Der Trick (detebe)

Und wieder gelingt Delphine de Vigan ein absolut berührendes, ein richtig intensives und ein psychologisch dichtes Buch! Ein trauriges und erschütterndes Buch! Denn Delphine de Vigan gelingt es wie kaum einer anderen Autorin in ihren wunderbaren Büchern Menschen so authentisch, so lebendig und auch so intensiv zu zeichnen. Und auch ihr besonderes Augenmerk auf menschliche Dramen und ihre sehr eindringliche Zeichnung von menschlichen Höllen ist einzigartig. Delphine de Vigan ist eine Autorin, die sich in mein Herz schreibt, deren Bücher die wichtigsten Plätze in meinen heiligen Bücherhallen erhalten und Delphine de Vigan ist eine Lieblingsautorin geworden. Schon mit "Das Lächeln meiner Mutter" hat sich die französische Autorin in mein Herz geschrieben und auch die weiteren Romane von ihr treffen mich tief. 5 Bücher kenne ich bisher von ihr und alle 5 Bücher sind 5-Sterne-Bücher für mich. Was eine deutliche Ansage ist!
Hier in diesem Buch widmet sich Delphine de Vigan dem 12-jährigen Théo, einem Scheidungskind. Durch die Trennung der Eltern und dem folgenden Verhalten der beiden Elternteile, dem kalten und herzlosen Verhalten der traumatisierten und verletzten Mutter und dem Verfall des Vaters ist das dazwischenstehende Kind ebenso schwer traumatisiert. Das Kind sieht in seinem hoffnungslosen Leben keinen Anker, keine Liebe und möchte am liebsten verschwinden, nichts mehr spüren, sucht Hilfe beim Tröster Alkohol. Nach außen versucht der Junge den Schein zu wahren und das gelingt ihm gut. Nur sein Freund Mathis weiß von dem Alkohol und bemerkt teilweise den familiären Hintergrund. Nur ist Mathis ein Kind und schlägt auch aus einer Kameradschaft zu Théo keinen Alarm, ist loyal. Wie auch Théo loyal zu seinem Vater und seiner Mutter ist. Eine zerstörerische Loyalität! Nur die Lehrerin Hélène schöpft Verdacht, irgendetwas stimmt in ihren Augen hier nicht, sie fühlt sich an eigenen Traumata erinnert und sie ruht trotz Misserfolgen nicht, sie versucht zu helfen.
In diesem doch recht kurzen Buch eröffnet sich der Leserschaft ein immenses Grauen, von dem man hofft, dass es unreal ist! Aber wer mit offenen Augen durch seine Umgebung geht, wird bemerken, dass es überall unglückliche Familienkonstellationen gibt und oft zufriedenstellende Hilfestellungen aus den verschiedensten Gründen fehlen. Ein Buch mit einer schwerwiegenden Gesellschaftskritik! Ob dieses Buch etwas ändert? Wer weiß!
Schon der Beginn des Romans ist wunderbar: Eine äußerst differenzierte, bewegende und zum Nachdenken anregende Definition des Begriffs Loyalitäten. Sie war es wert, mehrmals gelesen und sogar vorgelesen zu werden. Sie regte zum Gedankenaustausch an, noch bevor das Buch überhaupt richtig begonnen hat.
Zum Inhalt möchte ich nicht allzu viel verraten. Es geht um den Jungen Théo, der zu einer letztendlich lebensbedrohlichen Strategie greift, um die ihn überfordernden und unter extremen Druck setzenden familiäre Probleme zu ertragen und es geht um eine Ehefrau und Mutter, die mit dem Doppelleben ihres Mannes konfrontiert wird. Beide Stränge sind raffiniert miteinander verknüpft, wobei die aufgrund eigener schmerzlicher Erfahrungen besonders aufmerksame Lehrerin von Théo eine wichtige Rolle spielt.
Delphine de Vigan verwendet eine einfache, leicht verständliche und gleichzeitig schöne Sprache, sowie Bilder und Metaphern, die ein lebendiges und buntes Szenario vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Den allfreitäglichen Pflicht-Umzug Théos von der Mutter zum Vater beschreibt sie z. B. als Umzug von einer Welt in die andere, als Reise vom einen Ufer zum anderen - ohne Brücke und ohne Fährmann.
