Der Arm des Kraken

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Arm des Kraken' von Christoph Peters
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Arm des Kraken"

Seit fünfzehn Jahren ist Annegret Bartsch Kommissarin im Vietnamdezernat der Berliner Polizei – seit zehn Jahren hat sie niemanden mehr vor Gericht gebracht. Während der Job sie zunehmend frustriert, wachsen zugleich die Spannungen zu Hause. Ihr Mann entpuppt sich als nörgelnder Eigenbrötler, die 8-jährige Tochter Lizzie geht ihr zunehmend auf die Nerven. Als der Japaner Yuki O. erschossen im Teich einer Parkanlage aufgefunden wird, steht Annegret Bartsch zunächst vor einem Rätsel. Vieles deutet darauf hin, daß Yuki O. zur japanischen Yakuza gehört hat und mit den Clans der vietnamesischen Mafia aneinandergeraten ist. Ihre Ermittlungen führen die Kommissarin in ein Labyrinth von vietnamesischen Gastronomiebetrieben, Import-Export-Firmen, Lebensmittelhandlungen und Blumenläden. Doch mit wem sie auch spricht: Überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
EAN:9783630873206

Rezensionen zu "Der Arm des Kraken"

  1. 4
    26. Aug 2016 

    Klein Vietnam

    Im Berliner Vietnamesen Viertel wird die Leiche eines Japaners gefunden. Ein unerwarteter Fund, der nicht ins ruhig gewordene Bild passt. Der Tote trägt Tattoos wie sie von der Yakuza bekannt sind. Sollte sich da ein neuer Krieg unter verschiedenen Sparten des organisierten Verbrechens anbahnen? Kommissarin Annegret Bartsch, die seit über zehn Jahren in der Vietnam-Kommission beschäftigt ist und sich dort allmählich wie auf dem Abstellgleis vorkam, muss nun alle Kräfte zusammentrommeln. Was sie zunächst nicht weiß, ein weiterer Japaner ist in Berlin angekommen, um die Umstände des Todes seines Protegé Yuki zu klären.

    Zunächst einmal muss die Zuständigkeit für den Fall geklärt werden, denn weil es unter den Vietnamesen so lange ruhig war, fühlt sich das normale Morddezernat zuständig. Die jahrelang gesammelten Spezialkenntnisse von Annegret Bartsch werden vermeintlich erstmal nicht gebraucht. Inzwischen begibt sich Fumio Onishi auf die Spuren seines ehemaligen Schützlings. Was hatte dieser vor? Hat er sich von der Organisation abgewandt? Wollte er etwa eigene Geschäfte aufziehen? Onishi beginnt Fragen zu stellen, zunächst bei den möglichen Freunden und Bekannten Yukis und natürlich auch bei dessen Freundin. Nikola, eine Deutsche, scheint größeren Einfluss auf Yuki gehabt zu haben als üblich.

    Die Wege von Kommissarin Bartsch und Fumio Onishi führen aufeinander zu und sind doch von einander getrennt. Um das klar zu machen, wähl Christoph Peters ein Stilmittel, dass die beiden Handlungsstränge eindeutig voneinander abgrenzt. Allerdings wird die Lektüre durch die ohne Punkt formulierten Gedanken der Kommissarin nicht unbedingt einfacher. Ob absichtlich herbei geführt oder nicht, so wendet sich die Sympathie beinahe automatisch mehr dem Killer Onishi zu, der planvoller und mit mehr Übersicht vorzugehen scheint. Fraglich, ob überhaupt die Möglichkeit besteht, den Fall wirklich zu klären. Vermutlich spielen verschiedenste Parteien sich gegeneinander aus. Die Polizei möchte in diesem Spiel gerne die lachende Dritte sein. Doch wer ist mit seinen Gedankenspielen einen Schritt voraus?

    Asiaten in der Bundeshauptstadt, Geschäfte, die ohne Kunden auskommen und doch ordentlich Umsatz bringen. Zonen, die unter verschiedenen Gruppen aufgeteilt sind. Ist da eine Parallelgesellschaft entstanden, deren Abläufe nicht einmal die Polizei richtig durchblickt? Lösen sie ihre Probleme lieber selbst, ohne die Staatsgewalt hinzuzuziehen? Ein spannender und ungewöhnlicher literarischer Ausflug, allerdings kein Kriminalroman im üblichen Sinne. Denn so wie die Polizei nicht alles durchdringt, so bleibt auch dem Leser einiges verborgen. Tatsächlich ist der Weg eher das Ziel, ein Weg, der fesselt.

    Teilen