1. Leseabschnitt: Kapitel 1 bis 6 (Beginn bis Seite 61)

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ist es wirklich eine Art Sekte mit Melodie als Guru? Sind es esoterische Spinner, die mit der Gesellschaft nicht zurechtkommen? Oder steckt noch etwas anderes dahinter?
Diese Frage stelle ich mir auch die ganze Zeit. Melodie scheint die treibende Kraft zu sein, bei allem anderen lässt sich momentan wohl nur spekulieren
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Zunächst dachte ich, dass es bei den "unbelebten" Erzählstimmen bleibt, aber mit den Nachbarn kamen dann doch menschliche "Beobachtungen" dazu.
Und die Stimmen der Nachbarn hatten es meiner Meinung nach sich. Auf der einen Seite wird betont, dass man niemanden verurteilen sollte, aber im Grunde tun sie genau das mit ihren Äußerungen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Im Moment bin ich weit von Verständnis entfernt, sondern rege mich über das esoterische Geschwafel von Melodie auf.
Mich regt ihre Art und das bestimmende was sie an den Tag legt, ebenfalls auf. Doch auch sie scheint gelitten zu haben, als ihre Partnerin sie verließ, diese Erlebnisse scheinen für mich der Dreh und Angelpunkt zu sein. Alle haben anscheinend etwas durchlebt, an dem sie fast zerbrochen sind, und Melodie hat die irre Vorstellung ihnen mit ihren Massnahmen zu helfen
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Meine ersten Gedanken zu dem Buch: dieses Wir suggeriert eine Mehrheit. Es ist eine Vereinnahmung. So wie "wir sind das Volk", bei denen die das rufen möchte ich nicht anstreifen.

"Wir" sind die Gesellschaft, "wir" sehen hin, "wir" sehen weg. "Wir" kümmern uns um frende Angelegenheiten. "Wir" können uns doch nicht um alles kümmern.

Wo bleibt das Ich im Wir. Wo hört die eigene Entscheidungsfreiheit auf, wo fängt die Manipulation an.

Juristisch interessiert mich ganz besonders, wo die strafbare Handlung liegt, ob es eine Einwilligung in eine solche geben darf.

Da ist diese Melodie, eine Frau die wahrhaft den Ton angibt. Sie hat scheinbar die anderen von sich abhänging gemacht. Sie "musste alles tragen" und leidet jetzt darunter, ganz allein zu sein. Weil sie niemanden hat, den sie dirigieren kann?

Das es Menschen geben kann, die in der Wohlstandsgesellschaft freiwillig (?) verhungern, das ist so ein horrender Gedanke.

Die objektiven Fakten werden im übrigen auch ganz subjektiv beleuchtet. Mit der persönlichen familiären Geschichte der Polizistin. Und wer anderen das Hungern lehrt, dass sich diese mutwillig dem Tod in die Arme werfen, ist ein Scharlatan. Wie ist das mit der Zigarettenindustrie, Liesbeth?

Trotz der Schwere dieses Buches finde ich diese ersten Seiten wirklich großartig.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Für mich schwingt auch immer etwas leicht Bedrohliches in diesem "Wir" mit, das auf mich fast wie ein Summen aus vielen Stimmen wirkt.
So, jetzt suche ich mal eine Sequenz der Borg raus, um genau das Summen zu unterstreichen, was du wahrnimmst. Übrigens sind die Borg wie Drohnen um eine Königin angeordnet und funktionieren wie ein Bienenvolk, was dein „Summen“ nochmal auf anderer Ebene spiegelt.

Für alle Interessierten:
We Are The Borg
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich habe erst heute mit dem Roman begonnen, weil ich gerade stark erkältet bin und gestern zum Lesen zu „matschig“ in der Birne war. Heute habe ich den ersten Abschnitt dann in einem Rutsch gelesen und bin bisher sehr angetan.

Inzwischen hat meine Konzentrationsfähigkeit wieder gelitten, deshalb in aller Kürze:

- Mir gefällt die Art des Erzählens besonders gut mit den teils doch sehr ungewöhnlichen Perspektiven.

- Ich glaube, die Geschichte hält noch ein paar Überraschungen bereit. Sie ist absolut fesselnd, weil man rätseln kann, was eigentlich passiert ist.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Wie gewohnt lese ich nicht wieder in den Klappentext hinein, habe also einige Monate keine Berührung mehr mit dem Buch gehabt und alles vergessen, was ich je wusste. Cover und Titel empfinde ich als sehr attraktiv, e macht neugierig.

Und dann der Einstieg: WAU!!!
Bereits im ersten Kapitel stirbt eine Frau. Das erzählt uns die Nacht. Schnell kommt man auf die Spur, dass es um Tod durch Unterernährung geht, dass es sich um eine sektenähnliche Kommune handelt, deren Sprecherin Melodie die anderen drei Mitbewohner, von denen eine nun tot ist, beeinflusst hat.

