Ist das Gott oder kann das weg?

Buchseite und Rezensionen zu 'Ist das Gott oder kann das weg?' von Jakob Friedrichs

Inhaltsangabe zu "Ist das Gott oder kann das weg?"

Format:Taschenbuch
Seiten:96
EAN:9783957346520
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The Rise and Fall of Ancient Egypt

Buchseite und Rezensionen zu 'The Rise and Fall of Ancient Egypt' von Toby Wilkinson
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "The Rise and Fall of Ancient Egypt"

Format:Taschenbuch
Seiten:672
EAN:9781408810026
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Rezensionen zu "The Rise and Fall of Ancient Egypt"

  1. Anregend, aber auch fragwürdig

    Meine Rezension bezieht sich auf die deutsche Ausgabe.
    Toby Wilkinson, Ägyptologe an der Universität Cambridge, ist als anerkannter Experte für die Geschichte des alten Ägypten auch für die BBC und Channel 4 tätig. Dies merkt man auch seinem Buch an. Seine Darstellung über die faszinierende Geschichte dieser Epoche liest sich flüssig und schlägt den Leser in ihren Bann. In fünf Teilen, beginnend mit den Anfangen um 5000 und endend mit Kleopatras Selbstmord und dem Aufgehen Ägyptens im römischen Reich, beschreibt Wilkinson anschaulich und für Laien gut nachvollziehbar, wie sich dieses vom Nil geprägte Land zu einer der ersten Großmächte der Welt entwickelt hat. Abgerundet wird das Buch durch ein knappe Beschreibung des Fortwirken des alten Ägyptens bis heute.

    Warum dann nicht die volle Bewertungszahl? Ich bin zwar kein Ägyptologe, weiß aber als Historiker durchaus um den bisweilen begrenzten Aussagewert gerade antiker Quellen, die dann natürlich der Interpretation Tür und Tor offen lassen. Und genau das ist es, was mich bei der Lektüre etwas gestört hat. Mehrfach hatte ich den nicht unbedingt beweisbaren Eindruck, dass Wilkinson Vermutungen mit Verve als Wahrheiten verkauft hat. Aber sieht man davon einmal ab, eröffnet das Buch dem Leser wahrlich eine gute Übersicht.

 

Nie war ich furchtloser: Autobiographie

Buchseite und Rezensionen zu 'Nie war ich furchtloser: Autobiographie' von Inge Viett
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nie war ich furchtloser: Autobiographie"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783894014605
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Rezensionen zu "Nie war ich furchtloser: Autobiographie"

  1. Aus dem Innenleben der RAF

    Wie bewertet man ein Buch, mit dessen politischen Aussagen man nicht übereinstimmt? Sollte diese Tatsache Auswirkungen auf die Vergabe der Sterne haben? Ich denke nein.

    Inge Vietts Autobiographie beschreibt minutiös ihren Weg in den bewaffneten Kampf während der 70er Jahre. Aus recht verwahrlosten Ursprüngen kommend, sucht sie nach Sinn in ihrem Leben, den sie erst in der Berliner Subkultur findet. Im Umkreis der Haschrebellen gelangt sie zur Bewegung 2. Juni, die der Staatsmacht aus Empörung über den Tod Benno Ohnesorgs in Guerillamanier gegenübertritt. Das Leben in der Illegalität ist geprägt durch die Planung von Aktionen, Gefängnisaufenthalten und Ausbrüchen, immer wieder unterbrochen durch Ausbildungsaufenthalte im nahen Osten.

    Nach dem Scheitern des Stadtgueriila-Prinzips schließt sie sich kurzzeituig der RAF an, bis sie in Paris einen Polizeibeamten zum Krüppel schießt. Danach zieht sie sich in die DDR zurück, um dort ein beinah kleinbürgerliches Leben zu führen.

    Das alles ist äußerst interessant zu lesen, man erfährt auch durchaus Neues, so etwa über die Unterschiede zwischen der Bewegung 2. Juni und der noch bornierteren RAF, die auf den gesellschaftlichen Rückhalt ihrer Aktionen gar keinen Wert legte und sich als elitäre Avantgarde sah. Dass die letzten Attentate nur noch der eigenen Daseinsberechtigung galten, wird durch Vietts Beschreibung besonders deutlich.

