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Das Nachthaus

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Nachthaus' von Jo Nesbø
3.8
3.8 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Nachthaus"

Als in einer Kleinstadt ein Jugendlicher verschwindet, steht der Schuldige schnell fest: Hat Richard seinen Freund Tom im Wald von einer Brücke in den reißenden Fluss gestoßen? Richard wehrt sich gegen die Anschuldigungen, doch er verstrickt sich dabei in Lügen. Niemand glaubt ihm. Dabei ist Toms Abwesenheit so ungeheuerlich, dass Richard selbst kaum noch zu atmen wagt. Seine Suche nach dem Freund führt ihn auf die dunkle Seite von Ballantyne. Dort steht das Nachthaus. Was geschah in jener Nacht?

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
EAN:9783550050732
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Rezensionen zu "Das Nachthaus"

  1. Gespiegelte Wrklichkeit

    Richard ist neu in der Kleinstadt Ballantyne. Er hat seine Eltern verloren und lebt jetzt bei seinem Onkel, dem örtlichen Feuerwehrchef, und dessen Frau. In seiner Klasse kommt Richard nicht recht an - die wenigen Mitschüler, die gern mit ihm "abhängen", sind genauso Außenseiter wie er, und die hübsche Karen iist zwar freundlich zu ihm, aber er traut sich nicht recht. Nun sind innerhalb kurzer Zeit zwei seiner Mitschüler verschwunden, und zwar beide direkt nachdem sie mit ihm, Richard, zusammen waren. Was ist mit ihnen passiert? Die Geschichte, die Richard erzählt, ist einfach verrückt, niemand glaubt ihm. Und welche Rolle spielt das verlassene Haus in der Spiegelwaldstraße dabei?

    Der Roman - der weit mehr mit Stephen King zu tun hat als mit dem Nesbø, den man aus seinen Krimis kennt - ist in drei Oberkapitel eingeteilt. Im ersten ist Richard 14 Jahre alt und muss sich mit den typischen Krisen seines Alters auseinandersetzen - Mobbing durch MItschüler, Unverständnis der Erwachsenen, erste Liebe. Im zweiten Teil erzählt Richard aus der Perspektive eines arrivierten Erwachsenen, der die Gefährten seiner Jugend wiedertrifft. Im dritten Teil sieht dann nochmal alles anders aus - und wieder erfahren wir alles nur aus der Sicht des Erzählers Richard.

    Um es kurz zu machen: wer sich gern mit der Problematik des unzuverlässigen Erzählers auseinandersetzt und eine gute Portion trashigen Horrors vertragen kann, der wird an diesem Buch seine Freude haben. Es ist allerdings weder ein Krimi noch ein Thriller, es ist definitiv kein Jugendbuch (auch wenn man am Anfang diesen Eindruck haben könnte) und es hat bei weitem nicht das Niveau wie die meisten der Hole-Romane und Nesbøs Macbeth-Adaption. Was das Buch mitbringt, ist eine gute Portion Selbstironie und den galligen Humor, wie er auch für viele von Kings Horrorerzählungen typisch ist. Man kann seine Freude dran haben, sollte aber nicht zuviel erwarten.

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  1. Ein Verwirrspiel

    Mein Hör-Eindruck:

    Herr Nesbo, Sie treiben da ein irres Spiel mit meinen Vorstellungen von Wirklichkeit!

    Zwei Jungen, einer davon der Ich-Erzähler Richard, treiben Unfug am Telefon und rufen eine willkürlich herausgesuchte Nummer an – und zum Schrecken des Ich-Erzählers und auch des Lesers wird der Freund in den Telefonhörer hineingesogen und verschwindet. Soll man als Leser diese Geschichte glauben? Sicher nicht. Erzählt Nesbo uns hier einen Horror-Roman?

    Ein zweiter Freund verschwindet ebenfalls auf eine unwirkliche Art: er mutiert zum Käfer. Aha, denkt der Leser, das ist eine Kafka-Adaption! Hatte Nesbo nicht vor Jahren bei dem sog. Shakespeare-Projekt mitgemacht und eine geniale Adaption von „Macbeth“ geschrieben? Wo er den düsteren mittelalterlichen Stoff in das genauso düstere zeitgenössische Kriminellen-Milieu von Edinburgh verlegte? Also wäre das hier eine Adaption von Kafkas „Die Verwandlung“? Richard, der Ich-Erzähler schlägt zwar mit einem Kafka-Band nach dem Insekt, aber damit ist diese Parallele schon erschöpft. Keine Adaption. Was dann?

