Als der Sturm kam

Buchseite und Rezensionen zu 'Als der Sturm kam' von Anja Marschall
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Als der Sturm kam"

Format:Broschiert
Seiten:448
EAN:9783492064200
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Rezensionen zu "Als der Sturm kam"

  1. Unwetter wird immer unser Leben bestimmen und verändern

    "Der Strahl der Lampe erfasste ein Häuschen, auf dem eine Familie mit Kindern kauerte" (Buchauszug)
    Im Polizeihaus ist Schreibkraft Marion Klinger während der Sturmflut dem Polizeisenator Helmut Schmidt unterstellt. Sie versucht in ihren schwersten Stunden, die Sorge um ihre Mutter zu vergessen zum Wohl der Hamburger Bevölkerung. Hubschrauberpilot Georg Hagemann, dessen Traum ist, einmal die Starfight F-104 fliegen zu dürfen, ist in dieser Nacht ebenfalls im Einsatz. Trotz Einsatz seines Lebens versucht er möglichst viele Menschen aus den überschwemmten Gebieten zu retten. Während Dieter Krämer beim THW kräftig mit anpackt, ist er erleichtert, seine Familie in Sicherheit zu wissen. Er ahnt ja nicht, dass Klein-Uschi krank wurde und Marion mit den Kindern zurück in die Laubenkolonie gegangen ist. Ausgerechnet in die Region, die von Hochwasser am stärksten betroffen ist.

    Meine Meinung:
    Aus der Reihe "Schicksalsmomente der Geschichte" geht es im zweiten Band um die Hamburger Sturmflut. Als die Sturmflut mitten in der Nacht am 16. Februar 1962 über Hamburg hereinbricht, sind viele nicht darauf vorbereitet. Keiner rechnet damit, dass so viele Deiche brechen und ganze Regionen unter Wasser setzen würden. In jener Nacht werden 100 000 Menschen vom Wasser eingeschlossen und 1500 Helfer versuchen möglichste viele Menschen und Tiere zu retten. Ihnen und dem schnellen Eingreifen der vielen von damals wie z. B. Senator Helmut Schmidt ist es zu verdanken, dass nur 315 Menschen diese Sturmflut nicht überlebt haben. Für die Hamburgerin Anja Marschall ist dies sicher eines von vielen historischen Ereignisse Hamburgs. Ich kann ehrlich gesagt gut verstehen, warum sie es uns in diesem Buch näherbringen möchte. Zum besseren Verständnis erlebe ich private Schicksale von fiktiven Personen hautnah mit, die mir allesamt unter die Haut gehen. Dieses Erlebte basiert alles auf wahrem Hintergrund, nur die Namen wurden aus Respekt umbenannt. Außerdem erlebe ich viele reale Persönlichkeiten von damals wie z. B. Senator Helmut Schmidt, Bürgermeister Nevermann, Polizeioberrat Martin Leddin bei ihrem Einsatz zum Wohle der Menschen. Dass aus lauter Not in dieser Nacht viele Handlungen am Rand der Legalität stattfanden, hat mich extrem beeindruckt. Denn es zeigt mir, wie wichtig den Verantwortlichen die Menschen Hamburgs gewesen sind. Am schlimmsten betroffen ist Wilhelmsburg und die Laubenkolonie, die im Buch beschrieben werden, gab es wirklich. Ich spüre wieder einmal, wie sehr ich beim Lesen mit den Charakteren mitfiebere und leide. Die Geschehnisse von damals gehen mir ans Herz und ich vergieße bei einigen Szenen sogar regelrecht Tränen. Maßgebend dafür sind die emotionale Schreibweise und ihre gute Recherche der Autorin und Historikerin. Die hat nämlich wieder einmal ihr ganzes Herzblut in dieses Buch gesteckt. Deshalb liebe ich ihre historischen Bücher, weil sie so zeitnah und authentisch dargestellt sind. Damals konnten viele Menschen nicht vorgewarnt werden, den es gab kaum Telefone, geschweige den Handys. Allerdings, selbst in der heutigen modernen Zeit sind wir noch immer den Naturgewalten ausgeliefert. Das müssen wir vor allem im Juli 2021 im Ahrtal miterleben, wo viele vom Hochwasser überrascht werden und wieder 135 Menschen sterben. Die Reihe der Schicksalsmomente der Geschichte gehen weiter, doch für mich ist dieser Band überaus wertvoll. Ich kann ihn euch nur ans Herz legen und gebe 5 von 5 Sterne dafür.

