Tief eingeschneit

Rezensionen zu "Tief eingeschneit"

  1. Ein facettenreiches Lesevergnügen

    „Gamache wusste, dass dieses Rätsel, wie bei jedem Mord, vor langer Zeit begonnen hatte. Das hier war weder der Anfang noch das Ende.“ (Zitat Seite 91)

    Inhalt
    Three Pines ist ein kleines, verstecktes Dorf in den Eastern Townships, weniger als neunzig Autominuten von Montreal entfernt. Jetzt, während der Weihnachtszeit, ist alles mit einer dicken, weißen Schneedecke bedeckt. Einer der Höhepunkte der Aktivitäten der Dorfgemeinschaft während der Weihnachtstage ist das Curling-Turnier und vor allem der Moment zum Abschluss, wenn Mother das Haus räumt. Was damit gemeint ist, ist eines der vielen Rätsel, die auch Chief Inspector Armand Gamache, Leiter der Mordkommission der Sûreté du Québec, lösen will, denn genau in diesem besonderen Augenblick, als alle gebannt auf die Eisbahn schauen, passiert ein Mord.

    Thema und Genre
    Dieser Kriminalroman spielt in Kanada und ist der zweite Band aus der Serie um Chief Inspector Armand Gamache. Themen sind menschliches Verhalten, Erfahrungen und Gefühle, die Menschen prägen und Ermittlungen, die genau in diesen Konflikten die Hintergründe einer Tat suchen.

    Charaktere
    Es sind mit allen ihren Eigenheiten liebenswerte Figuren, die in dem verschlafenen, meistens friedlichen und gemütlichen kleinen Ort Three Pines leben. Armand Gamache fragt als Ermittler immer erst nach dem „Warum?“, später erst nach dem „Wer?“. Seine Antworten sucht er in der Vergangenheit und Gefühlen, die dort entstanden sind.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung spielt in der aktuellen Zeit, in welcher der Roman geschrieben wurde, wird chronologisch erzählt. In den Büchern dieser Autorin geht es nie nur um eine Tat und die damit verbundenen Ermittlungen. Sie führt uns gleichzeitig auch mitten in das gesellschaftliche Dorfleben und ergänzt die Geschichte mit eindrücklichen Schilderungen von Landschaft, Natur und den Menschen mit ihren persönlichen Konflikten und Entscheidungen, vor die sie gestellt wurden und werden. Sie alle entwickeln sich weiter und wir folgen ihrem Weg in jedem Buch dieser Serie. Gleichzeitig zu den laufenden Ermittlungen verläuft eine Parallelgeschichte, da Gamache in der jüngeren Vergangenheit aus persönlicher Überzeugung eine Entscheidung getroffen die, welche die Sûreté intern in zwei Lager spaltet. Der Schreibstil der Autorin ist im Original sehr elegant und mit Vergnügen zu lesen, dagegen wirkt die deutsche Übersetzung leider etwas plump. Dies mag auch daran liegen, dass die englische Sprache feiner nuanciert, unterschiedliche Ausdrücke hat, um etwas genauer auszudrücken, wo die deutsche Sprache nur einen einzigen Ausdruck kennt und für weitere Definitionen zusätzliche Nebensätze braucht, oder aber darauf verzichtet. Wer englische Bücher auch in der Originalsprache liest, sollte dies bei Louise Penny unbedingt tun.

    Fazit
    Ein facettenreicher, packender Kriminalroman, der auch durch die Vielfalt der Themen und kauzige, unkonventionelle Figuren überzeugt.

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  1. Gute Unterhaltung, aber...

    Nachdem ich vor einigen Wochen den ersten Band der Reihe gelesen und für gut befunden habe, war nun der zweite an der Reihe. Wieder kehrt Inspector Gamache ins auf den ersten Blick so beschauliche Three Pines zurück, wo erneut ein Mord passiert ist. Auf äußerst raffinierte Weise wird die zugezogene, zickige CC de Poitiers getötet, eine Frau, die mit ihrer arroganten Art so ziemlich jeden ihrer Mitbewohner gegen sich aufgebracht hat. Der Leser begegnet ebenso wie Gamache zahlreichen bekannten Menschen, die alle auf ihre, manchmal auch verschrobene Art, liebenswert erscheinen, aber eben auch potentiell Verdächtige sind. Gleichzeitig ermittelt Gamache inoffiziell im Fall einer ermordeten Stadtstreicherin, eine Art Wettbewerb mit einem befreundeten Kollegen, mit dem er in der Weihnachtszeit Akten über nicht gelöste Fäälle des vergangenen Jahres ausstauscht. In diesem Fall gilt es zunächst, den Namen des Opfers herauszufinden. Doch der erste Fall erfordert die Anwesenheit des Inspectors in Three Pines, wo er sich im Hotel des homosexuellen Paares Olivier und Gabri einquartiert. Sehr spät erkennt Gamache dort den Zusammenhang zwischen den beiden Fällen.

    Wie schon im Vorgängerroman unterhält die Autorin den Leser auf spannende und unterhaltsame Weise, wobei auch die Darstellung der diesmal winterlichen kanadischen Landschaft nicht zu kurz kommt. Aber dennoch gibt es zwei Aspekte, die mich als Leser etwas gestört haben. Einerseits wird mit zahlreichen Andeutungen eine Nebenhandlung angedeutet, deren Ursache zumindest gegen Ende des Romans verdeutlicht wird und die, wie der Klappentext des dritten Romans nahe legt, der schon auf meinem Lesetisch liegt, ihre Lösung bringt (so hoffe ich jedenfalls). Andererseits nerven einige pseudophilosophische und pseudoreligiöse Ausflüge der Autorin, so glauben sowohl Gamache als auch eine der Nebenfiguren, eine Begegnung mit Gott gehabt zu haben, der sich in Menschen manifestiert habe. Meiner Ansicht nach braucht die Reihe das nicht.

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