Im Untergrund

Buchseite und Rezensionen zu 'Im Untergrund' von Patrizia Schlosser
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Im Untergrund"

Format:Broschiert
Seiten:256
EAN:9783455006490
read more

Rezensionen zu "Im Untergrund"

  1. Wer ist noch übrig von der RAF?

    „Basierend auf einer audible Original Podcast-Produktion“ bringt Hoffmann & Campe das Buch heraus: Im Untergrund von Patrizia Schlosser.

    Dem Podcast, in diesem Fall keine Serie von Medienbeiträgen oder Mediendateien, sondern eher ein Hörspiel, widmete ich mich bereits am 17. Januar 2019, nicht ohne auf eine weitere Besprechung hinzuweisen: Rudolf Fröhlich hatte 2013 PATENTÖCHTER besprochen, in dem Julia Albrecht und Corinna Ponto über das tödliche Attentat auf Corinna Pontos Vater im Jahr 1977 berichteten, verübt von Julias Schwester Susanne und anderen RAF - Angehörigen. Damals im sogenannten Deutschen Herbst.

    Was ist noch übrig von der Roten Armee Fraktion? Der kommunistischen, antiimperialistischen deutschen Stadtguerilla?

    Die Geschichte, die Patrizia Schlosser erzählt, handelt von zweierlei: Da ist zum einen eine Serie von Raubüberfällen, die von Daniela Klette, Ernst Volker Staub und Burkhard Garweg verübt wurden sein sollen, DNA-Spuren weisen auf die drei untergetauchten RAF-Mitglieder hin. Zwölf derartige Verbrechen sollen sie vermutlich hauptsächlich zur Finanzierung ihres verborgenen Lebens begangen haben.

    Die zweite Geschichte behandelt die Vorgänge auf dem Flugfeld Fürstenfeldbruck im Jahre 1972, als 11 israelische Olympiateilnehmer, Geiseln palästinensischer Terroristen, nicht zuletzt wegen des dilettantischen Polizeieinsatzes ums Leben kamen. In vielen Büchern, Spiel- und Dokumentarfilmen wurde davon berichtet, doch noch nie aus der Sicht der bayerischen Bereitschaftspolizisten, die auf dem Flugfeld die Geiseln befreien sollten. Der Vater der Autorin des vorliegenden Buches gehörte zu diesen und erzählt seiner Tochter seine Geschichte.

    Beide recherchieren und suchen nach Spuren der oben genannten linksextremen Terroristen, es geht nicht vordringlich darum, diese zu finden. Vielmehr suchen sie nach den Gründen eines solchen Lebens im Untergrund, ergründen Ideologie, Unterstützung, treffen Anwälte, Ermittler und andere ehemalige RAF-Angehörige. Sie treffen auf Ablehnung, auf Angst, denn gegenüber dem „Staat“, den „Bullen“ und der „Journaille“ wird geschwiegen. Trotzdem erhalten sie, zwanzig Jahre nach dem „Rückzug“ der RAF, „Einblick in eine verschwiegene Szene“. (Buchrücken)

    * * *

    Schlosser bemerkt im Vorwort, dass sich die Recherche nach dem Podcast „gewissermaßen verselbstständigt“ hat. Sie sammelte immer neues Material und so ist dieses Buch selbstverständlich umfangreicher und informativer als das Podcast. Der eigentliche Auslöser sollen aber die Zuschriften gewesen sein, die die Auseinandersetzung von Vater und Tochter, deren Konflikt behandelten. Sicher dürfte das Hören und das Lesen zu Fragen an Bekannte und Verwandte führen, die vor allem im Westen der Republik Erinnerungen an die RAF-Zeit hatten. Die Autorin Patrizia Schlosser meint dann auch, dass es Auslöser für die eigene Beschäftigung mit der jeweiligen Familiengeschichte sein könnte. Oder mit der eigenen wie bei Bloggermitstreiter Rudolf.