    Auffällig ist der Impetus des Rechthaberischen, der immer wieder durchschimmert. Besonders deutlich wird dies in ihren Stellungnahmen zur deutschen Geschichte, die - ihrer Lesart nach- immer faschistisch war, wie überhaupt dieser Begriff inflationär gebraucht wird. In diesem Kontext linken Intellektuellen vorzuwerfen, ins Exil gegangen zu sein und nicht den Kampf gegen die Nazis organisiert zu haben, verkennt die Realitäten der Jahre nach 1933. Dass für Inge Viett die Bundesrepublik die Nachfolgerin des Dritten Reiches ist, führt dazu, dass sie die DDR deutlich verklärt. Und, was ich gar nicht verstehe: Wie kann ein Mensch, der durch den Besuch der KZ-Gedänkstätte Buchenwald derartig aufgewühlt wird, wie sie es schildert, den Staat Israel ablehnen?

    Trotz allem, wer sich mit der Geschichte des Links-Terrorismus in der Bundesrepublik beschäftigen möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

 

Am Anfang war Gewalt

Buchseite und Rezensionen zu 'Am Anfang war Gewalt' von Mark Jones
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Am Anfang war Gewalt"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
EAN:9783549074879
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Rezensionen zu "Am Anfang war Gewalt"

  1. Teilweise von falschen Prämissen ausgehend

    Mark Jones beschreibt in seiner Studie "Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik" die Gewaltexzesse der Freikorpstruppen, die im Auftrag der neuen Reichsregierung gegen die Spartakisten eingesetzt wurden, wobei vor allem die Ereignisse in Kiel, Berlin und München in den Fokus gerückt werden. Ein besonderes Anliegen ist ihm dabei, zu schildern, wie sich aus einer Spirale von tatsächlichen Gräueltaten der Spartakisten, Gerüchten und Autosuggestion die besondere Gewalt entwickelt hat, die nahezu alle Linken zu Freiwild für die Regierungstruppen gemacht hat, was nun wiederum deren Gräueltaten hervorrief, für die es weiß Gott genug Beispiele gibt. Das alles ist Jones auch weitgehend gelungen, wenngleich er sich meiner Ansicht nach bisweilen auf etwas dünnes Eis begibt, wenn er Gewalttaten der Linken als nicht beweisbare Gerüchte deklariert, die von anderen Historikern durchaus nicht in Frage gestellt werden. Aber wie soll nach 100 Jahren da die Wahrheit noch gefunden werden?

    Aber andere Aspekte stören mich weit mehr:

    1. Auch wenn Jones es selbst bisweilen relativiert, so zieht er doch eine gerade Linie von den Vorgängen 1918/19 zu den um vielfach gesteigerten Gewaltexzessen während des Dritten Reiches. Unbestritten und durchaus nicht neu ist die Tatsache, dass viele der ehemaligen Freikorpssoldaten von 1933 bis 1945 noch eine wichtige Rolle spielten (als Beispiel sei hier der im Buch gar nicht erwähnte Lagerkommandant von Auschwitz, Höss, erwähnt). Doch ist deren Gewaltbereitschaft tatsächlich erst durch die Wirren der Republikgründung entstanden? Meiner Ansicht nach vernachlässigt Jones da doch die Entmenschlichung und Verrohung, die der Erste Weltkrieg bei vielen Frontsoldaten hinterlassen hat.

