Hilde & Gretl - Über den Wert der Dinge

Buchseite und Rezensionen zu 'Hilde & Gretl - Über den Wert der Dinge' von Tarek Leitner;Peter Coeln

Inhaltsangabe zu "Hilde & Gretl - Über den Wert der Dinge"

Über den Wert der Dinge
Gebundenes Buch
Der Fotograf Peter Coeln und der Autor Tarek Leitner müssen verrückt gewesen sein. Der eine kauft ein altes Haus im niederösterreichischen Waldviertel, und der andere hilft ihm zu entscheiden, was nun aufzuheben sei und was nicht. Was die beiden finden, sind die Leben der beiden Cousinen Hilde und Gretl, die über viele Jahrzehnte hinweg in jenem Haus eheähnlich zusammengelebt haben.

Zwei Leben, deren Alltag, und nicht deren Außergewöhnlichkeiten sich vor uns ausbreiten: in abertausenden Dingen, in Briefen, Notizzetteln, Fotografien und Dokumenten. Die Autoren kommen zum Fazit: Der Alltag ist es, der uns fertigmacht. Insofern lohnt es, auf diesen fremden Alltag, der in mancher Hinsicht auch der unsrige sein könnte, genauer zu blicken.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
EAN:9783710602139
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Austerlitz

Buchseite und Rezensionen zu 'Austerlitz' von W. G. Sebald
2
2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Austerlitz"

Ungekürzte Ausgabe, Lesung. 500 Min.
Audio CD
"Ein Meisterwerk." Denis Scheck, Deutschlandfunk

Antwerpen, Hauptbahnhof, Salle des pas perdus im Jahr 1967. Dem Erzähler fällt ein Mann auf, der eingehend die Architektur des Gebäudes betrachtet. Die beiden Herren kommen ins Gespräch und verabreden sich für den nächsten Tag. Aus dem zufälligen Zusammentreffen wird ein über 30 Jahre andauerndes Gespräch an verschiedensten Orten Europas. Zwischen London, Paris und Prag erzählt der Kunsthistoriker Austerlitz seine Geschichte: die Geschichte einer verlorenen Kindheit, die sich bruchstückhaft und nach und nach zu der eines Überlebenden einer der schlimmsten Katastrophen der Menschheit zusammensetzt.

Gelesen von Michael Krüger, mit einem Originalton des Autors.

(9 CDs, Laufzeit: 11h 19)

Autor:
Format:Audio CD
Seiten:0
EAN:9783844524536
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Rezensionen zu "Austerlitz"

  1. 2
    19. Aug 2018 

    Besser lesen als hören!

    Antwerpen, Hauptbahnhof, Salle des pas perdus im Jahr 1967. Dem Erzähler fällt ein Mann auf, der eingehend die Architektur des Gebäudes betrachtet. Die beiden Herren kommen ins Gespräch und verabreden sich für den nächsten Tag. Aus dem zufälligen Zusammentreffen wird ein über 30 Jahre andauerndes Gespräch an verschiedensten Orten Europas. Zwischen London, Paris und Prag erzählt der Kunsthistoriker Austerlitz seine Geschichte: die Geschichte einer verlorenen Kindheit, die sich bruchstückhaft und nach und nach zu der eines Überlebenden einer der schlimmsten Katastrophen der Menschheit zusammensetzt.

    Jacques Austerlitz ist ein Überlebender - über den sog. 'Kindertransport' (Refugee Children Movement) wurde er im Sommer 1939 quer durch Europa bis nach Wales gebracht, ohne seine Eltern und ohne überhaupt jemanden zu kennen. Fünf Jahre war er da gerade alt und wurde von einem strengen Methodisten und seiner Frau in Obhut genommen, die ihm einen anderen Namen gaben und ihm nie auch nur ein Wort von seiner Vergangenheit erzählten. So vergaß der kleine Junge allmählich seine Herkunft sowie seine Sprache und wuchs als jemand anderes heran - und hatte doch nie das Gefühl, wirklich irgendwo zu Hause oder auch nur er selbst zu sein...

    Als er als Jugendlicher plötzlich im Internat mit seinem früheren Namen konfrontiert wurde, kam Austerlitz eine Ahnung von seiner Herkunft, doch es sollten noch Jahre vergehen, bis er eine mögliche Spur seiner wirklichen Familie fand. Er begab sich daraufhin auf eine Reise quer durch Europa, um der Geschichte seiner Eltern und von sich selbst nachzuspüren...

    Die Geschichte von Jacques Austerlitz wird in diesem Roman über den Zeitraum von 30 Jahren erzählt und tatsächlich entpuppt sich dieser dramatische Hintergrund erst spät. Der häufig reisende namenlose Ich-Erzähler trifft den belesenen Kunsthistoriker im Verlauf dieser 30 Jahre immer wieder unversehens an verschiedenen Plätzen in Europa, oftmals an Bahnhöfen, und ist fasziniert von den Themen, über die Austerlitz aus dem Handgelenk schüttelnd druckreife Essays zu dozieren vermag. Die Architektur von Bahnhöfen beispielsweise ist solch ein Sujet, militärische Befestigungsanlagen, staatliche Gebäude, aber auch Insekten, andere Tiere und Pflanzen, Sternbilder, Kunstwerke, die Städte London, Paris und Prag - kaum ein Bereich, zu dem Austerlitz kein lexikalisches Wissen angehäuft hat.

