Was wir verbergen: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Was wir verbergen: Kriminalroman' von Arttu Tuominen
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Was wir verbergen: Kriminalroman"

Auf einen Nachtclub, den queere Partyleute gerne besuchen, wird ein Anschlag verübt. Ein Fanatiker, der sich in einem Bekennervideo als "Abgesandter" bezeichnet, hat Handgranaten in den Nachtclub geworfen. Fünf Menschen werden getötet und viele schwer verletzt. Kommissar Henrik Oksman von der Kripo in Pori übernimmt die Ermittlungen. Oksman war kurz vor dem Anschlag jedoch auch in dem Club - wovon niemand etwas wissen darf. Der Anschlag sorgt für große mediale Aufmerksamkeit. Im Internet verbreitet sich das Bekennervideo wie ein Lauffeuer, und die Foren quillen über vor Mutmaßungen, ob der Täter weiter morden wird. Und genau das muss Oksman verhindern: einen weiteren Anschlag.

Format:Broschiert
Seiten:368
Verlag: Lübbe
EAN:9783785728116

Rezensionen zu "Was wir verbergen: Kriminalroman"

  1. 5
    29. Apr 2023 

    Der Gesandte...

    Auf einen Nachtclub, den queere Partyleute gerne besuchen, wird ein Anschlag verübt. Ein Fanatiker, der sich in einem Bekennervideo als »Abgesandter« bezeichnet, hat Handgranaten in den Nachtclub geworfen. Fünf Menschen werden getötet und viele schwer verletzt. Kommissar Henrik Oksman von der Kripo in Pori übernimmt die Ermittlungen. Oksman war kurz vor dem Anschlag jedoch auch in dem Club - wovon niemand etwas wissen darf. Der Anschlag sorgt für große mediale Aufmerksamkeit. Im Internet verbreitet sich das Bekennervideo wie ein Lauffeuer, und die Foren quillen über vor Mutmaßungen, ob der Täter weiter morden wird. Und genau das muss Oksman verhindern: einen weiteren Anschlag. (Klappentext)

    Die wohl auf sechs Bände angelegte finnische River-Delta-Reihe stellt nicht nur die eigentliche Aufklärung der Verbrechen in den Mittelpunkt, sondern konzentriert sich ebenso auf die Psyche der handelnden Figuren und auf deren Entwicklung. Dies bezieht sich nicht allein auf den jeweiligen Täter / die Täterin, sondern auch und vor allem auf das Team der Ermittler:innen. Während im ersten Band ("Was wir verschwiegen") der leitende Kommissar Jari Paloviita im Fokus des Geschehens stand, ist es in diesem Folgeband sein Kollege Henrik Oksman.

    Die Kripo in Pori bekommt es diesmal mit einem schwierigen Fall zu tun. Auf einen Nachtclub wird ein Anschlag verübt, bei dem mehrere Menschen sterben und viele schwer verletzt werden. In dem Club "Venus" verkehren vor allem Schwule und Lesben, und in einem Bekennervideo äußert sich ein maskierter Mann zu dem gezielten Anschlag - mit Bibelzitaten. Dumm ist nur, dass Henrik Oksman wenige Stunden vor dem Anschlag selbst in eben diesem Club war. Eine Tatsache, die er um jeden Preis verbergen will - niemand soll von seiner sexuellen Neigung erfahren. Und als ob dieser Stress nicht reicht, wird der Anschlag als terroristischer Akt eingestuft und der örtlichen Polizei eine höherranginge Polizeieinheit vor die Nase gesetzt. Die Devise lautet: ermitteln ja, entscheiden nein. Was die Sache für Henrik Oksman und seine Kolleg:innen nicht leichter macht...

    Oksman ist ein eigentümlicher Charakter. Er ist überaus korrekt, hält sich körperlich akribisch fit, hat panische Angst vor Bakterien und isst nur eingeschweißte Lebensmittel. Zuweilen agiert er nahezu zwanghaft, v.a. in Stresssituationen, und zeigt sich in sozialen Belangen eher unbeholfen. Er kann sich alles merken, und um dies zu verbergen, hantiert er ständig mit einem Stift und einem Notizbuch herum, die er jedoch keineswegs benötigt. Auch durch seine Merkfähigkeit ist Oksman in der Lage, Beziehungen zwischen Fakten zu knüpfen, die sonst niemand bemerken würde - gerade diese Fähigkeit bringt die Ermittlungen diesmal mehr als einmal voran.

    Während man anfangs ähnlich wie viele Polizeikolleg:innen Oksmans Verhalten eher kopfschüttelnd betrachtet und womöglich belächelt, wird im Verlauf deutlich, wie einsam er im Grunde ist. Selbstgewählt, selbstredend, doch je mehr man von den Hintergründen und der Vergangenheit erfährt, desto mehr vergeht einem das Lächeln und macht einer echten Betroffenheit Platz. Überhaupt gelingt es Arttu Tuominen, einzelne Szenen derart atmosphärisch und bedrückend zu schildern, dass von Gänsehaut bis zu Tränen in den Augen beim Lesen alles dabei ist. Und wer nun denkt, das sei ja viel Privatleben in einem Krimi: ja. Das ist es in der Tat. Aber es passt einfach, und es hat auch einen deutlichen Bezug zum Fall an sich.

    Dieser Fall ist nicht nur wieder düster, grausam und voller menschlicher Abgründe, sondern er greift auch gesellschaftskritische Themen auf und nennt unbequeme Dinge beim Namen: Homophobie, die Scheinheiligkeit der Kirche, Fanatismus, Neonazis, Rechtsruck in der Bevölkerung, die Gefahren der sozialen Medien u.a.m. Auch dies geschickt verwoben mit den anderen Handlungsebenen, so dass es nicht belehrend oder anklagend wirkt, aber all das steht eben unübersehbar im Raum.

    Auch wenn es im Mittelteil für mein Empfinden wieder einige Längen gab, hat mich der Krimi insgesamt doch rundum überzeugt. Gegen Ende nimmt die Spannung noch einmal gravierend zu, und auch die Geschehnisse nach dem Showdown lassen einen nicht kalt. Überhaupt nicht. Oksman jedenfalls wünsche ich nun alles Glück der Welt - zumindest ein klein bisschen davon. Vielleicht ist er nun auf dem Weg...

    © Parden

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