Rezension Rezension (4/5*) zu Ein Schlag ins Gesicht von Franz Dobler.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Ex-Bulle

Zweimal ist einmal zu viel. Robert Fallner hat den Polizeidienst verlassen. Die Therapie hat irgendwie nichts gebracht und Fallner ist froh, dass er in dem Privatermittlungs- und Sicherheitsdienst seines älteren Bruders anfangen kann. So viel anders ist das auch nicht, denn viele Ex-Bullen arbeiten da. Die Trennung von seiner Freundin hat er ebenfalls noch nicht verschmerzt. Da kommt die Sache mit der abgehalfterten Softpornodarstellerin genau richtig. Die Schauspielerin fühlt sich von einem Stalker verfolgt. Allerdings ist die Beweislage so unklar, dass die Polizei nicht wirklich eingreifen kann. Fallner bekommt den Auftrag zugewiesen, die Diva zu beschützen und gleichzeitig zu versuchen, den Stalker dingfest zu machen.

In diesem zweiten Roman um Robert Fallner lässt Franz Dobler seinen Helden an einem Tiefpunkt ankommen. In düsterer und mit den Jahren heruntergekommener Umgebung lässt er Fallner wandeln. Die Wohnung halbleer, die Kneipen nicht mehr das, was sie mal waren, die Zeit des Punk auch irgendwie vorbei. Genau in dieses Bild passt die ältliche Schauspielerin, deren so genannte Karriere auch schon bessere Tage gesehen hat. So richtig glaubt ihr niemand, dass tatsächlich eine Bedrohung besteht. Fallner versucht zunächst, sich darüber klar zu werden, ob er sich hier einer übersensiblen Person gegenüber sieht, die vielleicht wegen des früheren Rauschmittelkonsums, zu viel in harmlose Dinge hinein interpretiert oder ob die Schauspielerin einer echten Bedrohung ausgesetzt ist. So lange die Firma für den Auftrag bezahlt wird, kann Fallner seine Nachforschungen anstellen.

Unverblümt schildert Dobler Fallners Erleben nach dem Absturz, sein Hadern mit sich und dem Rest der Welt, die Umgewöhnung vom Staatsdienst zum privaten Ermitteln, seine Beschäftigung mit der Lebensgeschichte der Schauspielerin und mit seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart. Plakative Sprache, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Man fühlt sich mittendrin in Fallners Welt, erspürt seine Ängste, seine Zerrissenheit, aber auch seinen knochentrockenen Humor. Ein ums andere Mal scheint er die Distanz zu seinem Fall aber auch die zu seiner Ex-Freundin zu verlieren. Und dennoch lässt es ihn nicht los, er will einfach wissen, was hinter den Übergriffen steckt, denen sich die Klientin ausgesetzt sieht. Und mit ihm wissbegierig bleibt der Leser, der manchmal verblüfft stutzt ob dieses Krimis, der sehr hard boiled daherkommt, gleichzeitig bissig und witzig.



 

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