    Doch zwischen all diesen nahezu wissenschaftlich anmutenden Exkursen entspinnt sich die eigene Geschichte von Jacques Austerlitz, seine Suche nach seienr Identität, der Kampf um seine Erinnerungen, die auch durch das Trauma der Entwurzelung verschüttet wurden. Die Geschichte eines Entwurzelten, der keine Heimat mehr finden kann...

    "Ich sah wieder die mächtigen Quader zu meinen Füßen, den Glimmer im Stein, das graubraue Wasser im Hafenbecken, die schräg aufwärts laufenden Taue und Ankerketten, den mehr als haushohen Bug des Schiffes, die Möwen, die wild kreischend über unseren Köpfen herumflatterten, die durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen und das rothaarige Mädchen mit dem Schottencape und dem Samtbarett, das sich während der Fahrt durch das dunkle Land um die kleineren Kinder gekümmert hatte in unserem Abteil, dieses Mädchen, von dem ich Jahre später noch, wie ich mich jetzt entsann, wiederholt träumte, daß es für mich in einer von einem bläulichen Nachtlicht erleucheten Kammer ein lustiges Lied spielte auf einer Art von Bandoneon." (S. 208 f.)

    Wer jetzt staunt über diesen Bandwurmsatz im Zitat, dem sei gesagt: genau das ist das Problem dieses Buches. Jeder einzelne Satz ist ein Kunstwerk für sich, fein geschliffen, jedes Wort herauspoliert, das Konstrukt fein verschachtelt. Doch in der Summe weigerte sich mein Hirn von Beginn an, viel mehr als einen Satz auf einmal wirklich aufzunehmen. Endlose Aufzählungen ermüden, der ständige Wechsel derThemen verwirrt, die essayartige Ausarbeitung verschiedener Aspekte von Architektur und Natur ist anstrengend zu hören, der monotone Vortrag Michael Krügers ebenso, so dass ich mich dabei ertappte, dass meine Gedanken ständig abschweiften. Immer wieder begann ich mit dem Hörbuch von vorne, so dass ich auch nach Wochen nicht wirklich weiterkam.

    So beschloss ich, mir das gedruckte Buch dazu auszuleihen, und nach jeder beendeten CD im Buch noch einmal querzulesen, was mir zuvor vorgelesen wurde, um sicherzugehen, wirklich nichts zu verpassen. Bei 421 engbedruckten Seiten ohne jeglichen Absatz, ohne eine hilfreiche Einteilung in Kapitel oder auch nur Anführungszeichen bei der häufig verwendeten direkten Rede, immer verdeutlicht durch ein eingefügtes 'sagte Austerlitz' - oder, ganz abstrus, auf dritter Ebene durch ein 'sagte Vera, sagte Austerlitz' - ebenfalls kein wirkliches Vergnügen. Allein die eingestreuten in schwarz-weiß gehaltenen Fotos sorgen gelegentlich für eine angenehme Pause für die Augen.

    Dieses Buch ist keine (Auto)biographie, es ist auch kein Roman, kein Bericht, kein Essay - es ist von allem etwas, eine kunstvoll hochstilisierte Dichtung mit einer eng gedrängten Fülle von Themen, Erinnerungsfetzen und Gedankengängen. Kunstvoll. Aber anstrengend. Als Hörbuchversion (hier in der vollständigen Lesung mit 9 Audio-CDs und einer Gesamtspieldauer von 11 Stunden und 20 Minuten) ist die Erzählung meiner Meinung nach nicht wirklich geeignet, da: viel zu komplex, verschachtelt, überfrachtet.

    Alles in allem ein ambitioniertes Werk mit einer feinen, ausgefeilten Sprache, das aber droht, den Leser / Hörer zu überfordern und mit Themen zu erschlagen. Die eigentliche Geschichte gerät teilweise stark in den Hintergrund, dafür geraten immer wieder andere Themen in den Fokus, die als einzelne Vorträge oder Essays von Interesse sein mögen, in diesem Zusammenhang aber doch einfach ein Zuviel darstellen...

    Sebald mag sich mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt haben - mich sprach es trotz des bedrückenden Hintergrundes in dieser Darreichungsform leider nicht an.

    © Parden

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Fliegende Hunde

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Rezensionen zu "Fliegende Hunde"

  1. 4
    19. Aug 2018 

    Gelungene Umsetzung einer außergewöhnlichen Idee!

    Seit wann können Hunde fliegen? Die Fotografin Julia Christe hat mit ihren atemberaubenden Fotos von Hunden in der Luft bereits im Internet für Furore gesorgt. Zerzaustes Fell, flatternde Ohren, erstaunter Blick – so haben wir unsere Vierbeiner noch nie gesehen. Über 100 Hunde unterschiedlichster Rassen und Größen – vom winzigen Chihuahua bis zum ausgewachsenen Sibirischen Husky – zeigt dieser bezaubernde Fotoband. Originell, hinreißend und tierisch komisch.