    2. Jones beschreibt die tatsächliche Gefahr, die von der extremen Linken ausging, als relativ gering. Ob das zutrifft oder nicht, mögen andere entscheiden, aber Tatsache ist, dass Liebknecht, Luxemburg und andere in der beschriebenen Phase in Punkto Verbalradikalismus sich nicht hinter den Regierungsverlautbarungen verbergen mussten. Immer wieder riefen sie zur Vollendung der Revolution und zum Sturz der Arbeiterverräter Ebert und Scheidemann auf. Konnte in der damaligen unübersichtlichen Situation wirklich jemand erkennen, wer sich durchsetzen würde? Jones Vorwurf an die SPD, sich mit dem Teufel eingelassen zu haben, um den (eingebildeten) Beelzebub zu verjagen, trifft zu, aber gab es andere Optionen? Das Beispiel der russischen Revolution war damals ja noch ganz frisch, und die Art und Weise, wie die Bolschewisten die anfangs auch bürgerliche Revolution pervertierten, stand den damals Handelnden ja deutlich vor Augen, und das waren ja beileibe keine Phantasmagorien. In diesem Kontext geht im Übrigen Jones Vorwurf an deutsche Historiker, den Streit um die Legitimität der Gewalt in der Gründungsphase der Weimarer Republik im "besten Fall bruchstückhaft" zu untersuchen und "im schlimmsten Fall auf eine kritiklose Apologie der Gründerväter der ersten deutschen Demokratie" hinauszulaufen zu lassen, an der Realität vorbei. Das mag vielleicht für die Zeit der Fünfziger und sechziger Jahre gelten, als die deutsche Geschichtsschreibung von eher nationalkonservativen Historikern bestimmt wurde, doch seitdem wird der sogenannte Ebert-Groener-Pakt, der Beschluss der Zusammenarbeit der neuen Reichsregierung mit der Reichswehr, indirekt also die Grundlage der späteren Gewaltexzesse, durchaus kritisch gewürdigt, was sich auch in jedem mir bekannten Oberstufenlehrwerk wiederfindet.

    3. Noch unhaltbarer ist die Generalkritik an der Geschichtsschreibung im Punkt des "Schießbefehls" Noskes, der den Freikorpsverbänden quasi einen Freibrief für die Jagd auf die Linken ausstellte. Jones schreibt auf Seite 255: "Die Erinnerung an Noskes Schießbefehl ist in den letzten zwei Jahrzehnten (seit der Wiedervereinigung, Matzbach) eher noch unpopulärer geworden, da Historiker die Existenz historischer Vorspiele und Weichenstellungen für den Nationalsozialismus herunterzuspielen versuchen". Ich weiß ja nicht, welche Historiker Jones da im Auge hat, aber einen Vorwurf kann man der deutschen Historiographie sei 1968 definitiv nicht machen, nämlich den, dass sie sich nicht dieser Thematik stellt. Stellvertretend für viele sei hier der der programmatische Titel "Hitler war kein Betriebsunfall" von Fritz Fischer, der im Übrigen ein Vor 68ere war, genannt.

 

Der tragische Kanzler

Buchseite und Rezensionen zu 'Der tragische Kanzler' von Peter Reichel
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der tragische Kanzler"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:464
EAN:9783423289733
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Rezensionen zu "Der tragische Kanzler"

  1. Portrait eines zu unrecht vergessenen Staatsmanns

    Peter Reichel bricht eine Lanze für den "tragischen Kanzler" Hermann Müller. Der SPD-Politiker war zweimal Kanzler in der Zeit der Weimarer Republik, zuerst 1920, für gut drei Monate, dann von Juni 1928 bis März 1930. Zuvor hatte er als Außenminister die undankbare Aufgabe übernommen, den Versailler Vertrag zu unterzeichnen, was ihm lebenslänglich den Hass rechter Fanatiker eintrug. Nach dem gescheiterten Kapp-Putsch der rechten Republikgegner wurde er Nachfolger kurzzeitig Nachfolger des sich in der dadurch hervorgerufenen Krise zwiespältig verhalten habenden Reichskanzlers Bauer, ebenfalls von der SPD. Doch die Kanzlerschaft währte nur kurz, denn bei den anstehenden ersten Wahlen zum Reichstag verlor die Weimarer Koalition, vor allem die MSPD, an Stimmen. Doch Müller blieb ein wichtiger Politiker der Weimarer Republik. Er leistete zum einen einen großen Beitrag zur Wiedervereinigung von MSPD und USPD. Als SPD-Vorsitzender war er zum anderen an weiteren Regierungsbildungen/Sondierungen dazu beteiligt, bis er dann 1928 wieder Kanzler einer großen Koalition wurde. Doch auch die zweite Kanzlerschaft war von großen Belastungen gekennzeichnet, außenpolitisch ging es um die Regulierung der Reparationszahlungen durch den Young-Plan, Voraussetzung für die endgültige Räumung der von Frankreich und Belgien besetzten Gebiete in Deutschland. Gegen die Anfeindungen von rechts kam es in diesen Fragen zu einer für das Deutsche Reich durchaus positiven Entscheidung, innenpolitisch scheiterte Müller aber am Streit der Flügelparteien SPD und DVP über die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung, die durch die Weltwirtschaftskrise zusätzliche Brisanz bekam. Angesichts der immensen Belastungen konnte Müller, wie viele andere auch, eigentlich nur scheitern, doch daraus hat er zumindest das beste gemacht. Bescheiden mögen seine Erfolge sein, aber mehr war auch nicht zu erwarten. Durch sein Naturell hat er sich durchaus Achtung bei seinen innen- und außenpolitischen Gegnern verschafft, sieht man mal von den Extremisten von links und rechts ab, die ihn über den Tod hinaus verachteten.