    Ein Jugendroman mit Horror-Elementen? Der Leser gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich das Geschehen auf irgendeine Weise real und glaubhaft auflöst. In dieser Hoffnung wird er auch immer wieder vom Erzähler bestärkt – bis der nächste verwirrende Dreher kommt. Was ist denn nun wahr? Kann ich Richards Erzählung glauben? Der Leser erlebt die Handlung ausschließlich aus Richards Sicht, und sogar Richard zweifelt gelegentlich, ob seine Wahrnehmungen der Realität oder Alpträumen entstammen.

    Dazu kommt, dass man meistens in Romanen dieser Art durch die Reaktionen und Handlungen der anderen Figuren eine Fremdperspektive auf den Protagonisten erhält. Und das vermeidet der Autor. Er sorgt dafür, dass der Leser keinerlei Außenperspektive erhält, weder durch Beschreibungen noch durch die Gespräche Richards mit anderen. Damit entfällt ein mögliches Korrektiv, und die Verwirrung des Lesers hält an. Der Leser bleibt quasi gefangen in Richards Kopf und in dessen Wahrnehmung der Wirklichkeit.

    Nesbo spielt hier souverän ein Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Leser! Stimmungsvolle Naturbeschreibungen, Aufbau von Spannung, das Erstellen dreidimenionaler Figuren - das alles beherrscht Nesbo, und das setzt er gekonnt ein. Trotzdem: der 3. Teil hat einige Längen, aber immerhin: das Verwirrspiel wird gelöst.

    Der Sprecher David Nathan erzählt diese verwirrende Geschichte sehr ansprechend. Allerdings störte mich häufiger seine Satzmelodie, die am Ende des Satzes nach oben ging, was dem Satz einen unpassenden ironischen Unterton verleiht. Wen das nicht stört, wird Vergnügen haben an der sinnbetonten, temporeichen Lesung.

    4/5 *

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  1. Überraschend anders (Hörbuch-Version)

    Überraschend anders (Hörbuch-Version)

    Mit: - Das Nachthaus - gesellt sich eine weitere spannende Geschichte zu denen, des bekannten Autoren Jo Nesbø.

    Veröffentlicht am: 19.10.2023 durch den Hörbuch Hamburg HHV.
    Erzähler: David Nathan
    Deutsche Übersetzung: Günther Frauenlob

    Zum dem Schriftsteller brauche ich wahrscheinlich wenig berichten. Ist er doch im Bereich des Spannungs-Genres, eine europaweit bekannte Größe.
    Ich habe viele seiner Romane in der Vergangenheit gelesen und meistens haben sie mir sehr gut gefallen,
    Ich mag seinen Erzählstil und auch deren Twists & Wendungen, welche er regelmäßig in seine Stories mit einbindet.

    Zu der Geschichte:
    Es handelt in einer kleinen Ortschaft in Norwegen. Tom ist von einem Moment auf den anderen verschwunden. Sein Freund Richard ist sofort verdächtig. Es scheint egal, was er erzählt, keiner glaubt an seine Unschuld. Da gesellt sich Karen, das schönste Mädchen im Ort, überraschend an seine Seite...

    Nun zu meinem Hörerlebnis seines neuen Romans.
    Dieses Hörbuch ist für mich das Erste von Jo Nesbø gewesen und den Erzähler kannte ich vorab ebenfalls nicht.