    "Und ich tüftelte an der Methode: Sie sollte für jeden gesunden Hund jedweder Rasse und Konstitution gefahrlos anwendbar sein und ihn nur kurzzeitig fordern. (...) Meine Methode musste ohne Training funktionieren, durfte kaum Sprunghöhe erfordern und sollte trotzdem rasant aussehen. Schließlich wurde ich fündig..."

    In dem informativen Begleittext schildert die Autorin und Fotografin Julia Christe, wie sie auf die Idee mit den 'fliegenden Hunden' kam und wie sie es letztlich geschafft hat, diese Idee auch so umzusetzen, dass es Hunden wie Besitzern Spaß machte und ohne Gefahr ablief. Hunderte Fotoshootings wurden absolviert, bestimmte Rassen gezielt gesucht und schließlich in Szene gesetzt.

    Herausgekommen ist einfach Unterhaltung pur. Die Unterschiede der Rassen und Charaktere werden auf den Hochglanzbildern deutlich, und den Gesichtern sind Aufregung, Überraschung, Angst, Lässigkeit oder gar Freude beim 'Fliegen' deutlich anzusehen. Viele der dargestellten Rassen kannte ich bis dato gar nicht. Aber ob nun eifriger Bordercollie, eleganter Pudel oder fast gelangweilt wirkender Mops - hier können wirklich alle fliegen.

    Die Bilder sprechen für sich, und so hat der Bildband einen großen Unterhaltungswert - schön zum Selbstentdecken aber auch ideal zum Verschenken an Hundefans. Eine gelungene Umsetzung einer außergewöhnlichen Idee, die eindeutig Lust auf mehr macht!

    © Parden

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Du kommst auch drin vor

Buchseite und Rezensionen zu 'Du kommst auch drin vor' von Hanns Dieter Hüsch
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Du kommst auch drin vor"

Format:Taschenbuch
Seiten:412
EAN:9783688106929
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Rezensionen zu "Du kommst auch drin vor"

  1. Aus den ersten 65 Jahren eines "Gedanken- und Sprachflaneurs"

    Niemand mäandert so sympathisch und liebevoll durch eigene Gedankengänge, erlebte und erzählte Geschichten wie Hanns Dieter Hüsch. Das gilt auch oder sogar ganz besonders für seine Autobiografie aus dem Jahr 1990, als der Kabarettist, Liedermacher und Sprecher auf 65 Lebensjahre zurück blickte. Der Titel des Buches lautet: Du kommst auch drin vor - Gedankengänge eines fahrenden Poeten. Und wie erwähnt sollte der Leser keine strenge Chronologie der Lebensereignisse erwarten. Denn niemand mäandert so liebevoll und gekonnt durch Erlebtes und Erdachtes.

    Blickt er wirklich zurück? - Nein, Hanns Dieter Hüsch hält Umschau in seinem Leben. Und es ist ein lebenszugewandter und menschenfreundlicher Blick. Und die Tiere werden auch nicht vergessen. „Katze bei Hüschs müsste man sein!“, zitierte Hüsch seine Nachbarn mehr als einmal.

    Hanns Dieter Hüsch kommt, wie man so sagt: „Vom Hölzken auf Stöcksken“. Und seine Geschichte kommt trotzdem voran. Und die größeren Abschnitte seines Lebens sind durch Texte, die er im Verlauf seines Lebens in den entsprechenden Zeiten verfasst hat, getrennt. - Getrennt? - Nein, auf ungewöhnliche Weise verbunden.

    Auf eine „gemütliche Art und Weise“ sind diese Lebenserinnerungen spannend und es wird nicht alles verraten, sodass Leserinnen und Leser zum Nachdenken über das Leben an sich und im Besonderen angeregt werden.

    Seine Zeit in Kindheit und Jugend in Moers am Niederrhein, das Leben und wirken in Mainz und auf den Bühnen der Bundesrepublik, die Arbeit auf den Kleinkunstbühnen im Radio und im Fernsehen, Schweizer Jahre etc. vermitteln besondere Eindrücke der Zeitgeschichte von 1925 bis 1990.

    Der Titel ist Programm. Du kommst auch drin vor zeigt die Zugewanddheit zu den Menschen, die Hanns Dieter Hüsch in seinem Leben begegneten. Gedankengänge eines fahrenden Poeten, das stimmt auch. Denn seit früher Kindheit nicht gut zu Fuß entwickelt der Junge, der am 06. Mai 1025 in Moers geboren wurde, früh Phantasie und eine große Beweglichkeit der Gedanken, sodass man ihn als „Gedankenflaneur“ oder „Gedankenwanderer“ bezeichnen kann. Bis er 14 Jahre alt war, wurde Hanns Dieter Hüsch an den Füßen operiert werden und längere Zeit Gipsverbände tragen, ein Schicksal, das seine Tochter Anna später auch tragen musste. Natürlich handelt dieses Buch auch von Hüschs Verlusten und Niederlagen, dem frühen Tod seiner Mutter im Jahr 1935, den Anfeindungen, die der Kabatettist, Autor und Rezitator nicht nur Ende der 60er Jahre über sich ergehen lassen musste, das Leiden und Sterben seiner Frau Marianne etc.

