Die Allgemeinmedizinerin Elin ist Mitte 50 und seit ungefähr 20 Jahren mit Aksel verheiratet. Finanziell geht es ihnen gut. Doch seit die Kinder aus dem Haus sind, stellt sich immer mehr heraus, dass die beiden nicht viel verbindet. Aksel pflegt ausgiebig sein Hobby Skilanglauf und Elin verbringt ihre Zeit mit Alkohol vor dem Fernseher. Frustriert und wieder einmal alkoholisiert meldet sich Elin über die sozialen Medien bei ihrem Jugendfreund Bjørn, der sofort antwortet. Sie verabreden sich und ihre Beziehung blüht wieder auf – genauso wie Elin. Ihr langweiliges Leben bekommt neuen Schwung. Als Aksel davon erfährt, zieht Elin in ihre Praxis.
In jede Ehe schleicht sich irgendwann der Alltag ein und wenn man nicht bewusst an dem Miteinander arbeitet, kommt es zu Enttäuschungen und Frustration. Kleine Unzulänglichkeiten werden zum großen Problem. Man macht sich Gedanken, ob das wohl alles im Leben war und ob es so weitergehen soll.
So ergeht es auch Elin. Sie entkommt dem immer gleichen Alltagstrott durch Bjørn. Doch da ist auch die langjährige Beziehung zu Aksel, die sie nicht so einfach abschütteln kann. Wie werden sich Elin und Bjørn entscheiden?
Die Autorin Nina Lykke erzählt das alles gescheit und authentisch. Ihr Erzählstil ist gut zu lesen, oft direkt und humorvoll. Auch wenn sie die menschlichen Schwächen geschickt aufs Korn nimmt, wird man doch nachdenklich.
Nachdenklich, zynisch, unterhaltsam!
Über menschliche Schwächen
Elin, die Protagonistin des Romans "Alles wird gut" der Norwegerin Nina Lykke ist Mitte 50, seit 20 Jahren Allgemeinärztin und genauso lange mit Aksel verheiratet, ebenfalls Mediziner. Das Paar ist gut situiert und hat zwei erwachsene Töchter, die schon längst auf eigenen Füßen stehen, weshalb sich Elin und Aksel nun entspannt ihrem Leben widmen können, ohne Rücksicht auf Kinder nehmen oder sich finanzielle Sorgen machen zu müssen.
Aksel hat vor einiger Zeit das Skifahren für sich entdeckt. Nun verliert er sich im Sport, fährt von Wettkampf zu Wettkampf und Elin lässt ihn gewähren. Schließllich hat sie mit sich selbst genug zu tun. Tagsüber schlägt sie sich mit ihren Patienten rum, und abends entspannt sie beim Fernsehen und Weißwein - von beidem reichlich. Mit der Zeit stellt Elin fest, dass sie nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit ihrem Mann hat, aber vielleicht ist das bei selbstbewussten und unabhängigen Ehepartnern nicht ungewöhnlich.
Eines Tages taucht Elins Verflossener Bjorn auf, mit dem sie in Jugendjahren liiert war, und von dem sie sich wegen Aksel getrennt hat. Bjorn, ebenfalls verheiratet, mit Kindern und Enkelkindern, übt auf Elin einen Reiz aus, den Aksel schon längst eingebüßt hat. Die Beiden fangen miteinander ein Verhältnis an.
Der Roman "Alles wird gut" setzt ein, als die verbotene Beziehung zwischen Elin und Bjorn bereits seit einem Jahr anhält. Elin kommt an einen Punkt, an dem sie sich für einen Mann und somit dem weiteren Verlauf ihres Lebens entscheiden muss. Und sie macht sich die Entscheidung nicht einfach. Ob am Ende alles gut wird, wird sich zeigen.
In der Rückblende erzählt Elin die Geschichte ihrer Ehe, ebenso wie die des Jahres ihrer Beziehung mit ihrem Liebhaber. Unweigerlich kommt es zu gedanklichen Gegenüberstellungen zwischen den beiden Männern. Keine Frage, Elin ist mit ihrem Leben, das sie an der Seite von Aksel führt und das sie verständlicherweise als eintönig empfindet, unzufrieden. Es sind die Gedanken einer Frau, die kurz vor ihrem Lebensabend steht und sich natürlich fragt, was das Leben ihr noch zu bieten hat. Dabei entpuppt sich die gute Elin als eine sarkastische Zynikerin, die mit sich und ihrem Leben - privat und beruflich - abrechnet.
Sie holt zum Rundumschlag aus, denn sie konzentriert sich nicht nur auf ihre eigenen Befindlichkeiten, sondern nimmt sich auch ihren beruflichen Alltag vor. Es scheint, dass sie die Lethargie, die sich über die Jahre bei ihr entwickelt hat, ablegt. Sehr zum Leidwesen vieler ihrer Patienten, denen sie früher immer verständnisvoll und zurückhaltend begegnet ist. Plötzlich nimmt sie kein Blatt mehr vor den Mund und begegnet ihren Patienten mit einer Aufrichtigkeit, die für Irritationen und Empörung sorgt, für den Leser aber sehr lustig ist.
Dieser Roman ist also die Geschichte einer Frau in den besten Jahren, die an einem Wendepunkt in ihren Leben steht. Die Geschichte kann genauso als Satire auf unsere heutige Wohlstandsgesellschaft verstanden werden. Egal wie man dieses Buch liest, es ist auf alle Fälle ein Roman, der sehr unterhaltsam ist.
Nina Lykke legt dabei einen eigenwilligen Humor an den Tag. Das Skelett, das zu Anschauungszwecken in Elins Behandlungszimmer steht, und das als Beichtvater, Seelsorger und Elins Kritiker herhalten muss - denn der Knochenmann spricht mit Elin! - ist dabei sicherlich das humoristische Highlight dieses Romans.
Fazit:
Ein Roman der menschlichen Schwächen, denn Nina Lykke menschelt in ihrem Roman, indem sie die Schwächen ihrer Figuren in den Mittelpunkt rückt, allerdings ohne verurteilend zu sein. Durch ihren eigenwilligen Humor bringt sie den Leser dazu, auf diese Schwächen mit viel Verständnis und Wohlwollen zu reagieren. Für "Alles wird gut" ist die Autorin mit dem Norwegischen Buchpreis ausgezeichnet worden.
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