Durch die kurzen Kapitel, in denen jeweils die Sicht einer anderen Person im Mittelpunkt steht und die jeweils aus einer anderen Erzählperspektive geschrieben sind, wird der kurze Roman sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Das schmale Buch ist ein packender Page Turner, der gegen Ende noch einmal mächtig an Fahrt aufnimmt. Die Spannung steigert sich. Ich fragte mich bis zuletzt: wie endet das bloß?!
Delphin de Vigan zeigt anschaulich, wie sehr Loyalitäts- und Solidaritätsgefühle hemmen können und wie unerträglich und gefährlich innere Konflikte sein können, die sich daraus ergeben.
Einen Kritikpunkt sehe ich darin, dass die Autorin diese kurze Geschichte mit dramatischen Themen überfrachtet. Sie packt sämtliche aktuelle und brisante Themen hinein, angefangen von der problematischen Seite des Hausfrauendaseins und der Schwierigkeit kinderloser Frauen über Schwierigkeiten von Kindern von getrennten Eltern bishin zu Gewalt, Alkohol und Rassismus.
Die Geschichte ist gespickt mit schweren Themen und trotzdem gelang es der Autorin, mich zu fesseln, so dass ich kaum so schnell blättern konnte, wie ich lesen wollte.
Man sollte sich in einer emotional stabilen und ausgeglichenen Lage befinden, um die ernste und schwere Thematik zu ertragen und man sollte Lust haben und Interesse verspüren, sich mit eben diesen Themen zu eben diesem Zeitpunkt zu beschäftigen.
Wenn beides gegeben ist, dann ist es eine, meines Erachtens, interessante, fesselnde und zum nachdenken anregende, wichtige Lektüre.
Ich empfehle sie gern weiter.
Schon der Beginn des Romans ist wunderbar: Eine äußerst differenzierte, bewegende und zum Nachdenken anregende Definition des Begriffs Loyalitäten. Sie war es wert, mehrmals gelesen und sogar vorgelesen zu werden. Sie regte zum Gedankenaustausch an, noch bevor das Buch überhaupt richtig begonnen hat.
Zum Inhalt möchte ich nicht allzu viel verraten. Es geht um den Jungen Théo, der zu einer letztendlich lebensbedrohlichen Strategie greift, um die ihn überfordernden und unter extremen Druck setzenden familiäre Probleme zu ertragen und es geht um eine Ehefrau und Mutter, die mit dem Doppelleben ihres Mannes konfrontiert wird. Beide Stränge sind raffiniert miteinander verknüpft, wobei die aufgrund eigener schmerzlicher Erfahrungen besonders aufmerksame Lehrerin von Théo eine wichtige Rolle spielt.
Delphine de Vigan verwendet eine einfache, leicht verständliche und gleichzeitig schöne Sprache, sowie Bilder und Metaphern, die ein lebendiges und buntes Szenario vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Den allfreitäglichen Pflicht-Umzug Théos von der Mutter zum Vater beschreibt sie z. B. als Umzug von einer Welt in die andere, als Reise vom einen Ufer zum anderen - ohne Brücke und ohne Fährmann.
Durch die kurzen Kapitel, in denen jeweils die Sicht einer anderen Person im Mittelpunkt steht und die jeweils aus einer anderen Erzählperspektive geschrieben sind, wird der kurze Roman sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Das schmale Buch ist ein packender Page Turner, der gegen Ende noch einmal mächtig an Fahrt aufnimmt. Die Spannung steigert sich. Ich fragte mich bis zuletzt: wie endet das bloß?!
Delphin de Vigan zeigt anschaulich, wie sehr Loyalitäts- und Solidaritätsgefühle hemmen können und wie unerträglich und gefährlich innere Konflikte sein können, die sich daraus ergeben.
Einen Kritikpunkt sehe ich darin, dass die Autorin diese kurze Geschichte mit dramatischen Themen überfrachtet. Sie packt sämtliche aktuelle und brisante Themen hinein, angefangen von der problematischen Seite des Hausfrauendaseins und der Schwierigkeit kinderloser Frauen über Schwierigkeiten von Kindern von getrennten Eltern bishin zu Gewalt, Alkohol und Rassismus.