    Gleich zu Beginn wird klar, dass das Buch in mehrere Teile unterteilt ist. Dies ist gerade bei einem Hörbuch für mich eine wichtige Info. So kann ich das Gehörte besser einordnen.
    Ich habe bewusst den Erzähler als solchen betitelt. David Nathan liest das Buch nicht. Er gibt jedem Charakter spezifische, sprachliche Erkennungsmodalitäten.
    Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. So fallen mir die Verknüpfungen beim Hören leichter und die Story gewinnt an Leben.
    Nun zu der gesamten Story:
    ich finde, dass diese Geschichte sich in ihrer Art von anderen, dieses Schriftstellers absetzen.
    Das Geschehen ist nicht unbedingt dem Krimi oder Thriller Genre zuordnungsbar. Einiges ist eher im Bereich einer "Erzählung "angesiedelt. Ihren Protagonisten und deren Schicksale mangelt weder an Spannung noch Rätseln.
    Zur Unterteilung:
    der erste Teil war für mich eine Zeit des mitgerissenen Zuhörens. Hier wurde echte Spannung aufgebaut & auch gehalten.
    Im 2. & 3. Teil wurde etwas das Tempo gedrosselt & ich fragte mich wiederholt, wie sich diese Story schlussendlich auflösen würde.
    Durch den wirklich guten Sprecher hatte ich kontinuierlich die Motivation, die gesamte Geschichte zuhören.
    Das Finale wurde durch das Zusammenfügen der Erzählstränge beendet.
    Die gelieferten Erklärungen konnten mich jedoch nicht zu 100% überzeugen. In einigen Passagen hätte ich mir mehr Klarheit erhofft.

    Zusammenfassung:

    Manchmal vergesse ich, dass es alles fiktive Stories sind. :)
    Im Moment ist der vorrangige Erzählstil & deren Erklärungen im Thriller - & Krimi-Genre, meist sehr nah an der Realität angelehnt.
    Somit war ich es gewohnt, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in den Büchern und ihren Endungen, meist sehr fließend sind.
    In dieser Geschichte ist das nicht so. Hier bleiben einige der finalen Erklärungen dann doch etwas hinter meiner Erwartung, zurück.
    Allerdings ist es ein wirklich gut gesprochenes Hörbuch mit ungewöhnlicher Handlung.
    Und, dass machte dann doch einiges für mich wieder wett.

    Fazit:
    Eine absolut ungewöhnliche Geschichte von Jo Nesbø, die sicher die meisten von uns, so nicht erwartet hätten.
    Somit liegt der Bonus dieses Hörbuchs, in dem Überraschungseffekt und Unvorhersehbarkeit.
    Ich gebe dem Hörbuch gute 3,5 *Lesesterne. Es wird sicher viele Fans im Bereich des fiktiven Spannungs-Genres erreichen und begeistern können.

    Die exzellente Darbietung lässt meine Kritik definitiv milder ausfallen.
    Sicherlich ist es eine gute Idee, an jedes Buch unvoreingenommen heranzugehen.
    In diesem Fall ist es meines Erachtens besonders wichtig.
    Bekannte Schriftsteller, wie Nesbø haben mit jedem Buch größere Hürden zu bezwingen.
    Ihre Leser wollen mehr von dem, was sie kennen und lieben. Der Schriftsteller jedoch muss aber weiterhin überraschen und fesseln. Ein echter Spagat.

    ISDN: B0CJJVFRNZ
    Hördauer: 7 Stunden & 5 Minuten

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  1. 4
    27. Okt 2023 

    Der Spiegelwald

    Der Jugendliche Richard ist neu in der Stadt. Es fällt ihm nicht leicht, sich einzufügen. Er hat nur wenige Freunde. Und die sind auch irgendwie Außenseiter. Eines Tages sind Richard und Tom im Wald beim Fluss. Nur Richard kehrt von diesem Ausflug zurück. Der örtliche Polizeichef vermutet, Richard habe Tom von einer Brücke in den Fluss gestoßen. Die Geschichte, die Richard erzählt klingt einfach zu unglaublich. Doch solange Tom nicht gefunden wird, hat die Polizei keine Handhabe. Niemand glaubt Richard, nur seine Mitschülerin Karen reagiert anders. Zwar glaubt sie auch nicht direkt, aber sie hat die Idee, gemeinsam könnten sie versuchen, einen Beweis zu finden.

