Wem die Glocke schlägt: Ein Alpen-Adria-Krimi
Ein einzelnes Paar Füße werden mitten auf dem Sportplatz der Schule gefunden. Kurz danach finden Jogger eine Leiche ohne Füße. Es sind zwei Opfer denn die DNA ist nicht identisch. Inspector Aidan Carter und sein Team stehen vor einem Rätsel. Haben sie es mit einem Serienmörder zu tun oder sogar mit einer Sekte? Die Freundin von Aidan Carter, Jessica, findet hier eine Vorlage für ihren neuen Roman. Jessica begibt sich ohne dass sie es ahnt in Lebensgefahr.
Der Schreibstil ist leicht, bildhaft und zügig zu lesen. Die Protagonisten passen hervorragend in diesen Thriller hinein und der Spannungsbogen verläuft dabei genau richtig.
Fazit: Dieser Thriller umfasst 52 Kapitel und schon der Prolog hat es in sich da er ziemlich heftig ausfällt. Das Ermittlerteam um Aidan Carter, ist sehr sympathisch und da gefiel mir Dr. Harris mit seiner eher humorvollen Art sehr. Es sind übrigens das gleiche Team wie in dem Vorgängerbuch "Toxin Killer" und die Handlung spielt sich wieder in Jefferson City ab. Im ersten Drittel gibt es zwischendurch immer mal wieder Rückblenden zum Vorgängerbuch. Ich persönlich hatte beim lesen die ganze Zeit einen spannenden amerikanischen Film vor Augen da die Autorin sehr bildhaft schreibt. Die Atmosphäre ist meiner Meinung nach eher ruhig und dichter dafür ist die Story im Gegensatz nicht's für schwache und sensible Nerven. Auch ich musste das Buch ab und zu zur Seite legen um durchzuatmen. Diese Story hat meiner Ansicht nach zwei Handlungsstränge weil sie immer wieder zum Mörder zurückkehrt. Schuld, Mobbing (egal welchen Alters), Alkohol und Misshandlung - so könnte ich den Inhalt des Buches beschreiben. Es sind aktuelle Themen die keinesfalls leicht sind. Trotzdem hat die Autorin dies sehr gut in ihrem Thriller umgesetzt. Kapitel für Kapitel steigt die Spannung und die Story wurde für mich aufregend zu lesen. Puzzleteil für Puzzleteil setzt das Team die Beweise zusammen aber auch Jessica ist nicht untätig und so kommt langsam ein Bild des Täters hervor. Ich muss gestehen dass ich mit der Zeit einen Verdächtigen im Visier hatte wurde aber zum Ende eines besseren belehrt. Die Story nimmt daher immer wieder andere Wendungen ein die spannend zu verfolgen sind. Im letzten Drittel geht es dann fast Schlag auf Schlag weil sich die Kapitel verkürzen und die Story fesselnd zu lesen ist. Dieser Thriller ist zwischendurch immer wieder fast schon atemraubend zu lesen, er hat mich persönlich überzeugt und ist meiner Meinung nach aufregend zu lesen. Dieses Buch zählt zu meinen Lesehighlights und vergebe daher sehr gerne fünf Sterne.
"Mobbing ist nicht in Ordnung, egal in welchem Alter. Wunden heilen, aber die Erinnerungen bleiben ewig. (Sabine Eckhardt)
Bei einer Schule in Jefferson City findet man mitten auf dem Schulhof zwei abgetrennte Füße. Kurz darauf entdeckt ein Jogger eine Leiche ohne Füße. Allerdings haben beide Körperteile unterschiedliche DNA, sodass es Inspector Aidan Carter und Lieutenant Ethan Jonas gleich mit zwei Opfern zu tun bekommen. Auch die weiteren Spuren am Tatort weisen auf einen Täter mit religiösem Hintergrund hin. Ist es gar ein Verbrechen aus Leidenschaft? Währenddessen plagt sich Aidans Partnerin, Bestsellerautorin Jessica Duncan, mit einer Schreibblockade herum. Da kommt Aidans neuster Fall über den Metzger von Jefferson City gerade recht. Bei ihren Recherchen findet sie auf Ereignisse und Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit der Opfer. Und trotzdem sie beim letzten Mal mit viel Glück dem Toxin-Killer entkommen ist, begibt sie sich erneut wieder in Lebensgefahr.