    Peter Reichel gebührt der Verdienst, diesen zu unrecht weitgehend vergessenen Politiker der Weimarer Republik in angebrachte Erinnerung zu rufen. In Detailfragen kann man allerdings bisweilen anderer Ansicht als Reichel sein, so etwa bei der Darstellung der Vorgeschichte des Versailler Vertrags. Auch Reichel rügt zu recht das Verhalten des Vorgängers Müllers als Außenminister, Graf Brockdorff-Rantzau, der absichtlich den diplomatischen Fauxpas beging, während seiner Erklärung zur Vertragsübergabe sitzen zu bleiben. Doch ob ein klügeres Verhalten angesichts des virulenten Hasses nach dem Weltkrieg einen für Deutschland günstigeren Vertrag ermöglicht hätte, darf meiner Ansicht nach bezweifelt werden. Und was Reichels mehrfach geäußerte Kritik an der angeblichen Kompromissbereitschaft der SPD betrifft: Wie weit soll eine Partei im Sinne der Staatsraison mit der Selbstverleugnung gehen? Drei Mal (!) stellte die Reichstagsfraktion die Parteihaltung über das Staatsinteresse, beim ersten Mal wegen der Ungleichbehandlung der Reichsländer Sachsen und Bayern im Punkt Radikalismus (im linken Sachsen kam es zur sogenannten Reichsexekution, im rechten Bayern konnten sich Rechtsradikale munter ungehindert ausbreiten), in der Panzerkreuzerauseinandersetzung ging es um Kosten der Aufrüstung angesichts steigender Staatsausgaben und drohender Verelendung großer Volksteile. Und, negativer Höhepunkt aus Sicht Reichels, der erzwungene Rücktritt Müllers wegen der Weigerung seiner Partei, einer vom Koalitionspartner DVP gewünschten Reduzierung der Arbeitslosenhilfe zuzustimmen. Aber erstens gehören zum Scheitern einer Ehe immer zwei, außerdem liefen hinter den Kulissen längst Bestrebungen des konservativen Reichspräsidenten Hindenburg und ihm nahe stehender Konservativer, die Republik abzuschaffen und den Einfluss der SPD ein für alle mal auszuschalten. Wenn Reichel an dieser Stelle den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten vorwirft, zu den Totengräbern der Republik zu gehören, so ist das meiner Ansicht nach falsch. Von diesen Ausnahmen abgesehen haben die Sozialdemokraten sich nämlich sehr oft verbiegen müssen, um Politik möglich zu machen. Doch irgendwo sollte auch Selbstachtung ins Spiel kommen, oder?

