondern auch, was in der Gegenwart mit den verschwundenen Mädchen passiert ist, angetrieben. So sagt Arielle an einer Stelle:

    „Wenn das hier ein Krimi und nicht mein Leben wäre, würde ich über dich und dein Verschwinden als Puzzle nachdenken. Ich habe ein paar Teile, ein paar sind für immer verloren, aber irgendwo muss es auch noch welche geben, und wenn ich die fände, wäre vielleicht genug vom Puzzle zusammen, um das Bild zu erkennen, auch wenn es ein unvollständiges bleibt.“

    Gegen Ende nimmt die Erzählung, die sich zuvor wirklich sehr differenziert mit dem Milieu beschäftigt und Arielles Aufwachsen hat, tatsächlich immer mehr an Spannung zu, fühlt man sich fast in einem Thriller, in dem sich immer mehr Indizien auftun. Leider gibt es hier für mich den einzigen Kritikpunkt am ansonsten wirklich erfrischenden, klugen, mutigen Roman Roys: Arielle bekommt Kenntnis von einem ungeheuerlichen Umstand, der mit dem Verschwinden der Mädchen zusammenhängt, und alles was sie tut, ist wieder in ihr altes Muster zurückzufallen, sie verkriecht sich in ihrem Mädchenzimmer für mehrere Tage und hat Sex mit John. Das wirkt an dieser Stelle aber so abwegig, auch wenn man sich das passive, desinteressierte Verhalten mit der depressiven Grunderkrankung der Protagonistin erklären könnte. Vielleicht wollte die Autorin hier ein Zeichen setzen, dass es sich eben nicht um einen Krimi oder Thriller handelt, trotzdem konnte ich bei dem Fortgang der Geschichte nicht mehr so richtig mitgehen.

    Trotz dieses einen Kritikpunktes ist der Debütroman der Autorin über das Aufwachsen in den grausten und rausten Ecken des Ruhrgebiets mit seinem Blick auf den Zusammenhang von Armut und Abstammung ein fraglos empfehlenswertes Buch. Mit erfrischend junger Sprache stellt es den Fokus scharf und regt zum Nachdenken über diese scheinbar fest zementierten Lebenswege an.

    4,5/5 Sterne

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