Meine Meinung:
Das düstere Cover mit einigen Hinweisen zum Inhalt dieser Geschichte gefällt mir gut. Der flüssige, unterhaltsame Schreibstil macht mir das Lesen einfach. Lediglich die ähnliche Aussprache der beide Namen der Ermittler haben mich zu Beginn etwas irritiert. Trotzdem es zu einigen wenigen Wiederholungen kommt, bleibt der Thriller unvorhersehbar und spannend. Dabei fand ich die Mischung zwischen Privatleben und Ermittlungen ausreichend. Dass neben den Ermittlern noch eine Autorin und eine Reporterin an dem Fall interessiert sind, macht das Ganze recht abwechslungsreich. Interessant und beklemmend finde ich die Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt des Täters, bei dem nach und nach klar wird, warum er seine Taten begeht. Besonders seine Mutter empfinde ich dabei wirklich als herzlos und grausam. Gut gefielen mir die Charaktere, da wäre der smarte, kompetente, ausgeglichene Aidan, der jedoch seine Probleme mit Leichenschauen hat. Sein Partner und Freund Ethan hingegen wirkt auf mich abgeklärt, toughe und charakterstark. Autorin Jessica hingegen ist eine kluge, neugierige und schlagfertige Persönlichkeit. Sie würde alles für eine gute Story riskieren und schießt dabei oft über das Ziel hinaus. Dadurch wirkt sie auf mich mitunter ein wenig naiv. Der Spannungsbogen baut sich im Laufe des Buches auf, bis es am Ende zu einem brutalen Zusammentreffen von Ermittler und Täter kommt. Mir gefiel die Geschichte sehr gut und ich ärgere mich ein wenig, dass ich nicht schon den Toxin-Killer für mich entdeckt habe. Von mir jedenfalls gibt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
Vier Freunde verbringen ein Wochenende in einer Luxusvilla am Trondheimfjord.
Am Morgen des zweiten Tages ist einer von ihnen tot. Das Opfer wurde regelrecht hingerichtet und die Tat selbst ist an Brutalität kaum zu überbieten.
Hauptkommissarin Hellin Toor von der Kripo Trondheim stößt bei dem Fall schnell an ihre Grenzen, denn es gibt keinerlei Hinweise auf einen Einbruch und außerdem wurde Beweismaterial manipuliert. Schon bald deutet alles darauf hin, dass einer der Freunde des Opfers die Tat begangen haben könnte.
Doch dann kommt es zu einem weiteren Mord und Hellin begreift, dass das wahre Böse im Verborgenen lauert und nur darauf wartet, erneut zuzuschlagen.
Parallel dazu gerät für Alfa Nielsen im beschaulichen Hammerfest die Welt aus den Fugen, als ihre beiden Kinder aus heiterem Himmel von einer Unbekannten bedroht und verfolgt werden.
Als ihr Mann sich trotz allem beharrlich weigert, die Polizei einzuschalten, beginnt Alfa, Nachforschungen anzustellen, kommt so einem düsteren Geheimnis auf die Spur, welches am Ende nicht nur ihr eigenes Leben gefährdet.
Sehr gut geschrieben, und flüssig zu lesen, man braucht eine Weile bis man die Zusammenhänge erkennt, aber dann ist es fesselnd.
Es kostet 279 Dollar, sieht aus wie ein Plüschtier auf Rädern und hinter seinen Augen versteckt sich eine Kamera. Sein Name: Kentuki. Ein Kentuki kann ein Panda sein, eine Krähe, ein Drache, ein Kaninchen oder eine Eule. Doch egal, welches Tier man auswählt - dahinter steckt immer ein Mensch. Ein Mensch, der ein Haus weiter wohnen kann oder am anderen Ende der Welt. Abhängig ist das Kentuki von seinem "Herrn", sprich von demjenigen, der es käuflich erworben hat. Oder ist es genau andersherum?
Samanta Schweblin erzählt in ihrem Roman "Hundert Augen" von einer Gesellschaft voller Einsamkeit, Schmerz und Wut - und das ungemein beeindruckend. Was auf den ersten Blick wie eine Dystopie wirkt, ist in Wahrheit gar keine. Zwar können wir (noch) keine Kentukis kaufen, doch ansonsten sind es Menschen von heute, die diesen Roman prägen. In der immer stärker digitalisierten Welt, in der wir heute leben, wirkt es gar nicht so unwahrscheinlich, dass man beim nächsten Besuch eines Verwandten ein kleines Stofftier auf Rädern bei ihm entdeckt.