 

Wolfszeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Wolfszeit' von Harald Jähner
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wolfszeit"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:480
EAN:9783737100137
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Rezensionen zu "Wolfszeit"

  1. Überzeugende Darstellung der ersten Dekade im Nachkriegsdeutschl

    Das Buch handelt vom Hunger, nicht nur dem physischen, sondern auch dem nach Neuorientierung nach dem Zerfall alter Werte. Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft spürten die Deutschen erstmals tatsächlich Hunger, denn bis fast zuletzt funktionierte das Auspressen der besetzten Länder, das es ermöglichte, dass die Deutschen selbst in den Kriegsjahren einen relativ hohen Lebensstandard beibehalten konnten. Die Folgen des von ihnen verursachten Krieges wurden erst ab der sogenannten Stunde Null, die tatsächlich keine war, deutlich. Lebensmittelknappheit, Wohnraum- und Brennstoffknappheit, all dies prägte das Leben der Überlebenden. Harald Jähner zeigt in "Wolfszeit" die Überlebensstrategien auf, die die deutsche Gesellschaft in der ersten Dekade nach dem Krieg entwickelte. Dazu gehörten unter anderem das bekannte Hamstern ebenso wie der Mantel des Schweigens, der über die nationalsozialistischen Untaten gebreitet wurde. Von da bis zur Selbstsicht, selbst verführte Opfer des Nationalsozialismus zu sein, war es dann nur noch ein kleiner Schritt. Und das bereits fünf Jahre nach dem Holocaust ein rechtsgerichteter Politiker darüber nachsinnt, ob Hitler den richtigen Weg gewählt hat, das "Judenproblem" zu beseitigen, passt da nur gut ins Gesamtbild.

    Die bekannten Probleme wurden durch die Millionen von Geflüchteten,Vertriebenen und displaced Persons verschärft, wobei sich schnell zeigt, das die im Nationalsozialismus verherrlichte Volksgemeinschaft eine Chimäre war. Mitgefühl mit den ehemaligen Opfern? Fehlanzeige. Mit den mittelos gewordenen Bewohnern der ehemaligen Ostgebiete? Dito. Wie schon Brecht festgestellt hatte, "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Futterneid und religiöse Vorurteile bestimmten zunächst die gegenseitige Sicht, langfristig führte die erzwungene Gemeinsamkeit aber etwas, was die Deutschen lange Zeit zuvor nicht geschafft hatten, nämlich das Überwinden landsmannschaftlicher und damit oft verbundener religiöser Vorbehalte.

    All dies und noch viel mehr anschaulich zu beschreiben, ist das Verdienst Harald Jähners. "Der Neubeginn - neu gesehen" ist zwar ein etwas übertriebener Verkaufsslogan im Klappentext, denn für den Historiker wirklich bahnbrechend neu ist nichts des Dargestellten, aber es handelt sich tatsächlich um eine "eindrucksvolle Gesamtschau".

 

Das Gewicht der Worte

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Gewicht der Worte' von Pascal Mercier
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Gewicht der Worte"

Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. Wieder ist Pascal Mercier ein philosophischer Roman gelungen, bewegend wie der "Nachtzug nach Lissabon."

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:576
EAN:9783446265691
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Rezensionen zu "Das Gewicht der Worte"

  1. 4
    21. Aug 2020 

    Ein zweites Leben...

    Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er, den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.

    'Welcome home, Sir!' - mit diesen Worten wird Simon Leyland am Londoner Flughafen begrüßt, nachdem er Triest, der Stadt, die für viele Jahre sein Lebensmittelpunkt war, vorerst den Rücken gekehrt hat. Er zieht in das Haus eines verstorbenen Freundes, der Umzug ein Symbol seines neuen, seines zweiten Lebens.

    Aufgrund einer fatalen Fehldiagnose hat Simon Leyland den von seiner verstorbenen Frau geerbten Verlag verkauft und muss sich nun neu orientieren. Als gelernter Übersetzer mangelt es ihm nicht an Arbeit, doch was genau erhofft sich Simon nun von der wider Erwarten geschenkten Lebenszeit?

    Der Austausch mit alten und neuen Freunden, mit seinen beiden Kindern, mit ehemaligen Kollegen*innen und vor allem mit seiner verstorbenen Frau soll Klarheit in Simons Gedanken- und Gefühlswelt bringen. Der Übersetzer hat sich angewöhnt, wichtige Episoden, Geschehnisse und Überlebungen mit seiner Frau zu teilen und schreibt ihr dazu Briefe - im Grunde ein ins Jenseits gerichtete Tagebuch.