    Kein Harry Hole, sondern ein Einzelband, von dem man am Anfang der irrigen Meinung sein könnte, es handele sich möglicherweise um ein Jugendbuch. Richard ist ein Außenseiter wie er im Buche steht. Als Neuling ist er sowieso nicht gut angesehen und anstatt seinen Mitschülern freundlich zu begegnen, benimmt er sich mitunter sehr ruppig. Nur mit Tom und Jack ist es anders, aber die sind selbst nicht so wirklich drin in der Gemeinsacht. Mit Karen ist es etwas anderes. Richard weiß nicht wieso Karen nett zu ihm ist, aber froh ist er doch. Vielleicht werden Richard und Karen hinter das Geheimnis des Nachthauses und seiner Bewohner kommen?

    Wenn man die Beschreibung der englischsprachigen Ausgabe liest, weiß man, womit man es zu tun hat. Auf Deutsch wird das nicht so klar. Zugegeben, hätte man es gewußt, hätte man nicht zu dem Hörbuch gegriffen. So kann es durchaus besser sein, zu denken, man habe einen normalen Thriller vor sich. So hat man zum einen die Überraschung, dass die Story irgendwie anderes ist und zum anderen sich auch mal einen anderen Genre zugewendet, was ja etwas Gutes ist. Bekannt ist, dass der Autor zwischen seinen Harry Hole Büchern auch immer mal was Neues anderes präsentiert. Und dies hier ist ein spannender und überraschender Ausflug in eine andere Welt. Ob das Buch Albträume verursachen kann? Hm, man hat vielleicht geträumt, man sei in einem Raum mit allen Lieblingsbüchern in den Regalen und man könne sie nicht öffnen. Auch von so was kann man entsetzt aufwachen. Gefesselt lauscht man bei diesem Hörbuch dem Sprecher David Nathan, der erst mit seiner jugendlichen Intonation irritiert, wenn sich erklärt wieso, aber begeistert. Ein Fan des Genres wird man vielleicht nicht, wenn man es nicht sowieso schon ist und vielleicht hätte man sich ein weniger düsteres Ende gewünscht, aber man ist im Endeffekt froh, dass man nicht wusste, worauf man sich einlässt, denn so konnte man sich einlassen und eine neue Erfahrung machen.

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  1. Schwarze Wortmagie

    Nach dem Tod seiner Eltern wird der 13jährige Richard von Frank und Jenny aufgenommen. Sie leben in Ballantyne, einem Ort in der tiefsten Provinz. Richard langweilt sich und eckt überall an. Nur in den Außenseitern Tom und Jack findet er so etwas wie Freunde, doch als Tom auf mysteriöse auf mysteriöse Weise verschwindet, will ihm keiner glauben und als auch Jack kurz danach nicht nach Hause kommt, sehen alle in Richard den Täter.
    Wer sich mit "Nachthaus" einen spannenden Krimi wie die "Harry-Hole"-Reihe des Autors erhofft, dem möchte ich gleich zu Anfang darauf hinweisen, dass dieses Buch etwas ganz anderes ist. Ein atemberaubender Psychothriller mit Horror-Elementen, mysteriös und gruselig, absolut fesselnd geschrieben. Wer sich auf die Story einlässt, für den ist dieser Roman Lesegenuss pur.
    Die Handlung ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Abschnitt lernen wir den jugendlichen Richard kennen und werden in einen wahren Alptraum geführt. Der zweite Teil, 15 Jahre später, scheint eine Erklärung für die früheren Geschehnisse bereit zu halten, die im letzten Abschnitt durch eine spektakuläre Kehrtwendung total über den Haufen geworfen wird.
    Erstklassige Unterhaltung, dicht, intensiv und Gänsehaut garantiert.

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Ein Fluss so rot und schwarz: Roman

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Rezensionen zu "Ein Fluss so rot und schwarz: Roman"

  1. Die echte Pandemie – auch menschengemacht

    Die Ausgangssituation in diesem Roman fand ich sehr spannend: Sieben Menschen auf einem ferngesteuerten Militärboot, alle ohne Gedächtnis. Und ebenso ohne Möglichkeiten, selbstbestimmt einzugreifen. Drei Männer und drei Frauen bleiben übrig, als einer sich erschießt. Irgendwie war es mir schon klar, dass dies eine „Zehn-kleine-Negerlein-Geschichte“ werden würde. Und das wurde es auch. Mehr möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten.