Die Geschichte ist gespickt mit schweren Themen und trotzdem gelang es der Autorin, mich zu fesseln, so dass ich kaum so schnell blättern konnte, wie ich lesen wollte.
Man sollte sich in einer emotional stabilen und ausgeglichenen Lage befinden, um die ernste und schwere Thematik zu ertragen und man sollte Lust haben und Interesse verspüren, sich mit eben diesen Themen zu eben diesem Zeitpunkt zu beschäftigen.
Wenn beides gegeben ist, dann ist es eine, meines Erachtens, interessante, fesselnde und zum nachdenken anregende, wichtige Lektüre.
Ich empfehle sie gern weiter.
Inhalt:
Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. In ihren Augen ist also so weit alles gut. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, doch wie soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, aber Théo ist sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch seinem großen Bruder in den Rücken fallen, denn der besorgt den Alkohol für die Minderjährigen. Und er ist es auch, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.
Fazit:
Es wird die Gesellschaft mit ihren Abgründen präsentiert - was definitiv zum Nachdenken anregt - somit kein Buch für Zwischendurch, sondern ein Buch mit einer Botschaft. Es sind alltägliche Menschen, denen wir selber begegnen könnten, denen wir zuhören könnten, bei denen wir nicht wegschauen sollten. Wie prägen Erfahrungen die eigene Wahrnehmung? Ist man loyal?
Mit den Worten und der Botschaft dieses Buches wird man als Leser direkt berührt - der Schreibstil ist flüssig und geht sehr Nahe.
Theo ist 12 Jahre alt, er ist der Junge, der Alkohol trinkt, als ob er daran sterben möchte. Einsam ist er, aufgerieben zwischen den geschiedenen Eltern, die es nicht mehr schaffen den anderen auch nur beim Namen zu nennen. Sein einziger Freund ist sein Schulkamerad Mathis. In den Schulpausen oder auch nach der Schule trinken sie gemeinsam. Mathis will, kann mit niemanden darüber reden. Er will den Freund nicht verraten. Helene, die Klassenlehrerin erkennt, dass mit Theo etwas ganz und gar nicht stimmt, dringt aber weder zu dem Jungen noch zu dessen Mutter durch.
Ich liebe Delphine de Vigans Bücher, auch wenn sie stets traurig und schonungslos sind. Gerade, weil sie stets traurig und schonungslos sind. Mit ganz sensiblen Antennen spürt sie der Einsamkeit, der Verletzlichkeit ihrer Figuren nach. Behutsam führt sie uns in dieses Drama einer Kindheit. Die Loyalitäten, die die Beteiligten, gleich ob Kind oder Erwachsener, miteinander verbinden, sind falsch verstandenen Befehle, die sie befolgen, ohne den Befehl jemals gehört zu haben. Die Autorin beschreibt einfühlsam desillusionierte Menschen in ihrer Ausweglosigkeit. Die Kinder, die Mütter, die Lehrerin erhalten eine Stimme, die aber keiner hört oder verstehen will.
Es sind alltägliche Menschen, denen wir selber begegnen könnten, denen wir zuhören könnten, bei denen wir nicht wegschauen sollten.
Delphine de Vigan berührt mit wenigen aber dafür eindeutigen und präzise platzierten Worten. Es ist hohe literarische Kunst, auf wenigen Seiten ganz viele Emotionen zu transportieren.
Théo Lubin ist erst zwölfeinhalb Jahre alt und hat bereits ein Alkoholproblem. Seine Eltern haben sich scheiden lassen. Nun kümmert sich der Junge um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. Théos Lehrerin Hélène bekommt mit, dass etwas mit dem stillen Schüler nicht stimmt. Doch ihre Beobachtungen nimmt niemand so richtig ernst. Auch Thèos Freund Mathis Guillaume weiß nicht, was er tun soll, denn sein eigener älterer Bruder besorgt den Alkohol und plant ein gefährliches Spiel, das Théo das Leben kosten könnte…
„Loyalitäten“ ist ein berührender Roman von Delphine de Vigan.