    Simon Leyland erweist sich als genauer Beobachter - sowohl sein eigener jeweiliger Zustand als auch die äußeren Geschehnisse sowie die Verhaltensweisen und Motive der ihn umgebenden Menschen werden detailliert und wortgewandt wiedergegeben und durchleuchtet. Ein sehr intellektuell anmutender Prozess, der die Liebe zum gesprochenen und geschriebenen Wort offenbart - und das gerne auch in verschiedenen Sprachen.

    Dabei kommt der Leser den einzelnen Figuren punktuell durchaus nah, gerade wenn es um emotional aufwühlende Themen geht. Doch sie bleiben irgendwie trotz allem eindimensional, sind nur insoweit greifbar, wie es für die einzelnen Themen wichtig ist. Und derer gibt es viele. Angefangen beim Leben selbst: was fängt man mit der Lebenszeit an, gäbe es eine Alternative zum derzeitigen Lebensentwurf, was wäre, wenn man einzelne Weichen anders gestellt hätte? Was bedeuten die Begegnungen mit anderen Menschen für das eigene Leben?

    Die Rollen als Vater, Ehemann, Freund und Kollege stehen hier ebenso auf dem Prüfstand wie die Sprachvirtuosität auf der einen Seite und die zeitweilige Sprachlosigkeit in zwischenmenschlichen Begegnungen auf der anderen. Was bedeutet Heimat und wie findet man heraus, wo das ist? Das Thema der Gefängnisstrafe taucht hier mehrfach auf, ebenso wie die Frage nach einer Legitimation eines Tötens auf Verlangen. Ein breites Spektrum also, hier sicher nicht vollständig aufgelistet, was das Anspruchsvolle des Romans verdeutlicht.

    Die Bedeutung der Sprache sowie die Liebe zu ihr, intellektuell-philosophische Lebensthemen und zwischenmenschliche Begegnungen - das sind im Kern wohl die drei Säulen des Romans. Der Erzählfluss ist langsam, behäbig fast, was aber angesichts der Sprachgewaltigkeit und Detailverliebtheit auch notwendig scheint. Mühsam und teilweise auch nervig erschienen mir allerdings die ständigen Wiederholungen von bereits Gesagtem. Sowohl in Gesprächen als auch in den Briefen an seine verstorbene Frau erläutert Simon Leyland häufig Aspekte, die dem Leser zuvor bereits in aller Ausführlichkeit präsentiert wurden.

    Alles in allem ein leiser Roman, der das Lesen entschleunigt, der philosophische Ansätze bereithält, der zum Nachdenken anregt und der den Leser schließlich mit einem leisen Lächeln entlässt...

    © Parden

  1. sanfte Geschichte

    Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er, den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.

    Fazit:
    Schön finde ich, dass die Geschichte bzw. die Message auf sich selber überleitbar ist - nachdenken, wie wichtig manche Dinge wirklich sind - erst an einem Wendepunkt merkt man oft, wie unwichtig diese Dinge sind.
    Eine schöne, sanfte, ruhige Geschichte die aber einen tollen Mehrwert hat.
    Der Sprecher passt perfekt zur Geschichte - es war wunderbar der Erzählung zu lauschen.
    Das Gehörte bleibt lange im Gedächtnis, insbesondere da es ein Buch mit enormen Tiefgang ist. Meine Erwartungen wurden erfüllt.

 

Feuertaufe

Buchseite und Rezensionen zu 'Feuertaufe' von Heidi Troi
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Feuertaufe"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:368
Verlag: Servus
EAN:9783710402142
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Rezensionen zu "Feuertaufe"

  1. Ein toller Krimi

    Lorenz Lovis, ehemaliger Polizist, erbt den hoch verschuldeten Bauernhof seines verstorbenen Onkels. Soll er ihn weiterführen, so ganz ohne Erfahrungen als Landwirt? Bevor er sich entscheidet, übernimmt er erstmal einen Auftrag als Privatdetektiv.