    Diese sechs übriggebliebenen Menschen misstrauen einander zutiefst und sie haben alle Narben auf dem Kopf von einer kürzlich erfolgten Operation, denn die Einschnitte sind zwar verheilt, aber relativ frisch. Jeder hat auch eine Namenstätowierung auf dem rechten Unterarm. Alle Namen sind Schriftstellernamen, drei weibliche: Dickinson, Plath & Rhys. Und drei männliche: Pynchon, Huxley & Golding. Huxley ist hier die Hauptfigur und anhand seiner Fähigkeiten muss er wohl Polizist o. Ä. gewesen sein. Des Selbstmörders Tätowierung war Conrad.

    Sie alle sind auf einer Bootsreise, die in die Themse mündet. Und je näher sie an London kommen, je schwieriger wird die Lage und es gibt Verluste. Alles ist ständig in einen roten, undurchdringlichen Nebel gehüllt. Dazu ertönen grauenvolle Schreie aus der Ferne, kommen aber langsam näher. Eine Flucht ist unmöglich, denn das beigefügte Schlauchboot taugt dafür nicht und ist auch nicht schnell. Die Situation wird immer bedrohlicher. Stumpfe Befehle, emotionslos, ohne Erklärungen, kommen via Satellitentelefon und nach und nach erfahren die Reisenden zwar mehr über ihre erzwungene Mission, aber nie die ganze Wahrheit.

    Kleines Nachdenken über die o. g. Schriftstellernamen zwischendurch: Ich muss gestehen, dass mir der Name Rhys gar nichts sagte, so habe ich mir jetzt von Jean Rhys ihr berühmtestes Buch bestellt: „Die weite Sargassosee“.

    Viele Textstellen, die ich mir angemarkert habe, kann ich hier nicht wiedergeben, ohne zu viel zu verraten, aber drei sollen erwähnt werden: S. 182: „Sagen wir mal, du bist eine außerirdische Zivilisation und stößt auf einen hübschen blaugrünen Planeten, den du kolonisieren willst. Das Problem ist, dass er von ein paar Milliarden vernunftbegabter Affen bewohnt ist. Oder befallen, wie man’s nimmt. Nicht nur würden die ziemlich sauer reagieren, wenn du hier aufkreuzt, sondern die vergiften den Planeten auch mit allem möglichen chemischen Zeugs. Vielleicht war es für die Außerirdischen so, wie wir eine Zimmerpflanze mit Insektenspray einsprühen.“ (Huxley an Rhys.)

    Seite 247: „Immerhin haben wir eine richtig abgefuckte Welt geschaffen, in der sie gedeihen können. (Mit „sie“ sind hier die Psychopathen, Soziopathen und die selbstsüchtigen Gestörten gemeint.) Eine Welt, in der wir uns von gierigen Lügnern regieren lassen, die sich ständig in die eigene Tasche wirtschaften.“ (Rhys an Huxley)

    Seite 251: „Wir sind die Anomalie. Eine Spezies, die so erfolgreich ist, dass sie ihre Umwelt verschlingt und damit ihren eigenen Untergang sichert. Was jetzt geschieht, ist lediglich ein notwendiges Korrektiv.“ (Plath an Rhys und Huxley)

    Wie so oft, wenn Menschen, die bunt zusammengewürfelt sind, an einem Ort quasi zusammengepfercht werden, gibt es Sympathien und Antipathien. Das kommt auch gut rüber, vor allem in den Dialogen. Bei der Beschreibung der äußeren Merkmale der „gesunden“ Menschen müssen wir allerdings Abstriche machen.

    Fazit: Der Roman ist hochspannend und ein echter Pageturner. Wer Dystopien mit blutigem Gemetzel und fragwürdigem Ende gut ertragen kann, der wird hier kreativ bedient. 3,5 Sterne runde ich auf 4 Sterne auf.

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  1. Dystopie mit Realitätspotential?!

    Dystopie mit Realitätspotential?!