Die Kentukis aus dem Roman sind mehr als stille Beobachter. Sie wollen ihrer Einsamkeit entkommen, indem sie am Leben eines völlig fremden Menschen teilnehmen wie Emilia aus Lima, deren Sohn wegen der Arbeit nach Hongkong gezogen ist. Sie sehnen sich nach Freiheit und nach Schnee und wollen den Tod der Mutter vergessen lassen wie der kleine Marvin, der auf Antigua lebt. Manchmal müssen sie eingreifen, um ein Verbrechen zu verhindern wie Grigor aus Kroatien, der sogar mit Kentuki-Schauplätzen handelt.
Schweblin hat ihren Roman als Episodenroman konstruiert, wobei fünf Figuren im Mittelpunkt stehen, die entweder Kentuki spielen oder sich selbst ein Kentuki angeschafft haben. Zwischendurch setzt sie immer wieder einzelne Blitzlichter von Kentuki-Geschichten, die nur einmal auftauchen, den fünf Haupterzählungen aber einen facettenreichen Unterbau liefern.
"Hundert Augen" ist dabei so klug wie unterhaltsam, ein Roman, der zum Lachen und Weinen anregt - manchmal sogar gleichzeitig. Tieftraurige Episoden wie der Suizid eines Kentukis, der ohne seinen verstorbenen "Herrn" nicht mehr weiterspielen will, bleiben dabei ebenso lange im Gedächtnis wie die auf den ersten Blick äußerst skurril wirkende Episode um Alina, die Freundin eines Künstlers, die ihre eigene Unsichtbarkeit nicht mehr aushält und ihre Wut komplett am Kentuki auslässt - mit gravierenden Folgen.
Samanta Schweblin hält den LeserInnen dabei gekonnt den Spiegel vor. Hätten wir nicht auch Lust, einem solchen kleinen Kameraden ein Zuhause zu geben? Oder machen wir das vielleicht sogar schon, indem wir uns mit Geräten unterhalten, die Frauennamen tragen und auf alles eine Antwort wissen? Oder andersherum: Wie weit würden wir eigentlich gehen, wenn wir plötzlich die Möglichkeit hätten, einen fremden Menschen nahezu rund um die Uhr zu beobachten - wobei: Haben wir diese Möglichkeit nicht in diversen Fernsehformaten schon?
Fazit: Mit "Hundert Augen" ist Samanta Schweblin ein bewegender und mitreißender Gesellschaftsroman gelungen, der die großen Fragen nach Moral, Liebe und Menschlichkeit stellt, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger die Antworten zu geben. Ein lange nachwirkendes Ereignis.
Im Buch geht es um die Familie Graves, bestehend aus Maddie, Nate und ihrem Sohn Oliver. Nach dem Tod von Nates Vater ziehen die drei zurück in dessen Heimathaus. Nate wollte eigentlich nie wieder zurückkehren, weil die Vergangenheit ihn dafür zu sehr belastet. Und wenn man die kommenden Ereignisse betrachtet, hätten sie vielleicht auch lieber nicht in die Nähe von Ramble Rocks ziehen sollen, einem Park, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht.
Das Buch startet etwas langsam, nimmt dann aber ordentlich an Fahrt auf. Wo ich zu Anfang noch unsicher war, wie stark mich das Buch begeistern kann, war ich im Verlauf immer mehr angefixt.
Das Mysterium hat mir richtig gut gefallen und auch das Worldbuilding war klasse. Als herauskam, was genau dort los war, war ich fasziniert. Mir haben die teilweise etwas wilden Plotelemente wahnsinnig gut gefallen. Sie bauen sich auch sehr stufenweise auf, weswegen man immer und immer wieder aufs Neue gespannt ist.
Ich muss jedoch sagen, dass ich es nicht so richtig als Horror einschätzen würde. Es hat zwar auf jeden Fall Spannung aufgebaut, aber so richtig gegruselt habe ich mich nicht. Dafür sind die Fantasy-/Scifielemente des Buches in meinen Augen wirklich ausgezeichnet.
Die Charaktere, welche mich anfangs noch ziemlich kalt gelassen haben, konnten mich im Laufe des Buches überzeugen und vor allem der Fakt, dass die drei Hauptcharaktere so als Familieneinheit aufgetreten sind, hat mir gut gefallen.