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Zwei fremde Leben: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Zwei fremde Leben: Roman' von Frank Goldammer
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zwei fremde Leben: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783423219679
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Rezensionen zu "Zwei fremde Leben: Roman"

  1. tolle Zeitgeschichte

    Zwei fremde Leben spielt auf drei Zeitebenen. Einmal 1973, wo wir den Polizisten Thomas Rust begleiten, der einem Vorfall nachforscht, der sich ereignet, als er auf die Geburt seines ersten Kindes wartet. An der Klinik lernt er einen Mann kennenlernt, dessen Kind scheinbar bei der Geburt verstorben ist. Ihm kommt die Geschichte seltsam vor und fängt an nachzuforschen. Dabei gerät er zwischen die Fronten und muss feststellen, dass Neugier in der DDR durchaus sehr ungesund sein kann.

    1993/94 begleiten wir Ricarda, deren Kind eben 1973 bei der Geburt verstorben sein soll. Sie glaubt nicht daran und hat sich deswegen nicht nur mit ihren Eltern zerstritten, sondern auch mit ihrem Mann. Nach der Wende versucht sie nun über ihre Stasi-Akte mehr über die merkwürdigen Umstände der Geburt ihres ersten Kindes herauszufinden.

    2018 begleiten wir dann Claudia zusammen mit Ricarda. Claudia hat zur Wende erfahren, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist. Seitdem versucht sie mehr über ihre Adoption herauszufinden und trifft so auf Ricarda, die ihr bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen soll.

    Frank Goldammer gelingt es ein Bild der DDR zu zeichnen, das wohl den meisten Westlern so nicht bekannt ist. Die Atmosphäre in der DDR in den Siebzigern ist sehr bedrückend. Es mangelt an allem, abweichende Meinungen werden radikal unterdrückt und schon damals nutzt nicht nur die Stasi ihre Macht gnadenlos aus.

    Auch das Leben kurz nach der Wende war in der ehemaligen DDR kein Zuckerschlecken. Von den Wessis nicht für voll genommen und oft beruflich komplett abgehängt, fragen sich viele, was ihnen die Wiedervereinigung denn gebracht hat.

    Das Buch war unglaublich spannend in allen drei Ebenen. Die beiden ersten Zeiten sind durch und durch Krimi lastig, man weiss nie, wem man wirklich trauen kann, selbst Rust kam mir zwischenzeitlich nicht wirklich zuverlässig vor. Und manchmal möchte man auch Ricarda sagen, dass sie sich doch vieles einfach einbildet.

    Die dritte Zeitebene liefert dann die Erklärungen für die Ungereimtheiten und am Ende bleibt der Leser dann doch etwas fassungslos zurück, ob dem, was wirklich passiert ist. Der Autor schafft es hier bis zum Schluss zu überraschen.

    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist spannend und man lernt viel über die nahe Vergangenheit.

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Tell (detebe)

Buchseite und Rezensionen zu 'Tell (detebe)' von Joachim B. Schmidt

Inhaltsangabe zu "Tell (detebe)"

Format:Taschenbuch
Seiten:288
Verlag: Diogenes
EAN:9783257247008
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Die Verlassenen

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Verlassenen' von Matthias Jügler

Inhaltsangabe zu "Die Verlassenen"

Format:Taschenbuch
Seiten:176
EAN:9783328108641
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Raubfischen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Raubfischen: Roman' von Matthias Jügler
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Raubfischen: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Blumenbar
EAN:9783351050146
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Rezensionen zu "Raubfischen: Roman"

  1. Abschied

    "Kein Mensch ist vor den Momenten sicher, in denen sich alles von Grund auf ändert und das eigene Leben plötzlich in anderen Bahnen verläuft als erhofft." (Matthias Jügler: Die Verlassenen. Penguin 2021, S. 27)

    Dieses Zitat aus dem zweiten Roman von Matthias Jügler, "Die Verlassenen", passt ebenso gut zu "Raubfischen", seinem Debüt aus dem Jahr 2015. Es trifft auf den Ich-Erzähler Daniel und seine Familie zu, als er an seinem 16. Geburtstag von der Diagnose seines Großvaters Hannes erfährt: ALS, eine schwere, unheilbare Erkrankung des motorischen Nervensystems, bei der die Patienten schubweise die Kontrolle über ihren Körper verlieren und nach wenigen Jahren versterben:

    "An diesem Tag beginnen wir mit den Lügen. Keine Angst. Es wird wieder gut werden." (S. 15)

    Eine besondere Großvater-Enkel-Beziehung
    Schon bevor die Merseburger Großeltern 1993 eine Hütte in der schwedischen Provinz Västergötland unweit von Gislaved am Tostaholmen kauften, nahm der Großvater den kleinen Daniel zum Angeln mit, eine Leidenschaft, die die beiden bald verband. Es folgten gemeinsame Angelurlaube in Schweden, jäh unterbrochen, als Daniel das strikte, für ihn unverständliche Redeverbot mit den Nachbarn Åke Mortensson und seinem Sohn Henrik brach:

    "Ich müsste Erklärungen einfordern. Der Tag auf dem Eis. Das Redeverbot, das ich seitdem strikt befolge. Warum soll ich mit niemandem hier mehr reden?" (S. 23)

    Die besondere Verbindung zwischen Großvater und Enkel scheint zerstört – bis zu jenem 16. Geburtstag. Doch nun tritt etwas Neues in die Beziehung, heimliches Beobachten, die Suche nach Krankheitszeichen, Sanftheit, kostbare Tage, Hoffnung, Angst, schließlich Ernüchterung:

    "Ich habe das Vertrauen verloren. Das Vertrauen darin, dass er dieser Krankheit die kalte Schulter zeigt." (S. 68)

    Aufgeben aber will und kann Daniel nicht. Während die Ehe seiner Eltern über der Krankheit zerbricht, möchte er den letzten Wunsch seines Großvaters erfüllen:

    "Als er noch mit dem Stift schreiben konnte, und später, als er auf dem Sprachcomputer schrieb, gab er mir zu verstehen, was er wollte: Nach Schweden fahren." (S. 119)

    Ein Autor mit eigenem Ton
    2021 habe ich "Die Verlassenen" eher zufällig, aber mit umso mehr Begeisterung gelesen, und war nun sehr gespannt auf das sechs Jahr zuvor erschienene Debüt von Matthias Jügler. Zu meiner großen Freude kam mir der Ton des Buches sofort vertraut vor. Die klare Sprache, die kurzen, auf das Notwendigste reduzierten Sätze, die skandinavisch anmutende Melancholie, die Andeutungen mit dem Spielraum für Fantasie und die überaus kunstvolle Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit sind auch hier vorzüglich gelungen. Man muss kein Angelenthusiast oder Spezialist für Hechte, Barsche, Karauschen und Plötzen sein, um diese bewegende, so ruhig und sensibel erzählte Geschichte mit der besonderen Großvater-Enkel-Verbundenheit, der traurigen Krankheitschronologie, dem Geheimnis um ein altes Zerwürfnis und der Liebe zu einem schwedischen See großartig zu finden.

    Bei aller Trauer über den bevorstehenden Abschied stimmt der Blick in die Zukunft auch hoffnungsvoll:

    "Henrik sagt etwas. […] dass er glaube, wir zwei, wir könnten später, wenn mir die Hütte tatsächlich mal gehöre, gute Nachbarn werden. »Ja«, rufe ich, «ja, warum nicht.«" (S. 203)

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Am Südpol, denkt man, ist es heiß

Buchseite und Rezensionen zu 'Am Südpol, denkt man, ist es heiß' von Quint Buchholz

Inhaltsangabe zu "Am Südpol, denkt man, ist es heiß"

Format:Taschenbuch
Seiten:64
EAN:9783423621182
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MANIAC

Buchseite und Rezensionen zu 'MANIAC' von Benjamín Labatut

Inhaltsangabe zu "MANIAC"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:395
EAN:9783518431177
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Das sternenlose Meer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das sternenlose Meer: Roman' von Erin Morgenstern

Inhaltsangabe zu "Das sternenlose Meer: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:640
EAN:9783896676573
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Buchland: Fantastischer Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Buchland: Fantastischer Roman' von Markus Walther

Inhaltsangabe zu "Buchland: Fantastischer Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:252
EAN:9783910279155
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Montauk: Eine Erzählung (suhrkamp taschenbuch)

Buchseite und Rezensionen zu 'Montauk: Eine Erzählung (suhrkamp taschenbuch)' von Max Frisch

Inhaltsangabe zu "Montauk: Eine Erzählung (suhrkamp taschenbuch)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:224
EAN:9783518372005
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