    Ich war sehr gespannt auf diesen Krimi, weil mich sowohl die Beschreibung als auch das tolle Cover angesprochen haben.
    Ich bin danke des flüssigen und sehr gut lesbaren Schreibstils sehr gut in die Geschichte hinein gekommen. Die Beschreibungen haben mir gefallen und ich konnte mir alles gut vorstellen. Auch der Humor kam nicht zu kurz, was mir prima gefiel. Toll war auch der Dialekt, der in passendem Umfang seinen Platz in der Geschichte bekam. Dadurch wirkte alles sehr realistisch und es passte einfach super zu einem Regionalkrimi.
    Die Charaktere hat die Autorin wunderbar gezeichnet. Ich fand sie individuell und sympathisch und konnte mich gut in sie hineinversetzen. Lorenz Lovis fand ich von Beginn an sehr sympathisch, so dass ich Freude hatte, ihn bei seinen Ermittlungen zu begleiten. Diese hat er teilweise recht unkonventionell bestritten, doch genau das hat mir gefallen. Ein richtig toller Protagonist, von dem ich unbedingt mehr lesen möchte.
    Der Kriminalfall hat mir super gefallen. Die Spannung wurde gut aufgebaut und steigerte sich immer weiter, so dass ich stets am Buch gefesselt war. Ich konnte bestens miträtseln und mir meine eigenen Gedanken machen und ich hatte viele Fragen im Kopf. Die Auflösung am Ende war stimmig und schlüssig und bildete somit einen runden Abschluss.

    Ich kann diesen Krimi sehr empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

  1. 4
    20. Feb 2020 

    Schauplatz Brixen

    Der Onkel Sebastian war Lorenz Lovis` einzige Familie. Doch nun ist er nach einer schweren Erkrankung verstorben. Der letzte Wunsch des Verstorbenen: Lorenz möge den Hof übernehmen. Dieser lässt sich als Polizist seit Jahren von seinem Chef drangsalieren. Bietet sich jetzt etwa eine bessere Alternative? Lorenz Lovis nimmt die letzte Schikane nicht mehr hin, er kündigt. Nicht bedacht hat er, dass er von der Landwirtschaft keine Ahnung hat. Seine Mitbewohner auf dem Hof machen ihm das allerdings schnell klar. Und Schulden hatte der geliebte Onkel auch. Geld muss her. Lorenz Lovis sieht sich als Privatdetektiv, bei seiner Vorgeschichte als Polizist müsste das doch genau das Richtige sein.

    In seinem ersten Fall nach seiner gescheiterten Polizeikarriere backt Lorenz Lovis erstmal kleine Brötchen. Eine besorgte Mutter bittet ihn, herauszufinden, was ihr 13jähriger so treibt. Es muss ja nicht gleich Mord und Totschlag sein. Außerdem trauert Lorenz noch um seinen Onkel. Bauer werden wollte er nie, aber Onekl Sebastian war Vater und Mutter, nachdem Lorenz Eltern früh verstarben. Und er will auch den Weinberg retten, der seit einiger Zeit sabotiert wird. Wäre dies nicht seine eigene Sache, wäre es schon der zweite Fall. Und wenn er die Sache mit den Uhus klärt, wäre das schon der dritte Fall. Und wären da die Schulden nicht, ginge es dem Lorenz fast gut.

    Obwohl der Lorenz häufiger mal durch den Matsch stapft und immer die falschen Schuhe anhat, verbreitet dieser Detektivroman ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Der Lorenz Lovis wirkt zwar manchmal etwas phlegmatisch, hat aber doch Intuition und ein helles Köpfchen. Mit der Landwirtschaft hat er es zwar wirklich nicht so, aber ein Gespür wie er den Hof zusammenhält, das hat er. Auch durch seine Fälle spaziert er eher. Leicht ist sein Neuanfang nicht, aber er findet Rückhalt, mit dem er nicht gerechnet hat. Und so entsteht dieses heimelige Gefühl, dass diesen Krimi ausmacht. Dazu kommen noch die freundlichen Schilderungen von Land und Leuten, die auch an einem verregneten Tag echtes Urlaubsfeeling aufkommen lassen.

 

Ich habe einen Knall - Sie auch?

Buchseite und Rezensionen zu 'Ich habe einen Knall - Sie auch?' von Mirjam Indermaur

Inhaltsangabe zu "Ich habe einen Knall - Sie auch?"