Meine Meinung:
Der Roman besteht aus einigen kurzen Abschnitten. Im Wechsel werden die Kapitel aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt: Lehrerin Hélène (Ich-Perspektive), Théo, Mathis und Cécile (ebenfalls Ich-Perspektive). Dieser Aufbau ist gut durchdacht.
Der besondere Schreibstil ist eindringlich, einfühlsam und gleichzeitig intensiv. In sprachlicher Hinsicht tritt das ganze Können der Autorin zutage. Schnell entfaltet die Geschichte eine Sogwirkung, der ich mich nur schwer entziehen konnte, sodass ich das Buch nur ungern zur Seite gelegt habe.
Die Charaktere wirken sehr lebensnah, haben sie doch alle ihre Ecken und Kanten. Durch den Perspektivwechsel kann man sich gut in sie hineindenken und ihr Verhalten nachvollziehen.
Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen, denn trotz der eher wenigen Seiten mangelt es ihm nicht an Tiefgang. Eine Stärke ist es, dass gesellschaftskritische Komponenten nicht fehlen. Dabei geht es nicht nur um die Alkoholkonsum von Minderjährigen. Auch wichtige zwischenmenschliche Aspekte wie Liebe, Treue, Vertrauen, Schuld und andere Verflechtungen werden beleuchtet. Dabei dreht es sich um die Folgen der Loyalitäten, jene unsichtbare Verbindungen, die alle Personen betreffen. Dadurch regt die Geschichte zum Nachdenken an.
Trotz der ernsten Themen wird die Handlung nicht langweilig, sondern bleibt bis zum Ende spannend und fesselnd. Zudem gelingt es der Autorin, mit der Geschichte zu bewegen und betroffen zu machen.
Das schlichte, aber ansprechende Cover und der kurze, prägnante Titel, der sich stark am französischen Original („Les loyautés“) orientiert, passen nach meiner Ansicht dazu hervorragend.
Mein Fazit:
„Loyalitäten“ von Delphine de Vigan ist ein gelungener Roman über Themen, die uns alle angehen. Eine empfehlenswerte Lektüre, die nachdenklich macht und noch eine Weile bei mir nachklingen wird.
Karl und Eva führen eine Bilderbuchehe, mit den zwei gemeinsamen Kindern Ole-Jakob und Stine. Da ist ganz viel Liebe, das spürt man beim Lesen immer wieder, doch dann gerät alles aus dem Ruder: Karl verlässt die Familie für ein junges Mädchen, tauscht Liebe gegen flüchtige Lust. Wenig später ist Ole-Jakob tot, vermutlich Suizid, und hinterlässt die Hinterbliebenen mit quälenden Fragen.
Wer ist schuld? Karl flieht vor dieser Frage, flieht vor sich selbst.
Stig Sæterbakken erzählt die Geschichte einer Familie, die nach dem Selbstmord des 18-jährigen Sohnes Stück für Stück zerbricht. „Durch die Nacht“ nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Schattengründe von Schuld, Trauer, Scham und Zorn, und das ist keine leichte Kost – umso verstörender, wenn man weiß, dass sich der Autor 2012 das Leben nahm, ein Jahr nach Erscheinen des Romans.
Wer selbst schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat – vor allem zu jung, vor allem unerwartet –, kennt dieses Gefühl der fassungslosen Trauer, das hier geradezu die Seiten tränkt. Wie man neben sich steht. Wie man den Eindruck hat, dass die ganze Welt aus dem Takt geraten ist, während man selber versucht, wieder Halt zu finden.
Die Trauer des Lesers, selbst wenn sie nur noch als leises Echo widerhallt, gibt dieser Geschichte einen tiefen Resonanzboden, und das macht sie in meinen Augen so universell und zeitlos.
Schon nach wenigen Seiten beschlich mich das Gefühl, dass ich leicht den Tritt verlor, auf trügerischem Gelände ins Rutschen kam. Für einen Augenblick gefangen zwischen dem Impuls, das Buch zur Seite zu legen, und dem, mich fallen zu lassen, las ich dann doch direkt weiter – in der dumpfen Erwartung, dass das Buch den emotionalen Tiefpunkt noch lange nicht erreicht hatte.
Und damit lag ich richtig.
Der Autor schont weder seine Charaktere noch den Leser (und beim Schreiben sicher auch sich selber nicht).
