Schiller für Kinder
Sie müssten sich nicht vor Goethe fürchten, beruhigt Härtling im Vorwort die Kinderchen, um anschliessend zu einem Exkurs über Kindheit im 18. Jahrhundert im Allgemeinen und Johann Wolfgang im Speziellen anzusetzen.
Das mag ja alles ganz interessant sein, mit Härtlings Auswahl an Texten hat es indessen nur insofern etwas zu tun, als Goethe niemals Kindliches im heutigen Sinne in seine Texte hat einfließen lassen.
Ansonsten ist dem Herausgeber nicht allzuviel eingefallen. Die üblichen Balladen ("Der Zauberlehrling", "Der Erlkönig") mischen sich mit meist kürzeren Gedichten, die vor allem nach kindertümelnden Motiven ausgewählt scheinen – in welchen sich deshalb das Bienchen, das Blümchen, die leuchtenden Sterne und ein Knab' mit Vögelein nur so tummeln. Die längeren Texte (z.B. "Der Löwe" aus "Novelle") schrecken Kinder wohl eher ab denn dass sie zu verlocken vermögen...
Für mich als "Anfänger", was Goethe anbelangt, war es ein schöner Einstieg in das Werk des Dichterfürsten. Die Vielseitigkeit seiner literarischen Ergüsse kommt in den 79 Minuten der CD gut zum Tragen. Peter Härtling trägt die Gedichte, Balladen, Briefausschnitte und Stücke auch gekonnt vor.
Für die genannte Zielgruppe "Kinder" jedoch halte ich die CD für nicht besonders geeignet, nicht zuletzt, weil zu manchen Werken wie "Der Erlkönig" keine ausreichenden Erklärungen mitgeliefert werden.
Geeignet ist dieses Hörbuch für alle, die einen ersten Einblick in Goethes Werk nehmen wollen...
© Parden
Ein gelungener Einblick in die Vielseitigkeit des Dramatikers un
"Schiller war ein sehr ernster Dichter", erzählt Härtling warnend im Vorwort: "Darum fiel es mir schwer, für Euch eine Auswahl zu treffen. Manchmal lachte er und wurde witzig. Diese wenigen Beispiele habe ich nicht übersehen. Übrigens schrieb er geschichtliche Abhandlungen und Erzählungen, die gescheit und sehr lesenswert sind - nicht für euch!"
Witziges findet sich bisweilen tatsächlich auf der 74 Minuten langen CD, so das frühe Gedicht "Zum Geburtstag der Frau Griesebach":
"Nun lebe wohl! Ich sag’ ade.
Gelt? Ich war heut bescheiden.
Doch könntest du mir, eh ich geh’
´ne Butterbemme schneiden."
Daneben hat Härtling auf Klassiker wie "Das Lied von der Glocke", "Der Ring des Polykrates", "Der Taucher" oder "Die Bürgschaft" gesetzt. Und so bleibt Schiller auch in Härtlings Auswahl starker Tobak.
"Manches, befürchte ich, werdet ihr nicht verstehen", hat auch Härtling erkannt, und das gilt zum Teil sicher auch für Schillers Humor. Daran können auch die Anmerkungen nichts ändern, mit denen der Schriftsteller die abgedruckten Gedichte, Balladen, Rätsel, Briefe und Auszüge von Theaterstücken kommentiert und bestimmte Passagen erläutert hat.
Wieder glaube ich nicht, dass dieses Hörbuch für die angegebene Zielgruppe besonders geeignet ist. Da ich es aber selbst hören wollte, kann ich nur bestätigen, dass es einen guten Einblick in die Vielseitigkeit von Schillers Werk bietet.
Besonders "Die Bürgschaft" ist mir im Gedächtnis haften geblieben - der mir bislang unbekannte Text wurde so gelungen vorgetragen, dass mir gegen Ende tatsächlich eine Gänsehaut den Rücken hochkroch. Einen derartigen Effekt hätte ich beim Genuss von Schillers Klassikern nicht erwartet...
Wenn auch nicht unbedingt für Kinder, so ist das Hörbuch jedoch in jedem Fall geeignet, um einen ersen Einblick in Schillers Werk zu erhalten.
Mir hat es ehrlich gesagt auch Lust auf mehr gemacht.
© Parden
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