    Der neue Future-Fiction-Thriller - Ein Fluss so rot und still -
    von Anthony Ryan wurde am 14. Oktober 2023 auf dem deutschen Markt veröffentlicht.
    Der in Schottland geborene Autor wurde seit 2011 zu einem Begriff in der Genre-Community. Mir waren seine Bücher bisher nicht bekannt. Somit bin ich vollkommen unvoreingenommen an dieses Buch heran gegangen.
    Deutsche Übersetzung: Sara Riffel
    Verlag: Tropen

    Zum Inhalt:
    Ein einsames Schiff. 6 langsam erwachende Passagiere sowie eine ihnen unbekannte Leiche. Die Lebenden verbinden 2 Dinge:
    Alle haben eine Op-Narbe an der gleichen Stelle & können sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern. Schon bald wird klar, dass jeder, der sich beginnt erinnern zu können, zu einer letalen Gefahr für alle anderen wird.

    Die Titelseite zeigt uns eine Schattenaufnahme Londons erhellt durch einen blutroten Schimmer.
    Der in knallroten Buchstaben geschriebene Titel macht mich im Zusammenspiel mit dem Klappentext wirklich neugierig.

    Mein persönliches Leseerlebnis bezieht sich auf das elektronische Exemplar.

    Aufbau, Protagonisten, Spannung und Momentum
    Gleich zu Beginn baut sich eine spürbare Spannung auf.
    Ich erlebe den Schrecken der Einzelnen und werde durch die sich entwickelnde Erzählung tief in das Geschehen hineingesogen.
    Das jeweilige Schicksal der Protagonisten ist überraschend und auch schockierend. Der Autor hat viel Mühe auf die individuellen Schattierungen der einzelnen Personen verwandt.
    Der zu Beginn starke Spannungsbogen wurde leider im weiteren Verlauf nicht auf dem hohen Niveau gehalten oder intensiviert. Einige sich wiederholende Informationen haben der Story im weiteren Verlauf ihr Momentum genommen.
    Das Finale präsentierte ein nachvollziehbares Ende, konnte dessen mögliches Potential leider nicht komplett erreichen.
    Zusammenfassung:
    Ein durchaus spannendes Konzept, dass leider seinem Potential nicht komplett gerecht wurde. Die Protagonisten blieben trotz ihrer beschriebenen Einzelschicksale gefühlt - anonym.
    Fazit:
    Ein kurzweiliger, durch wirklich gelungene Einstreuungen spannender Momente, flüssig lesbarer Roman. Die deutsche Übersetzung ist sehr gelungen und absolut treffsicher in ihrer Wortwahl.
    Ich vergebe 4 * Lesesterne, für diesen Dystopischen Roman verbunden mit einer Empfehlung für diese Genre-Fangemeinde.

    ISDN: 978-3608501797
    Seitenzahl: 272
    Formate: elektr., Hörbuch und gebundene Ausgabe

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  1. Thriller versus Fantasy

    Grosse Überraschung bei mir als ich entdeckte dass Antony Ryan jetzt auch Thriller schreibt. Bisher stürzte sich mein Sohn auf jede seiner Neuerscheinungen, einen Thriller aber möchte er gar nicht erst versuchen obwohl von einem seiner Lieblingsautoren geschrieben.
    Das Cover fand ich jetzt ok aber nicht weltbewegend. Ebenso ging es mir mit dem Titel. Erinnert an einen Mix aus Schneewittchen und den purpurnen Flüssen.
    Ich muss voranstellen, die Erwartungen an das Buch waren sehr hoch. Was bewegt einen sehr erfolgreichen Fantasy Schriftsteller das Genre zu wechseln? Sucht er eine neue Herausforderung oder ging ihm der Stoff aus?
    Es waren jetzt auch nicht unbedingt die horrormässigen Szenen im Buch die mich eher abstiessen. Von Candice Fox her bin ich einiges gewohnt an extremen Thrillern. Aber da kann man die Entwicklung der Persönlickeiten zu den extremen Tätern oder Opfern mitverfolgen oder nachvollziehen. Hier bekommt man eine Apokalypse übergestülpt.
    Ich als Thrillerfan würde keinen weiteren Thriller von Anthony Ryan lesen. Nicht weil er nicht gut ist sondern weil doch zuviel von seiner speziellen Fantasywelt nachklingt und das ist nicht meins. Hier muss jeder Fan für sich entscheiden. Ob er als Fantasyfan auch mal Thriller lesen will oder ob man als Thrillerfan ihm auch eine andere Art von Spannung ohne epische Schlachten zutraut.
    Handwerklich sicher sehr gut, daher gebe ich 4 Sterne.