Zitat:
„Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte.“
Dennoch will man wissen, muss man wissen, wie es weitergeht. ‚Sogwirkung‘ ist ein überstrapazierter Begriff, aber er trifft es am ehesten: dieses Gefühl der Unvermeidlichkeit und gleichzeitig der gespannten Erwartung.
Sæterbakken schreibt Charaktere, die man sicher nicht immer mögen muss, die sich aber geradezu schmerzhaft authentisch lesen. Selbst in ihren Fehlern und Schwächen sind sie einfach durch und durch menschlich – man kann ihnen als Leser daher alles verzeihen, auch wenn sie sich selbst rein gar nicht verzeihen können.
Zitat:
„Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich ein. Beides war unerträglich.“
Besonders Karl, der trauernde Vater, ist sicher kein strahlender Held. Er setzt seine Familie auf Spiel, wirft die Liebe seines Lebens weg, und wofür? Für eine Affäre, die nicht mehr ist als eine erotische Stichflamme, eine oberflächliche, kurzlebige Verliebtheit. Und dann ist es passiert: Ole-Jakob ist tot und Karl muss sich fragen, ob er seinen Sohn in den Selbstmord getrieben hat. Dennoch konnte ich für ihn nichts empfinden außer ehrliches Mitleid und den Wunsch, er möge in irgendeiner Form seinen Frieden finden – angesichts seiner Trauer wird alles andere bedeutungslos.
Zitat:
„Während ich so dastand, ging die Sonne unter, und es wurde Nacht. Seitdem ist Nacht.“
Tatsächlich verliert er jedoch den Halt und damit jeden Bezug zur Realität.
Denn sein Freund Boris erzählt ihm von einem Haus in der Slowakei, das man als geläuterter Mensch verlässt – sofern man es im Vollbesitz der geistigen Kräfte überlebt, was nicht gewährleistet ist. Urban Legend? Schauergeschichte? Ammenmärchen? Egal. Karl sieht nur noch diese eine Möglichkeit, die quälenden Schuldgefühle hinter sich zu lassen. So oder so.
Er bricht auf, dieses Haus zu suchen – den Ort, wo „Hoffnung zu Staub wird“. Die Handlung kippt, während Karl sich zunehmend in Selbstauflösung befindet. Was danach wirklich passiert und was seiner wahnhaften Depression entsprungen ist, dessen kann man sich als Leser nie hundertprozentig gewiss sein.
Die Geschehnisse lesen sich zunehmend unwirklich und alptraumhaft, Kafka und Edgar Allan Poe lassen grüßen.
Sæterbakken balanciert gekonnt zwischen Realität und Surrealität, mit ausdrucksstarken Worten voller Dringlichkeit und Atmosphäre. Einfache Antworten liefert er nicht – tatsächlich fühlte ich mich vom Ende im ersten Moment geradezu vor den Kopf gestoßen! –, dafür aber eine Vielzahl möglicher Interpretationen. Zentral steht meines Erachtens auf jeden Fall die Frage, was der Selbstmord eines geliebten Menschen im Leben der Hinterbliebenen anrichtet.
FAZIT
Ole-Jakob war erst 18, doch Ole-Jakob ist tot. Zurück bleiben seine Eltern und seine Schwester, die sich fragen müssen, warum er außer dem Freitod keine Lösung sah. Vater Karl geht zugrunde an seiner Schuld, als sein bester Freund ihm von einem geheimnisvollen Haus erzählt, das jeden Besucher von seinen tiefsten Ängsten läutert – oder ihn in den Wahnsinn treibt. Verzweifelt bricht Karl auf zu einer Reise, bei der es für ihn um alles oder nichts geht.
Das Buch hat mich zutiefst erschüttert – nicht nur, weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass sich der Autor etwa ein Jahr nach Veröffentlichung das Leben nahm. Es ist schon ungeachtet dessen sicher keine leichte Lektüre für nebenher. Zum einen atmen die Worte geradezu Trauer und Schmerz, und zum anderen nimmt die Geschichte immer surrealere Wendungen – bis hin zu einem Ende, nach dem ich alles hinterfragte, was ich über die Geschichte zu wissen glaubte.