Format:Taschenbuch
Seiten:192
Verlag: Wörterseh
EAN:9783037631065
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Stille: Ein Wegweiser

Buchseite und Rezensionen zu 'Stille: Ein Wegweiser' von Erling Kagge
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Stille: Ein Wegweiser"

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je? Lange hat Erling Kagge sich mit diesen drei Fragen beschäftigt. Angeregt durch Freunde und Wegbegleiter wie Marina Abramovic, Jon Fosse, Elon Musk, Børge Ousland und Oliver Sacks, ist er in seinem Buch zu dreiunddreißig Antworten gekommen. Entstanden ist ein Wegweiser für den modernen Menschen auf seiner Suche nach Stille, Ruhe, Frieden – überall dort, wo es laut ist.
»Die Natur sprach zu mir, indem sie sich als Stille präsentierte. Je stiller es wurde, desto mehr hörte ich ... eine ohrenbetäubende Stille.« Der Weltwanderer Erling Kagge musste weit gehen, um ein Gut zu finden, das in unserer Zeit immer wichtiger wird: Stille. Auf seinen Expeditionen – zum Süd- und zum Nordpol, auf den Mount Everest – hat er sie gefunden.
Aber ist Stille auch in der Stadt zu erfahren? Im turbulenten Oslo, wo er lebt? Ja, wenn man bereit ist, die Welt auszusperren und eine Reise in sein Inneres anzutreten, kann man auf dem Weg zur Arbeit, beim Lesen, Stricken, Musikhören, beim Abwaschen, beim Yoga »seinen eigenen Südpol finden«, denn »Stille ist überall«.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:144
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458177241
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Rezensionen zu "Stille: Ein Wegweiser"

  1. Stille als Offenbarung

    Dieser Roman - oder auch Wegweiser, wie es so schön am schlicht weißen Cover heißt - ist recht schnell gelesen, denn er hat nur 125 Seiten. Und nein, darin findet sich keine Geschichte im eigentlichen Sinne, es ist mehr eine Autobiografie. Denn autobiografisch ist es in jedem Fall, was Erling Kagge da geschrieben hat.

    ~ Ja, reden, genau das soll die Stille tun. Sie soll reden, und du sollst mit ihr reden und das Potenzial nutzen, das darin liegt. ~
    (S. 20)

    Der Autor hat sich hierin durch und durch über die Bedeutung der Stille ausgelassen.
    Was ist das eigentlich genau, diese Stille? Hat sie einen Wert? Hat der "moderne" Mensch in der heutigen Zeit überhaupt noch die Chance, absolute Stille zu erfahren? Wenn nein, wie oder wo ist das dennoch möglich? - Das sind nur ein paar der vielen Fragen, denen Kagge in diesem kleinen Büchlein nachgeht. Und ja, er liefert Antworten dazu. Antworten, die - welch Überraschung - irgendwie still werden lassen. Antworten, die man erst fassen und sich auf der Zunge zergehen lassen muss.

    Wenn man ein Buch liest, dann kann man ja meist irgendwie wahrnehmen, in welchem Ton der Inhalt geschrieben wurde, was sich dann auf den Leser überträgt. Und beim Lesen von "Stille" wurde ich nachdenklich, melancholisch, aber auch still. Das Geschriebene hat also durchaus eine gewisse Wirkung bei mir erzielt. Nur ums Stillwerden geht es aber gar nicht. Man muss in weiterer Folge auch verstehen und erfahren wollen, was dann passiert. Im Grunde beschreibt Kagge in seinem Buch auf sehr eindrucksvolle Weise und durch persönliche Erlebnisse das gesamte Wirkungsspektrum von Stille. Für mich war der Buchinhalt hochinteressant und das, obwohl ich mit der Thematik bereits vertraut bin.

    ~ Die Stille um dich herum kann viel enthalten, aber für mich ist die interessanteste Stille diejenige, die in mir ist. Eine Stille, die ich in gewisser Weise selbst schaffe. ~
    (S. 33)

    Für jemanden, der noch nie über Stille nachgedacht hat und/oder über das, was mit selbiger einhergeht, dürfte dieses Buch ein kleiner Schatz sein, den es zu entdecken und zu bestaunen gilt. Von mir gibt es dafür also eine unbedingte Leseempfehlung!

 

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