    Mir hat dieses Lebenszugewandte und Menschenfreundliche Buch sehr gut gefallen. ich mochte ihn schon immer, den Hanns Dieter Hüsch. Und ich hab’ ihm schon immer gern zugehört. Diese Zuneigung ist aber höchstens zu einem gewissen Teil der gemeinsamen Landsmannschaft zuzurechnen. Denn auch ich bin eine waschechte Niederrheinerin aus Sevelen. seine menschenfreundliche und liebevolle Sicht auf das Leben, die durch seine „Gedankenwanderschaften“ Hintersinn hervorbringt, ist etwas Besonderes, was viele Menschen zu Recht begeistert hat und auch an diesem Werk begeistert.

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Der Duft des Waldes: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Duft des Waldes: Roman' von Hélène Gestern
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Duft des Waldes: Roman"

Ein verwunschenes Haus mitten in Frankreich und ein Bündel alter Briefe - ein großer Roman über Fernweh und die Sehnsucht nach Ankunft. Elisabeths Leben ändert sich schlagartig, als ihr die 89-jährige Alix die Briefe ihres Onkels Alban anvertraut, geschrieben von der Front des Ersten Weltkrieges an dessen Freund Anatole. Als Elisabeth außerdem Alix‘ verwunschenes Landhaus südlich von Paris erbt, weiß die junge Historikerin, dass eine große Aufgabe auf sie wartet, eine, die ihrem Leben wieder Sinn verleiht. Die Briefe geben Rätsel auf, und Elisabeth stürzt sich in die Recherche: Welches Geheimnis verband die Freunde, warum ging Alban zurück an die Front, wo ihm der Tod sicher war, und wer war die eigenwillige 17-jährige Diane? Auf der Suche nach Antworten reist Elisabeth nach Lissabon, Bern und Brüssel und sucht all die Menschen auf, die mit ihren Erinnerungen Elisabeth helfen, hundert Jahre Lebensgeschichten zu einem Ganzen zusammenzufügen. Ein so bewegender wie spannender Roman über die Macht der Erinnerung und der Liebe.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:704
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103973433
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Rezensionen zu "Der Duft des Waldes: Roman"

  1. Spurensuche

    Der Historikerin Elisabeth Bathori, deren große Liebe vor zwei Jahren unter tragischen Umständen gestorben ist und die immer noch mit der Rückkehr ins "normale" Leben kämpft, werden Briefe, Postkarten und Bilder eines französischen Frontsoldaten aus dem 1.Weltkrieg angeboten.

    "Mir lag das Album eines poilu vor, eines Frontsoldaten, der während des Ersten Weltkriegs zweieinhalb Jahre lang Postkarten und selbstaufgenommene Fotos vom Alltag in den Schützengräben verschickt hatte. Außerdem hatte er fast jede Woche seiner Schwester geschrieben und dem berühmten postsymbolischen Dichter Anatole Massis, der offenbar sein bester Freund gewesen war. Der Fundus war von unschätzbarem historischem Wert" (11).

    Der "Schatz" gehört Alix de Chandelar, 89 Jahre alt, und stammt von ihrem Onkel Alban de Willecot. Da sie nicht will, dass dieser ihrem "nutzlosen" Enkelsohn in die Hände fällt, hat sie entschieden, ihn Elisabeth anzuvertrauen, die für das Institut für Fotogeschichtsschreibung des 20.Jahrhunderts arbeitet.

    Elisabeth erwirbt den historischen Schatz für das Institut und freundet sich in den wenigen Monaten, die bis zum Tod der alten Dame vergehen, mit ihr an, und erbt von ihr überraschenderweise deren Haus in Jaligny-sur-Besbre. In dem abgeschiedenen Haus, in dem "der Duft des Waldes" zu riechen ist, vertieft sie sich in die Briefe Willecots und findet durch die Arbeit einen Weg, ihre Trauer zu überwinden.
    Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt, gerichtet an ein Du, an den verlorenen Geliebten der Protagonistin. Daneben stehen die Briefe Alban, einen Eindruck von der wachsenden Verzweiflung Albans an der Front und seine Erkenntnis, dass man seine Menschlichkeit verliert und der Krieg sinnlos erscheint. 1916 hat er die Hölle von Verdun erlebt.

    "Und weißt Du, was das Schlimmste ist, Anatole? Man gewöhnt sich daran. Man gewöhnt sich an diese Routine, die daraus besteht, dem Tod entgegenzugehen oder den Tod zu bringen. Nach den ersten paar Tagen springen wir nun alle mit Geschrei aus unseren Löchern, als hätten wir ein Leben lang nichts anderes gemacht." (29)

    Neben den Briefen hat Alban seinem seinem Freund Anatole Massis auch Bilder vom Alltag der Frontsoldaten schickt - anscheinend finden auch unentwickelte Filme trotz Zensur ihren Weg zum Dichter und werden von diesem heimlich entwickelt. Was zeigen sie? Und wo befinden sich diese Bilder? Welches Ziel verfolgen die beiden Freunde damit?
    Als der Enkel Anatoles Kontakt mit Elisabeth aufnimmt, schöpft sie die Hoffnung auf die Antwort-Briefe des Dichters, die angeblich beim Brand des Wohnhauses von Blanche de Borges, der Schwester Alban de Willecots, in Othiermont verloren gegangen sein sollen. Statt dessen erhält sie eines der heimlich aufgenommenen Bilder, das neue Fragen aufwirft.