Aus verschiedenen Perspektiven (Nacht, Tatort, täglich Brot, Nachbarn, Rechtsbeistand, Fakten ) erfahren wir Leser immer mehr Details. Ich bin total begeistert von dieser Art des Erzählens und von diesem Einstieg in den Roman! Der Sprachduktus scheint mir in allen Perspektiven ähnlich zu sein. Das darf er aber auch, weil bislang ja nur Dinge zu Wort kommen, die keine eigene Stimme haben müssen. Bereits der erste Satz jedes Kapitels benennt die Erzählstimme, immer in der 1.Person Plural, was in starker Anlehnung zum Titel steht. Dadurch entsteht für mich eine große Intensität, ich empfinde das Erzählte als ehrlich und objektiv. Ich neige dazu alles zu glauben, was mir diese Wirs erzählen. Spannend auch, wie "der Rechtsbeistand" uns das Denken und Fühlen dieser konkreten Anwältin schildert. Aus der Wir-Perspektive klingt es gleich anders.

Polizistin Lies wird Schwierigkeiten haben, professionell zu arbeiten, zu stark ist sie durch die Magersucht ihrer Tochter persönlich betroffen. Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht, aber zuerst schaue ich, was ihr geschrieben habt!
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Großartig zum Beispiel, als die Nacht das Erzähltempo beschleunigt und mal eben in einem Satz, der eine Seite dauert, alles herunterrattert.
Ja absolut. Auch wie das Wir vom Allgemeinen zum Persönlichen kommt und Widersprüche und Lügen aufdeckt. Ganz selbstverständlich, als gäbe es keinerlei Zweifel daran.
Moment sieht es mir nach einer Warnung vor den geistig abgedrehten Manipulatoren dieser Welt aus.
Könnte sein. Wir wissen es (noch) nicht.
bisher ein absolutes Lesehighlight mit
Jepp!!!!
Die Multiperspektivität wird in diesem Roman bisher perfekt genutzt und bekommt in Verbindung mit dem "Wir" ganz neue Dimensionen.
Genau das ist auch für mich ungewohnt, aber ungemein reizvoll!
aber in gewisser Weise mächtig - die Macht der Vielen.
Schön gesagt....
vielleicht sogar eine Objektivität suggeriert, die
..... genau das hat es für mich getan. Im Moment habe ich den Eindruck, diese "Wirs" sprechen die Wahrheit. Dieser Eindruck kann mich natürlich wunderbar in die Irre führen.
Das war jetzt mein Leserunden-Premieren-Beitrag - ich hoffe, ich habe es richtig gemacht: ich übe das noch mit dem Zitate einfügen
Du hast alles wunderbar gemacht und bereicherst unseren Kreis;)
Auch das Zitate-Einfügen klappt prächtig: Mehrere Zitate in einem Beitrag ist eigentlich etwas für Fortgeschrittene- insofern alles bestens. Ich persönlich finde deren Lesbarkeit etwas komfortabler, aber das mache jeder, wie er will;)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Polizistin Lies wird Schwierigkeiten haben, professionell zu arbeiten, zu stark ist sie durch die Magersucht ihrer Tochter persönlich betroffen. Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht, aber zuerst schaue ich, was ihr geschrieben habt!
Der Widerspruch dieses Kapitels hat mir sehr gut gefallen, anhand der Stimme der Fakten deutlich gemacht. Lies müsste sich berufsbedingt auf die reinen Fakten stützen, aber geht es uns nicht allen so, dass Erlebnisse, Sorgen, Ängste uns befangen machen, wie hier die Tochter, die auch hungert? Gibt es überhaupt einen Menschen, der sich von dieser Art der Beeinflussung freisprechen kann, die ja oft unbewusst stattfindet?
Dieses Buch bietet sehr viel Raum zum grübeln, auch wenn man es längst aus der Hand gelegt hat
 

luisa_loves-literature

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claudi-1963

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Eine sehr eigenwillige WG die da zusammengekommen ist um ohne Nahrung auszukommen. Wie kann man nur auf so eine Idee kommen, das man überleben kann ohne zu essen? Das ist ja klar, das dies irgendwann zwangsläufig zu Tode führt.

Lustig finde ich, das nicht nur die Mitbewohner und andere hier zu Wort kommen, sondern ebenso hier zum Beispiel das Brot.
Aber ich denke, das wenn so ein Hungerprozeß in Gang gesetzt wird, dann kann man irgendwann gar nichts mehr essen. So wie hier wo sie zwar das Brot anschaut, aber dann doch nichts isst.
Für Elisabeth wied das Ganze dann zum Verhängnis. Aber trifft die anderen wirklich eine Schuld? Eisabeth war doch alt genug um für sich zu entscheiden was sie tut. Wobei Melodie schon hier sehr bestimmend ist, nur die Frage ob sie die treibende Kraft war.

Das es eine Sekte ist glaube ich weniger, sondern es sind im Grunde alles Personen die dasselbe verfolgen. Allerdings eifern sie ja schon einem Guru nach. Was sie allerdings für einen Sinn hinter dem Hungern sehen ist mir noch nicht so ganz klar geworden.
Das dann auch noch die Tochter der Ermittlerin selbst hungert, erschwert vielleicht ihre Professionalität.
 
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