Trotz des langsamen Starts konnte mich das Buch abholen und ich kann wirklich sagen, dass mich das Worldbuilding begeistert hat.
Als Krimi nicht ernstzunehmen...
In einem aufgelassenen Weinkeller in der mittelalterlichen slowenischen Hafenstadt Piran wird ein Investmentbanker erhängt aufgefunden. Der österreichische Kriminalpolizist Karl Heber, der sich hier im Ruhestand den Traum von Haus und Boot erfüllt hat, macht sich auf Spurensuche. Mitunter raue See und raue Sitten bilden die Kulisse für dunkle Geschäfte, dubiose Machenschaften und verwobene Familienstrukturen. Heber kämpft gegen Bürokratie, Einfältigkeit und Zentralismus. Und er beweist: Ein Selbstmord muss kein solcher sein. (Klappentext)
Der ehemalige österreichische Kriminalpolizist Karl Heber hat sich nach einem langen Berufsleben den Ruhestand verdient. Obschon er seine Wohnung in Klagenfurt nicht aufgegeben hat, lebt er nun seinen Traum. Er hat in der slowenischen Hafenstadt Piran ein Haus gekauft und lässt dieses nun umbauen - und mit einem befreundeten Bootsbesitzer unternimmt er immer wieder Angeltouren auf dem Mittelmeer. Einen Kaffee mit Blick auf den Hafen, kleine Gerichte in einem Restaurant - Karl Heber weiß das Leben zu genießen.
Daher fühlt er sich gestört, als er einen unerwarteten Anruf erhält. Antonella Lupini, eine Anwältin, die sich seinerzeit in einem Gerichtsprozess als hartnäckige und unbequeme Gegnerin erwiesen hat, bittet Heber um Unterstützung. Ihr Zwillingsbruder Angelo wurde vor einigen Wochen in einem Weinkeller in Piran erhängt aufgefunden - doch die Anwältin kann nicht an den von der Polizei festgestellten Selbstmord glauben. Heber soll nun herausfinden, was da wirklich geschah. Nach einigem Zögern willigt dieser schließlich ein.
Einen spannenden Krimi vor malerischer Kulisse - das hatte ich mir jedenfalls erhofft. Tatsächlich spielt der Krimi dann aber kaum eine Rolle - ermittelt wird nach Lust und Laune, mal wochenlang nichts, dann muss irgendetwas plötzlich sofort geschehen, nicht nachvollziehbar. Schleppend, desinterssiert und viel zu sehr von Kommissar Zufall geleitet, so lässt sich die Ermittlungsarbeit wohl am ehesten zusammenfassen. All das läuft wirklich nur nebenher, der Fokus liegt hier auf ganz anderen Dingen.
Istriens Landschaft, Land und Leute, kulinarische Details und vor allem das Meer und die Schiffe sowie die Möglichkeit einer nachhaltigen Fischerei werden hier teilweise elegisch ausgebreitet. Bei gerade einmal sechs Kapiteln ist beispielsweise eines komplett dem Umbau eines von Heber erworbenen Motorboots gewidmet. Die Schilderungen sind teilweise durchaus atmosphärisch und bildhaft, Lust auf Urlaub entsteht beim Lesen trotz des oft kurz angebundenen Schreibstils definitiv. Aber wer das Buch in Erwartung eines Krimis in die Hand nimmt, der wird zwangsläufig enttäuscht.
Mir schien, als habe der Autor hier in erster Linie seine eigene Lebenssituation (auch er zog von Klagenfurt nach Piran) präsentiert und dabei den Fokus auf Aspekte gerichtet, die ihm selbst wichtig sind. Der Versuch, das Ganze in einen Krimi zu kleiden, ist dagegen in meinen Augen misslungen. Das Verhalten Hebers wirkt nicht sonderlich professionell, er erweist sich weder als besonders klug noch sonderlich geschickt, verhält sich auch nicht immer logisch, und der Umgangston wirkt oftmals abweisend und schroff. Und den Fall selbst schließt dann auch nicht er ab. Aber sei's drum.
Für jemanden, der Urlaubsflair sucht, mag dieses Buch geeignet sein. Der Zusatz "Alpen-Adria-Krimi" weckt dann jedoch falsche Erwartungen.
© Parden
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