    * * *

    Leserinnen und Leser werden, das Interesse an diesem Teil der deutschen Geschichte vorausgesetzt, unterschiedliche Schwerpunkte für sich erkennen. Da ist einerseits das so meines Wissens noch nicht beschriebene Desaster des Befreiungsversuches der israelischen Olympiateilnehmer. Hier erzählt einer, der eben keine Bücher geschrieben, Dokumentationen gedreht oder an Talkshows teilnahm, hier erzählt einer, der als Bereitschaftspolizist die Ratlosigkeit diverser Vorgesetzter und Politiker (unter diesen Franz Joseph Strauß) am Tower in Fürstenfeldbruck selber gesehen hat. Die Schießerei, die Handgranaten, die toten Geiseln und Geiselnehmer, dass alles hat sich in das Gedächtnis des rund Siebzigjährigen eingebrannt. Aus diesem Blickwinkel wird einem die Notwendigkeit der Gründung einer Spezialeinheit, die solchen Attentaten begegnen kann, plastisch vor Augen geführt.

    Ein zweiter Aspekt ist der des Linksextremismus und Linksterrorismus. Auch hier gibt es den Konflikt zwischen Vater und Tochter, die dem eher konservativen Vater linke Gedanken gegenüber stellt. Im Film Der Bader-Meinhof-Komplex erklärt der damalige Präsident des BKA, Horst Herhold, unmittelbar nach dem Olympiaattentat von 1972, dass die Palästinenser Terroranschläge verüben, weil ihnen in der Welt keiner zuhört, auch in Bezug auf ihre Landforderung gegenüber den Israelis und dass man ihnen nicht starr und rein ablehnend gegenübertreten darf. Herold muss unmittelbar nach der Aussage bestätigen, dass er damit keinesfalls die Anschläge palästinensischer Terrorgruppen relativieren oder gut heißen will.

    So wird man die Proteste gegen des Schah-Regime oder den Vietnamkrieg gutheißen können, die Formen des sogenannten „revolutionären Kampfes“ ablehnen müssen, zu denen Ulrike Meinhof ausführte: „Das ist ein Problem und wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine. Wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“

    Insofern ergeben sich manche Parallelen bei unserer Betrachtung heutiger Zeit, Politik und jüngst zurückliegender Geschichte.

    Der Podcast ist lebendig, lebt von den Dialogen und szenisch passend aufgebaut, die einzelnen Kapitel mit musikalischen Mitteln getrennt. Beim Lesen des Buches, welches umfangreicher und detailreicher, lässt es sich besser zurückblättern, manche Fußnote ermöglicht die Recherche und das Verzeichnis zu nützlichen Büchern und Filmen rundet das Buch ab.

    Der Bücherjunge

    Teilen
 

Besser spät als nie

Buchseite und Rezensionen zu 'Besser spät als nie' von Mechthild Grossmann
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Besser spät als nie"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:254
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458364504
read more

Rezensionen zu "Besser spät als nie"

  1. Alltagsgeschichten - auch das Alter macht Spaß

    „Ich habe beschlossen, dass in meinem Leben noch etwas Frühling zu sein hat.“ (Zitat Seite 19)

    Inhalt
    Über ein Jahr lang schrieb Mechthild Grossmann, 79 Jahre alt, gemeinsam mit ihrer Enkelin die „Oma-Kolumne“ in der Süddeutschen Zeitung. Hier sind die Artikel nun in Buchform zu lesen.

    Thema und Genre
    Es sind kurze Artikel, Essays, über den Alltag im Leben eines älteren Menschen. Mechthild Grossmann macht sich über viele Themen Gedanken, sie erzählt von den angenehmen Seiten des Alters, das ungezwungene Leben in einem nur mehr mit freiwilligen Terminen gefüllten Alltag. Es geht um Familie und Liebe, natürlich sind auch Krankheit, Tod und Abschiede ein Thema. Manche Buchhandlungen führen dieses Buch als Selbsthilfebuch, Lebenshilfebuch, für mich ist es eine Sammlung von Alltagsgeschichten und Gedanken über das Leben in seinen vielen Facetten.

    Umsetzung
    Mechthild Grossmann lebte ihr Leben als Hausfrau, Mutter, Großmutter, ohne je berufstätig zu sein. In der Kolumne, die sie mit ihrer Enkelin, einer ausgebildeten Journalistin, für die SZ geschrieben hat, setzt sie sich gedanklich und rückblickend mit vielen Stationen ihres Lebens auseinander, lebt die schönen Erinnerungen. Gleichzeitig beschreibt sie ihren aktuellen Alltag als Frau von beinahe achtzig Jahren, die gelernt hat, das Leben zu genießen.