    Neben der Ich-Perspektive und den Briefen bilden erzählte Passagen, die Elisabeths Hypothesen abbilden, was damals geschehen sein könnte, eine weitere Erzählebene, ebenso wie Dianas Tagebuch, die eine Freundin oder Geliebte (?) Albans gewesen ist.

    In alten Briefen Alix´findet Elisabeth einen Hinweis, der sie zu Violeta Mahler nach Lissabon und die Leser*innen zu einem weiteren Handlungsstrang in den 2.Weltkrieg führt, der sehr komplex mit dem ersten verwoben ist.

    Violetas Mutter Suzanne gelang mit ihrem Onkel Ari während der Besatzung Frankreichs die Flucht nach Lissabon, während ihre jüdische Mutter Tamara bis heute als verschollen gilt. Warum hat sie ihr einziges Kind im Stich gelassen? Auf der Suche nach Antworten stieß Suzanne auf den Namen Victor Ducreux, der Sohn Dianas.

    Violeta besitzt das verschlüsselte Tagebuch Dianas, das sie Elisabeth überlässt und deren Inhalt immer neue Überraschungen bereit hält, so dass Elisabeths Hypothesen permanent revidiert werden müssen, bis am Ende die "Wahrheit" endlich ans Licht kommt.

    Durch Violeta lernt die Historikerin deren Bruder Samuel kennen, in den sie sich verliebt - auch dessen Vergangenheit birgt ein Geheimnis, das enträtselt werden will.

    Bewertung
    Ein inhaltlich sehr komplexe Geschichte über Freundschaft und Liebe, Verrat und Betrug, über die Erinnerung und den Wunsch, die Wahrheit herauszufinden, und vor allem über die Grausamkeiten des Krieges. Über Gerechtigkeit, die einigen Soldaten posthum widerfährt und über dunkle Flecken, auch in der Militärgeschichte.

    Die Figuren aus der Vergangenheit, die in den Briefen, im Tagebuch und auch in einzelnen Kapiteln erscheinen, wirken authentisch - nur der Dichter bleibt blass, aber auch das hat seinen Sinn, wie sich am Ende herausstellt. Gestern hat einerseits die weiblichen Figuren in den Vordergrund gestellt, die Historikerin mit ihrer Trauer und die jugendliche starke Diana, die in einer männerdominierten Welt keine Chance hat, ihre Träume auszuleben. Die heimlich ihr Abitur machen muss und deren mathematische Begabung sich nicht entfalten darf.
    Andererseits liegt der Fokus auf dem 1.Weltkrieg, auf das, was Alban in den Schützengräben erlebt, was er fotografisch eigentlich nicht festhalten darf und wie er mit seinen Bilder das Gestellte entlarvt. Dass Gesterns Fachgebiet die Fotografiegeschichte ist, zeigt sich in ihren detailgetreuen und profunden Beschreibungen der Postkarten und Bilder.
    Was mich fasziniert hat, sind die vielen Wendungen, die sich aufgrund neuer Funde und der akribische Quellenarbeit der Protagonistin ergeben, die eine neue Sichtweise eröffnen, eine andere Lesart ermöglichen. Damit verdeutlicht sie implizit und explizit an der Figur der unsympathischen "Wissenschaftlerin" Joyce Bennington, die Anatole und Alban ein homosexuelles Verhältnis unterstellt, wie gefährlich und unseriös es ist, voreilig Schlüsse zu ziehen, die sich nicht entsprechend belegen lassen.

    Eine packende, wenn auch sehr komplexe Geschichte (daher die Figurenkonstellation ;)), die beim Lesen Aufmerksamkeit fordert, die berührt und betroffen macht.

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Franziska zu Reventlow: Eine Biografie

Buchseite und Rezensionen zu 'Franziska zu Reventlow: Eine Biografie' von Kerstin Decker
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Franziska zu Reventlow: Eine Biografie"

Am 25. Juli 1918 stürzt Franziska zu Reventlow in Locarno vom Fahrrad. Nach einer Notoperation stirbt sie am frühen Morgen des 26. Juli 1918 an Herzversagen – 47 Jahre alt.
Weil sie, obwohl ein Mädchen, kompromisslos »ich« sagte, wurde die junge Comtesse von ihrer Familie verstoßen und beinahe entmündigt. Die Vielliebende fand es verantwortungslos, an Männern, die ihr gefielen, vorüberzugehen. Sie streifte manchen intim, den man immer noch kennt, etwa Rainer Maria Rilke, Karl Wolfskehl oder Ludwig Klages. Zum ersten Mal wird die Biografie ihrer Lieben erzählt, denn auch Lieben sind Lebewesen: Sie werden geboren, reifen und sterben, aber nicht alle. In Kerstin Deckers ebenso tragischem wie komischen Bericht dieses Lebens bleibt vom Bild der robusten Männersammlerin fast nichts übrig. Es entsteht ein einzigartiges Mutter-Kind-Porträt und das Bild einer Frau, die eine so weltüberlegen-hochironische Prosa schrieb, dass es Männern schwerfiel, an eine Autorin zu glauben.

