Der Unbekannte

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Unbekannte' von Christine Brand
4.85
4.9 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Unbekannte"

Nathaniel ist blind – seit seinem elften Lebensjahr, als sein Vater die gesamte Familie tötete und nur Nathaniel verletzt überlebte. So hat es ihm die Polizei erzählt, an die Geschichte glaubt Nathaniel seit nun drei Jahrzehnten. Er beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen und verlangt Einsicht in die Fallakten. Doch die Unterlagen offenbaren Ungereimtheiten. Es scheint, als ob die Polizei etwas, was damals geschah, unter Verschluss halten möchte. Nathaniel realisiert, dass der wahre Mörder seiner Familie womöglich noch immer auf freiem Fuß ist – und sein Vater unschuldig sein könnte. Doch seine gute Freundin, die TV-Reporterin Milla, scheint ihm dieses Mal nicht helfen zu können, noch dazu da deren Freund Sandro Bandini als Polizist in die Vertuschung der Wahrheit über Nathaniels Familie verwickelt sein könnte. Es scheint, als sei Nathaniel auf sich allein gestellt ...

Format:Broschiert
Seiten:500
EAN:9783764507701

Rezensionen zu "Der Unbekannte"

  1. 5
    29. Mai 2022 

    Wieder absolut gelungen

    Nathanael ist blind und das schon seit langer Zeit. Er kann sich kaum erinnern, wie es war, als er noch sehen konnte. Lediglich die Umstände, die dazu führten, dass er sein Augenlicht verlor, die sind nach wie vor für ihn ominös und er kann sich kaum erinnern. Die Polizei hat ihm damals erzählt, dass sein Vater die Familie, seine Mutter und seine Schwester erschossen hatte. Nur er ist durch einen Zufall davongekommen, aber hat dabei sein Augenlicht eingebüßt.

    Gundula, seine Freundin, ermuntert ihn jetzt doch die Polizeiunterlagen einzusehen, um endlich selbst Klarheit zu bekommen, was damals passiert ist. Möglicherweise hilft ihm das auch sich endlich zu erinnern, was damals passiert ist.

    Aber so einfach ist es dann doch nicht. Die Akten von damals sind verschwunden und der ermittelnde Polizist will nicht mit ihm reden.

    Und plötzlich geht es Schlag auf Schlag. Die Ereignisse überschlagen sich und irgendwie überlegt man als Leser, was gewesen sein könnte. Selbst dann als ich dachte, jetzt habe ich die zündende Idee, war doch alles ganz anders.

    Wieder ist es Christine Brand gelungen, nicht nur die persönlichen Geschichten der Protagonisten fortzuführen, sondern das Ganze auch noch spannend in einen Kriminalfall zu verpacken. Dabei gelang es ihr ganz wunderbar die Spannung aufzubauen und auch zu halten. Ach ja, der Epilog, da gab es den Moment, wo ich mir das Grinsen nicht verkneifen konnte.

    Interessant fand ich im Nachwort den Hinweis auf tatsächliche Gruppierungen, die damals einen Anschlag auf den Schah von Persien geplant hatten. Die Autorin lies sich davon inspirieren.

    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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  1. Auf der Suche nach der wahren Vergangenheit

    Eigentlich sollte sich die Reporterin Milla Nova wegen ihrer Schwangerschaft schonen. Doch als ihre Mutter Margret sie um Hilfe bittet, da ihr Geliebter nun tot in ihrem Bett liegt, ist es vorbei mit Millas Ruhe.
    Ihr Freund Nathaniel hat dagegen gänzlich andere Sorgen. Seit seinem elften Lebensjahr ist er blind. Damals hat sein Vater die gesamte Familie getötet, nur Nathaniel überlebte, schwer verletzt und von da an blind. Zumindest glaubt Nathaniel diese Geschichte seit drei Jahrzehnten, so wurde es ihm damals von der Polizei erzählt. Doch nun beschleichen ihn immer öfter Zweifel und Nathaniel beschließt, sich seiner tragischen Vergangenheit zu stellen. Doch als er Einsicht in die Fallakten verlangt, sind diese offenbar nicht mehr aufzufinden. Auch scheint es, dass jemand bei der Polizei bis heute etwas verschweigen will.
    Wie häufig in Christine Brands Kriminalromanen werden die zunächst unabhängig erscheinenden Handlungsstränge nach und nach geschickt miteinander vernetzt, indem sich auch unterschiedliche Perspektiven verschiedener Beteiligter auf dieselbe Handlung miteinander abwechseln. So entsteht Dynamik und Spannung und es kommt auch immer wieder, sogar noch im Schlussteil, zu überraschenden Wendungen.
    Christine Brands Stil ist angenehm zu lesen, bietet jedoch weitaus mehr als nur ein üblicher, unterhaltsamer Krimi. Dies liegt vor allem auch an den besonderen Hauptfiguren wie den blinden Nathaniel Brenner, die sehr eigenwillige Milla Nova oder der besonnene und sympathische Sandro Bandini, die der Krimireihe einen speziellen Charakter verleihen.