    Es geht ihr darum, ihre Erinnerungen zu teilen, um junge Menschen, die selbst Enkel und Enkelinnen sind, anzuregen, mehr mit den eigenen Großeltern zu reden, die Gemeinsamkeiten neu zu entdecken. Ihr Buch soll auch zeigen, dass das Leben in jedem Lebensalter lebenswert ist.

    Es sind kurze Artikel, sprachlich eben Kolumnen, einfach und leicht zu lesen. Man hat sich offensichtlich entschieden, für das Buch keine Überarbeitungen in Sinne von Übergängen durchzuführen, sodass zum Beispiel alle Abschnitte über die Alzheimer-Krankheit des Ehemannes mit den selben einleitenden Erklärungen beginnen, was für Zeitungsleser, die vielleicht diese Kolumne nicht immer gelesen haben, wichtig ist, im Buch aber zu einer Betonung des Themas Krankheiten führt, obwohl in einem anderen Artikel die Autorin gerade eben nicht immer nur über Krankheiten reden will. Es dennoch tut, ausführlich über ihre Hüftoperation berichtet.

    Wunderbar ist die erste Geschichte im Buch, in der es um einen roten Mantel geht und die Geschichten rund um Weihnachten. Andere dagegen lesen sich für mich eher belehrend, als humorvoll, wie vom Verlag im Klappentext beschieben.

    Fazit
    Dieses Buch ist eine gebundene Ausgabe von Zeitungskolumnen zu vielen unterschiedlichen Themen des Lebens, mit dem Schwerpunkt Älterwerden. Die Autorin genießt ihr freies Leben als Seniorin und lässt uns Leser daran teilhaben. Ich wollte es auf Grund der Leseprobe, das erste Kapitel im Buch, lesen, denn diese Geschichte rund um einen roten Mantel hat mir sehr gut gefallen, zum bejahend Nicken und Schmunzeln gebracht. Leider reichen die meisten nachfolgenden Kapitel nicht an diese wunderbare erste Geschichte heran.

    Teilen
 

Das Muschelessen: Erzählungen

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Muschelessen: Erzählungen' von Birgit Vanderbeke
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Muschelessen: Erzählungen"

Format:Taschenbuch
Seiten:128
EAN:9783492274005
read more

Rezensionen zu "Das Muschelessen: Erzählungen"

  1. 5
    11. Nov 2019 

    Lesetipp

    Meine Gedanken zu „Das Muschelessen“ von Birgit Vanderbeke.

    Diese Erzählung war für mich ein außergewöhnliches Leseerlebnis und lässt mich seltsam zwiegespalten zurück.
    Einerseits hat sie mich gepackt und finde ich sie, bis auf wenige Kritikpunkte, wunderbar und ganz besonders geschrieben, andererseits hatte ich während der Lektüre, vor allem auf den letzten Seiten, oft den Wunsch, dass sie endlich endet und am Schluss war ich gleichzeitig froh darüber, dass ich das Buch zuschlagen konnte, sowie begeistert, was die Autorin da geschaffen und präsentiert hat.

    Birgit Vanderbeke schaffte es, mich zu fesseln und gleichzeitig maximal zu fordern.

    Aber erst einmal ganz kurz zum Inhalt:
    Mutter, Tochter und Sohn sitzen am gedeckten Esstisch und warten vor einem Topf Muscheln auf den Vater, den sie von einer Geschäftsreise zurückerwarten. Sie wollen mit ihm seine Beförderung feiern, aber er verspätet sich. In den 3 3/4 Stunden bis das Telefon zu klingeln beginnt, breiten sich vor dem Leser allerlei erkenntnisreiche Gedanken und ein „weltbewegendes“ und „lebensveränderndes“ Gespräch aus.
    (Ich meine hier die Innenwelt bewegend.)

    Wozu kann eine kleine Abweichung von der Routine führen?
    Was, wenn einmal nicht alles in gewohnten Bahnen verläuft?
    Was, wenn man dadurch anfängt nachzudenken und beginnt, alles zu hinterfragen?

    Wie sehr kann jemand, der nicht präsent ist präsent sein?
    Das hängt von seiner Macht ab bzw. von der Macht, die ihm gegeben wird.