Format:Kindle Edition
Seiten:384
EAN:
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Rezensionen zu "Franziska zu Reventlow: Eine Biografie"

  1. Die Schwabinger Gräfin

    Fanny zu Rewentlow ist eine Frau, die auch heute noch polarisiert. Geboren als 5. Kind einer norddeutschen Adelsfamilie war sie von Kind an eine Unangepasste. Die Erziehungsmethoden prallten an ihr ab, Auflehnung und Rebellion waren ihr schon als junges Mädchen eigen und sie sollte sich nie an Konventionen halten. Um der Entmündigung zu entgehen, lebt sie einige Zeit in einer Pastorenfamilie, bereitet sich auf ein Lehrerinnenexamen vor. Die Heirat mit Walter Lübke scheint ihr ein Ausweg. Walter finanziert ihren Aufenthalt in München, wo sie Malerei studieren möchte. Aber, wie so oft, kommt ihr die Liebe – oder besser der Eros dazwischen. Bald gilt sie als der Stern der Schwabinger Boheme.
    Kerstin Decker findet dafür die Bezeichnung „ die Vielliebende“, tatsächlich ist Fanny eine Frau, die die Liebe und Leidenschaft liebt. Da mündet in viele, oft auch rein kommerzielle sexuelle Begegnungen. Ihr Leben verläuft in unruhigen Bahnen, allgegenwärtig ist die materielle Not und ist immer wieder auf Zuwendungen angewiesen. Schon lange hat sich Mann und Familie von ihr abgewendet.
    Ich hatte schon einiges von und über Franziska zu Rewentlow gelesen und war sehr gespannt auf diese Biografie. Es ist mir mit diesem Buch nicht leicht geworden. Ich empfand den Schreibstil als überbordend und sich in vielen Nebensächlichkeiten verzettelnd. Die weitschweifigen Einlassungen zu den philosophischen Gedanken der zeitweiligen Gefährten, wie Ludwig Klages waren eine echte Herausforderung an mein Durchhaltevermögen. Dazu kam, dass mir Franziska immer uninteressanter wurde, je mehr ich über sie las. Vielleicht lag es auch daran, dass die Autorin den Schwerpunkt auf das Liebesleben und die sexuelle Selbstverwirklichung Franziskas legte, aber andererseits war das auch der Schwerpunkt ihres Leben.
    Die Biografie ist detailverliebt und punktet mit vielen Zitaten aus den Briefen und Notizen Franziskas und ihrer Zeitgenossen. Die Autorin hat wirklich jeden Aspekt dieses Lebens erfasst und trotzdem konnte mich die Biografie nicht gänzlich überzeugen.

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Camus: Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie

Buchseite und Rezensionen zu 'Camus: Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie' von Iris Radisch

Inhaltsangabe zu "Camus: Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie"

Lesern von "Camus: Das Ideal der Einfachheit - Eine Biographie" gefiel auch

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783499628016
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Millionär in der DDR

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Rezensionen zu "Millionär in der DDR"

  1. Unfassbarer Kath

    Cover und Gestaltung:
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    Das Cover zeigt den ehemaligen DDR-Millionär Siegfried Kath mit seiner 2. Frau Annelies, die für sein Handeln zum geschäftlichen Erfolg eine maßgebliche Säule war. Im Hintergrund sieht man Ausschnitte aus anderen wichtigen Lebensphasen zu einer Collage zusammengefügt. Das Titelbild passt sehr gut zu der Geschichte, denn zum einen handelt es sich um eine historische Aufarbeitung von Fakten, zum anderen symbolisieren die Ausschnitte, dass es viele kleine Ausschnitte aus Kaths Leben gibt, die sich schwer zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenfügen lassen.

    Inhalt:
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    Siegfried Kath war wohl einer der wenigen Deutschen, die nach Bau der Mauer in die DDR ein-, statt ausgewandert ist. Hier arbeitete er sich nach einigen anderen Jobexperimenten als Antiquitätenhändler zum DDR-Millionär hoch. Nach sein Reichtum sollte nicht von Dauer sein und er fiel tief. Dieses Buch versucht, seine Geschichte schlüssig zusammenzutragen und sein Handeln zu erklären.

    Mein Eindruck:
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    Die Gestaltung des Buches hat mich direkt angesprochen. Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut, angefangen von der recht kurzen Kindheit von Kath bis zu seinen ersten beruflichen Erfahrungen in Westdeutschland und schließlich seine (scheinbar ungeplante) Einwanderung in die DDR und wie er sich dort in Etappen hoch arbeitete, bis er schließlich fiel. In den Kapiteln sind immer wieder Fotos von relevanten Begegnungen Kaths mit anderen Personen sowie Bilder der wichtigsten Dokumente, die sein Leben einschneidend bestimmten, zu finden. Dadurch wird die Handlung anschaulich und greifbar für den Leser.

