Großartig!!! Ich hatte nach dem Klappentext etwas anderes erwartet - sozialkritisch, morbid, harter Realismus und was habe ich bekommen: bisher ein absolutes Lesehighlight mit dem Markenzeichen innovative Erzählstimmen, auf das ich persönlich wirklich so viel Wert lege.
Doch nicht nur durch die Erzählstimmen, die zudem auch noch unterschiedlich klingen, sondern auch durch das einnehmende "Wir" bietet "Wir sind das Licht" für mich etwas ganz Neues, das mich überrascht und begeistert.
Es geht mir also genauso wie Christian1977.
Der Text ist richtig gut geschrieben, ich finde ihn äußerst spannend, aber ich muss gestehen, dass dies weniger der Geschichte um unsere vier (jetzt nur noch drei) merkwürdigen Gestalten geschuldet ist, sondern, weil ich so ungeduldig bin zu erfahren, wer das nächste Kapitel erzählt. Ich bin da ganz derselben Meinung wie
eigentlich ist es "fast" egal, was da nun wirklich im Haus abgegangen ist, ich möchte wissen wen Frau Blees als nächstes auf die Bühne zerrt und im Wir-Modus reden lässt.
Die Multiperspektivität wird in diesem Roman bisher perfekt genutzt und bekommt in Verbindung mit dem "Wir" ganz neue Dimensionen.
Die Idee mit dem "Wir sind..." ist begeisternd, unverbraucht und fast poetisch. Ich finde nicht nur die Stimmen richtig gut angepasst an die jeweiligen Erzähler, auch inhaltlich ist es richtig gut ausgewählt. Bisher hat mich "Die Nacht" tatsächlich am meisten fasziniert und der Umstand, dass auf einmal nicht nur Objekte, sondern auch Menschen als Erzähler auftauchen, war noch eine zusätzliche gelungene Überraschung und ein Bonus. Hier ist nichts normal oder vorhersehbar und das ist wunderbar.
Der erste Satz bei Kontakt mit den (sehr gefährlichen) Borg
Ich kenne die Borg nicht (also noch ein Banause hier ;-), aber den Kollektivgedanken hatte ich auch beim Lesen. Das "Wir", dieser seltsame pluralis majestatis, hat für mich einen ganz deutlichen, beabsichtigen Effekt. Die Erzähler werden dadurch vielleicht nicht "sehr gefährlich", aber in gewisser Weise mächtig - die Macht der Vielen. Für mich schwingt auch immer etwas leicht Bedrohliches in diesem "Wir" mit, das auf mich fast wie ein Summen aus vielen Stimmen wirkt. Das "Wir" hebelt für mich die Individualität aus, es suggeriert stattdessen ein deutliches Maß an Einigkeit, einen Anspruch auf die Gültigkeit der Aussage, irgendwie auch Unantastbarkeit und Erhabenheit.
In Verbindung mit der Multiperspektivität wird so eine gewisse beobachtende Distanz erreicht und vielleicht sogar eine Objektivität suggeriert, die eigentlich gar nicht da ist, aber von der Vielstimmigkeit unterstützt wird. Das wären so meine ersten Eindrücke dazu.
Auf jeden Fall sehe ich "Die Nacht" jetzt mit anderen Augen!
sondern rege mich über das esoterische Geschwafel von Melodie auf
Ich mich auch - aber die Namenswahl ist genial!
Das war jetzt mein Leserunden-Premieren-Beitrag - ich hoffe, ich habe es richtig gemacht: ich übe das noch mit dem Zitate einfügen
falls ich lieber mit Einzelbeiträgen auf die Beiträge reagieren soll, sagt es mir bitte!