    Birgit Vanderbeke greift mit dieser bestürzenden Familiengeschichte aus den 60er Jahren ein zeitloses und brisantes Thema auf, das, wenn es zu viel Raum einnimmt, zu ernsthaften psychischen Problemen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten führen kann.

    Die Erzählung, in der es um die ernste und tiefgründige Thematik der Anpassung und Selbstaufgabe mit all ihren Konsequenzen für alle Beteiligten geht und die an einer, so meint man zunächst, typischen 60er Jahre Familie illustriert wird, kommt erst einmal ziemlich leichtfüßig, humorvoll, zynisch und auch ironisch daher, steigert sich im Verlauf in ihrer Intensität und führte bei mir zu Erschütterung und Empörung.

    Der Leser meint sehr bald zu ahnen, wohin die Geschichte führt. Aber weit gefehlt. Es gibt Spielräume und verschiedene Möglichkeiten, die man sich im Verlauf der Lektüre ausmalen kann. Am Schluss kann man sich aus wenigen Sätzen und Gesten zusammenreimen, wie diese Geschichte dann tatsächlich endet.

    Die Autorin lässt den Leser in die überbordende und eindrückliche Gedankenwelt der Tochter des Hauses eintauchen und erstaunt mich mit eindringlichen und präzisen Formulierungen und Überlegungen, z. B. jene über notwendig versus hinreichend oder Punkt- und Flächenwissen versus Breiten- und Tiefenwissen.

    Sie spielt mit Wörtern und Sätzen, benutzt detaillierte Beschreibungen und schöne Metaphern (Harmonie in der Musik - Harmonie in der Familie). Nichts klingt bemüht oder gekünstelt. Sie schafft es, zum Nachdenken, zum Mitfühlen aber auch zum Schmunzeln, z. B. über Wortneuschöpfungen wie z. B. „akustische Wohnzimmerpest“ oder „Luftschnapport“, anzuregen. Es scheint, sie schreibe einfach so drauflos und es fließe einfach so aus ihr heraus.

    Es ist aber auch anstrengend, am Ball zu bleiben, da jeder Gedanke interessant ist und die Sätze endlos lang sind und es kaum Abschnitte gibt.
    Ein Gedankenstrom...
    ein Gedanke führt zum nächsten...
    freie Assoziation... Wunderbar! Eine Wonne!

    Aber man muss am Ball bleiben und sich konzentrieren, um den ganzen Genuss der in dem schmalen Bändchen steckt auskosten zu können. Deshalb ist die Länge bzw. die Kürze des Buches (121 Seiten) m. E. ideal gewählt.
    Man kann dem Strom in einem Rutsch folgen und das Büchlein dann zur Seite legen und es nachwirken lassen.

    Im Verlauf entsteht aus vielen Puzzleteilen ein detailliertes Bild der Familie. Wir bekommen einen Einblick in die Biographien der Protagonisten, in die Geschichte der Familie und in deren aktuelle Situation und wir lernen die Charaktere ziemlich genau kennen:
    - den narzisstisch veranlagten, überheblichen, besserwisserischen, wichtigtuerischen, großspurigen Vater, einen Naturwissenschaftler,
    - die unterwürfige, angepasste, tüchtige Mutter, eine Lehrerin, die sich dem Patriarchen beugt, sich dabei selbst größtenteils aufgibt und ihren Kindern kein angemessenes Vorbild ist.
    - Wir lernen auch die beiden vom Vater gedemütigten und abgewerteten Geschwister kennen, die nicht nur unter der Dominanz und Lieblosigkeit des Vaters, sondern auch unter der Schwäche der Mutter leiden, die sie weder schützt noch ihnen den Rücken stärkt und die stattdessen nicht selten von ihren Kindern Schonung, Trost und Beruhigung braucht.

    Trotz meines überwiegend positiven Eindrucks kann ich nicht umhin, zu erwähnen und zu bemängeln, dass Birgit Vanderbeke ihr Thema recht klischeehaft präsentiert. Es gibt in ihren Schilderungen schwarz und weiß, aber die Bandbreite dazwischen fehlt.
    Uns werden Täter und Opfer vorgestellt.
    Es geht um Macht und Ohnmacht.
    Es gibt das Gute und das Böse.
    Aber ist das wahre Leben in der Regel nicht komplexer?