    Man merkt, dass der Autor viel Zeit auf seine Recherche verwendet hat, denn es finden sich unzählige Quellenangaben in Form von Fußnoten im Text. Diese hindern jedoch keineswegs den Lesefluss, sondern sind ausschließlich dazu geeignet, später ggf. selbst näher nachzuforschen. Die Bemerkung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, ist "Unfassbar Kath". In 2 Kapiteln ist diese Bemerkung sogar Teil der Überschrift. Kath selbst war ein unfassbarer Mensch. Er selbst hat kaum Aufzeichnungen hinterlassen und in Interviews zeigt sich, dass er seinen Mitmenschen gegenüber sehr verschlossen war. Keiner wusste, wie es wirklich in ihm aussah. Selbst seine Familienangehörigen konnten über viele Dinge nur mutmaßen. Unfassbar ist auch oft das Verhalten von Kath. Mal denkt man, er ist clever, mal naiv, mal hat man den Eindruck er ist schlicht stur und unbelehrbar. Doch sein Verhalten führt ihn zum Erfolg. Solange, bis die DDR-Funktionäre den Spieß umdrehen, weil sein Erfolg nicht sein darf in ihrem System. Sie machen ihn zu ihrem Sündenbock. Und selbst nachdem dies der Fall ist, lässt Kath nicht von seiner Hoffnung ab, es doch wieder schaffen zu können.
    Sein ganzes Leben liest sich durch die Zusammenstellung von Herr Nehring unglaublich spannend. Wie Kath handelt, lässt einen staunend und gleichzeitig mit Fragezeichen zurück. Mich hat die Geschichte aufgrund der ungewöhnlichen Persönlichkeit Kaths gefesselt. Ich hatte nur an einigen Stellen Probleme, die vielen Namen zu behalten und welche Rolle sie spielten. Hier hätte ein Personenregister am Ende eine gute Abhilfe schaffen können. Auch eine Kurzbiographie mit den wichtigsten Stationen Kaths hätte ich gut gefunden.

    Die Erzählweise ist sachlich distanziert. Man merkt dem Autor an, dass vieles auf Vermutungen und logischen Schlussfolgerungen der wenig bekannten Fakten beruht. Das fand ich anfangs recht unbefriedigend, doch dies entspricht eben der Tatsache, dass es ungefüllte Lücken im Lebenslauf von Kath gibt und es ist besser, Vermutungen anzustellen und sie zu erläutern, als unhaltbare Behauptungen aufzustellen oder gar auf die Erzählung einer so interessanten Geschichte zu verzichten. Ich finde, der Autor ist hier einen guten Weg gegangen.
    Mir erschloss sich ein bis dato unbekannter, faszinierender und spannend geschriebener Teil der DDR-Geschichte und ich empfehle es allen, die historisch an der DDR interessiert sind.

    Fazit:
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    Die unglaubliche Geschichte vom Aufstieg und Fall des Antiquitätenhändlers und DDR-Millionär Siegfried Kath - Ein spannender Teil DDR-Geschichte

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Sportlerinnen schreiben Geschichte

Buchseite und Rezensionen zu 'Sportlerinnen schreiben Geschichte' von Bettina Schumann-Jung
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Sportlerinnen schreiben Geschichte"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:152
Verlag: Arete Verlag
EAN:9783942468886
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Rezensionen zu "Sportlerinnen schreiben Geschichte"

  1. 25 herausragende Sportlerinnen und ihre Geschichte

    Cover und Gestaltung:
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    Das Cover empfand ich als eher abschreckend als ansprechend. Das dunkle Braun im Hintergrund wirkt trist. Den Titel kann man kaum lesen, der Untertitel in Grau ist noch schwerer zu entziffern. Die Umrisse der Sportlerinnen sind nur schemenhaft zu erkennen und wirken auf mich altmodisch. Das ganze Buch wirkt wie ein Mauerblümchen und hätte mich im Laden definitiv nicht angesprochen. Es sieht aus wie ein altes Schulbuch. Das ist schade, denn in dem Buch steckt mehr!
    Hervorragend ist dagegen die Qualität des Buches: Es ist ein Hardcover mit farbig-glänzend bedruckten Seiten, die aus dickerem Papier bestehen.

    Inhalt:
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    Die Autorin porträtiert geordnet nach den sieben Kategorien "Grazien voller Power", "Ballspielerinnen", "Gipfelstürmerinnen", "Rekordhalterinnen", "Grenzgängerinnen", "Botschafterinnen" und "Sportlerinnen in der Kunst" eine Auswahl von 25 Sportlerinnen mit besonderer Geschichte.

    Mein Eindruck:
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    Beim Aufschlagen des Buches fiel mir als erstes die relativ kleine Schrift auf. Zwar ist sie ohne Lupe lesbar, doch empfinde ich es doch als anstrengend, wenn die Seiten mit so vielen Informationen vollgepackt sind. Die Schriftgröße war für mich gerade noch ausreichend.
    Inhaltlich hat mir dieses Werk sehr gut gefallen. Gleich zu Beginn findet man ein Inhaltsverzeichnis zur Übericht. Die Frauen sind in kurzen Kapiteln von etwa 6-7 Seiten in flüssigem Schreibstil beschrieben. Man erfährt dabei viel über die herausragenden Leistungen der Frauen, bekommt jedoch auch Einblicke in ihre Persönlichkeiten. Dabei hat mich der unterschiedliche Aufbau der einzelnen Porträts überrascht: Einige beinhalten Interviews, einige sind eher an Zeitungsartikeln und Biographien orientiert. Bei vielen ist es eine Mischung aus vielen unterschiedlichen Quellen, so dass der Inhalt aufgelockert und der Leser gefesselt wird.
    Praktisch sind die Info-Kästen, in denen ein Foto abgebildet ist und das Wichtigste über die jeweilige Person noch einmal zusammengefasst ist. Die Nennung weitere Recherchequellen runden das Gesamtbild ab. Auf den ersten Seiten waren die Infokästen ähnlich trist gestaltet wie das Cover: weiße Schrift auf braunen Hintergrund. Glücklicherweise werden im Verlauf des Buches die Kästen farbiger und die Optik gefälliger.