Ich erwäge, das Buch direkt noch einmal zu lesen, um zu schauen, wo und wie sich dieses Ende angekündigt hat. Noch einmal durch die Nacht.
#ThePassionWeShare
#ReadingThroughTheNight
#DurchDieNachtLesen
Gestaltung:
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Das Buch sieht wunderschön aus. Die Bäume in verschiedenen Grüntönen als Titelbild sind leicht haptisch hervorgehoben. Es wirkt beruhigend. Das Hardcover ist hochwertig verarbeitet, die Seiten stabil und das dunkelgrüne Lesebändchen passt perfekt.
Inhalt:
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Alina hat sich gerade frisch von ihrem Freund getrennt, Job und Wohnung in Frankfurt verloren und fährt mangels einer Alternative und ohne weiter Nachzudenken zu ihrem Großvater. Dieser wohnt in einem kleinen Dorf namens Spechthausen. Ihr Vater starb, als sie ein Kind war und kurz danach brach der Kontakt zwischen ihrer Mutter und den Großeltern väterlicherseits ab. Nun, nach gut 20 Jahren, steht sie vor seiner Tür. Er nimmt sie auf und gemeinsam arbeiten sie die Vergangenheit auf und Alina kommt endlich an - bei sich und generell.
Mein Eindruck:
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"Joggen auf Waldwegen ist wie Schweben, ein Dahingleiten durch eine Welt, die voller Geheimnisse ist." (S. 164)
Mich konnte die Autorin von Anfang an fesseln. Das liegt weniger an einer spannenden Handlung, sondern vielmehr an der poetischen Sprachgewalt, die dem Roman innewohnt. Frau Fischer versteht es wunderbar, Gefühle zu beschreiben und einen zum Nachdenken zu bringen. Ich konnte mich gut in Alina und ihre Selbstzweifel hineinversetzen, konnte die Annäherungen zwischen ihr und den Personen im Dorf nachspüren, besonders die zwischen ihr und Ihrem Großvater, aber auch die Gefühle zu Elias. Es waren langsame Annäherungen, so dass die Handlung authentisch wirkte und nie ins Kitschige driftete. Bei den Naturbeschreibungen und der Schilderung der Waldspaziergänge fühlte ich mich direkt an den Ort versetzt. Es wirkte entschleunigend und erholsam.
"Als Kind ist man jeden Tag eine andere Person, jemand, der mehr weiß als das Ich, das man am Vortag war, der mehr kann und mehr versteht und gleichzeitig mehr strauchelt." (S. 182)
Alina muss vieles in ihrem Leben überdenken und neu ordnen. Dabei helfen ihr die sehr offenen Gespräche mit ihrem Großvater, aber auch mit dem Geschwisterpaar Isabel und Elias, die sie noch aus ihren Ferien in Kindheitstagen kannte. So mischen sich immer wieder Kindheitserinnerungen mit philosophischen Zukunftsüberlegungen in die Handlung ein. Die Autorin hat für mich sehr treffend die Emotionen beschrieben und ich habe mir viele Passagen als Zitate aufgeschrieben.
Das Ende betreffend ist vielleicht in großen Teilen vorhersehbar, aber letztendlich gefiel mir, dass die Autorin hier nicht vollends in ein kitschiges Happy End abgedriftet ist, sondern ein Plädoyer für eine andere Art von Partnerschaft und Familie gesetzt hat. Anders wäre es für mich nicht glaubwürdig gewesen.
Ein Buch über Verlust, Vergebung, Kindheit und Erwachsenwerden, aber auch über Liebe und Familie, die nicht den klassisch-gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen muss.
Die Biber spielen eigentlich nur eine Nebenrolle, dennoch sind sie und der Wald der Ort, der Alina entschleunigt und so schließlich die Änderungen ins Rollen bringen. Und nebenher erfährt man dann auch noch ein wenig über das Verhalten und den Schutz der Biber, was mir gut gefallen hat.
