Wenn die Kuckuck zweimal klingelt

Buchseite und Rezensionen zu 'Wenn die Kuckuck zweimal klingelt' von Katja K.
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wenn die Kuckuck zweimal klingelt"

Diskussionen zu "Wenn die Kuckuck zweimal klingelt"

- parden vor 9 Jahre
Autor:
Format:Broschiert
Seiten:256
EAN:9783956490682

Rezensionen zu "Wenn die Kuckuck zweimal klingelt"

  1. 4
    01. Jan 2015 

    Einsichten in den Gerichtsvollzug...

    Wenn die Kuckuck zweimal klingelt, stecken sie bereits tief in ihren persönlichen Finanzkrisen: der hochverschuldete Promi-Fußballer, die spielsüchtige Baronesse, die Puff-Mutter, die schrille Operndiva und der Spinnenmann ... sogar Tote tauchen wieder auf! Tränen, Gezeter und sogar körperliche Attacken sind ebenso vorprogrammiert wie gnadenlos Witziges, Skurriles und haarsträubend Schrilles. Aber hol´s der Kuckuck: Selten ist alles verloren, denn Menschen hoffen und handeln und finden Wege.

    Irgendwann mal habe ich bei so einem privaten TV-Sender in eine laufende Reality-Show reingezappt, bei der es um den Alltag und die Erlebnisse von Gerichtsvollziehern ging. Ähnliches erwartete ich auch bei diesem Buch: dass es vor allem die Neugier sensationslüsterner und schaulustiger Zuschauer bzw. Leser bedienen würde.
    Nun, natürlich berichtet Katja K. (K. wie 'Kuckuck') nicht allein von der nicht immer spannenden Routinearbeit als Gerichtsvollzieher, sondern schildert schon besondere Fälle aus ihrer langjährigen Praxis. Außergewöhnlich ist hier, dass es sich bedingt durch ihr Einzugsgebiet (eine eher wohlhabende Wohngegend in München) oft nicht um die Klienten handelt, die man hier wohl am ehesten erwarten würde: Arbeitslose, HartzIV-Empfänger, Sozialfälle. Die kommen auch vor, unbenommen, aber vor allem sind es hier die Reichen und Schönen, bei denen es mit der Zahlungsmoral etwas hapert.

    Neben dem ungewohnten Klientel war es oft der Umgang der Gerichtsvollzieherin mit den Schuldnern, der mich überrascht hat. Keineswegs als 'sturer Hund', der, nur die Dollarzeichen in den Augen, weder nach links oder rechts schaut, nur um an das Geld zu kommen, versucht Katja K. stets, auch den Menschen hinter den Schulden zu sehen - auch wenn der Mitleidsbonus sich naturgemäß in Grenzen halten muss.
    Ziel ist es offensichtlich nicht, jemanden in auswegloser Lage noch weiter in den finanziellen Ruin zu treiben, sondern nach Möglichkeit gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die den Weg aus diesem Dilemma bedeuten. Interessant fand ich auch die unterschiedlichen Gründe, weshalb es zu dem Zahlungsverzug kam. Miese Tricks zur Vermeidung der Zahlung des Kindesunterhalts kommen hier ebenso vor wie Heiratsschwindler-Opfer, Internetfallen, Spielsucht oder fehlerhaftes Marketing. Auch wenn manches durchaus überzogen wirkt, steht für mich hier der menschliche Aspekt im Vordergrund, nicht der Voyeurismus. Und das hat mir gefallen...

    Flüssig zu lesen, abwechslungsreich und interessant - eine nette Lektüre für Zwischendurch!

    © Parden

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