    ABER:
    Sie zeigt, dass es möglich ist, durch Selbstreflexion, Austausch, Introspektion und Mut, Rollen abzulegen, auszubrechen, und sich zu befreien. Dass es möglich ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und es zu gestalten. Dass man nicht auf die Opferrolle festgelegt ist.
    Und das ist doch eine wundervolle Botschaft vor allem auch für Schüler (die Erzählung wird ja manchmal als Schullektüre gewählt).

    Teilen
 

Geisterfahrer

Buchseite und Rezensionen zu 'Geisterfahrer' von Michael Opoczynski
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Geisterfahrer"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Benevento
EAN:9783710900655
read more

Rezensionen zu "Geisterfahrer"

  1. 4
    10. Nov 2019 

    Der zweite Streich

    Die Ganoven sind schlau, anstatt die italienischen Gastwirte einfach um Schutzgeld zu erpressen, liefern sie Mengen an Wein, für den das Wort billig noch zu gut ist. Diesen müssen die Wirte teuer bezahlen, ob sie wollen oder nicht. Erst wenn sie sich weigern, wird das Restaurant beschädigt oder der Inhaber verprügelt. Dann hat auch die Polizei die Möglichkeit, einzugreifen, wenn sie denn informiert wird. Ein Fall für die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen. Silvio Cromm, selbst halber Italiener und ehemaliger Polizist, macht wie jede Woche die Buchhaltung für die italienischen Restaurants seiner Schwester. Auch diese hat Besuch bekommen.

    Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Ungerechtigkeiten anzuprangern und zu beseitigen. Wie Robin Hood, nur technisch besser ausgestattet und modern. Diesmal ist einer von ihnen selbst betroffen, doch er will nicht der Auftraggeber sein. Die Besitzer der italienischen Restaurants in Berlin müssen sich selbst wehren, sonst wird Silvio immer der sein, der für sie einsteht. Eine kleine Hilfestellung gibt er dennoch, auch wenn das zunächst den Paten aus der Heimat auf den Plan ruft. Und dann gibt es noch diesen Techniker aus diesem Ort, Paderborn, der an ein Mitglied der Gesellschaft herangetreten ist.

    Die moderne und ausgesprochen perfide Art der Schutzgelderpressung wird hier auf anschauliche und amüsante Weise dargestellt. Die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen zeigt einen Weg, sich ohne Blutvergießen zu wehren. Wie schön wäre es, würde die Welt so funktionieren. Doch immerhin kann es ein Anfang sein. Intelligent konstruiert der Autor die Aufgaben für seine Gesellschaft, von der man wünschte, man könnte sie anrufen. Man wird nicht jede Ungerechtigkeit verhindern können, doch Manchem, was einem das Leben heutzutage zumutet, setze man gerne etwas entgegen. In diesem Buch gelingt eine ausgesprochen fesselnde und unterhaltsame Flucht in eine gerechtere Welt. Nach knapp über 200 Seiten kann man die letzte Seite zufrieden umblättern und sich auf die nächste Aufgabe für die Gesellschaft freuen, mit der wieder ein brisantes Thema angepackt wird.

    Teilen
 

Vom Sinn unseres Lebens

Buchseite und Rezensionen zu 'Vom Sinn unseres Lebens' von Michael Nast
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vom Sinn unseres Lebens"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:208
EAN:9783841906847
read more

Rezensionen zu "Vom Sinn unseres Lebens"

  1. Mehr als nur ein Buch über Ost und West...

    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich aufgrund der Aufmachung des Buches nie darüber gestolpert wäre, weil es einfach so unglaublich schlicht aussieht. Ich hab jedoch bei einer Freundin in das Buch reinlesen können und war sofort gefesselt. Optik allein ist eben doch nicht alles, was wohl nicht nur für Bücher gilt.

    Im Buch beleuchtet Herr Nast nicht nur witzige Anekdoten über die Unterschiede zwischen Ost und West, sondern auch wie unsere heutige Gesellschaft tickt mit ihrem Selfie- und Optimierungswahn.

    Der Autor findet die richtigen Worte und in seinen kleinen Geschichten findet man sich einfach wieder. Egal ob es dabei um das Finden oder Ausbleiben der Liebe geht, um Freundschaften oder die Anonymität in der Großstadt. Dabei schafft er immer wieder eine Brücke in die Vergagenheit, wie lief es damals und wie ist es heute.