Fazit:
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Wunderbar geschriebener Roman über den Wald als Ort der Entschleunigung und für Neubeginn - regt zum Innehalten und Nachdenken an
Klappentext:
„Alina ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiterweiß: Ihren Job konnte sie nie leiden, in Frankfurt am Main, der Stadt, in der sie lebt, fühlt sie sich schon lange nicht mehr wohl, und dann geht nach einem heftigen Streit auch noch ihre Beziehung in die Brüche, sodass sie plötzlich ohne Wohnung dasteht. Wohin jetzt? Der einzige Ort, der ihr einfällt, ist Spechthausen, ein kleines Dorf in Brandenburg. Hier lebt ihr Großvater, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. In seinem viel zu großen, renovierungsbedürftigen Haus am Waldrand nimmt er sie auf, ohne viele Fragen zu stellen.
Langsam nähern Alina und er sich wieder an. Sie hilft ihm mit den Hühnern und dem Garten; gemeinsam beobachten sie Biber in freier Wildbahn. Dunkel und fast ein wenig unwirklich sind Alinas Kindheitserinnerungen an die Ferien in Spechthausen. Nun, inmitten der Natur, kehren sie nach und nach zurück. Ehe sie sichs versieht, fühlt sie sich heimisch in dem Ort und den umliegenden Wäldern. Endlich hat sie Zeit, darüber nachzudenken, was ist, was war und was sein soll. Außerdem ist da noch ihr Kindheitsfreund Elias, mit dem sie viel verbindet. Doch bevor sie sich ein neues Leben aufbauen kann, gibt es einiges, wovon Alina sich befreien muss.“
Der Buchtitel sowie der Klappentext lassen eine Geschichte vermuten, die in der Natur spielt, wo die Natur ein gewisser wichtiger Nebendarsteller zu sein scheint, aber leider trifft das nicht ganz zu. Sobald man in der Geschichte rund um Alina feststeckt, bemerkt man, man sucht die Natur, man sucht die Biber und will selbstredend hinter die Gedankengänge von Alina streifen um zu erfahren was sie so, nennen wir es „verwirrt“, verwirrt hat. Schnell stellte sich aber mir die Frage beim lesen, warum um Himmels Willen nimmt denn ihr Großvater sie so ohne weiteres bei sich auf? Gibt es denn da nicht erstmal einen gewissen Klärungsbedarf? Hat er etwas gutzumachen? Warum führt sie diese Flucht aus ihrem Leben zurück in ihre Vergangenheit nach Spechthausen? Warum lässt ihr Großvater alle Veränderungen, die Alina anstrebt, so ohne murren zu? Mir war hier vieles einfach zu verworren, zu undurchsichtig und vor allem zu unglaubwürdig. Wer lässt denn einfach mal so nach langer Zeit der Abstinenz jemanden so mir-nichts-dir-nichts in sein Leben? Man könnte es als Großherzigkeit oder gar Verständnis für das Enkelkind abtun, aber wie gesagt, ich finde es sehr fragwürdig. Und was ist noch fragwürdig an diesem Roman? Man sucht die Natur doch vergebens. Wird erst dem Leser der Mund so wässrig gemacht und dann „sehen“ wir die sowieso schon seltenen Biber nur für einen winzigen Moment.
Die Geschichte soll wohl eine Art Selbstfindung sein, mit den Erinnerungen der Kindheit aufräumen, mit den aktuellen Problemen lernen umzugehen, Sinnsuche, Achtsamkeitstraining für die geschundene Seele oder so ähnlich. Ich hatte mir etwas anderes davon versprochen und kann einfach nicht mehr als 2,5 Sterne dafür vergeben. Da reißt auch der der Schreibstil oder der Ausdruck nichts heraus.
Mina hat den Verlust ihres Vaters noch nicht verwunden, der vor einem Jahr verstorben ist. Sie arbeitet auf einer Weihnachtsbaumfarm und liebt ihren Job. Mit den Söhnen ihres Chefs verbindet sie eine Freundschaft, obwohl diese mehr wollen.
Holly hat es nicht leicht, denn in der Schule wird sie gemobbt und ihre Mutter ist sehr streng. Als Alfie plötzlich Interesse an ihr hat, kann sie es kaum fassen.
Angie möchte ihre Ehe retten, doch ihr Mann und ihr Sohn sind davon nicht begeistert.
Die Autorin Erin Green hat eine schöne Geschichte geschrieben und ihr Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Die Handlung besteht aus drei Strängen, die zunächst parallel verlaufen und zum Ende zusammenfinden.