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  1. Ein spannender und persönlicher Fall

    Nathaniel glaubt an seine Vergangenheit, wie ihm dies von der Polizei seit damals erzählt wurde. Sein Vater soll die gesamte Familie ermordet haben, als Nathaniel noch ein Kind war, nur Nathaniel überlebte schwer verletzt. Doch er beschließt nun, der Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er auf Ungereimtheiten. Er hofft auf die Unterstützung seiner Freundin, der TV-Reporterin Milla, die allerdings selbst in einem verzwickten Fall recherchiert.

    Dies war bereits der vierte Band um Milla Nova und Sandro Bandini. Für mich war es das zweite Buch dieser Reihe.
    Der Schreibstil ließ sich flüssig und leicht lesen. Die Beschreibungen der Personen, Orte und Geschehnisse waren sehr detailliert und bildhaft, so dass ich mir alles prima vorstellen konnte.
    Die Personen wurden authentisch geschildert und waren passend in ihren jeweiligen Rollen. Die Hauptcharaktere Milla, Sandro und Nathaniel haben mir wieder richtig gut gefallen. Sehr schön fand ich die privaten Entwicklungen und Einblicke, die eine tolle Verbundenheit zu ihnen erzeugten.
    Der Plot war richtig klasse. Zum einen der Strang um Nathaniel, der sehr persönlich war, da es ihn und seine eigene Vergangenheit betraf. Die Zweifel an der damaligen Tat seines Vaters wurden sehr gut gestreut. Ich war super gespannt, was Nathaniel herausfinden wird und was damals wirklich geschah. Bei seinen Recherchen stieß er allerdings auf jede Menge Hindernisse, die für die Spannung sehr förderlich waren.
    Zum anderen gab es den Strang um Milla, die in einem Fall ermittelte, der ebenfalls sehr persönlich war. Dass ihr Freund Sandro samt seines Teams ebenfalls in diesem Fall Ermittlungen durchführte, sorgte natürlich für so manche Reibungspunkte. Auch die privaten Einblicke in die Beziehung der beiden waren sehr gelungen und sehr realistisch und ließen mich mit ihnen mitfühlen.

    Ein rundum gelungener und spannender Krimi, der mich absolut gefesselt hat. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung und vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. Zweifel treibt einen an auf der Suche nach der Wahrheit

    "Bezweifle immer, ob es wahr ist, wenn irgendwas dir nicht klar ist." (Erich Limpach)
    Nathaniel ist nicht bereit für eine Familie, obwohl Freundin Gundula gerne ein Kind hätte. Die Ängste, erneut alles zu verlieren, sind zu groß. Deshalb muss er unbedingt mehr über das damalige Unglück wissen, doch die Polizeiakten sind verschwunden. Mit viel Glück findet er Kopien bei einem Journalisten, der damals den Fall recherchiert hat. Milla kann ihm allerdings nicht bei der Spurensuche helfen, sie hat mit eigenen Problemen in der Familie zu kämpfen. So ist Nathaniel völlig auf sich alleine gestellt, ohne zu ahnen, wie gefährlich seine Suche für einen Blinden ist. Allerdings, was er dann entdeckt, das wird sein ganzes Leben verändern.

