Wie gewohnt lese ich nicht wieder in den Klappentext hinein, habe also einige Monate keine Berührung mehr mit dem Buch gehabt und alles vergessen, was ich je wusste. Cover und Titel empfinde ich als sehr attraktiv, e macht neugierig.
Und dann der Einstieg: WAU!!!
Bereits im ersten Kapitel stirbt eine Frau. Das erzählt uns die Nacht. Schnell kommt man auf die Spur, dass es um Tod durch Unterernährung geht, dass es sich um eine sektenähnliche Kommune handelt, deren Sprecherin Melodie die anderen drei Mitbewohner, von denen eine nun tot ist, beeinflusst hat.
Aus verschiedenen Perspektiven (Nacht, Tatort, täglich Brot, Nachbarn, Rechtsbeistand, Fakten ) erfahren wir Leser immer mehr Details. Ich bin total begeistert von dieser Art des Erzählens und von diesem Einstieg in den Roman! Der Sprachduktus scheint mir in allen Perspektiven ähnlich zu sein. Das darf er aber auch, weil bislang ja nur Dinge zu Wort kommen, die keine eigene Stimme haben müssen. Bereits der erste Satz jedes Kapitels benennt die Erzählstimme, immer in der 1.Person Plural, was in starker Anlehnung zum Titel steht. Dadurch entsteht für mich eine große Intensität, ich empfinde das Erzählte als ehrlich und objektiv. Ich neige dazu alles zu glauben, was mir diese Wirs erzählen. Spannend auch, wie "der Rechtsbeistand" uns das Denken und Fühlen dieser konkreten Anwältin schildert. Aus der Wir-Perspektive klingt es gleich anders.
Polizistin Lies wird Schwierigkeiten haben, professionell zu arbeiten, zu stark ist sie durch die Magersucht ihrer Tochter persönlich betroffen. Ich bin extrem gespannt, wie es weiter geht, aber zuerst schaue ich, was ihr geschrieben habt!