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Der Horla

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Rezensionen zu "Der Horla"

  1. Wahnsinn im Prachtkleid

    "Wie schön es heute war!" Kann man einem Buch, noch dazu einer klassischen Schauergeschichte wirklich trauen, wenn sie so beginnt? Natürlich nicht! Und so überrascht es nicht, dass auch "Der Horla" von Guy de Maupassant (1850 - 1893) sich nicht auf die Schönheit dieses ersten Satzes verlässt, sondern die Leserschaft Stück für Stück und anfangs beinahe unmerklich in den Wahnsinn seines namenlosen Ich-Erzählers hineinzieht und sie bis zum drastischen Finale auch nicht mehr loslassen wird. Unverkennbar schön sind allerdings die Illustrationen der italienischen Zwillingsschwestern Anna und Elena Balbusso, die diese Ausgabe zu einem bibliophilen Augenschmaus machen. Oder kurz gesagt zum Wahnsinn im Prachtkleid.

    Erschienen ist die Schmuckausgabe des Horla in der deutschen Übersetzung von Ernst Sander kürzlich bei Reclam. Für den Verlag ist es nach dem ebenfalls herausragend anzusehenden "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde bereits die zweite Zusammenarbeit mit den Mailänder Künstlerinnen. Es bleibt zu wünschen, dass es nicht die letzte sein wird. Denn abermals machen die Balbusso-Zwillinge mit ihrem unverwechselbaren Stil aus der Lektüre ein Erlebnis. Besonders gut gelingt es ihnen, den geistigen Verfall des Protagonisten, seine Ängste und Depressionen darzustellen. Anders als bei Dorian Gray ist das Grauen bei de Maupassant nämlich eindeutig intrinsich motiviert. Da sehen wir den Protagonisten in dunkler Kleidung gesenkten Hauptes an einem düsteren See vorbeischleichen, während ein trauriges Frauengesicht am Himmel zweifelnd auf ihn herabblickt. In einem späteren Zustand seines Wahnsinns wirkt er wie in einer Zwangsjacke an einen Stuhl gefesselt. Hervorragend auch der von Augen durchsetzte lila Schmetterling, der gar an das Cover eines Psychedelic Rock-Albums aus den 1970er-Jahren erinnert. Mit immenser Kreativität und unglaublicher Vielfalt werten die Illustrationen der Balbussos das Buch auf.

    Dabei ist die kurze Erzählung Maupassants, die erstmals 1886 erschien, auch für sich stehend stark genug. In Tagebucheinträgen vom 8. Mai bis zum 10. September begleiten wir den Ich-Erzähler auf dessen körperlichem und geistigem Niedergang. Ständig hat er das Gefühl, dass eine unsichtbare Kraft sich seiner bemächtigt. Ein dämonisches Wesen, genannt der Horla, der sich nachts auf seine Brust hockt und dem Protagonisten nach und nach Antrieb und Willen raubt. Sprachlich gelingt es de Maupassant vortrefflich, dieses Grauen erlebbar zu machen. Auslassungen, Wiederholungen, Ausrufe und Fragen machen das gestörte Verhältnis der Hauptfigur zu sich selbst und seiner Umwelt deutlich. Bedenkt man, dass der französische Autor selbst an Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Ängsten litt, unterstreicht dies noch einmal die Tragik und Ernsthaftigkeit der gerade einmal knapp 80 Seiten umfassenden Novelle.

    Mit der neuen Schmuckausgabe von Guy de Maupassants "Der Horla" gelingt es Reclam vor allem dank der großartigen Illustrationen von Anna und Elena Balbusso einmal mehr, einen Klassiker der Weltliteratur in ansprechendem und bibliophilem Gewand wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Abgerundet wird die stimmige Ausgabe von einem informativen Nachwort des Übersetzers Ernst Sander (1898 - 1976).

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