    Aus vielen der Geschichten geht hervor, dass alles im Leben nur noch Konsum ist und genauso ist unsere aktuelle Gesellschaftt leider. Einen Klick entfernt ist die große Liebe, einen Klick entfernt das nächste tolle Smartphone oder die teure Designerjeans. Und dann kommt noch hinzu, dass viele nur noch an sich selbst denken. Wenn man anders ist und nicht die Ellenbogen ausbreitet, dann wird man komisch angeguckt und sorgt für Unverständnis.

    Ich habe das Buch über mehrere Abende genossen. Man kann die Geschichten in einem Stück lesen oder auch einzeln. Auch querlesen oder sich die ein oder andere Abhandlung heraussuchen ist ebenfalls möglich.

    Ich bin sonst eher kein Fan von Ostgeschichten, weil diese meist nicht von Menschen verfasst wurden, die die DDR selbst erlebt haben. Bei Herrn Nast ist das anders und das spürt man auch, denn er beschreibt ein Leben, was ich selbst erlebt habe.

    Gut gefallen hat mir zudem, dass nicht alles schlecht gemacht wird, sondern das Positives und Negatives beleuchtet wird, aber nie mit erhobenen Zeigefinger, sondern beobachtend und erfrischend.

    Fazit: Endlich mal ein Sachbuch, welches mit Witz und Charme aufklärt und gleichzeitig unterhält. Klasse!

    Teilen
 

Yoga while you wait

Buchseite und Rezensionen zu 'Yoga while you wait' von Judith Stoletzky
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Yoga while you wait"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:108
EAN:9783954531479
read more

Rezensionen zu "Yoga while you wait"

  1. Namaste!

    Ich liebe Yoga. Ganz ehrlich. Seit einigen Jahren schon. Vor allem stehe ich auf die extreme Version, Bikram Yoga. Birkam ist hard work, bei 42 Grad Raumtemperatur! Aber wenn wer behauptet, dass Yoga etwas rein Meditatives, vielleicht sogar Esoterisches ist, hat dieses Buch noch nicht gelesen. Das ist OOOOOOOOOOmmmm with a big, big smile on my face. Lustiger als Lachyoga. Und dabei gar nicht so alltagsuntauglich. Normalen Alltag und schlechtes Timing, das kennt wohl jeder! Es kommt nur auf die richtige Haltung an. Und so lässt es sich warten. Der Hase, dass das Mausi kommt (lindert Stress und Leistungsdruck!!). In weißen Sportsocken einfach mal samakonasana machen, bis die Pizza fertig ist. Auf den Erkenntnisgewinn, wenn das Kind Hausübung macht, palmieren wie calmieren. Und wenn gar nichts mehr geht, meine Lieblings Asana, savasana, irgendwann liegen wir alle flach.
    Judith Stoletztkys Texte und Markus Abeles Bilder sind so erfrischend. Yoga while you wait! Namaste!

    Teilen
 

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse

Buchseite und Rezensionen zu 'Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse' von Frida Skybäck
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse"

Format:Taschenbuch
Seiten:540
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458364405
read more

Rezensionen zu "Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse"

  1. Ein Wohlfühlroman über eine kleine Buchhandlung in London

    „Alles kam ihr seltsam vertraut vor. Gleichzeitig schien es ihr, als wäre sie hundert Jahre in der Zeit zurückgereist.“ (Zitat Seite 28)

    Inhalt
    Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hat Sara das Riverside Bookshop geführt, nach ihrem Tod erbt es ihre Nichte Charlotte. Doch Charlotte, nach nur wenigen glücklichen Ehejahren plötzlich eine junge Witwe, hat in Schweden ihr eigenes Kosmetik-Unternehmen erfolgreich aufgebaut und so fliegt sie nur nach London, um das Haus samt Buchhandlung so rasch wie möglich zu verkaufen. Diese gemütliche alte Buchhandlung, die beiden engagierten Mitarbeiterinnen und der eigenwillige Kater Tennyson üben sofort eine besondere Anziehungskraft auf Charlotte aus. Auch der verstorbenen Tante Sara fühlt sie sich in dieser Umgebung eigenartig verbunden, obwohl sie diese nie kennengelernt hat, weil ihre Mutter nie über ihre Schwester gesprochen hat. Wird es ihr gelingen, die stark verschuldete Buchhandlung zu retten und vor allem, will sie es überhaupt versuchen?