    Meine Meinung:
    Auch Band vier hat erneut das dunkle, geheimnisvolle Cover, passend zu den anderen Bänden. Da ich inzwischen alle Bücher dieser Reihe kenne, freue ich mich sehr auf den neuen Fall. Dieses Mal tritt Nathaniel wieder etwas mehr in den Vordergrund, den es geht um die Familientragödie von damals, bei der sein Vater, die Ehefrau, seine Tochter und danach er selbst getötet wurden und Nathaniel schwer verletzt und es dabei zu seiner Blindheit kam. Lange hat er alles versucht, um das Ganze zu verdrängen, doch in letzter Zeit plagen ihn wieder öfters Albträume, Ängste und Zweifel. Weshalb er unbedingt Einblick in die Akten möchte. Verwundert ist er erst, als Felix Winter, der damals bei den Ermittlungen dabei war, keine Akte mehr findet. Wie kann so etwas passieren, dass die Polizei Akten zu einem Fall verliert? Milla muss derweil ihrer Mutter Margret helfen, deren Liebesaffäre sie in Schwierigkeiten gebracht hat. Das Team von Kommissar Sandro Bandini bekommt es derweil mit dem Tod eines Politikers zu tun. Der Schreibstil gezeichnet durch die gelungenen Wendungen und Cliffhanger, die häufig das Kapitel beenden, sodass ich unbedingt weiterlesen muss. Das macht die Autorin schon sehr geschickt, da sie beim Leser die Neugierde schürt und man dadurch das Buch kaum weglegen kann. Klasse finde ich diesmal wieder die Settings im Buch, besonders Nathaniels Waldbesuch, bei dem ich mitfiebere. Außerdem gibt es wieder jede Menge an Informationen, Spannung und dazu noch humorvolle Szenen. Wieder beeindruckt haben mich allerdings ihre Charaktere, die alle ihre Ecken und Kanten haben. Einige werden sogar durch Individualität noch hervorgehoben, wie Nathaniel mit der Blindheit oder die Kleinwüchsigkeit bei Gundula, was dem ganzen Krimi guttut. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut sie mir Blindheit vermittelt. Ich kann mich dadurch sehr gut in Nathaniel hineinversetzen. Gleichzeitig bin bin überrascht, wie locker Gundula alles nimmt, allerdings hat auch ihre Gelassenheit Grenzen, wie wir diesmal erleben werden. Auch Millas Mutter tritt dieses Mal mehr in den Fokus als sonst, was ich absolut gelungen fand, und bei Milla und Sandros Beziehung erleben wir wieder turbulente Zeiten. Doch am meisten beeindruckt haben mich die vielen genialen Einfälle der Autorin, die sie jedes Mal ihren Plot zu etwas besonderem machen und dadurch den Krimi zusätzlich auflockern. Eine große Überraschung wartet dann am Ende auf alle Leser, mit der ich so gar nicht gerechnet habe. Die Milla Nova Reihe kann unabhängig voneinander gelesen werden. Ich allerdings empfehle sie der Reihe nach zu lesen, da die Protagonisten von Folge zu Folge aufbauen und man die Zusammenhänge dadurch besser erfasst. Für diesen Krimi spreche ich erneut eine Leseempfehlung aus und gebe 5 von 5 Sterne.

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  1. Auf der Suche nach der Wahrheit