    "Sport kann Leben verändern und dazu beitragen, gesellschaftliche Normen, politische Widerstände und eigene Handicaps zu überwinden." (S. 121)

    Die Auswahl der Sportlerinnen hat mich aufgrund er breiten Auswahl überrascht: Während mir Athletinnen wie Marika Kilius oder Steffi Graf bekannt waren und mir auch die verstorbene Esther Williams aus Filmen noch ein Begriff war, stieß ich oft auch auf mir unbekannte Frauen mit beachtlichem Lebenslauf. Nachhaltig im Gedächtnis ist mir hier das traurige Schicksal von Gretel Bergmann, die leider Opfer von Nazi-Propaganda wurde und keine Anerkennung für ihre sportliche Leistung bekam. Positiv beeindruckt hat mich die Geschichte von Annie Londonderry als eine Art weiblicher Münchhausen mit erstaunlicher Leistung bei ihrer Radtour um die Welt. Auch die Geschichte von der Fliegerin Marie Marving und ihre Vision einer Luftabmbulanz war spannend zu lesen. Aber auch bei den mir bekannten Frauen war es interessant, hinter die Kulissen ihres Werdegangs zu blicken. Die Autorin hat einen flüssigen, unterhaltsamen Schreibstil und versteht es, dem Leser die einzelnen Frauen und ihre Anliegen nahezubringen. Geschickt in die Biographienn eingeflochten sind Details über Entstehung, Regularien und Techniken einzelner Sportarten.

    Einzig das Kapitel "Sportlerinnen in der Kunst" wäre für mich entbehrenswert gewesen. Der Untertitel "Porträts von außergewöhnlichen Frauen" suggeriert, dass es um reale Personen und deren Leben geht, nicht um Darstellungen abstrakter/unbekannter Personen. Zwar fand ich dieses Kapitel für sich genommen ganz aufschlussreich und habe auch einiges gelernt. Ich hätte darauf jedoch gut zugunsten weiterer Porträts realer Frauen verzichten können. Das Buch war schnell gelesen und weckte den Wunsch nach Mehr. Daher hoffe ich auf ein weiteres Porträt-Buch der Autorin, diesmal mit einer besseren Cover-Gestaltung.

    Fazit:
    --------
    Eine bunte Auswahl bekannter und weniger bekannter Frauen, die durch ihre sportliche (und gesellschaftliche) Leistung nachhaltig die Geschichte beeinfluss(t)en

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Hinten sind Rezepte drin

Buchseite und Rezensionen zu 'Hinten sind Rezepte drin' von Katrin Bauerfeind
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hinten sind Rezepte drin"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
EAN:9783596033973
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Rezensionen zu "Hinten sind Rezepte drin"

  1. Selbstbewusst geht immer...

    Nachdem ich bereits bei "Alles kann, Liebe muss" so herzhaft lachen musste, war ich doch sehr gespannt auf frühere Bücher von Frau Bauerfeind. Tja und bei dem herrlichen Kaktuscover konnte ich dann einfach nicht widerstehen.

    In diesem witzigen "Ratgeber" geht es um das Thema Frauen. Wie verhalten sie sich, was machen sie, um zu gefallen und merken Männer den ganzen Zipp und Zapp überhaupt?

    Frau Bauerfeind gelingt es über viele kleine Geschichten eine Bestandsaufnahme der heutigen deutschen Frau zu schaffen. Das Geschilderte ist so schon Freundinnen oder gar mir selbst in ähnlicher Form passiert.

    Ich denke gerade Frauen jenseits der 30 werden sich am besten einfühlen und mit dem Dargestellten identifizieren können.

    Auch wenn die Geschichten völlig willkürlich aneinander gereiht sind, vieles aufzeigen, aber kein direkter Zusammenhang zwischen ihnen besteht, stellen sie doch sehr realistisch das heutige Leben einer Frau dar.

    Dies ist ganz klar ein Buch für den Lacher zwischendurch. Man muss es nicht in einem Durchlesen, um zu verstehen, kann wild durchblättern und sich die liebsten Geschichten rauspicken, wenn man mag.

    Ich habe teils Tränen gelacht beim Lesen und kann nur bestätigen: ja liebe Katrin so ist das mit uns Frauen und wir können noch viel tun, um unser Leben zu verbessern.

    Auch hat es mich etwas nachdenklich gestimmt, denn vielleicht sollten gerade wir Frauen daran arbeiten nicht die Erwartungen anderer (ins besondere der von Männern) zu erfüllen, sondern ausschließlich unsere eigenen und wie wir uns sehen und fühlen wollen.

    Fazit: Kurzweilige Lektüre, die mir ein sonniges Wochenende noch schöner gemacht hat. Lesenswert!

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