    Thema und Genre
    In diesem Wohlfühlroman geht es um eine kleine Buchhandlung in London, um Verlust, Freundschaft, Vertrauen, Familie, ein Familiengeheimnis und Chancen auf einen Neubeginn. Natürlich ist auch die Liebe in unterschiedlichen Facetten ein Thema, und vor allem Literatur und Bücher.

    Charaktere
    Charlotte Rydberg ist jung, kinderlos und hat den plötzlichen Unfalltod ihres Ehemannes Alex vor einem Jahr noch nicht verarbeitet. Sie ist eine engagierte, erfolgreiche Geschäftsfrau. Dennoch agiert sie immer wieder zögerlich und hält wichtige Fakten vor ihren Angestellten geheim, was wiederum zu Missverständnissen führt. Ihre Selbstzweifel bringen Spannung in die Geschichte, passen aber nicht ganz ins Bild der cleveren Unternehmerin. Sam und Martinique, das Team der Buchhandlung, sind sehr sympathische, in ihrer eigenwilligen Art stimmige Charaktere.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Die aktuelle Handlung spielt in der Jetztzeit in London und betrifft die Situation der Buchhandlung, als Charlotte diese erbt. Sie beginnt Ende August und endet Anfang November. Der zweite Teil betrifft die Charlotte unbekannte Vergangenheit und beschreibt die Jugendjahre von Sara und Kristina, Charlottes Mutter. Beide Handlungsstränge werden abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt, durch Zeitangaben als Kapitelüberschrift ist die Zuordnung einfach.
    Der Schreibstil ist dem Genre angepasst, angenehm zu lesen und mischt gekonnt Spannung und interessante Beschreibungen.

    Fazit
    Ein Wohlfühlroman für entspannte, vergnügte Lesestunden zum Träumen und Abschalten. London als Ort der Handlung ist detailliert und lebendig beschrieben und das Riverside Bookshop möchte man beim Lesen sofort besuchen. Sicher auch ein willkommenes Geschenk für Leserinnen, die gerne Romane über Bücher, Literatur und Buchhandlungen lesen.

    Teilen
  1. 4
    01. Nov 2019 

    Ein Buch zum Wohlfühlen

    Die Schwedin Charlotte hat erst vor kurzem ihren Mann durch einen Unfall verloren. Dann erbt sie plötzlich die Buchhandlung ihrer Tante in London - einer Frau, die sie noch nie in ihrem Leben getroffen hat. Charlotte reist an, um die Buchhandlung zu verkaufen und alles zu regeln. Als Besitzerin einer gutgehenden Kosmetikfirma hat sie an Literatur keinerlei Interesse. Doch dann lernt sie die Angestellten Martinique und Sam sowie Autor William kennen und auf einmal stellt Charlotte ihr ganzes Leben in Frage.

    "Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse" ist ein Buch zum Wohlfühlen. Der Autorin ist es gelungen, authentische Charaktere mit Ecken und Kanten zu schaffen. Auch sprachlich ist der Roman sehr ansprechend und lässt sich leicht und locker lesen. Die Sorgen der Menschen im stationären Buchhandel sind realistisch geschildert, die Buchhandlung "Riverside Books" würde man als Leser selbst gerne betreten: mit einer Zimtschnecke in der Hand in der Harry Potter-Leseecke sitzen, das wäre doch was!

    Zu der Geschichte um Charlotte und die Buchhandlung gesellt sich noch ein Familiendrama. In einer zweiten Zeitebene wird erzählt, wie die Schwestern Sara und Kristina (Charlottes Tante und Mutter) in den 80er Jahren in London ankommen. Auf der Flucht vor dem gewalttätigen Vater sind sie endlich frei und entdecken die Großstadt und die erste Liebe. Nach und nach wird so aufgedeckt, weshalb Charlotte ihre Tante nie kennengelernt hat, bis am Ende die Handlungsstränge in der Gegenwart wieder aufeinander treffen.

    Der Autorin ist ein netter kleiner Roman geglückt, der sich wunderbar auf dem Sofa mit einer Tasse heißer Schokolade lesen lässt. Für Fans des Genres ist einiges jedoch recht vorhersehbar, schon nach den ersten Kapiteln ist klar, wo die Geschichte mit dem Leser hinwill. Dem Lesespaß tut dies aber nur wenig Abbruch.