Jede der drei Frauen hat mit der Liebe Probleme, obwohl sie unterschiedlich alt sind. Ich konnte mich in sie hineinversetzen, auch wenn ich ihr Handeln nicht immer ganz nachvollziehen konnte, denn man kann nichts erzwingen. Die Darstellung der Charaktere hätte gerne etwas mehr Tiefe haben dürfen. Am besten hat mir Holly gefallen, die authentisch wirkt.
Es ist nicht gerade eine tiefgründige Geschichte, deren Ende vorhersehbar ist, die aber gut in die wundersame Weihnachtszeit passt. Der Trubel und die Stimmung auf der Weihnachtsbaumfarm haben mir gefallen.
Freddy Feyerabend und seine große Schwester Flo ziehen mit ihrem Papa und seiner neuen Freundin in die Jüterborger Straße 13 ein.Hinter der Hofmauer beginnt gleich der Friedhof.Freddy glaubt dass es in dem Haus spukt und keine normalen Menschen darin wohnen aber seine Familie glaubt ihm nicht.Also braucht er Beweise.Sber Diese zu beschaffen ist gar nicht so leicht.
Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen zudem ist die Schrift größer gehalten.Die Protagonisten sind äußerst sympathisch besonders die kleine Hexe Populonia Papadopoulus sind liebenswert dargestellt.Die Spannung erhöht sich langsam und stetig.
Fazit :Als ich dieses Kinderbuch aufschlug sah ich zuerst das Haus mit seinen Bewohnern dazu gibt es Pfeile wer wo in welcher Wohnung wohnt.Die schwarz-weiß Illustrationen die die Geschichte unterstützen sind großzügig gehalten.Die Handlung spielt sich in Berlin ab und da kommt ab und zu der Dialekt zum Vorschein.Es wird aus der Sicht der verschiedenen Charakteren erzählt.Da es nicht allzu viele sind kommt der kleine Leser meiner Ansicht nach gut mit.Beim lesen musste ich zwischendurch schmunzeln und lächeln.Gerade auch wegen Dr.Mortis,dem Vampir,der Angst vor engen Räumen hat sowieso wenn der Sargdeckel geschlossen ist.Als ich davon erfuhr habe ich ihn gleich in mein Herz geschlossen.Die Geschichte wurde für mich im Laufe des Buches spannend und fesselnd so dass ich immer weiterlesen musste.Ich finde dass es ein kurzweiliges und süßes Buch ist das auch gerade jetzt zur Halloweenzeit genau richtig ist.Die Wörter und Sätze sind verständlich und kindgerecht geschrieben zudem werden sie auch gleich erklärt.In meinen Augen hat die Autorin das sehr gut hinbekommen.
Dieses überhaupt nicht schaurig-schöne Kinderbuch ist geeignet ab 8 Jahren.Es ist der erste Band einer Reihe.Es ist in sich abgeschlossen.
LeseHighLight
Théo ist 12 Jahre alt und ein vorbildlicher Sohn, der gut zu funktionieren scheint. Doch seine aufmerksame Lehrerin bemerkt zuerst die beginnende Veränderung an Théo wahrzunehmen und schlägt daher Alarm. Die Eltern des Jungen sind geschieden und nur mit sich selbst beschäftigt. Théo lebt die eine Woche bei seiner Mutter und die andere Woche bei seinem Vater, der komplett mit dem Leben überfordert ist. Was keiner weiß, Théo verdrängt seine Sorgen mit Alkohol. Sein Wunsch ist es den Kummer und Schmerz mit Hochprozentigem zu ertränken.
Der Roman ist aus dem Französischen von Doris Heinemann, der sich sehr angenehm liest. Das Geschriebene hat mich aufgewühlt und zum Nachdenken animiert. Ein so wichtiges Buch mit einer aktuellen Thematik. Die Perspektiven der einzelnen Personen werden gut und vor allem realistisch dargestellt. Die Entwicklung der Geschichte mit dem Ende haben mir sehr gut gefallen.
Ein Buch, das ich noch lange in Erinnerung haben werde. Ich werde definitiv noch weitere Bücher der Autorin lesen, denn für mich persönlich war "Loyalitäten" mein erstes Buch von Delphine de Vigan.
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