    Die Reporterin Milla Nova hat gerade eigene Probleme, als ihre Mutter Margret sie um Hilfe bittet. Millas Freund, der Polizist Sandro Bandini, macht sich Sorgen um Milla, muss aber auch den Fall eines verschwundenen Politikers klären. Nathaniels Freundin Gundula hätte gerne ein Kind, doch Nathaniel muss sich erst einmal seiner Vergangenheit stellen. Er ist blind, seitdem sein Vater die Familie tötete und nur Nathaniel selbst überlebte. Als er die Fallakte einsehen möchte, ist diese verschwunden. Nun aber möchte Nathaniel wissen, was vor dreißig Jahren wirklich geschehen ist. Je mehr er herausfindet, umso mehr Fragen gibt es. Es scheint auch so, also gäbe es jemanden, der die Sache im Dunkeln lassen wollte.
    Dies ist bereits der vierte Band aus der Reihe "Milla Nova ermittelt". Ich kannte die Vorgängerbände nicht, kam aber trotzdem gut in die Geschichte hinein. Der Schreibstil lässt sich angenehm lesen. Die Spannung wird hochgehalten, da es immer wieder neue Wendungen und Perspektivwechsel gibt und die Kapitel häufig mit Cliffhanger enden.
    Die Charaktere sind vielschichtig und gut dargestellt. Nathaniel kann sich nicht erinnern, was damals vorgefallen ist. Er kennt die Geschichte nur aus der Erzählung des Polizisten Felix Winter. Auch nach der langen Zeit wird er noch von Albträumen heimgesucht. Der Wunsch seiner kleinwüchsigen Freundin Gundula sorgt dafür, dass er sich nun endlich mit der Vergangenheit auseinandersetzt. Dabei macht ihm seine Blindheit zu schaffen. Doch er hat ja seine Hündin Alisha an seiner Seite. Milla ist eine angesehene Journalistin, die der Sache gerne auf den Grund geht. Doch dieses Mal ist sie persönlich betroffen und Sandro muss unbedingt aus den Schwierigkeiten ihrer Mutter herausgehalten werden. Das ist nicht einfach für ihre Beziehung.
    Ich hatte recht früh einen Verdacht, doch immer wieder wurde ich durch den Verlauf der Geschichte unsicher. So blieb es bis zum Schluss sehr spannend. Am Ende gab es dann noch Überraschungen, mit denen ich so nicht gerechnet hatte.
    Mir hat dieser spannende Krimi sehr gut gefallen.

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  1. 4
    11. Mai 2022 

    Neue Vergangenheit

    Schon immer hatte Nathaniel das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Seit seiner Kindheit, in der eine Familientragödie geschah, ist er blind. Mit seiner Freundin Gundula und seiner Blindenhündin Alisha ist er ganz glücklich. Aber dennoch, er will endlich wissen, ob sich seine Geschichte oder die Geschichte, von der er glaubt, dass sie die seine ist, wirklich so zugetragen hat wie sie ihm erzählt wurde. Auch die Journalistin Milla Nova wird mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert. Ihre Mutter ruft sie völlig aufgelöst an, Milla muss sofort zu ihr fahren. Der Wunsch ihrer Mutter schockiert sie dann doch. Milla soll einen Politiker fortschaffen, der tot im Bett ihrer Mutter liegt.

    In ihrem vierten gemeinsamen Auftritt haben Nathaniel Brenner und Milla Nova jeweils eigene Probleme, was sie nicht davon abhält, sich zu unterstützen. Diesmal ist es allerdings eher Nathaniel, der Hilfe braucht. Er will endlich wissen, was damals passiert ist, als sein Vater seine Mutter und seine Schwester erschoß und ihn schwer verletzte. Doch wie soll er die Sache angehen. Die Polizeiakten sind jedenfalls verschwunden. Milla dagegen, fragt sich, wie sie es bloß hinkriegen soll, dass der Tote unauffällig aufgefunden werden kann. Ein Vorhaben, das irgendwie nicht so ausgehen kann, wie geplant. Schließlich war der Tote ein Mann des öffentlichen Lebens und da ermittelt die Polizei auf jeden Fall.

    Sicher kann es etwas weit hergeholt erscheinen, dass eine Vergangenheit komplett auf den Kopf gestellt wird. Doch was die Autorin daraus macht liest sich tatsächlich außerordentlich spannend. Wie die unterschiedlichen Handlungsstränge verknüpft sind, ist häufig überraschend, aber in der Gesamtschau folgerichtig. Es gefällt auch, wie die Autorin aus zeitgeschichtlichen Fakten, eine so ausgeklügelte Story komponiert. Nathaniel, der seine Augen mit seinen anderen Sinnen ersetzen muss, erweist sich als gewiefter Ermittler und auch Milla überzeugt mit ihrem Ideenreichtum. Da muss die Polizei fast schon zurückstehen. Diese Reihe ist eine, die man gerne liest, mit ihren sympathischen Protagonisten und ausgeklügelten Plots.

    4,5 Sterne

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