    Teilen
 

EQ. Emotionale Intelligenz

Buchseite und Rezensionen zu 'EQ. Emotionale Intelligenz' von Daniel Goleman

Inhaltsangabe zu "EQ. Emotionale Intelligenz"

Was lässt uns lieben, hassen, fliehen, kämpfen, verzweifeln? Was lässt uns Trauer, Angst, Wut oder sexuelles Verlangen empfinden? Über die rationale Intelligenz glaubte die Wissenschaft mit dem IQ dem Intelligenzquotienten, Bescheid zu wissen. Die Welt unserer Gefühle aber, die so fundamental die Existenz des Menschen

Format:Taschenbuch
Seiten:422
EAN:9783423360203
read more
 

Alle Farben Rot

Buchseite und Rezensionen zu 'Alle Farben Rot' von Laksmi Pamuntjak

Inhaltsangabe zu "Alle Farben Rot"

Wenige Jahre, bevor in Deutschland und Frankreich Millionen junger Menschen demonstrierten und gegen die enge Welt ihrer Eltern rebellierten, waren die Straßen Indonesiens rot von Blut. Im Jahre 1965 hatte sich der junge General Suharto an die Macht geputscht, seitdem war das Land geteilt in Freund und Feind der neuen Herrschenden, verfolgt wurden alle, die im Verdacht standen, Kommunisten zu sein. Misstrauen und Angst spalteten Dorfgemeinschaften und Familien, viele verloren in gewaltsamen Unruhen ihr Leben, Tausende wurden ohne Prozess in Strafkolonien auf entlegenen Inseln verschleppt. Jahrzehnte später, lange nach Suhartos Sturz im Jahre 1998, sucht eine Frau auf der Gefangeneninsel Buru nach den Spuren des Mannes, den sie in jenen Tagen geliebt und dann verloren hat. In den Wirren einer Straßenschlacht wurden Amba und Bhisma damals auseinandergerissen, und Amba wusste all die Jahre nichts über das Schicksal ihrer großen Liebe. Bis sie eines Tages eine anonyme Mail erhält, aus der hervorgeht, dass Bhisma damals nach Buru verschleppt wurde. Und so macht sich Amba auf, um endlich Antworten auf die Fragen zu finden, die sie schon so lange quälen. Entlang der Linien des indonesischen Nationalepos Mahabharata, jener großen
Erzählung von Liebe und Krieg, entfaltet Laksmi Pamuntjak das Panorama einer jungen Nation und ihres bewegten 20. Jahrhunderts zwischen Kolonialzeit und Unabhängigkeit, Diktatur und Demokratie.

Format:Taschenbuch
Seiten:672
EAN:9783548288451
read more
 

Desorientale: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Desorientale: Roman' von Négar Djavadi

Inhaltsangabe zu "Desorientale: Roman"

Gebundenes Buch
In ihrem fulminanten, komisch-tragischen, autobiographischen Debütroman erzählt Négar Djavadi aus der Sicht ihres Alter Egos Kimiâ Sadr die Geschichte ihrer Familie, die aus Iran stammt. Ein zweiter Erzählstrang betrifft Kimiâ selbst und ihre Schwangerschaft. Die klappt nur mit Hilfe der Medizin und der Mann dazu ist auch nur geliehen - Kimiâ liebt eher Frauen. In Teheran geboren und seit zehn Jahren im Pariser Exil, hat Kimiâ stets versucht, ihr Land, ihre Kultur, ihre Familie auf Abstand zu halten. Doch die Geister der Vergangenheit holen sie wieder ein, um in einem überwältigenden Bilderreigen die Geschichte der Familie Sadr in drei Generationen vor ihr abzuspulen: die Drangsale im Leben der Ahnen, ein Jahrzehnt der politischen Revolution, die Winkelgassen der Adoleszenz, berauschende Rockmusik, das schelmische Lächeln einer blonden Bassistin. Und dann gibt es, im dunklen Kern dieses atemberaubenden Romans über den Iran von gestern und das Frankreich von heute, noch eine furchtbare Geschichte zu erzählen

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406714535
read more
 

Seiten